Ich latsche langsam auf meinen Kleiderschrank zu und begutachte missmutig die verschiedenen Haufen.
Ich hasse es, mir Sachen zusammen zu sammeln. Das nervt mich einfach tierisch.
Kurzer Hand greife ich nach schwarzer Spitzen Unterwäsche, einem engen, weißen Croptop, einem schwarzen A Linien Rock, der mir bis zur Mitte der Oberschenkel geht und schwarze Leder Boots.
Damit tapse ich dann zur Badezimmer Tür. Missmutig klopfe ich dagegen.
"Bist du fertig?", rufe ich rein uns muss leicht grinsen.
"Ja", kommt es nur dumpf von der anderen Seite.
Ich drücke die Klinke mit meinem Ellenbogen runter und stoße die Tür mit einem Hüftschwung auf.
Das Bad ist ziemlich schön für das Drecks Loch von Internat. Es ist modern und groß.
Und zu meinem Glück auch im Moment sehr warm.
Ich mache die Tür wieder zu und lasse die Klamotten einfach auf den Boden fallen. Als ich meinen Blick hebe, blicke ich direkt an ein nasses und sehr durchtrainiertes Sixpack, was ich ja eigentlich schon kenne.
Trotzdem muss ich wieder mal zugeben, dass es wirklich heiß ist. Ich lasse ganz langsam meinen Blick höher gleiten, bis ich in die grünen Augen sehe. Nasse Haarsträhnen fallen Adam ins Gesicht, jedoch wirken sie nun braun und nicht dunkelblond.
Ich muss schon sagen, nass sieht er noch besser aus, als trocken. Sein einziges 'Kleidungsstück' ist ein Handtuch um die Hüften, wie es bei Jungs normal ist.
"Das ist so gemein, dass ihr Jungs halbnackt durch die Gegend rennen dürft, oberkörperfrei und wir Mädchen nicht", murmel ich verärgert uns starre ihn weiter an.
"Ach weißt du Babe, du kannst hier gern so rumlaufen. Ich hab nichts dagegen.", schmunzelt Adam. "Spastinake", maule ich und sehe wieder in sein Gesicht.
"Kann ich vielleicht mal durch? Ich will duschen", sage ich und gehe einen Schritt näher. Er bleibt stehen. Ich verdrehe wie immer die Augen und sehe ihn abwartend an.
"Komm schon. Ich muss mich fertig machen", bettel ich schon fast. Er grinst wie ein dummes Huhn vor sich hin und rührt sich nicht vom Fleck.
Ich schnaufe und lege meine Hände an seine Brust um ihn weg zu schieben, was mir kläglich misslingt. "Du bist total glitschig", rutscht es mir raus. Adam grinst. Dann schüttelt er lachend seinen Kopf und beugt sich zu mir runter, sodass ich alles Wasser von seinen Haaren in meine Fresse gespachtelt bekomme.
Ich quietsche auf und zappel rum, sodass ich schließlich an Adam vorbei schlüpfe und zu dem abgetrennten Teil, in dem die Dusche ist, gelange.
Adam lacht noch und geht dann aus dem Bad.
Ich hätte ehrlich gesagt gedacht, dass er hier bleibt und mich damit ärgert, den Raum nicht zu verlassen, aber anscheinend doch nicht.
Ich zucke mit den Schultern und gehe zur Dusche. Mich erst noch im Spiegel ansehen, will ich nicht, da ich weiß, wie scheiße ich aussehe. Also ziehe ich mir nur noch die Unterwäsche aus und steige dann unter die Dusche. Das heiße Wasser lässt mich wenigstens ein bisschen aufwachen, trotzdem werde ich noch eine Ladung Koffein brauchen, bevor ich mich irgendwie zu dem ersten Schultag motivieren kann, was sicherlich auch dann nicht klappt.
Ich wasche mir meine Haare mit irgendeinem Shampoo was da drin steht. Hoffen wir, dass es nicht von Amber ist.
Dann noch Duschgel, was auch einfach nur da stand und schließlich den Schaum ausspülen.
Als ich aus der Dusche raus trete, schnappe ich mir ein weißes Handtuch, was da hängt und wickle es um meinen Körper. Na wow, das ist ja wirklich groß. Es geht bis kurz über meinen Hintern. Sehr lang wirklich. Schnaufend gehe ich zu meinem Kleider Haufen und krame die Unterwäsche raus. Schnell trockne ich mich ab und schlüpfe auch schon in die schwarze Spitze.
Ich lasse das Handtuch fallen und gehe zum Waschbecken, wo natürlich auch haufenweise Schminkzeug und Beauty Produkte von Amber rum gammeln. Angewidert verziehe ich mein Gesicht und greife nach dem schwarzen Föhn.
Ich hasse es meine Haare zu föhnen, weil ich es einfach nicht kann.
Ich sehe das Ding an und entscheide mich, mich erst umzuziehen. Also mach ich meine Haare zu einem Dutt und gehe wieder zu dem Haufen.
Gerade beuge ich mich nach unten und strecke meine Hand aus, als die Tür aufgeht und natürlich voll gegen meinen Kopf brettert.
"Ahh", kreische ich und falle wie eine Kartoffel nach hinten um und lande wie immer auf dem Boden. So langsam kotzt mich der Scheiß an. "Mein Kopf tat auch so schon weh. Da hättest du mir nicht noch die Tür gegen schaufeln müssen.", sage ich eher zu mir selbst.
"Was stellst du dich auch immer hinter Türen?", fragt Adam.
"Ich wollte mich anziehen", murmel ich und schiebe mich vom Boden nach oben.
"Und was genau willst du hier?", frage ich und blicke zu Adam auf.
Er steht ganz komisch zwischen der Tür, zum Viertel im Bad und irgendwie auch nur zur Hälfe im Zimmer. Ich runzel die Stirn und warte auf eine Antwort.
"Naja ich hab in deinem Wühltisch-artigen Schrank Jungs Sachen gefunden, und die ziehe ich jetzt an", sagt er. Ich sehe ihn grinsend an.
"Ich sag doch du und Stan seid euch ähnlich. Der wühlt auch immer in meinem Schrank rum.", lache ich und bücke mich erneut zu meinen Sachen.
"Wehe das wird ne Beule!", drohe ich, als ich mich aufstelle.
Adam zuckt nur die Schultern und kommt schließlich ganz ins Bad rein. Ist mir so ziemlich egal, ob ich ihn jetzt noch mal halbnackt hier rum laufen sehe. Mich stört es eindeutig nicht.
Ich gehe zum Waschbecken und lege das Zeug drauf, dann ziehe ich mir das Croptop an. Den Rock und schließlich noch die Schuhe. Als ich mich umdrehe, schüttelt Adam den Kopf und starrt mich mit leicht wütender Miene an. Ich bin verwirrt.
"Was?", frage ich deshalb.
"So wirst du ganz sicher nicht rum laufen. Ich will nicht die ganze Zeit alle Jungs von dir fern halten müssen", mault er los. Ich lege meinen Kopf schief.
"Hä? Du wirst nicht mit mir durch die Leute hier rennen.", sage ich entschlossen, doch Adam scheint anderer Meinung zu sein.
"Oh doch. Ich werde die ganze Zeit bei dir sein und falls auch nur ein Typ kommt und dich anspricht, da-"
"Nein! Du bist doch nicht mein Babysitter!", fauche ich.
"Außerdem, du bist doch älter als ich oder?", frage ich verwirrt.
"Nö. Ich geh mit dir in eine Klasse", sagt er grinsend.
"Willst du mich jetzt verarschen?", frage ich mit aufgerissenen Augen. Er schüttelt den Kopf.
"Nein! Ich will keinen Babysitter! Das ist doch blöd. Ey, dann denken die Idioten hier noch, wir wären n Paar oder so. Alta schieb dir das in Arsch, ich mach das nich mit.", sage ich aufgebracht und verschränke genau wie Adam die Arme.
"Du wirst nichts dagegen tun können Babe", grinst er schließlich siegessicher, und wir beide wissen, dass er so ziemlich Recht hat.
Ich verdrehe also die Augen und Adam kommt auf mich zu.
"Und wieso darf ich das nicht anziehen?", frage ich.
"Hab ich doch schon gesagt. Dann kommen alle Jungs angerannt und ich muss sie dann bedrohen", sagt er.
"Hä? Wieso das denn? Wir sind nicht mal Freunde", sage ich.
"Oh das hat mich verletzt", sagt Adam gespielt traurig und legt seine Hand aufs Herz.
"Du siehst ziemlich bescheuert aus", grinse ich.
"Haha wie witzig. Los jetzt zieh dich um.", meckert er. Ich verdrehe die Augen.
"Okay. Ich will aber, dass du mir die Haare föhnst", sage ich und sehe zu Adam hoch, der mich ebenfalls ansieht.
"Nur unter einer Bedingung", sagt er. Ich ziehe eine Augenbraue hoch.
"Ich such dir aus, was du anziehst", sagt er grinsend.
"Och nö. Ich will nicht wie ne Nonne durch die Schule traben", sage ich weinerlich, doch Adam bleibt standhaft.
"Dann darfst du dich selbst föhnen", sagt er. Ich seufze. Ich hasse dich Föhn!
"Okay Deal", gebe ich mich geschlagen. Er grinst wie immer eigentlich und ich könnte mich selbst ohrfeigen, weil ich nicht in der Nacht geschaut habe, ob er da auch grinst.
Naja, jetzt heißt es erst mal wieder aus den Sachen raus. Ich lasse also wieder einfach alle Sachen bis auf die Unterwäsche auf den Boden fallen und stelle mich vor das überfüllte Waschbecken.
"Na los. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit hier zu stehen und auf dich zu warten", sage ich und sehe Adam im Spiegel an. Er kommt langsam angetrottet und ich drücke ihm den Föhn in die Hand.
Während Adam wirklich meine Haare föhnt, herrscht eine angenehme Stille zwischen uns. Über was redet man auch, wenn man jemandem die Haare föhnt und Smalltalk hasst?
Nach ein paar Minuten sind meine Haare so gut wie trocken und die einzelnen Strähnen, die noch nass sind, stören mich nicht.
"Danke", sage ich.
Adam nickt nur, während ich schon nach meiner Zahnbürste greife und eine Zahnpasta-Wurst drauf drücke. Ich stecke die Bürste in meinen Mund und fange an meine Zähnchen zu schrubben.
Adam beobachtet mich, deshalb stoppe ich in meiner Bewegung.
"Waf ift? Maf fon. Fir hafen nift den fanfen Taf Feit."
Ich bin mir jetzt nicht so sicher, ob er überhaupt ein Wort verstanden hat, aber egal. Ich sehe mich kurz zwischen den vielen Produkten von Amber um, und finde zufälliger weise sogar eine noch eingepackte Zahnbürste.
Ich strecke sie Adam hin und er nimmt sie und reißt die Packung auf. Ich putze unterdessen weiter und frage mich, wie man so viel Kram als einziges Mädchen haben kann. Ich meine nichts bis auf die Zahnpasta und Bürste gehört mir. Da hat Amber mehr Produkt Vielfalt als irgendein Drogerie Laden...
Als ich fertig bin, spucke ich aus und spüle dann mit Wasser nach. Adam putzt weiter.
"Und nicht vergessen... zwei Minuten länger", sage ich und stecke die Bürste zurück an ihren Platz. Adam verdreht die Augen, schrubbt aber brav weiter.
Ich lehne mich an das Waschbecken und warte darauf, dass er fertig ist und mir meine Sachen raus suchen kann. Und endlich ist er soweit. Er spült nach und grinst mich dann an.
"Na komm. Jetzt gehen wir mal zum Wühltisch.", grinst er.
"Du kannst dich auch erstmal anziehen", sage ich.
"Ach wieso denn? Dann kannst du weiter diesen heißen Adonis Körper betrachten", lacht er leise.
"Schon klar. Komm jetzt", sage ich und ziehe ihn ins Zimmer.
Jedoch trifft uns wohl beide der Schock, als da wieder mal eine Person steht, mit der wir nicht gerechnet haben.
Wir starren uns alle stumm an und warten auf die Reaktion des anderen, jedoch passiert nichts...
Ich fange mich nach ungefähr zwei Minuten als erste und blinzle.
"Morgen"