Die Ritter der Krone โ€’ Der ne...

By spaceseokie

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โBis in den Tod.โž ๐ƒ๐š๐ฌ ๐‰๐š๐ก๐ซ ๐Ÿ๐Ÿ“๐Ÿ— ๐ฌ๐ž๐ข๐ญ ๐๐ž๐ ๐ข๐ง๐ง ๐๐ž๐ซ ๐Š๐ข๐ฆ-๐ƒ๐ฒ๐ง๐š๐ฌ๐ญ๐ข๐ž: Auch der graus... More

VORWORT
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FรœNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWร–LF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FรœNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL SIEBZEHN

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By spaceseokie

JIMINS WORTE HALLTEN in Taehyungs Kopf wider, auch dann noch, als sie bereits wieder auf dem Hof vor den königlichen Stallungen angekommen waren. Jimin hatte ihm keine weitere Chance gegeben, etwas zu sagen. Stattdessen hatte er an Tempo zugelegt und hatte zu Marcess aufgeschlossen. Taehyung war sich sicher, dass nachdem Marcess gesehen hatte, dass Jimin und er sich unterhalten hatten, sein Interesse geweckt war, worüber sie gesprochen hatten. Ahnte der Prinz von den Sonneninseln, dass sie sich kannten? Oder dachte er womöglich, dass Jimin ein weiterer seiner Liebhaber war?

»Prinz Taehyung!«

Von seinem Hengst stieg noch Dampf auf, als Taehyung von seinem Rücken stieg. Kaum hatten seine Füße wieder den Boden unter sich, tauchte Yohan neben ihm auf. Taehyung kannte die Zornesfalte nur allzu gut, die sich präsent auf Yohans wettergegerbten Gesicht abzeichnete.

»Alle anderen Reiter sind schon seit Ewigkeiten zurück! Es sollten schon Soldaten ausgeschickt werden, um Euch zu suchen! Ich hätte mich beinahe selbst schon auf ein Pferd gesetzt!«

Taehyung vernahm Zorn in Yohans lauter Stimme, aber nach Jimins Predigt, war er nicht in der Laune, sich auch noch von dem alten Mann ausschimpfen zu lassen. Und schon gar nicht ungerechtfertigterweise.

»Ein Pferd scheute vor dem Wasser, wir mussten einen Umweg reiten«, verteidigte Taehyung sich.

»Und Ihr kamt nicht auf die Idee, mit Eurem Leibwächter den direkten Weg zurückzunehmen? Ihr seid der Prinz! Was denkt Ihr, was für Sorgen wir uns gemacht haben? Ihr seid in einem fremden Königreich, unterwegs mit fremden Männern!«

»Es war Seojuns Pferd, welches vor dem Wasser gescheut hat. Ich war der Annahme, dass Ihr verlangt, ich würde bei meinem Leibwächter bleiben, anstatt allein zurückzukehren.«

Yohan antwortete mit einem unzufriedenen Brummen, seine muskulösen Arme vor der Brust verschränkt. »Ihr habt uns eine Heidenangst eingejagt, Eure Hoheit.«

»Das tut mir leid«, erwiderte Taehyung ehrlich. »Das war selbstverständlich nicht meine Absicht.« Er wusste, dass Yohan sich sorgte. Die Zornesfalte auf der Stirn seines Leibwächters glättete sich und Yohan fuhr sich mit seiner Hand durch sein immer mehr ergrauendes braunes Haar.

»Ihr seht aus, als hättet Ihr Euch im Schlamm gewälzt«, murrte Yohan und entlockte Taehyung damit ein gedämpftes Lachen.

»Charmant wie eh und je, alter Mann«, scherzte Taehyung und schüttelte seinen Kopf, als ein Stalljunge auf ihn zu eilte und anbot, Orion für ihn abzusatteln. »Ich mache mit Seojun die Pferde fertig und gehe dann baden, den ganzen Schlamm abwaschen, wie ihr sagtet. Ich nehme an, dass ich das Essen heute Abend bereits verpasst habe?«

»Leider ja«, antwortete Yohan. »Ich lasse Euch etwas zu Essen auf Euer Gemach bringen. Vila übernimmt heute Nacht die Wache bei Euch.«

Taehyung nickte. Marcess und Jimin hatten ihre Pferde bereits abgegeben und zu Taehyungs Bedauern blickte Jimin sich nicht zu ihm um, als er gemeinsam mit Marcess in Richtung des Schlosses davon stiefelte. Er hatte Jimin gerade erst zurückgewonnen. Die Aussicht, ihn damit zu verärgern und im schlimmsten Falle zu vergraulen, wenn er sich mit Jeongguk traf, schmerzte ihm. Würde Jimin es ihm verzeihen, wenn er nicht auf ihn hörte? Oder würde er Groll hegen, weil er durch seinen Egoismus seinen besten Freund in Gefahr brachte?

Taehyung wollte weder Jimin verärgern noch egoistisch sein. Und er wollte auch Jeongguks Leben nicht noch einem größeren Risiko aussetzen. Aber all die Gefühle, die Jahrelang tief in seinem Inneren verschlossen gewesen waren, kamen seit Jeongguks Auftauchen und der Offenbarung, dass er lebte, langsam an die Oberfläche. Er wollte Jeongguk nicht wieder verlieren, aber genauso wenig Jimin. Er war mit auf diese Reise gegangen, um herauszufinden, was mit Jimin passiert war und wie es ihm ging. Er hatte nichts lieber gewollt, als seinen ehemals besten Freund endlich wiederzusehen. Und so sehr er sich nach Jeongguk sehnte, nach einer Wiederholung des Kusses, nach so viel mehr — er wollte Jimin nicht verlieren.

Diese Gedanken gingen ihm nicht aus dem Kopf, während er schweigend den jungen Hengst in seiner Box absattelte und ihm den getrockneten Schweiß aus dem hübschen rotbraunen Fell bürstete. Orion hatte sich augenblicklich dem Haufen Heu gewidmet, welches in seiner Abwesenheit in seine Box gelegt wurde und er brummte zufrieden, als Tae ihm die Kruppe kraulte. Sie hatten Startschwierigkeiten gehabt, aber das Ritt auf dem Hengst hatte ihm dennoch Freude bereitet.

Aus den anderen Boxen erklang ähnliches Fressgeräusch der Pferde, ansonsten war es recht still in der Stallgasse. Die beiden Stallburschen waren schon fertig mit dem Absatteln der Pferde von Jimin und Marcess und warteten vermutlich nur noch darauf, dass auch Taehyung und Seojun verschwanden, damit sie die Türen schließen und Feierabend machen konnten. Taehyung wollte sie nicht länger als nötig abhalten, aber er fand, dass Orion es verdiente nach der Arbeit noch ausreichend gestriegelt zu werden und das Brummen des Hengstes bestätigte ihm, dass es dem Tier gefiel. Er hatte erst mit dem Gedanken gespielt, einen der Nachkommen von Fürchtegott zu erwerben und mit nach Kirin zu nehmen, aber nun dachte er darüber nach, König Seokjin zu fragen, ob er sich womöglich von Orion trennen würde. Taehyung hatte die Sammelleidenschaft seines Onkels, etliche verschiedene Pferde zu kaufen, nie verstanden und er hatte auch nie darüber nachgedacht, ein zweites Pferd neben Mirage haben zu wollen. Aber zu seiner Überraschung gefiel ihm Orion.

»Seid ihr fertig, Eure Hoheit?«, fragte Seojun, der lautlos an der Boxentür aufgetaucht war. Taehyung strich dem Hengst ein letztes Mal über den Rücken, dann wandte er sich zu seinem Leibwächter.

»Natürlich.« Er trat aus der Box und verriegelte dann die Boxentür. »Sind deine Stiefel wieder trocken?«, erkundigte er sich bei Seojun, nachdem er sicher war, dass die Stallburschen sie nicht hören konnten.

»Mehr oder weniger, Eure Hoheit«, sagte Seojun.

»Man hätte Euch kein Pferd zuteilen sollen, welches Wasserscheu ist. Sie müssen doch gewusst haben, dass wir einen Bach durchreiten müssen.«

»Es ist halb so wild«, entgegnete Seojun und schritt neben Taehyung zurück zum Schloss. Die Sonne war bereits am Horizont verschwunden und hatte die Wärme mitgenommen, die ihnen am Tage noch das Gesicht gewärmt hatte. Nun war es bereits überraschend kalt und Taehyung beschleunigte seinen Schritt. Er sehnte sich nach einem heißen Bad, den Schlamm loszuwerden, der von den Pferdehufen aufgewirbelt und ihnen ins Gesicht geflogen war, den Schweiß abzuwaschen und seine Muskeln zu entspannen. Die Jagd war kein Vergleich zu den Strapazen ihrer Reise, dennoch spürte er die Erschöpfung in seinen Beinen und auch den Hunger in seinem Magen. Er war überraschend froh darüber, dass er das Festmahl des heutigen Abend verpasst hatte. Er hatte keine Lust auf Musik und erzwungene Gespräche. Auch wenn er mittlerweile davon überzeugt war, sich halbwegs seinem neuen Lebensstil angepasst zu haben, sehnte er sich nach mehr Freiraum und Zeit für sich allein. In Kirin war es auszuhalten gewesen, dort hatte er öfter Mal einige Zeit ohne einen Leibwächter auf den Fersen verbringen dürfen und sein Onkel hatte irgendwann eingesehen, ihn nicht zu jedem Abendmahl mit Gesellschaft zwingen zu können. Aber in Sabora hatte er bisher kaum mehr als die Nächte für sich gehabt. Und selbst da stand mindestens einer der Leibwächter vor der Tür seines Gemachs und kontrollierte, dass niemand in sein Gemach eindrang — und er sich nicht einfach herausstehlen konnte.

Ein raellischer Soldat nickte ihnen zu und öffnete ihn die Tür, damit sie in das Schloss eintreten konnten. In den Gängen war es bereits ruhig. Die meisten der Bediensteten, die sonst geschäftig durch die Gänge huschten, waren nun wahrscheinlich schon in ihren Betten und auch der Hofstaat flanierte zu später Stunde kaum noch durch die Gänge. Mit Seojun als seinen Schatten, suchte sich Taehyung den Weg durch die endlosen Gänge bis hinunter in den Keller zu den Bädern.

Zu seiner Überraschung wurde er von einem untersetzten Mann empfangen. »Eure königliche Hoheit.« Er machte eine leichte Verbeugung. »Meister Yohan hat Euch bereits angekündigt, das Wasser wurde bereits für Euch erhitzt. Wüscht Ihr bestimmte Öle? Und wollt Ihr etwas zu essen?«

Taehyung musste über den Titel, mit welchem der Bader Yohan bedacht hatte, schmunzeln, auch wenn es stimmte. »Essen möchte ich nichts, Wein reicht mir vollkommen.« Auch wenn es üblich war, beim Baden in Gesellschaft auch zu speisen, fand Taehyung kein Gefallen daran, er würde lieber anschließend auf seinem Gemach etwas essen. »Bei den Ölen vertraue ich Euch vollkommen, da habe ich keine Präferenzen.«

»Natürlich, Eure Hoheit«, entgegnete der Bader und öffnete ihnen die massive Tür, die in den Vorraum des Bades führte. »Es liegt eine Robe für Euch bereit, soll ich Euch beim Entkleiden helfen?«

Taehyung schüttelte seinen Kopf. Er würde sich nie daran gewöhnen können, wie normal es für den Adel war, selbst beim Ankleiden unterstützt zu werden. Bei den Kleidern der Frauen verstand er es, den engen Korsetten, die sich nicht von selbst schnürten. Aber als Mann sah er dahinter keinen Sinn. »Ich komme zurecht.«

»Sehr wohl, Eure Majestät. Wenn ihr entkleidet seid, könnt Ihr einfach hinaus und ins Badebecken, bis dahin sollte ich mit allem fertig sein.«

»Ich danke Euch. Ihr könnt dann auch gehen, ich brauche während des Badens keine weiteren Aufgüsse, ich möchte lieber meine Ruhe.«

»Sehr wohl, sehr wohl«, entgegnete der Bader, verbeugte sich und eilte dann hinaus in den dahinter liegenden Raum.

Taehyung legte seinen Umhang ab, faltete ihn auf einen der Steinbänke zusammen und begann dann, sein Wams aufzuknöpfen. Seine anderen Leibwächter würden sich abwenden, nicht so Seojun. Er stand am anderen Ende des Raumes in Stellung, aber als Taehyung ihm einen Blick über die Schulter zuwarf, bemerkte er, dass Seojun ihn unverhohlen beobachtete. Und auch wenn er es nicht aussprechen würde, gefiel es ihm.

Als er in die Robe gekleidet durch die Tür in den Baderaum trat, war von dem Bader bereits nichts mehr zu sehen. Stattdessen umfing ihn die Wärme und der Dampf, der im Raum und über dem Becken waberte. Die Kamine am Rand des Raumes waren noch einmal befeuert worden und der schwere Geruch nach verschiedenen Ölen hing in der Luft. Er war überrascht davon, wie groß das Badebecken war und er entdeckte in dem Wasser, an den Seiten des Beckens, einfache Bänke zum Hinsetzen. Wahrscheinlich nutzten sonst eher Gruppen das Badebecken und für einen kurzen Augenblick überkam Taehyung das schlechte Gewissen, dass für ihn extra das Wasser erhitzt worden war. Aber wozu war er ein Prinz, wenn er die Privilegien, die sich ihm boten, nicht auch mal ausnutzte?

Er streifte sich die Robe ab, legte sie zur Seite und watete langsam in das warme Wasser. Sobald ihn die angenehme Wärme umgab, entkam seinen Lippen ein leiser Seufzer. Als Kind hatte er in dem kalten Wasser des Flusses gebadet, welcher unweit der Pferdeweiden hinter der Schmiede aus den Bergen kam. Jetzt erhitzte man ihm auf Bitte ein ganzes Badebecken.

Er griff nach einem der bereitstehenden Weinbecher und nahm einen Schluck. Der Wein war noch überraschend kühl und lief ihm trocken die Kehle hinab. Er leerte den Becher mit wenigen Schlucken und tauchte dann unter, damit seine Haare nass wurden. Als er wieder auftauchte, bemerkte er Seojuns Blick. Sein Leibwächter stand unmittelbar an der Tür, die Arme hinter seinem Rücken verschränkt, seiner üblichen Position. Yohan hätte ihn vermutlich allein gelassen und hatte auf der anderen Seite der Tür gewartet. Vila hätte sich eines der Weingläser geschnappt und sich zu ihm an den Beckenrand gesetzt. Seojun hingegen beobachtete ihn schweigend aus dunklen Augen. Als ihre Blicke sich kreuzten, machte sich ein träges Lächeln auf Taehyungs Lippen breit.

»Du kannst dazu kommen.«

»Eure Hoheit?«

Taehyung wollte bei Seojuns formeller Antwort die Augen verdrehen. Der Mann schaffte es nicht, seine Augen auch nur für einen Moment von ihm und seinem Körper loszureißen, aber an seiner Anrede hielt er eisern fest?

»Du kannst dazu kommen«, wiederholte Taehyung seine Worte. »Zieh dich aus und leiste mir Gesellschaft.«

»Das steht mir nicht zu, Eure Hoheit.«

Taehyung unterdrücke ein Schnauben. »Dir steht es auch nicht zu, mich so schamlos anzustarren, du tust es aber trotzdem.«

»Verzeiht, Eure Hoheit.« Obwohl er sich entschuldigte, wandte Seojun seinen anrüchigen Blick nicht ab.

»Du warst mit auf der Jagd, du hast dir ein Bad genauso sehr verdient, wie ich es habe. Los, zieh dich aus. Ich habe den Bader weggeschickt, er wird nicht so schnell wiederkommen.«

Taehyung sah den Konflikt, der in Seojuns Innerem vor sich ging und sich auf seinen Gesichtszügen widerspiegelte. »Wenn aber doch jemand kommt...«, warf Seojun ein. Er wollte Taehyung in dem Wasser Gesellschaft leisten, das war ihm anzusehen.

»Wird niemand«, beharrte Taehyung.

Seojun benötigte keine weitere Aufforderung. Ohne seinen Blick von dem Prinzen loszureißen, begann er, die Schlaufen seiner Rüstung zu öffnen und sie nach und nach abzulegen. Taehyung beobachtete ihn genaustens dabei, während er an dem Wein nippte. Sein Leibwächter war ein schöner Mann, von großer Statur, mit kräftigen Oberschenkeln, definiteren Bauch und Armmuskeln. Seine Haut schimmerte im wenigen Licht des Raumes, ein wenig dunkler als Taehyungs eigene.

»Ihr spielt ein gefährliches Spiel, Eure Hoheit«, sprach Seojun mit belegter Stimme, als er sich dem letzten Rest seiner Kleidung entledigte und begann, in das Wasser zu waten.

»Wo bleibt denn auch sonst der Spaß?«, entgegnete Taehyung und leerte den Weinbecher, während er jede Bewegung seines Leibwächters genaustens beobachtete.

»Ihr solltet Euch nicht so sehr in Sicherheit wiegen«, sagte Seojun. »Es gibt Gerüchte und sollte jemand hiervon erfahren...«

»Es wird aber niemand hiervon erfahren«, entgegnete Taehyung brüsk. »Nicht, wenn du darüber schweigst. Und darauf vertraue ich.«

»Dennoch gibt es Gerüchte, Ihr solltet dem nicht die Chance geben, dass mehr daraus wird.«

»Was für Gerüchte?«

Seojun trat näher zu ihm. Es trennte sie kaum mehr als ein wenig Wasser und der Dampf, der im ganzen Raum waberte. Taehyung fühlte zu seiner Überraschung bereits etwas von dem Wein. Vielleicht lag es an den warmen Temperaturen, dem heißen Wasser, den verführerischen Ölen, die seine Lider schwer und seinen Geist träge machten.

Seojun beließ die Frage zunächst unbeantwortet. Er nahm den Weinbecher entgegen, den Taehyung ihm reichte und nippte an dem Wein. Normalerweise beharrte der Leibwächter immer darauf, nüchtern zu bleiben und keinen Tropfen Alkohol zu trinken, wenn er Dienst hatte. Ganz im Gegensatz zu Yohan oder gar Vila, die sich nicht selten in Taehyungs Gesellschaft besinnungslos soff. Aber diesmal trank er wortlos aus, ehe er den leeren Becher zur Seite stellte.

Sie waren sich nun ganz nah. Taehyung hörte Seojuns Atem, sah, wie sich sein Brustkorb kräftig hob und senkte. Seine dunklen Locken kräuselten sich im Dampf des Wassers und fielen ihm über die dichten Augenbrauen. Seojun war ein schöner Mann und Taehyung hatte es noch nie bereut, ihn zu küssen und sich ihm hinzugeben. Aber als Seojuns unverwandter Blick auf Taehyungs Lippen fiel, spürte er zum ersten Mal Zurückhaltung in seinem Inneren aufkommen.

Dennoch hielt er still, als Seojun sanft mit seinen rauen Fingern über Taehyungs Wange strich, dann über seinen Hals. Er hatte es immer genossen von ihm angefasst zu werden, hatte ihn stehts ermutigt, hatte sich dem gedankenlos hingegeben. Und auch jetzt war es nicht so, als würde es Taehyung missfallen, als Seojun sich zu ihm hinunter beugte und seine Lippen hauchzart über seinen Hals huschen ließ. Er spürte, wie seine Haut heiß wurde, wie sein Puls sich beschleunigte und sein Atem stockte.

»Warum die Zurückhaltung, mein Prinz?«, hauchte Seojun kaum hörbar gegen Taehyungs heiße Haut. »So kenne ich Euch gar nicht.« Seojun hinterließ mit seinen Lippen ein Prickeln auf Taehyungs Hals, dann hob er seinen Blick und umfasste Taehyung sanft am Kiefer. »Ihr müsst es nur sagen, dann höre ich auf.«

Taehyung schüttelte kaum merklich seinen Kopf. Er entblößte seinen Hals und Seojun hinterließ dort weitere, federleichte Küsse, hinauf bis zu seinem Kiefer.

»Denkt Ihr an einen anderen, mein Prinz? Ist es das?« Die raue Stimme des Mannes ließ Taehyung einen Schauer der Erregung über den Rücken laufen. »Ich habe Euch und diesen Prinzen von den Sonneninseln gesehen«, fuhr er leise fort. Seojuns Atem prallte heiß auf Taehyungs Haut. »Habt Ihr ihn Euch ficken lassen?«

Wäre Taehyung nicht so erregt und würde der Wein seine Gedanken nicht so träge machen, hätten ihn diese Worte womöglich alarmiert. Wenn Seojun es mitbekommen hatte, war es gewiss auch noch anderen aufgefallen und dies konnte Taehyung gefährlich werden. Aber anstatt sich darüber den Kopf zu zerbrechen, entkam seinen Lippen ein erregtes Seufzen.

»Habt Ihr ihn Euch ficken lassen, wie Ihr es mich lassen tut?«, fragte Seojun weiter, seine Stimme gedämpft, sein Blick dunkel. »Hat er Euch geküsst?«

Die federleichten Küsse wandelten sich in mehr. Taehyung war sich sicher, dass am nächsten Tag Flecken an seinem Hals zu sehen sein würden, die Erklärung verlangten. Aber das war ihm egal. »Hat er Euch hier geküsst?«

Als Seojun eine empfindliche Stelle unterhalb Taehyungs Ohr küsste und sanft saugte, rollte ein Stöhnen über die Lippen des Prinzen. »Oder doch hier?« Die Lippen seines Leibwächters wanderten seinen Hals hinab, bis zu seiner Brust. Taehyungs Hände vergruben sich in Seojuns dunklen Locken und er legte seinen Kopf in den Nacken, als Seojun begann mit seiner Zunge seine Brustwarzen zu umkreisen. »Ich möchte Antworten, mein Prinz.«

Taehyung spürte Erregung in seinem Inneren aufkommen. »Er hat mich gefickt«, gestand Taehyung, seine Zunge schwer beim Sprechen. »Er hat mich mehrmals gefickt«, er stockte, holte zittrig Luft, »er war unnachgiebig.« Die Worte stolperten abgehakt über Taehyungs Lippen, während Seojuns Hände seinen Körper hinab wanderten. »Es hat mir gefallen«, fuhr er fort, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Aber er hat mich nicht so gut gefickt, wie du es tust.«

Taehyung spürte Seojuns harte Erektion an sich gepresst. Dennoch überkam Taehyung nicht das Gefühl, weiter gehen zu wollen. Er wusste nicht, wie oft er schon mit Seojun geschlafen hatte, wie viele unzählige Male. Und auch wenn es nur ein gestohlener, kurzer Moment gewesen war, in dem Taehyung vor ihm auf die Knie gefallen und seinen Schwanz verwöhnt hatte, er hatte jedes Mal genossen. Aber diesmal hielt ihn etwas auf. Vielmehr nicht etwas, sondern jemand.

Seojuns Hand fand seinen Hintern, aber der Leibwächter hielt inne, so als hätte er das Zögern des Prinzen bemerkt. Taehyung wusste nicht warum, aber er fühlte sich schuldig. Seojun hatte Besseres verdient, als dass Taehyung mit ihm spielte. Dass er sich nicht einmal sicher war, ob er mit ihm schlafen wollte. Seojun verdiente keinen Mann, der an einen anderen dachte, wenn sie sich küssten, oder er ihn fickte. Auch wenn sie darüber gesprochen hatten, dass zwischen ihnen war geklärt, dennoch überkamen Taehyung Schuldgefühle. Zuvor war es etwas anderes gewesen, er hatte gedacht, Jeongguk sei tot. Nun wusste er es besser, nun war ihm bewusst, dass Jeongguk irgendwo da draußen war, auch wenn ihm nicht bekannt war, wo. Er hatte sich immer nach Jeongguk gesehen, nun wusste er, dass er am Leben war und dennoch bändelte er mit jemand anderem an?

»Soll ich aufhören, mein Prinz?« Auch wenn Seojun es versuchte zu unterdrücken, ein Hauch von Enttäuschung konnte er in seiner gedämpften Stimme nicht vermeiden. Seine Hand verschwand von Taehyungs Hintern. »Falls ich eine Grenze überschritten habe...«, fing er an, aber Taehyung unterbrach ihn.

»Das ist es nicht.«

»Was ist es dann?«, fragte Seojun und fing Taehyungs Blick auf. »Liegt es wirklich an diesem Prinzen von den Sonneninseln?«

Taehyung wollte verneinen, auch wenn ihm die Nacht mit Marcess gefallen hatte und er einen hübschen Mann zu schätzen wusste, lag sein Zögern gewiss nicht an ihm. Aber dann würde Seojun weiterfragen. Fragen stellen, die Taehyung nicht beantworten wollte, nicht konnte. Und wenn er es bejahte? Dann aber Abstand zu Marcess hielt? Würde das seinem Leibwächter nicht sonderbar vorkommen?

»Ich bin nicht in Stimmung«, sagte Taehyung leise. »Es tut mir leid, dass ich dich ermutigt habe.«

Seojun räusperte sich und ließ von ihm ab. »Ihr müsst Euch für nichts entschuldigen.«

Taehyung zwang sich zu einem milden Lächeln und glitt tiefer in das Wasser hinab, sodass nur noch sein Kopf aus dem Wasser lugte. Ihn überkam das Bedürfnis, sich vollends in dem Wasser zu verstecken und dem Blick seines Leibwächters zu entgehen, aber er wusste selbst, wie kindisch das war.

»Ich hoffe, dass du dich nicht von mir ausgenutzt fühlst«, sprach er dann leise die Sorge aus, die in seinem Kopf umherschwirrte.

Seojun hob überrascht seine Augenbrauen. »Nicht doch«, entgegnete er kopfschüttelnd. »So ein Gefühl habt Ihr mir nie gegeben, mein Prinz.« Er griff nach dem Wein und füllte sich nach. »Wir hatten stehts beide unseren Spaß, nicht wahr? Daran ist nichts verkehrt.«

Erleichterung überkam Taehyung. »Das hatten wir.« Verlegen fuhr er mit seiner Zunge über seine Unterlippe, dann tat er es seinem Gegenüber gleich und schenkte sich Wein nach. »Wahrscheinlich sollten wir gleich raus, sonst überrascht uns doch noch der Bader. Er wird zumindest noch die Kamine ausmachen wollen, bevor er schlafen gehen kann. Und wir sollten auch endlich etwas essen.«

Sie wateten langsam aus dem Wasser, trockneten sich ab, zogen sich an und gingen dann zusammen durch die endlosen Flure des Schlosses. Mittlerweile musste es fast mitten in der Nacht sein und außer einigen Soldaten, begegneten sie niemanden.

»Ich habe mich schon gefragt, ob Ihr im Wasser abgesoffen seid, Eure Hoheit«, empfing Vila sie, als sie in den Gang traten, an dessen Ende sein Gemach lag. »Reichlich viel Zeit, nur für ein Bad.« Selbst in dem dämmrigen Licht, geschuldet den wenigen Lichtquellen, die nachts in den Gängen leuchteten, entging Taehyung nicht der wissende Blick, den Vila ihnen zuwarf.

»Du kannst gehen«, entließ er Seojun, der nickte und dann am Ende des Ganges aus ihrer Sicht verschwand.

»Neben deinem Bett steht etwas zu Essen für dich bereit«, meinte Vila und öffnete ihm die Tür.

Taehyung nickte dankend. Bei Rückkehr von der Jagd hatte er noch großen Hunger verspürt, doch dieser war ihm nunmehr vergangen. »Sieh bitte zu, dass ich morgen erst kurz vor dem Treffen mit König Seokjin und den Beratern geweckt werde.«

»Wie du wünscht«, entgegnete Vila und schloss hinter ihm die Tür. 



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