Nach dem mein Vater mir am Tag meiner Abreise, erneut eine lange Predigt gehalten hatte. Wie ich mich verhalten soll, mit wem ich etwas zu tun haben darf und mit wem nicht, schließt er sie mit den Worten "Du willst mich doch nicht enttäuschen, nicht wahr Kira?", ab.
"Nein, dass will ich nicht", murmle ich und sehe ihm in die Augen.
Auch wenn er in einem sehr strengen Ton mit mir geredet hatte, nahm er mich anschließend in den Arm und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
Obwohl, dass für mich sehr überraschend kommt, lasse ich diese väterliche Nähe zu. Früher hatten wir ein viel engeres Verhältnis, ich konnte mit ihm über so vieles reden , damals hat er mir noch aufmerksam zugehört, wenn ich irgendwelche Dinge erzählte. Ich war immer sein kleines Mädchen gewesen und er war stolz auf mich. Vor etwa einem Jahr wurde er immer strenger und abweisender. Ich habe mich schon fast daran gewöhnt, bis Mary auf einmal auftauchte.
Ab dem Zeitpunkt wurde mein Vater wieder ein bisschen liebevoller, zwar immer noch sehr streng, aber er fing wieder an mich und auch meine Schwester in den Arm zu nehmen.
Es macht mich ein bisschen traurig, dass er womöglich nur so ist, weil meine Zwillingsschwester wieder da ist.
Ich bin zwar nicht eifersüchtig auf sie, ich trage nur die Angst in mir, von meinem Eltern nicht mehr so beachtet zu werden als davor.
Als ich Ariana davon erzählte meinte sie "Das ist doch verständlich, du warst immer das einzige Mädchen und jetzt ist da nochmal jemand, mit dem du lernen musst zu teilen", jedoch weiß ich nicht ob sie es wirklich so gemeint hat.
"Wir sollten am besten runter gehen, sonst kommt ihr noch zu spät", reißt mich die Stimme meines Vaters aus den Gedanken.
Er schiebt mich behutsam aus seinem Büro.
Bevor ich in den Kamin steige, taste ich automatisch nach den Briefen, die mir Aiden und Leia über die Woche geschrieben hatten.
Ich drehe mich noch einmal zu meinen Eltern um und winke ihnen zum Abschied, ehe ich mit dem Flohpulver nach Hogwarts reise.
In Dumbledores Büro, werde ich bereits von Snape und Mary erwartet.
Mary lächelt mich an und wir laufen gemeinsam zur großen Halle.
Meine Schwester redet die ganze Zeit darüber, wie sehr sie sich auf die Zeit in Hogwarts freut, während ich einfach nur meine Freunde sehen und durchgängig an Essen denke. Falls man es noch nicht bemerkt haben sollte, ich liebe Essen.
Die großen Türen öffnen sich automatisch und durch den verursachten Krach, liegen alle Blicke auf uns. Fast alle Schüler starren uns verwirrt und überrascht an, ich fange an zu grinsen und schaue strahlend in die Menge. Mary sieht mich mit roten Wangen an, verabschiedet sich von mir und läuft zum Gryffindor-Tisch.
"Da ist ja die Qualitäts Testerin!", ruft Aiden mir mit einem breiten Grinsen zu.
Marys Sicht
Als Kira und ich am Eingang der großen Halle stehen, starren uns alle verwirrt und überrascht an. Ich spüre wie meine Wangen rot anlaufen, ich mag es nicht besonders im Mittelpunkt zu stehen.
Ich schaue zu meiner Schwester, die diesen Moment im Gegensatz zu mir zu genießen scheint. Sie schaut grinsend in die Menge, ich schaue zu den Gryffindors und verabschiede mich von Kira.
"Tschüss", sagt sie daraufhin und läuft fröhlich zum Slytherin-Tisch.
"Da ist ja die Qualitäts Testerin", höre ich jemanden rufen. Doch anstatt mich um zu drehen laufe ich weiter zu meinen Hauskamaraden.
"Darf ich mich setzen?", frage ich ein Mädchen freundlich, ich habe sie glaube ich bei Einschulung schon Mal gesehen.
"Also eigentlich sitzt da schon jemand", antwortet mir ein anderes Mädchen mit einem herablassenden Tonfall.
Ich werfe ihr einen undefinierbaren Blick zu und setze mich trotzdem.
"Wer bist du eigentlich?", fragt mich meine Sitznachbarin nach einer Weile.
"Oh ähm Mary. Mary Malfoy", sage ich und lächle zögerlich. Es wird wahrscheinlich noch eine Weile dauern bis ich mich an meinen Namen, an meinen richtigen Namen, gewöhnen werde.
Das Mädchen beißt in ihr Brötchen und sieht mich skeptisch an. "Ich bin Hannah Davidson."
Sie schluckt runter "Sag mal, bist du mit dem Mädchen von gerade verwandt?"
"Ach meinst du mit dem Mädchen, das genauso aussieht wie ich? Ja das ist meine Zwillingsschwester", entgegne ich ihr mit einem breiten Grinsen und sehe rüber zum Slytherin-Tisch.
Kiras Freunde machen irgendeinen Quatsch, was sie so sehr zum Lachen bringt, dass sie sich den Bauch halten muss.
Ich muss auf einmal auch anfangen zu lachen, vielleicht liegt es auch daran, dass ich nun richtige Geschwister habe.
Ich wünschte, ich könnte mit irgend jemandem darüber reden. Über meine Entführung. Doch ist nicht so einfach, meine Eltern waren so glücklich mich wieder bei sich zu haben und ich wollte diesen Moment nicht zerstören. Draco ignoriert mich und Kira wechselt ständig das Thema.
"Mary?", zieht mich eine Stimme aus dem Tagträumen.
Ich schaue verwirrt in zwei blaue Augen, die zu Hannah gehören "Ich habe dich gefragt, ob du weißt, was mit diesem Mädchen namens Angelina passiert ist."
Als ich meinen alten Name höre, den mir meine Entführer gaben, läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Ich hasse diesen Namen.
"Ich erzähle es dir im Gemeinschaftsraum", sage ich nur und starre auf meinen leeren Teller, mir ist der Appetit vergangen.
Nach dem Essen zieht mich Hannah mit zum Gryffindorturm. Ich sehe mich staunend um, ich bin hier das erste Mal und ich fühle mich auf Anhieb wohl.
Hannah und ich lassen uns auf das Sofa vor dem Kamin sinken. "Jetzt sag schon", sie sieht mich gespannt an.
"I-ich ähm, ich war Angelina Siller, das dachte ich zumindest... ich wurde entführt."
Ich spüre wie sich Tränen in meinen Augen ansammeln und langsam zum ausbrechen drohten.
Kiras Sicht
"... ja und jetzt sind wir wieder hier", beende ich meinen Vortrag über die letzte Woche. Aiden und Leia wussten eigentlich schon alles, aber sie wollten es noch einmal hören.
"Krass, wie fühlt sich das für dich an?", fragt mich Max Zabini. Max ist der kleine Bruder von Blaise, der ebenfalls Dracos Kumpel ist. Aiden und Max sind im selben Schlafsaal und haben sich daher miteinander angefreundet.
"Ich weiß es nicht, es ist total ungewohnt", sage ich ehrlich. Wir reden noch eine Weile bis die drei zurück zum Unterricht müssen, ich bin zu meinem Glück noch den restlichen Tag noch freigestellt.
Als ich unseren Schlafsaal betrete, muss ich mich erst einmal umsehen. Am Ende des Raumes steht ein kleines Sofa, an den Seiten sind jeweils drei Doppelbetten aufgebaut. Ich laufe zu dem letzten freien Bett, das links am Fenster steht und beginne damit meinen Koffer aus zu räumen.
Als ich damit fertig bin, ziehe ich meinen Slytherin Umhang an und betrachte mich stolz im Spiegel.
Auf einmal wird die Tür auf gerissen und ich fahre erschrocken herum.
"Hausaufgaben, Hausaufgaben nichts außer Hausaufgaben", meckert ein braunhaariges Mädchen und wirft ihre Tasche auf ihr Bett.
"Was glotzt du denn so blöd?", fährt sie mich an. Ich lasse mich perplex auf mein Bett sinken.
"Hast du nichts besseres zu tun, als mich so blöd anzuglotzen?!"
Ich will etwas erwidern, doch ich bekomme kein Wort heraus. Sie starrt mich finster an, zu meinem Glück kommen Just in diesem Moment die anderen Mädchen in den Schlafsaal.
"Oh Verena, stell dich nicht so an, du bist nicht die einzige, die soviel für die Schule machen muss", sagt das Schwarzhaarige Mädchen.
Verena heißt sie also. "Ach bist du Kira?", fragt sie mich und lächelt mir zu.
Ich nicke eifrig und betrachte die anderen. "Ich bin Callie und das ist Lucy... Leia und Verena kennst du ja schon", stellt sich das Schwarzhaarige Mädchen, namens Callie, vor.
"Bist du Kira Malfoy? Die Schwester von Draco?", fragt mich Lucy vorsichtig und streicht ihre Haselnussbraunen Haaren hinters Ohr.
"Ja, die bin ich", entgegne ich etwas verlegen. Meistens bin ich anfangs etwas schüchtern, wenn ich neue Personen kennenlerne und das ist mir sehr peinlich.
"Kommst du mit mir in die Bibliothek?", werde ich von Leia gefragt. Ich nicke und bin froh, dass ich einen Grund habe, von hier zu verschwinden.
Ich helfe Leia bei ihren Hausaufgaben für Zauberkunst, denn was sie heute gelernt hat, wurde mir schon letzte Woche beigebracht.
Es war bereits spät abends bis wir von der Bibliothek in den Gemeinschaftsraum zurückkehren.
Auf dem Weg begegnen wir Max und Aiden, jedoch waren sie zu sehr beschäftigt über Quidditch zu reden, dass sie schnell an uns vorbei rauschen.
Im Schlafsaal fängt Leia an sich über Max aufzuregen. Er hat irgendwas an sich, was sie innerlich zum kochen bringt. Während sie sich bis spät in die Nacht hinein in Rage redet, höre ich amüsiert zu und esse nebenbei Gummischnecken.