Harry: Feucht und Versau(er)t

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»Harry: Feucht und Versau(er)t« ist eine Kurzgeschichte von EllaQq, die der Kategorie Humor zugeordnet wurde. Zurecht, denn hier wird kein Lachmuskel ungenutzt bleiben. Allein das Wortspiel im Titel sorgt schon für den ersten Schmunzler

Der Plot ist relativ einfach zu beschreiben: Es gibt keinen. Das ist aber auch gar nicht nötig, denn genau so gelingt es der Autorin, jegliche Badboy-Storys zu parodieren.

Während der Klappentext damit lockt, dass der Protagonist (der ja im wahren Leben, also außerhalb jeglicher Fan-Fictions, Sänger einer austauschbaren Männergesangsgruppierung ist) transsexuell ist und das verstecken muss, denn ansonsten stirbt er. Und anscheinend taucht auch noch ein williges Weibchen auf, mit dem er dann eine On/Off-Beziehung oder ähnliches führt. Genauere Infos liefert der mit einer Anzahl an Rechtschreibfehlern wie es Sterne im Weltall gibt gespickte Text nicht, aber täte er das, würde diese Geschichte ihren Zweck nicht erfüllen.

Geliefert wird eigentlich alles, was man sich nur vorstellen kann: Eine grottenschlechte Grammatik, unzählige Rechtschreib- und Tippfehler, ein hochgradiger Mangel an stringent formulierten Sätzen und überhaupt jeglicher Logik. Oh, und Autorenanmerkungen, die manchmal mitten im Text auftauchen dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Ich muss erstmal ein ganz großes Lob an die Autorin aussprechen, dass sie so lange durchgehalten hat, denn seien wir mal ehrlich. Wenn man einmal die Grundzüge der deutschen Sprache beherrscht, ist es schwierig, sich davon abzuwenden. Und je nachdem, in welchem Programm das Ganze verfasst wurde, sind da auch noch die zackigen roten Linien, die zeigen, was man da gerade für einen Murks verfasst. Diese Konsequenz hat nicht jeder. Badfics zu schreiben muss echt eine harte und nicht zu unterschätzende Aufgabe sein.

Aber die Geschichte von Hairy Styles und »Sky Hartz 4 Name« (der sich permanent ändert und in diversen kreativen Varianten ausgeschmückt wird) wollte anscheinend unbedingt erzählt werden. Der Ekelfaktor ist an manchen Stellen durchaus gegeben und das Kopfkino vorprogrammiert, aber genau das ist es, was ich von einer Geschichte wie dieser erwarte.

Pappaufsteller, eine Protagonistin mit Mary-Sue-Vergangenheit, einen Typen, der scheiße zu Frauen ist, was aber niemanden stört, da sich ihm die Weiber ohnehin an den Hals werfen und am Ende Schwangerschaft und Tod. Das ist es, was den Leser in »Harry: Feucht und Versau(er)t« erwartet und auch lange nach Beenden der Lektüre nicht mehr loslässt.

Ganz ehrlich, diese verstörenden Bilder von Harry mit nur noch einem einzigen Glied und dem im Wind flatternden Bikinizonen-Haar werden immer in meinem Schädel haften bleiben. Aber ich bereue es keine Sekunde lang und muss immer noch anfangen zu lachen, wenn ich daran denke.

Ich hatte auf jeden Fall riesigen Spaß beim Lesen, auch wenn es mir anfangs schwerfiel über die ganzen absichtlich gestreuten Fehler hinwegzulesen, ohne direkt einen Anfall zu bekommen. Nach ein oder zwei Kapiteln hatte ich mich aber soweit daran gewöhnt, dass ich darüber lachen konnte, so, wie es von der Autorin intendiert ist.

Der Humor ist alles in allem sehr simpel und setzt oft auf Fäkalausdrücke und sexuelle Anspielungen. Der ein oder andere sehr, sehr clevere Gag wie die Erwähnung von »Onlyout Otter™« fehlen aber auch nicht und so ist eigentlich ein sehr breites Spektrum abgedeckt.

Mir hat es auf jeden Fall sehr gefallen und ich empfehle es all jenen, die die Schundliteratur, die Wattpad überschwemmt nicht mehr mit ansehen können. Und meinetwegen auch denjenigen, die wirklich solche Geschichten lesen und gar nicht begreifen, dass sie an eine Parodie geraten sind.

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