Gelegentliche Blickkontakte, mehr nicht.
Jetzt grüßt sie mich nicht einmal mehr und das schon seit einigen Wochen. Dennoch scheint sich das Problem das sich zwischen uns immer mehr aufbraust nicht von selbst zu lösen.
So kommt es dass ich an Tagen wie diesen, da sitze und ihr dabei zu sehe wie sie Spaß mit Verena und Lucy hat.
Jedes Mal aufs Neue ist es für mich wie ein Faustschlag ins Gesicht wenn sie mit ihnen lacht und etwas macht. Dazu scheint es das Weltbild unserer Freundschaft zu zerstören.
Auch wenn ich es versuche nicht wie ein Häufchen Elend zu wirken, schaffe ich es nicht. Etwas in mir scheint zu zerbrechen, ich kann es nicht ignorieren und auch nicht abschalten, es ist einfach da und tut weh.
Vor meinen Augen tanzen Erinnerungen die ich schon längst vergessen sollte.
Flashback - 1. Schuljahr -
"Hey ich kann nichts dafür dass wir zu spät kommen", sage ich und fange an zu lachen. Leia stimmt mit ein "Natürlich nicht, du bist ja auch so gut aus dem Bett gekommen." Ich zucke grinsend mit meinem Schultern. "Ich schwöre dir, dass nächste Mal schütte ich dir einen Kübel Wasser über den Kopf, ich verbringe nicht noch einmal eine Stunde damit dich aufzuwecken."
Ich lege einen Arm auf ihre Schulter "Ach komm, dass machst du doch gerne."
"Na Malfoy, was lachst denn so dämlich?", höhnt Verena. "Sieh dich Mal an, du bist eine Lachnummer!"
Leia nimmt meine Hand "Hör nicht auf die", flüstert sie mir zu. Ich versuche es, dennoch tut es weh, wenn man so mit einem redet. Ich will ins Klassenzimmer laufen, als ich auf einmal über etwas stolpere.
Ich falle zu Boden, versuche aufzustehen als Verena mich erneut zu Boden drückt.
"Komm Mal in die Gänge", zischt sie.
Geknickt stehe ich auf und puste mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Leia sieht mich mitleidig an. Wie soll es mir jemals auf Hogwarts gefallen. Ich spüre wie das Gefühl von Heimweh in mir aufströmt.
*
"Wir beide gegen Verena und Lucy, für immer?"
"Für immer", sage ich überzeugt.
"Die sollen es nicht noch einmal wagen uns fertig zu machen", kommt es von Leia. Sie grinst teuflisch.
"Weißt du ich bin froh das du meine beste Freundin bist, Kira. Was wäre Hogwarts nur ohne dich?"
Schmunzelnd starre ich auf unser Freundschaftsbändchen.
"Ich bin auch froh das du meine beste Freundin bist. Gemeinsam sind wir stärker gegen die beiden."
"Gemeinsam sind wir stärker."
*
"Wieso sind die so zu mir?", Tränen strömen mir über die Wangen. Meine Arme schlinge ich ganz fest um die Brust
"Weil sie einfach nur dumm sind", Leia streicht mir tröstend über den Rücken.
"Aber ich hab ihnen doch gar nichts getan", schluchzend vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen. "Was mache ich nur falsch?"
"Du machst nichts falsch, die beiden sind einfach nur neidisch. Hör doch nicht auf die, du bist so hübsch wie du bist."
"So fühle ich mich aber nicht", meine ich schniefend.
"Ich wünschte ich würde anders aussehen."
Leia kniet sich vor mich und schüttelt ihren Kopf "Dann wärst du aber nicht du."
Ich wische meine Tränen weg, doch es hilft nicht, es kommen wieder neue.
"Aber dann würde man mich nicht auslachen.", traurig starre ich auf meine Knie.
"Das macht dich besonders", Leias Versuche mich aufzuheitern bringen mich zu einem milden Lächeln.
"Ich habe ihnen nichts getan und trotzdem hacken sie auf mir rum."
"Auf mir hacken sie doch auch rum und außerdem bist du eben nicht wie dein Bruder."
"Sollte ich so sein wie er? Leute fertig machen. Muggelgeborene als Schlammblüter bezeichnen. Mit meinem Namen angeben?"
Leia schüttelt den Kopf "Nein du bist besser als er. Und scheiß drauf ob du mit elf schon Oberweite bekommst. Du bist du. Und ich mag dich so wie du bist."
*
"Kira, versprichst du mir das wir niemals und ich meine nie im Leben, uns mit denen beiden verbünden?"
"Das würde ich niemals tun. Unfassbar das wir bereits eineinhalb Jahr mit Lucy und Verena ausgehalten haben."
"Trotzdem, versprochen?"
"Versprochen."
"Du bist die beste Freundin die man sich vorstellen kann."
"Und du erst."
Flashback Ende
Ich stehe auf und laufe zügig aus der Bibliothek. Ein paar Meter von ihr entfernt, lasse ich meinen Tränen freien Lauf. Mit lauten Schluchzern renne ich in die verlassene Mädchen Toilette. Ich lasse mich vor einer Tür herunter sinken.
Mein Körper zitterte, ich versinke mein Gesicht in meinen Knien und Schlinge meine Arme um die Knie.
Seit Ende des letzten Schuljahres habe ich nicht mehr mit ihr geredet. Ich vermisse sie so sehr, dass es wehtut. Sie war meine beste Freundin, wieso ist sie nun so? Ich erkenne sie nicht wieder.
Die Tür wird aufgestoßen. Ich ziehe scharf die Luft ein, um mich nicht zu verraten. Doch die Person hat mich bereits gesehen und kniet sich zu mir runter. Ich sehe sie durch meine Tränen nur verschwommen.
Erst nach ein paar Sekunden sehe ich Draco vor mir.
Er nimmt mein Gesicht in seine Hände "Was ist denn los?", anstatt zu antworten fange ich noch mehr an zu Schluchzen.
Draco drückt meinen Kopf gegen seine Schulter und zieht meinen Körper näher zu sich.
Er streicht mir beruhigenden über den Rücken und drückt mich fest an sich.
Mein Bruder sagt nichts sondern hält mich einfach in seinen Armen. Und es hilft. Es hilft.
Nachdem ich mich beruhigt und in seiner Schulter aus geheult habe, sehe ich zu ihm herauf. So kenne ich meinen großem Bruder nicht, dass er für einen da ist und einen tröstet. Als wir noch kleine Kinder waren, hat er mich öfters getröstet, doch das ist schon Jahre her. Ich vermisse diese Zeiten.
Draco zieht mich auf die Beine, welche sich noch etwas wackelig anfühlen.
"Geht's wieder?"
Ich nicke und versuche zu Lächeln "Danke."
Draco küsst meine Stirn "Ich bringe dich zum Gemeinschaftsraum."
Wieder nicke ich.
Während wir laufen klammere ich mich an seinem Arm fest. Er drückt mich behutsam auf einen Sessel, streicht mir durchs Haar und lässt mich mit den Worten "Komm zu mir, wenn etwas ist", allein.
Ich würde so gerne mit May reden, sie ist die einzige die mich versteht.
May macht schon den ganzen Mittag etwas mit Lena.
Ich bleibe eine Weile so sitzen und starre verloren aus dem Fenster. Allerdings kommt Leia in den Raum gelaufen.
"Hast du geheult?", fragt sie mich als sei ich wildfremd.
"Wieso tust du das?", frage ich heraus.
"Was meinst du?!"
"Du redest nicht mehr mit mir. Ignorierst mich und benimmst dich wie eine von denen-"
"Was hast du eben gesagt?!", Leia sieht mich zornig an.
"Na deine neuen besten Freunde. Erinnerst du dich nicht mehr an unser Versprechen?"
"Das Versprechen ist Schwachsinn", erwidert sie.
"Das ist es nicht wieso tust du mir das an?", nun werde auch ich wütend.
Leia verschränkt ihre Arme vor der Brust.
"Bei Merlin, was ist dein Problem?!"
"Was habe ich dir getan, rede endlich mit mir-"
"Es muss sich immer nur alles um dich drehen!"
"Das stimmt nicht Leia und das weißt du!"
"Doch Kira hier, Kira da. Ach ja ich muss mich Mal wieder bei Leia ausheulen, ich bin ja so arm dran", schreit sie. Auch wenn diese Worte weh tun, sogar mehr als weh tun, höre ich nicht auf.
"Ich wusste nicht das dir unsere Freundschaft so wenig Wert ist."
"Seit dem deine tolle Schwester hier ist, interessiert es dich doch eh nicht mehr was ich mache."
"Nimm das zurück das stimmt nicht."
"Oh doch und wie das stimmt! Sie ist dir wichtiger als jeder-"
"Sie ist meine Schwester, was erwartest du?!"
Leia sieht mich vernichtend an "Das kann niemals der Grund sein. Wir waren so eng befreundet-"
"Na und jetzt eben nicht mehr. Außerdem hat es dich einen Scheißdreck an zu gehen mit wem ich was mache und mit wem nicht!", schreit sie mich an und dreht sich um. Ich kaufe ihr diese Ausrede nicht ab, ich weiß das sie lügt
"Du kotzt mich an Leia", schreie ich ihr entgegen.
Sie nimmt ein Buch und wirft es auf mich, dem ich ganz knapp ausweichen konnte "Und du bist eine dumme Kuh."
Leia läuft weg "Das war es also mit unserer Freundschaft. Freunde für immer, nur sinnlose Worte"
Sie bleibt stehen, dreht sich nicht um "Das war es wohl", damit schreitet sie von dannen.
• • •
Es vergeht einige Zeit, in der ich versuche zu verkraften das Leia und ich zerstritten sind. Es geht schon wieder auf den Winter zu und es tut immer noch weh.
Mit Cayden bin ich schon seit vielen Wochen zusammen und es ist wunderschön. Auch wenn ich manchmal nicht weiß was ich fühlen soll. Er küsst mich so gerne und ich vermisse ihn wenn ich nicht bei ihm bin. Er mag mich so wie ich bin und das macht mich unbeschreiblich glücklich. Schmetterlinge im Bauch zu haben und verliebt zu sein, fühlt sich viel schöner an als ich dachte.
Erst letzte Woche sagte er das er mich liebt, ich konnte es jedoch nicht erwidern. Ich möchte auf den richtigen Moment warten um zu sagen das ich ihn liebe. Außerdem sind 'Ich liebe dich' drei unglaublich mächtige Worte. Solche Worte sollte man nicht sagen wenn man es vielleicht nicht so meint oder?
Dennoch das Gefühl geliebt zu werden, bringt mein Herz zum schmelzen. Es erfüllt mich.
"Kira hallo?", verträumt sehe ich zu meiner Schwester. Diese lacht und setzt sich neben mich "Pass auf das du nicht sabberst, wann siehst du ihn wieder?"
Ich lächle "Heute Nachmittag, wir haben keinen Mittagsunterricht weißt du?"
"Ja ich weiß, zumal ich die jenige war die es dir vor fünf Minuten gesagt hat."
"Ja", sage ich daraufhin nur.
"Ach komm schon. Wenn ihr euch Mal ein paar Tage nicht gesehen habt, ist mein Zwilling zu nichts zu gebrauchen. Los geh schon zu deinem Cayden."
Ich will aufstehen doch etwas hält mich zurück "May, ich hab ein komisches Gefühl dabei."
"Das redest du dir Mal wieder ein, los geh endlich", sagt meine Schwester nur und schiebt mich vom Sofa.
Bei den ersten Schritten denke ich viel nach, wir haben uns schon eine Weile nicht mehr gesehen, er war krank.
Trotzdem trage ich das Gefühl mit mir mit, als würde etwas nicht stimmen.
Das Gefühl verfliegt schnell und meine Freude steigt auf.
"Cayden", glücklich falle ich ihm um den Hals, doch er hingegen bleibt steif stehen.
"Ist was, geht's dir immernoch schlecht?"
Er sieht von mir weg "Ja aber was anderes."
Mein Lächeln erlischt, er macht eine kleine Pause, sieht mich nicht an. Ich ahne was er sagen möchte, doch möchte es nicht wahr haben. Mein Herz scheint stehen zu bleiben, als er erneut seinen Mund öffnet.
"Ich habe die letzten Tage viel nachgedacht. Und ich denke es fehlt etwas zwischen uns. Ich denke nicht das es etwas langfristiges wird. Bitte nimm es mir nicht übel."
× × ×
Dam Dam Damm...