Der Gemeinschaftsraum der Gryffindors war so anders, wie der in dem ich meine Freizeit verbrachte. Am krassesten war wohl der Farbunterschied, wenn man das angenehme dunkel blau gewohnt war und die Augen jetzt mit dem Karmesin Rot überfordert wurden. Doch trotzdem wirkte der Runde gemütlich mit den vielen Sesseln und dem Täppisch, vor allem der große, offene Kamin gefiel mir. Was mich jedoch am meisten irritierte, das es nur ein einziges, recht spärlich befülltes Bücherregal gab.
Kurz tauschte ich einen Blick mit Charlotte, die sich an der letzten Tatsache keineswegs zu stören schien, Charles kam auf uns zu, grinsend hob er beide Hände vor den Mund und formte sie zu einer Art Muschel „Eindringlinge" rief er laut und lachte im Anschluss.
Nicht gerade sanft schlug seine Schwester ihm auf den Arm „ich geb dir gleich Eindringlinge" fauchte sie sofort gespielt beleidigt „und sowas wie du will mein Bruder sein" theatralisch warf sie ihr rotes Haar zurück und ging ohne ein weiteres Kommentar an ihm vorbei.
Tony schob mich jetzt auch einfach weiter in den Raum hinein, es waren einige Gryffindors hier die schon auf den Sesseln oder dem Boden herum lungerten. Das ältere und männliche Abbild meiner besten Freundin ließ sich auf den Boden neben Percy Potter fallen, der wohl sein bester Freund war. Was ich von diesem Percy halten sollte wusste ich nicht, Julie hatte mir wegen ihm... naja, meinen Verstand geraubt.
Angeblich sollte er in mich verliebt sein, auf mich machte er aber nicht wirklich den Eindruck als hätte er Gefühle für mich. Eigentlich wirkte er einfach nur freundlich, aber trotzdem distanziert. Es war nicht so als würde ich mich in seiner Gegenwart unwohl fühlen würde, doch allein schon das Wissen, dass da etwas gewesen war, an das ich mich nicht erinnern konnte wurmte mich.
Da Lotte und Tony es Charles sofort gleich taten machte ich es ihnen ebenfalls nach, es gab Butterbier und Schokofrösche in einem großen Ausmaß, was den Abend wirklich mehr als angenehm machte. Amanda kam aus einem Durchgang, der wohl in die Schlafsäle führte und strahlte als sie uns sah „na ihr, was führt euch denn her" freute sie sich während sie sich eben uns fallen ließ, sogleich umarmte sie Lotte und mich gleichzeitig.
Charlotte lachte aufgedreht „das Butterbier natürlich" zwinkerte die Rothaarige belustigt und hob ihr Bier prostend an als sie sich aus dem Klammergriff der blonden befreit hatte, dabei lachte sie süßlich in die Runde.
Das brachte auch mich zum kichern „eigentlich hat Antony uns hier her geschleppt, du weiß doch, vor ihm kann niemand so schnell fliehen" witzelte ich und stieß dem Vertrauensschüler in die Seite, meine Worte entsprachen definitiv der Wahrheit, das hatte ich ja schon deutlich bemerkt.
Wir lachten alle, ehrlich gesagt hatte ich nicht erwartet, dass ich mich hier so willkommen fühlen würde, schließlich fühlte ich mich am wohlsten wenn ich abends ein Buch las, oder als Fuchs durch die Gegend streifte. Doch hier herrschte einfach eine schöne, gesellige Atmosphäre.
Da es Freitag war, konnten wir uns auch ruhig Zeit lassen, niemand würde uns ins Bett schicken oder so, obwohl man dies bei den älteren Schülerin sowieso nicht tat, würde es allein schon deshalb niemand tun, weil beide Vertrauensschüler von Gryffindor hier zusammen saßen und selbst damit beschäftigt waren, einige der Regeln zu brechen.
Trotzdem leerte sich der Gemeinschaftsraum irgendwann, alle, die nicht zu unseren Runde gehörten wollten irgendwann ihre Ruhe und verschwanden in ihre Schlafsäle „sag mal Tony, ist das nicht der Eingang zu den Schlafsälen der Jungs " fragte Lotte neben mir und zeigte auf ein bestimmtes Portal.
Auch ich folgte mit meinem Blick dahin und sah gerade nicht wie ein Mädchen mit Hüftlangen grünen Haar durch ihn durch ging.
Antony prustete „ja schon" erwiderte er nur und blieb Seelenruhig sitzen.
Nun zogen sich die Augenbrauen meiner Freundin zusammen „solltest du als Vertrauensschüler nicht darauf achten das jeder in sein eigenes Bett geht" fragt sie noch mal nach und sieht aus als würde sie an seiner Gesundheit zweifeln.
Wieder lachte er, doch es war Marcus der antwortete „das nimmt bei Chiara niemand so genau, sie ist jetzt in ihrem letzten Jahr und schon seit der 5ten ist sie mit Levin zusammen gekommen, bei denen sagt keiner was" erklärte der grünäugige. An Marcus konnte ich mich nicht erinnern, es war mir zuerst peinlich gewesen, doch er schien es gemerkt zu haben und hatte sich mir einfach ganz freundlich vorgestellt, schon da hatte ich gewusst, dass ich ihn gern haben würde. Auch wenn wir wohl noch nie wirklich viel miteinander zu tun gehabt hatten, er schien so etwas wie Antonys bester Freund zu sein.
Das Mädchen, das soeben im Schlafsaal der Jungen verschwunden war, musste Chiara Lorenz gewesen sein, sie war das einzige Mädchen das ich kannte, wenn auch nur flüchtig, das Grüne Haare hatte, die sie durch ihre Fähigkeiten als Metamorphmagus bekam.
Meine Gedanken wurden wieder abgelenkt, als jemand seinen Kopf gegen meine Schulter lehnte und gähnte, dieser jemand stellte sich als eine müde Charlotte heraus. Sie war wirklich unglaublich, in dem einen Moment war sie vollkommen aktiv und bereit mit dem Besen eine Runde über das Quidditch Feld zu fliegen... nein, sie würde vorher vom Besen fallen... Naja, auf jeden Fall war sie im einen Moment hell wach und im andern furchtbar müde.
Leicht lächelte ich zu ihr „was meinst du, wie lange bleiben wir noch" ihr Blick flehte mich geradezu dazu an, sie nicht länger von ihrem Bett fern zu halten, auch wenn sie es wohl zu verstecken versuchte.
Ich nahm es ihr nicht übel das sie gehen wollte, es war wirklich schon spät und jeder wusste, das Charlotte ungenießbar war, wenn sie keinen Schlaf bekam und morgen werde sie als eine der wenigen wohl tatsächlich früh aufstehen, da wir mit den Kutschen hinunter ins Dorf durften. „wir können ruhig schon gehen" meinte ich deshalb und setzte mich gerade auf.
Sofort schüttelte sie ihren roten Schopf „Nein, müssen wir nicht, du würdest bestimmt gerne noch bleiben" protestierte sie sofort und man konnte ihr das schlechte Gewissen, das sie damit angefangen hatte von der Nase ablesen.
Leise lachend schüttelte ich meinen Kopf „ist schon gut, es wird noch mehrere Gelegenheiten geben, in denen wir so gemütlich zusammen sitzen können, mach dir also keinen Kopf" befahl ich und versuche dem Drang zu wiederstehen ihr eine vollkommen verzottelte strähne hinters Ohr zu klemmen, ihre Haare taten aber auch wirklich immer was sie wollten. Ich hatte wirklich Glück das meine Locken so gut zu zähmen waren.
Sie schien mit sich zu hadern, als mir etwas anderes auffiel. Julie betrat gerade den Gemeinschaftsraum. Es war schon nach der Sperrstunde und ich fragte mich, wo sie so lange gewesen sein mochte. Natürlich trieb auch ich mich hier in verbotenen Terrain auf, dennoch, sie schien irgendwie besorgt, mir war schon den letzten Tagen aufgefallen, sie wirkte ruhiger als sonst, fast schon in sich gekehrt und auch ihr sonst permanentes lächeln schien verblasst.
Wieder wand ich mich zu Lotte „ich bin in fünf Minuten wieder da und dann gehen wir" beschloss ich und sprang auf, bevor sie mir wiederworte geben konnte. Schnell machte ich mich daran Julie zu folgen, die schon durch den Durchgang der Mädchen Schlafsäle gegangen war „Juls, warte kurz" rief ich halblaut, da ich nicht wollte das jemand auf uns aufmerksam wurde, so schnell wie sie den Raum durchquert hatte, war ihr das sicherlich auch recht.
Ihre Augen weiteten sich leicht als sie sich zu mir herum drehte, dann lächelte sie „Juls?" harkte sie irritiert nach, dann legte sie leicht ihren Kopf schief und verengte ihre Augen „was genau tust du hier, hast du dich im Gemeinschaftsraum geirrt" scherzt sie halb und grinst mich an.
Leise kicherte ich „ist mir grade so gekommen" erklärte ich und zuckte mit den Schultern. Sie musste sich wirklich beeilt haben, vom Eingang bis hier her zu kommen, wenn sie sich noch nicht einmal umgesehen hatte „wir haben nur ein bisschen gequatscht, außerdem gab es Butterbier und Schokofrösche, wir haben Antonys Vorrat wohl ziemlich dezimiert" erklärte ich leichthin, bevor ich etwas ernster wurde „stimmt etwas nicht, du bist so schnell durch" fragte ich und bezog mich dabei auf ihre Schnelligkeit, da es fast gewirkt hatte als wolle sie flüchten.
Kurz schien sie zu zögern, dann zuckte sie mit den Schultern „ich wollte Mike aus dem Weg gehen" gab sie dann zu und lies niedergeschlagen den Kopf hängen
Das irritierte mich nun wirklich, Mike und Julie waren genau die Art Zwillinge, wie man sie sich vorstellte, der eine ist des anderen bester Freund und umgekehrt, noch nie hatte ich die beiden Streiten sehen, sogar nach der Sache als Julie mich vergiftet hatte, stand er trotzdem auf ihrer Seite „wirklich" harkte ich vielleicht eine Spur zu schockiert nach.
Sie lachte humorlos auf „ja... es gab ein paar... Uneinigkeiten" umschrieb sie es, wahrscheinlich bemerkte sie nicht, das sie mich mit solchen Formulierungen nur noch neugieriger machte. Obwohl ich mir hauptsächlich einfach nur sorgen um sie machte.
Konzentriert suchte ich nach den richtigen Worten „ich sehe doch das es dir nicht gut geht, wenn ich dir irgendwie helfen kann sagst du es mir doch, oder" vorsichtig legte ich ihr eine Hand auf die Schulter.
Ihr lächeln wurde eine Spur ehrlicher als sie mir in die Augen sah „ja, aber das ist etwas, dass ich alleine tun muss, oder mit Mike, aber dem ist das anscheinend alles egal" zum Schluss klang sie ziemlich verbittert, bevor ich noch irgendetwas sagen konnte trat sie auch schon einen Schritt zurück „naja, es ist spät, ich bin müde, wir sehen und ja bestimmt morgen" mit diesen Worten drehte sie sich einfach und ging in Windeseile den Flur entlang.
Ihr Verhalten war merkwürdig, sehr merkwürdig und ich wusste einfach nicht wie ich ihr helfen sollte. Also drehte auch ich mich um und ging das kurze Stück wieder zurück, das ich ihr hinterher gelaufen war. Am Eingang stand Mike, wir hatten zu leise gesprochen, als das er uns gehört haben konnte, doch anscheinend hatte auch er seine Schwester in den Gemeinschaftsraum kommen sehen, hatte aber hier entschlossen, das es wohl keine gute Idee sein würde mit ihr zu reden. Vorsichtig sah ich ihn an „hey" er sah besorgt aus, und ziemlich verbittert.
Sein Blick zuckte zu mir, als hätte er mich erst jetzt bemerkt „oh... hey... dachte du sitzt noch bei den anderen" verlegen kratzte er sich am Kopf. Hatte er jetzt so lange hier gestanden und seiner Schwester gedankenverloren hinterher gestarrt? Okay, irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, mit keinem von beiden.
Nachdenklich verengte ich meine Augen „nicht wirklich, tatsächlich habe ich mich gerade mit Julie unterhalten, ihr geht es wohl nicht so gut, hattet ihr... hattet ihr Streit" versuchte ich mich vorsichtig anzutasten, ohne einen Punkt zu überschreiten.
Er schnaubte „Streit ist das falsche Wort, sie will sich wohl umbringen, mit ihren Waghalsigen Aktionen" ärgerlich grummelte er „manchmal frage ich mich echt, wo sie ihren gesunden Menschenverstand hat, sie kommt auf die dämlichsten Ideen, zuerst das mit dir, und dann DAS" redete er sich in Rage.
Spätestens jetzt hatte er meine volle Aufmerksamkeit „ich hab keine Ahnung ob mich das was Angeht, aber ich verstehe nur Flubberwurmisch" gab ich trocken zurück.
Kurz schwieg er, sah sich dann um, als befürchte er, wir würden belauscht werden, bevor er sich wieder zu mir drehte „hör zu, es ist kompliziert. Du hast doch bestimmt schon von diesem Werwolf gehört, der in der Nähe von Hogsmeade sein Unwesen treibt" beginnt er und sieht mich ernst an.
Sofort nickte ich, bevor hier in Hogwarts das Chaos begann, war der ganze Tagesprophet mit Artikeln über diesen voll gewesen, vor allem da er selbst in seiner Menschlichen Form, sehr gefährlich werden konnte.
Erneut fuhr Mike sich durch die Haare „unsere Eltern wurden von einem Werwolf umgebracht, Julie vermutet... das es sich bei diesem um den gleichen handelt" seine Stimme klang unheimlich bitter, er musste wohl gerade daran denken, leicht schüttelte er den Kopf „Sie war damals dabei gewesen, deshalb ist sie psychisch auch leicht labil. Jetzt hat sie Angst dass er uns auch noch will, dabei geht es wohl um irgendeine Drohung..." erklärte er langsam, wobei man ihm ansah, wie schwer es ihm viel darüber zu reden.
Trotzdem, stolperte ich über seine Sätze, alles klang einfach so surreal „Moment" unterbrach ich ihn und hob meine Hand „sie hat gesehen wie eure Eltern ermordet wurden" meine Stimme klang so rau, das ich sie kaum wieder erkannte „das ist ja schrecklich" murmelte ich dann, eher zu mir selbst, dann schüttelte ich leicht meinen Kopf „was für eine Drohung" verständnislos sah ich ihn an und hatte ein schlechtes Gewissen ihn unterbrochen zu haben.
Ihm schien es nicht wirklich etwas aus zu machen, er lächelte milde „das ist einen Tag vor Vollmond gewesen, warum er sich trotzdem soweit verwandeln konnte ist mir unklar, aber... er war noch Mensch genug um zu sprechen. Es ging bei all dem wohl nur um unseren Vater, er hatte diesem gesagt er würde seine ganze Familie für seinen Fehler bestrafen. Doch meine Schwester konnte noch gerettet werden" er seufzte tief.
Merlin, mir wurde schlecht bei dem Gedanken, was die beiden alles durch gemacht hatten „das klingt doch gar nicht so unwahrscheinlich, ich meine... gleiche Merkmale, jetzt ist er plötzlich in eurer Nähe... wir müssen sofort zu Dippet" meinte ich schockiert.
Er zuckte nur mit den Schultern „waren wir schon, aber dann war die ganze Geschichte mit den Versteinerungen und... Myrtes Tod" er Atmete tief ein „gestern war ich noch einmal alleine dort, er sagte er könne nichts tun. Es wären Auroren Ordnungsgemäß auf den Fall angesetzt und es bestünde kein Grund zur Sorge" ich konnte es in seiner Mimik ablesen, er hatte Dippet anscheinend genauso gerne wie ich.
Das war wirklich bitter „am besten gehst du zu Dumbledore, der nimmt so etwas wenigstens Ernst" meine ich leise und fahre mir durch meine Haar, wobei ich schon bei den ersten knoten nicht mehr weiter komme.
Er nickt „gleich nächste Woche wenn ich Unterricht bei ihm habe, ich hoffte nur das Julie bis dahin nichts dummes anstellt, warum auch immer, hat sie auch irgendwelche Rache Gedanken" brummt er leise, mehr zu sich selbst als zu ihr.
Zusammen gingen wir wieder zu den anderen, Lotte hatte es sich mit ihrem Kopf auf Amandas Schoß bequem gemacht und schien schon fast eingeschlafen zu sein, was mich zum Schmunzeln brachte „komm, steh auf, ich bin soweit" drängelte ich die Rothaarige und steckte ihr meine Hand entgegen.
Stöhnend Richtete sie sich auf „naaa gut" seufzte sie dann und griff mit beiden Händen nach der, die ich ihr entgegen hielt.
Okay, wie versprochen das Kapitel. Hoffe es ist mir gelungen es auch ohne ein intensiveres Gespräch mit Tom spannend zu machen, doch um euch ein bisschen auf die Folter zu spannen, das folgt in Kapitel 100!!! Ich freue mich voll, 100 Kapitel, irgendwie kaum zu glauben :D