Collide

By Jean_Marauder

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»James sah mich an und erwiderte langsam: "Ich glaube, dir macht einfach der Gedanke Angst, von jemandem so s... More

Zurück nach Hogwarts
Im Zug
Frühstück
Die Heulende Hütte
Allein
Jede Menge Einsichten
Zusammen mit meinen Freundinnen
Eifersucht
Auf dem Flur
Am See
Mary in Not
Nachsitzen für Streber
Versöhnung
In der Bibliothek
Halloween
Neuer bester Freund
SPECIAL
Geheimnisse
Recherche
Geburtstagsüberraschung
Schneeliebe
SPECIAL
Schneeballschlacht im Mondschein
Das Gute in Remus
Literaturgespräche
SPECIAL
Berufsberatungen
Wintermärchen
Briefe aus Cokeworth
Revolution im Hogwarts Express
Schwiegertochter gesucht
HARRY POTTER TAG
Weihnachten bei den Potters
Das Muttersöhnchen
Küsse und Kuchen
Lilien für Lily
Wasser für die Seele
Team = Toll Ein Anderer Machts
Hogsmeade
Aprilwetter
Wohin?
Dr. Mary MacDonald
Die schlimmste Erinnerung
Laute Stimmen
Wörterbuch für die Liebe gesucht!
Im Krankenflügel
SPECIAL
Trauerreden
DANKSAGUNG

SPECIAL

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By Jean_Marauder

Bei Merlins Bart, womit verdiene ich kleines Fangirl den 4k Reads??? Awww, vielen Dank!!! ❤️ Das macht mich echt unglaublich stolz und glücklich . . . Als Special hatte ich einen Remadora-OS geplant, aber dann hatte ich viel zu viele Ideen und keine Lust, das alles in eine Kurzgeschichte zu packen. Vielleicht mache ich da ja irgendwann auch mal ein Buch draus, allerdings ist Remadora ein meiner absoluten Lieblings-OTPs und somit auch ein ziemlich emotionales Thema. Jedenfalls hatte ich dann im stinklangweiligen Physikunterricht einen süßen kleinen Einfall . . . Momentan lebe ich halt teilweise in der Next Generation, ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen. xD Und es tut mir Leid, dass es so unendlich lang geworden ist. Ich bin gespannt, wie es euch gefällt. Voten und Kommentieren nicht vergessen! Danke fürs Lesen. :**

Teddy Lupin wusste nicht wie es war, morgens in der Großen Halle Post von seinen Eltern zu bekommen. Er konnte nicht wissen wie es sich anfühlte, zu Hause in den Sommerferien zusammen mit seinen Eltern das Zeugnis entgegen zu nehmen. Er hatte keine Ahnung wie es war, beim Frühstück im Elternhaus Mum beim fröhlichen Pfeifen ihres Lieblingsliedes zuzuhören oder zusehen, wie sein Dad mit gerunzelter Stirn den Tagespropheten las. Teddy Lupin hätte wirklich gern einmal erlebt, wie seine Mutter seinen Dad dafür rügte, die ganze Schokoladenpackung heimlich im Alleingang aufgegessen zu haben. Er hätte verdammt viel dafür gegeben, ihre stolzen Gesichter zu sehen, als er am Anfang des Schuljahres zum Schulsprecher ernannt worden war. Ein einziges Mal hätte er gern den Duft der weichen Haut seiner Mutter gerochen und die starken Arme seines Vaters um sich gespürt. Doch das war ein hoffnungsloser, unmöglicher Wunsch.

"Hast du langsam nicht genug Schokopudding gehabt?", erkundigte sich Frank Longbottom jr. amüsiert. Es war der Morgen des 24. Dezembers, an diesem Abend wäre der Weihnachtsabend und am darauffolggenden Tag der Weihnachtstag. Teddy zuckte nur mit den Schultern. "Das schmeckt aber so gut! Und außerdem haben wir Weihnachten", verteidigte sich der Siebtklässler aus Hufflepuff mit den blauen Haaren mampfend. Frank schmunzelte, doch dann verdunkelte sich sein Blick schlagartig und er duckte sich unwillkürlich. Der Grund dafür war sein Vater Neville Longbottom, unser Professor für Kräuterkunde und Hauslehrer der Gryffindors, der in diesem Moment den Mittelgang in der Großen Halle entlangspazierte. Er wirkte leicht gehetzt, weil er mal wieder zu spät zum Frühstück war. Allerdings konnte niemand bestreiten, dass er ein verdammt guter Lehrer war. Und schon fingen die üblichen Kommentare von allen Seiten an: "Guck mal, Frank, da ist dein Vater! Siehst du ihn, siehst du ihn? Dein Vater, Frank!" Frank, der sich so etwas jedes Mal anhören musste, verzog das Gesicht zu einer Grimasse: "Ach, wirklich? Das ist mein Vater? Gibt's ja nicht!" Teddy grinste und entfernte die schokoladigen Reste seines Frühstücks aus seinem Gesicht. "Ich wünschte, mein Vater wäre kein Lehrer in Hogwarts", maulte Frank verstimmt. "Ich wünschte, ich könnte ein einziges Mal mit meinem Vater reden", dachte Teddy währenddessen und nickte nur reserviert. Er hatte eine wunderschöne Kindheit bei seiner Großmutter Andromeda gehabt und die Potters waren wie eine Ersatzfamilie für ihn, aber irgendetwas hatte immer gefehlt. Da war eine Lücke in seinem Herzen, die er verzweifelt zu verbergen zu versuchte und die sich nicht so einfach stopfen ließ. Ihm würde auf ewig ein Teil fehlen. Nachdenklich ging Teddy zusammen mit Frank und den anderen Hufflepuffs zum Verwandlungsklassenzimmer, als er plötzlich in den kleinen James Sirius Potter hineinlief. "Sorry, Bro", entschuldigte sich der Zwerg mit der Zahnlücke lachend. James war wie ein jüngerer Bruder für ihn und Teddy liebte ihn von ganzem Herzen, auch wenn der Elfjährige ihn schon so manches Mal mit seinen Streichen zur Weißglut getrieben hatte. "Kein Problem, Kleiner!", meinte er daher abwinkend. Sofort stemmte der Erstklässler protestierend die Hände in die Hüfte. "Ich bin nicht klein!", rief er empört. "Natürlich nicht", erwiderte Teddy belustigt und klopfte dem Zahnlücken-Zwerg auf die Schulter. Dann eilte er seinen Freunden hinterher.

Am Abend war Teddy noch immer etwas melancholisch gestimmt und seine Laune besserte sich auch nicht wirklich, als James sich rachesüchtig von hinten an ihn heranschlich und ihm mit seinen dünnen Ärmchen kräftig auf den Kopf schlug. "Au!", beschwerte Teddy sich und fuhr herum. Mit seinen Freunden hatte er gerade noch draußen im Schnee gehockt, so hatten die Hufflepuffs sich mit einer Flasche Butterbier in der Hand weihnachtlich einstimmen wollen. Daraus wurde jedoch zumindest für ihn nichts: "Du sollst zu Professor McGonagall und zu Professor Longbottom, die wollen mit dir etwas wegen der Wichtel-Aktion besprechen!", krähte James vergnügt. Teddy stöhnte innerlich auf und unterdrückte ein Knurren. War er denn nicht mal an Heiligabend von seinen Pflichten als Schulsprecher befreit? Er liebte diese Aufgabe, aber gerade heute kam es etwas ungelegen. Verstohlen warf er einen Blick zu einer Schar Fünftklässlerinnen aus Gryffindor, unter denen sich auch Victoire Weasley befand. Teddy schluckte schwer. "Wenn das wieder einer von deinen Streichen ist-", fing er drohend an, doch James hielt ihm lediglich einen Zettel hin, auf dem unverkennbar die Unterschrift von Professor Longbottom zu sehen war. Missmutig rappelte Teddy sich auf. "Bis später!", sagte er zu seinen Freunden und schenkte dem kleinen James ein entschuldigendes Lächeln. Da fiel ihm ein, dass die Schulsprecherin Amanda Dashwood aus Ravenclaw am Morgen mit einer schweren Erkältung in den Krankenflügel gebracht worden war. Der Grund dafür lag nebenbei bemerkt bei James und seinem Cousin Fred Weasley, die in der Nacht davor heimlich einen riesigen Behälter mit verzaubertem Schnee über Amandas Bett angebracht hatten, der sich um Punkt 6:00 Uhr morgens über der Siebtklässlerin geleert hatte. Das war eine Racheaktion dafür gewesen, dass die spießige Ravenclaw sie verpetzt hatte, als James und Fred beim Putzen des Pokalzimmers sich mehr mit dem Umherschlittern auf dem nassen Boden mit den Lappen als auf ihre Strafaufgabe konzentriert hatten. Das wiederum hatten die frechen Erstklässler aus Gryffindor tun müssen, weil sie einem Slytherin aus ihrem Jahrgang seine Klamotten geklaut hatten, als dieser gerade Duschen gewesen war. Teddy konnte darüber nur den Kopf schütteln: Die beiden hatten echt nur Unsinn im Kopf. Allerdings war er nicht allzu traurig, nicht mit Amanda Zeit verbringen zu müssen, da sie sich ständig nur über die Schule, anstehende Arbeiten und dringende Hausaufgaben unterhalten wollte. So machte Teddy sich alleine auf den Weg in das Büro von Professor Longbottom, der seit einigen Jahren auch noch stellvertretender Schulleiter war. Zögernd klopfte er an und stieß dann leise die Tür auf: Niemand war da, aber der Raum war wirklich sehr unaufgeräumt. Teddy wollte nicht neugierig sein und schon gar nicht hatte er das Bedürfnis, sich unhöflich oder unangemessen gegenüber dem Vater seines besten Freundes zu verhalten, trotzdem fing er an sich mit einem Hauch von schlechtem Gewissen umzusehen. Von Ordentlichkeit war keine Spur zu erkennen. Stirnrunzelnd überflog Teddy ein paar der Blätter auf dem Schreibtisch und gleich oben auf dem ersten Papier blickte ihm das Zeichen vom St. Mungo entgegen. Bevor er einen näheren Blick darauf werfen konnte, wurde seine Aufmerksamkeit von einem Spiegel beansprucht, der so gar nicht in das Zimmer des Professors zu passen schien. Er stand in der hintersten Ecke des Büros und war als einziger Gegenstand nicht von Papierstaoeln oder Klamotten bedeckt. Voller ungezügelter Neugierde trat Teddy näher und musterte das alte Teil von oben bis unten. Merkwürdige Buchstaben waren in den oberen Rand eingeritzt und das Glas wirkte seltsam verschwommen, daher machte der Hufflepuff einen weiteren Schritt nach vorne und zuckte sogleich wieder zurück. Ungläubig blinzelnd wagte er einen erneuten Versuch und stellte sich fassungslos seinem Spiegelbild. Er sah sich selber, so wie er war: Blaues, verwuscheltes Haar, einen Hufflepuff-Umhang, an den des Schulsprecherabzeichen gepinnt war und mit einem aufrichtigen Lächeln im Gesicht. Und hinter ihm, direkt hinter ihm, da standen seine Eltern.

Remus und Nymphadora Lupin wirkten so echt, so real, so zum Greifen nahe. Natürlich hatte ihr Sohn sie bereits auf Bildern gesehen, aber das war anders. Hier standen sie in Lebensgröße bei ihm und winkten und lächelten und weinten. Auch Teddy lief eine Träne die Wange herunter. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, sie abzuwischen, denn im nächsten Moment sank der Siebzehnjährige vor dem Spiegel zusammen und fing leise anzuschluchzen. Zitternd streckte er die Hand nach seinem Dad und nach seiner Mum aus, doch seine bebenden Finger stießen auf hartes Glas. Völlig aufgelöst richtete Teddy sich auf und nutzte die Gelegenheit, seine Eltern näher zu betrachten. Remus wirkte glücklicher und entspannter als je zu seinen Lebzeiten, die Sorgenfalten waren durch Lachfalten ersetzt worden und er strahlte vor Zuversicht. Sein schäbiger Umhang war jedoch derselbe und Teddy hätte sich am liebsten darin eingekuschelt. Das Bild verschwamm erneut vor seinen Augen, aber er riss sich zusammen und guckte zu seiner Mutter. Ihr freundliches Grinsen schien sein gesamtes Herz zu erleuchten und er hatte das Gefühl, sie wüsste genau, was in ihm vorging. In dem Blick, den Nymphadora auf ihrem Sohn ruhen ließ, lag so viel Liebe und Zuneigung, dass es Teddy schmerzte. Verzweifelt presste er seine Hand auf die Brust und ließ den Blick abwechselnd von Mutter zu Vater wandern. Er konnte sich kaum von ihrem Anblick lösen, denn nie hatte sich mehr gewünscht seine Eltern zu treffen als in diesem Moment. Irgendwann waren die Tränen versiegt, aber Teddy blieb dort vor dem Spiegel sitzen und gab sich voll und ganz der Sehnsucht nach seiner Familie hin. Schließlich verdrängte er sogar die Traurigkeit und spürte soetwas wie Glück in sich. Er sah seine Eltern! Sie waren da. Ganz nah bei ihm. Immer wieder strich er sanft am Spiegelglas entlang. Den gesamten Weihnachtsabend hockte Teddy bei Remus und Nymphadora Tonks vor dem Spiegel und hatte das Gefühl, endlich zu Hause angekommen zu sein. Aber das reichte noch immer nicht azs. Wieso hatte er sie nicht kennenlernen dürfen? Warum hatten sie ihn so früh verlassen? Das war nicht fair. Plötzlich wurde die Tür mit einem Ruck aufgestoßen und Teddy erinnerte sich, wo er war. Ein keuchender Professor Longbottom stand vor ihm und stemmte sich die Hand in die Hüfte. "Mr Lupin, es tut mir unheimlich Leid! Wissen Sie, ich habe kurz bevor sie kamen einen Brief vom St- Mungo bekommen und war gerade-", er stoppte abrupt, "Was ist denn los? Geht es Ihnen gut?" Teddy nickte verwirrt und stand taumelnd auf. Neville Longbottoms Blick fiel auf den Spiegel in der Ecke und er schien zu verstehen. "Oh", machte er und schaute mitleidig auf Teddy, dem erneut die Tränen kamen. Der Junge mit den blauen Haaren wirkte so verloren, wie er da stand, die Arme hilfesuchend um den eigenen Körper geschlungen. "Komm mal her", sagte Professor Longbottim mit sanfter Stimme und zog Teddy zu seinem Schreibtisch. Dieser ließ es zu, dass sein Lehrer ihn vorsichtig auf den Besucherstuhl drückte und sich selber gegenüber von ihm hinsetzte. Nachdenklich schaute er ihn an und meinte schließlich: "Ich weiß, was du gesehen hast und ich kann deinen Schmerz nachvollziehen. Du musst wissen, dein Vater hat mir einst sehr geholfen." Teddy vergaß kurz seine ganzen Gefühle und sah überrascht hoch. Neville nickte bedächtig. "Oh ja, ich kannte Remus und Tonks. Sie waren wunderbare Menschen." "Und wieso sind sie gestorben? Wenn sie so wunderbar waren, warum haben sie mich allein gelassen? War es ihnen wichtiger, für irgendwelche Unbekannten gegen Voldemort zu kämpfen, als ihren eigenen Sohn aufwachsen zu sehen?", Wut und Verbitterung hatten sich in seine Stimme gemischt. Neville sah ihn aufmerksam an und erwiderte dann: "Glaub mir, Teddy, deine Eltern hätten alles dafür gegeben, dich aufwachsen zu sehen. Aber nicht in einer dunklen Welt voll Grausamkeit und Unterdrückung, sondern in einer guten Welt, in der du glücklich werden kannst. Dafür haben sie gekämpft. Für dein Glück." Teddy schluckte schwer. "Wie soll ich ohne Mum und Dad glücklich werden? Ich hätte sie so gern kennengelernt . . .", fragte er und knetete seine Hände im Schoß. Nach einem kurzen Moment des Zögerns erhob Professor Longbottom sich und nahm den verwirrten Teddy erneut mit zum Spiegel. Er stellte sich genau davor und sein Blick wurde weicher. Er beugte sich zu dem Hufflepuff herunter und erzählte flüsternd: "Weißt du, was ich in dem Spiegel Nerhegeb sehe?" Teddy verneinte mit einem stummen Kopfschütteln. "Ich sehe auch meine Eltern. Sie wurden von einer Gruppe von Todessern gefoltert. Da war ich noch ein Baby. Ich bin bei meiner Großmutter aufgewachsen, genau wie du", ergänzte Neville Longbottom schlichtweg. Teddy wollte sagen, wie Leid ihm das täte, aber er brachte keinen Ton heraus. Das war jedoch nicht weiter schlimm, weil der Professor sogleich mit seinem Bericht fortfuhr: "Der Sprechende Hut hat mich dann nach Gryffindor eingeteilt, obwohl ich keinen Deut Selbstbewusstsein hatte. Mit dreizehn Jahren bin ich dann deinem Vater begegnet. Er war unser Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste und hat mir geholfen, mutig zu sein und an mich selbst zu glauben. Vielleicht kommt dir das merkwürdug vor, aber ich spreche die Wahrheit wenn ich sage, dass Remus Lupin mich geprägt hat wie nur sehr wenige Menschen. Er war stets mein Vorbild und zumindest für ein Schuljahr so etwas wie ein Vater für mich" Er machte eine Pause. "Meine Eltern sind seit ich denken kann im St. Mungo und erkennen mich nicht, mein sehnlichster Wunsch war es stets, dass sie ihr Gedächtnis zurückbekommen und wir wieder eine echte Familie werden. Nun, dieser scheinbar hoffnungslose Traum scheint jetzt tatsächlich wahr geworden zu sein . . ." Auf Teddys neugierigen Blick hin nickte der stellvertretende Schulleiter glücklich. "In dem Brief vom St. Mungo stand, dass man eine brandneue Heilmethode zur Gedächtnisgewinnung erfunden hat und dass man es an meinen Eltern ausprobieren wollte. Ich habe mein Einverständnis gegeben und bin gleich nach dem Frühstück mit einer Sondergenehmigung von Professor McGonagall nach London appariert, wo man den Versuch durchgeführt hat. Es hat geklappt! Mum und Dad haben sich an meinen Namen erinnert! Ihre Erinnerungen werden ganz allmählich zurückkommen!", bei diesen Worten lief ihm eine Freudenträne die Wange herunter. "Das ist ja fabelhaft!", antwortete Teddy ganz überrumpelt. Er freute sich aufrichtig für Neville, "Aber . . . Professor, was sehen Sie jetzt in diesem Spiegel? Ich nehme an, er zeigt unseren sehnlichsten Wunsch?" Neville Longbottom nickte anerkennend und erwiderte: "Jetzt sehe ich mich mit Hannah . . . Du weißt ja, Franks Mutter. Ich wünsche mir, dass sie und die kleine Alice zu uns nach Hogwarts ziehen und wir heiraten. Da sie in London im Tropfenden Kessel arbeitet, bekomme ich sie nur selten zu Gesicht", er klang sehr traurig, richtete seinen Oberkörper dann aber auf und klopfte Teddy aufmunternd auf die Schulter. "Was ich dir damit sagen will ist, dass Familie das wichtigste ist, was wir haben. Und mit Familie müssen nicht nur unsere Eltern gemeint sein, auch Freunde können zu einem unverzichtbaren Teil von dir werden. Und eines Tages, Teddy, wirst auch du deine eigene Familie gründen. Du kannst sie dank deinen Eltern in einer guten Welt gründen. Sie haben für dich gekämpft, verstehst du? Damit du glücklich und ohne Gefahren aufwachsen kannst." Und Teddy Lupin verstand. Dankbar sah er hoch: "Vielen Dank, Professor Longbottom. Das macht es leichter. Ich wünschte nur, ich hätte sie besser kennen können." Neville schien einen Augenblick zu überlegen, dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. "Ich verstehe. Du weißt ja, dass kein Zauber die Toten zum Leben erwecken kann. Aber das hier könnte deinen Wunsch vielleicht ein bisschen erfüllen. Betrachte es als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk", sagte er, kramte etwas aus einem runden Regal mit mehreren Glasfläschchen hervor und drückte Teddy sanft eine Phiole in die Hand. "Hier, nimm das. Ich bin über verschiedene Menschen an diese Aufzeichnunhen gekommen, um sie für dich aufzubewahren. Sie gehören dir. Geh am besten gleich zum Denkarium im zweiten Stock!", riet er ihm und schickte ihn mit diesen Worten hinaus. "Eins noch, Teddy", Neville steckte den Kopf zur Tür heraus, "Bitte gib nicht der Sehnsucht nach und widerstehe dem Verlangen, den Spiegel ein weiteres Mal aufzusuchen. Es gibt wichtige Dinge, an denen du festhalten solltest, aber unerfüllbare Träume gehören nicht dazu." Der Schulsprecher nickte verwirrt. "Das mit dem Wichteln regle ich, mach dir darüber keine Sorgen. Frohe Weihnachten!" Die Tür schloss sich und im Kopf von dem jungen Lupin wirbelten die Gedanken durcheinander. Mit unsicheren Schritten machte er sich auf zum Gemeinschafts-Denkarium, dass die Schulleitung nach der Schlacht von Hogwarts hatte hinstellen lassen. Man munkelte, dass es früher Albus Dumbledore gehört haben sollte. Als Teddy den zweiten Stock erreicht hatte, blieb er zögernd vor dem runden, steinernem Gefäß stehen. Die Flüssigkeit sah hellblau aus und mit einer zitternden Bewegung seiner Hand schüttete Teddy die dunkle Flüssigkeit der Phiole in das Becken. Anschließend tauchte er seinen Kopf hinein und vor seinen Augen erschien eine Szene.

"Warum, Remus? Warum glaubst du, du wärst nicht gut genug für mich?", fragte Nymphadora Tonks mit verzweifelter Stimme. Ihre Haare waren vor Wut rot gefärbt und ihre hellbraunen Augen funkelten zornig. Die Hände in die Hüften gestämmt stellte sie den müden Mann vor sich zu Rede. Remus Lupin atmete tief durch und kratzte sich am Hals. "Nymphadora, hör mal zu", forderte er sie mit beschwichtigender Stimme auf. "Nenn' mich nicht so!", unterbrach sie ihn fauchend. "Okay", fing er leicht gereizt von Neuem an, "Tonks. Falls du es noch immer nicht verstanden haben solltest: Ich doppelt so alt wie du! Und ganz nebenbei bemerkt noch ein Werwolf. Ich will dich nicht verletzen." Auf ihrem herzförmigen Gesicht zeichnete sich tiefe Trauer ab. Mutig trat sie einen Schritt auf ihn zu. "Wann wirst du endlich begreifen, dass du mich so viel mehr verletzt? Ich liebe dich und will mit dir zusammen sein, und ich weiß, dass du das auch willst." Remus sah unglaublich überrascht aus. Sie machte einen weiteren Schritt auf ihn zu und nahm sanft sein Gesicht in beide Hände. "Ja", flüsterte sie und beugte ihr Gesicht so weit vor, dass ihre Nasenspitzen sich berührten, "Ich liebe dich. Du bist aber manchmal auch schwer von Begriff. Remus John Lupin, ich bitte dich jetzt aufrichtig, mir die Wahrheit zu sagen: Liebst du mich auch?" Mit angehaltenem Atem wartete sie seine Reaktion ab. Als Antwort küsste er sie sanft. "Ich liebe dich auch, Tonks", murmelte er verlegen in ihr Ohr und zauberte ihr so ein Lächeln auf das Gesicht.

Das Bild änderte sich und Teddy wurde erneut herumgewirbelt, ohne dass er Zeit hatte, sich von dem Schreck und der Freude zu erholen. Sogleich stürmten mit der nächsten Erinnerung eine weitere Welle von überwältigenden Gefühlen auf ihn herein.

Remus kniete sich vor Nymphadora. Sie befanden sich wie so oft spät abends auf der Millenium Bridge in London. Tonks liebte es, die Boote auf der Themse zu beobachten und den Muggeln zu zuwinken. Jetzt blieb ihr jedoch vor Überraschung glatt der Atem weh. "Nymphadora Tonks", begann Remus und sah ihr trotz seiner Nervosität und seiner Aufregung in ihre hellbraunen Augen, die er so sehr liebte, "Ich liebe alles an dir. Ich liebe dein verschlafenes Gähnen, wenn du morgens aufwachst. Ich liebe deine Haare, egal welche Farbe sie haben. Ich liebe deine Witze, unabhängig davon wie schlecht sie sind. Ich liebe jedes Lachen, jedes Lächeln, jedes Grinsen und jedes Schmunzeln von dir. Ich liebe es, wenn deine Augen vor Wut dunkeln, wenn ich mal wieder die ganze Schokolade aufgegessen habe. Du kannst mir glauben wenn ich dir sage, dass ich alles an dir liebe und ich mein Leben mit dir verbringen will. Daher frage ich dich: Willst du mich heiraten?" Er hatte den Satz kaum zu Ende sprchen können, da war seine Auserwählte ihm schon um den Hals gefallen. "Ja, Remus, ich will", wisperte sie erstickt in sein Ohr. Nur sehr wenige Menschen schafften es, Nymphadora Tonks zum Weinen zu bringen, aber an diesem Abend auf der Millenium Bridge flossen viele Tränen. Glückstränen. Remus war so erleichtert, dass sie 'ja' gesagt hatte und Tonks konnte kaum glauben, dass er endlich eingesehen hatte, dass sie zueinander gehörten. Nach einer Weile gingen sie händchenhaltend die Themse entlang, bis sie an einer abgelegenen Stelle zusammen apparierten.

Auch Teddy weinte jetzt, aber er bemerkte es gar nicht. Er war viel zu versessen darauf, mehr zu sehen. Es tat so verdammt gut, seine Mum und seinen Dad zusammen lebend zu sehen.

Remus hatte strahlend vor Glück mit geschlossenen Augen den Arm um seine Frau gelegt. Auch Nymphadora sah mehr als zufrieden aus und wiegte stolz das Bündel an ihrer Brust hin und her. "Ist er nicht wunderbar?", wollte sie mit leuchtenden Augen von ihrem Mann wissen. Der frisch gewordene Vater konnte nur kräftig nicken und erneut über die Stirn des Neugeborenen streichen.  "Und ich finde, dass 'Ted Remus Lupin' ein fantastischer Name ist", ergänzte er lächelnd. "Das ist er", stimmte Tonks liebevoll zu, "Unser kleiner Teddy." Teddy krähte vergnügt und entlockte seinen Eltern damit ein noch breiteres Grinsen, wenn das überhaupt möglich war. Der Blick seines Vaters wurde nun ernster und an seine Frau gewandt sagte er: "Es tut mir so Leid, dass ich einfach so feige abgegauen bin. Wie konnte ich nur glauben, es wäre das Beste?" Tonks legte ihm sacht den Finger an die Lippe. "Schatz, du hast so einiges gedacht, was komplett bescheuert war! Zum Beispiel, dass du zu alt für mich bist. Oder nicht gut genug. Oder dass du mich nicht glücklich machen kannst." Remus senkte beschämt den Blick, aber Tonks strich ihrem Gatten mit ihren weichen Fingern über das Kinn und hob es leicht an. "Deine Sorge, Teddy könnte deine Werworlfgene geerbt haben, waren auch komplett unbegründet. Er ist vollkommen befreit von deiner Last", erinnerte sie ihn tadelnd. Er nickte: "Zum Glück! Aber schau mal! Offensichtlich hat er deine Metamorphmagi-Fähigkeiten geerbt!" Verblüfft sahen die Eltern auf Teddys blaue Fransen, dann lachten sie glücklich aus. Tonks drückte ihrem Sohn einen liebevollen Kuss auf die Stirn.

Teddy zitterte heftig vor Glück und vor Dankbarkeit. Endlich hatte er die Gewissheit, dass seine Eltern ihn wahrhaftig und aufrichtig geliebt hatten. Vorher hatten ihm alle nur versichert, wie sehr er von Mum und Dad geliebt worden war, aber nun wusste er es tatsächlich. Die Szene wechselte ein letztes Mal.

Die Luft war erfüllt von ängstlichen Schreien. Überall wurden Flüche und Zauber umher geschossen, niemand war sicher. Remus blockte einen Todesfluch ab und schockte seinen Angreifer. Dann wirbelte er herum und sah sich nach seiner Frau um. Er entdeckte sie nur wenige Meter weiter und stellte mit Entsetzen fest, dass sie gegen ihre Tante Bellatrix Lestrange kämpfte und am Verlieren war. Lange würde sie nicht mehr durchalten können. Ohne groß nachzudenken machte er unbedacht ein paar Schritte auf Tonks zu, um ihr zur Hilfe zu Eilen. In seiner Hektik bemerkte Remus den Todesser hinter sich nicht, der gerade qualvoll dem Leben eines Mitgliedes des Phönixordens ein Ende gesetzt hatte und sich nun zu Lupin wandte. "Avada Kedavra!", brüllte er und sein Fluch traf Remus direkt am Herzen. Das letzte was er hörte war die verzweifelte Stimme seiner Frau, die seinen Namen rief. Tatsächlich hatte Nymphadora von Lestrange abgelassen und war fassungslos neben ihrem toten Mann zusammen gesunken. Ein weiterer Todesfluch, abgefeuert von der laut gackernden Bellatrix, traf sie und Tonks' letzter Gedanke war bei ihrem Sohn Teddy. Voller Bedauern darüber, dass sie ihn nie würde aufwachsen sehen, und voller Zuversicht, dass sich alle ihre Freunde und ihre Mutter um ihn kümmern würden, schloss Nymphadora Tonks neben Remus Lupin ihre Augen und öffnete sie nie wieder.

Schwer atmend ließ Teddy sich zurückfallen und knallte auf den harten Steinboden. Er hatte gerade dabei zugesehen, wie seine Eltern ermordet worden waren. Verzweifelt presste er seine Hand auf das schmerzende Herz. Gott, dieser Schmerz . . . Hörte das denn nie auf? Teddy Lupin wurde zum wiederholten Mal an diesem Heiligabend von Weinkrämpfen geschüttelt, bis eine schüchterne Stimme ihn zurück in die Gegenwart holte. "Teddy?" Sein Name. Jemand sprach zu ihm. War es wichtig? Nein. Seine Eltern waren grausam getötet worden. Nichts war von Bedeutung. Eine warme Hand legte sich auf seine bebende Schulter. Es war eine Frauenhand und Teddy musste zugeben, dass es sich gut anfühlte. Er wandte sein tränenverschmiertes Gesicht nach links und sah geradewegs in die zwei blauen, besorgten Augen von Victoire Weasley. Die Victoire, die er seit zwei Jahren anhimmelte und die die Nichte von Harry war. Sie sagte nichts und nahm ihn schweigend in den Arm. Er ließ es zu und unternashm nichts, als er erneut von Weinkrämpfen geschüttelt wurde und Victoire ihm sanft über den Rücken strich. Irgendwann hob er den Kopf und legte ihn auf Victoires weiche Schulter. Es waren keine Worte nötig, um zu sagen, was beide sowieso wussten. Victoire und Teddy waren sich über ihre eigenen Gefühle und auch über die Empfindungen des jeweils anderen im Klaren. Schließlich richtete Teddy sich auf und schloss Victoire dankbar in seine Arme. Er verstand jetzt, was Professor Longbottom gemeint hatte: Er durfte nicht an der verzweifelten Hoffnung festhalten, seine Eltern lebend wiederzusehen und musste sich stattdessen auf die Realität konzentrieren. Die Realität war im Moment, dass er Victoire Weasley im Arm hielt und das kam war eine verdammt schöne Realität.

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