Einmal Fraktionslos, Immer Fr...

By billie88-

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Marla Parker ist 20 Jahre alt und sie führt ein Leben auf der Straße. Nie gehörte sie einer Fraktion an, denn... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92 - Epilog

Kapitel 86

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By billie88-

Mein erster Impuls so weit wegzulaufen wie ich kann, verflüchtigt sich nach einigen Stunden. Ich sitze immer noch hinter dem Metallschrank. Doch hier kann ich nicht bleiben. Ich schäme mich, dass ich Eric zurückgelassen habe. Ich hätte kämpfen sollen. Oder zumindest zurücklaufen, nachdem ich eine Waffe hatte. 

Mein Verstand sagt mir sofort, dass das Selbstmord gewesen wäre. Es wäre nicht schlau gewesen ohne Plan und irgendetwas loszugehen.

Dennoch fühle ich mich feige. Feige, weil ich mich hier verstecke. Ich bin eine Ferox. Auch wenn es zurzeit nicht so aussieht. Ich habe keinen Ort an den ich gehen kann. Kein Zuhause. Doch das macht mich nicht Fraktionslos. Ich darf nicht aufgeben. Ich darf Eric nicht aufgeben.

Ich muss ihn da rausholen und wieder gutmachen, dass ich ihn alleine gelassen habe. Nur so kann ich ihm zeigen, was er mit bedeutet. Ich kann jetzt nicht davonlaufen und ein neues Leben beginnen. Nicht solange Eric noch bei ihnen ist und in diesem Raum festgehalten wird. Ich weiß nicht einmal, wie lange sie ihn noch dort lassen.

Den Gedanken, dass sie ihn jetzt gerade hinrichten, schiebe ich weit weg. An so etwas darf ich jetzt nicht denken.

Ich muss mir etwas ausdenken. Etwas, wie ich ins Candorhauptquartier hereinkomme und wie ich Eric befreien kann. Ich alleine. Diesmal habe ich niemanden, den ich um Hilfe bitten kann. Ich traue mich gar nicht, an meine Freunde zu denken und daran, was sie nun wohl glauben müssen.

Ich muss mich konzentrieren und zwar auf Eric. 

Wenn ich ihn befreien will, brauche ich als Erstes Waffen. Nachdem ich die habe, kann ich mir Gedanken um einen Plan machen. Ich schiebe den Schrank, den ich an mich herangezogen habe, weg. Dann komme ich langsam wieder auf die Beine. Ich habe mehrere Stunden hier gesessen und geradezu darauf gewartet, das die Ferox ins Gebäude stürmen. Doch offenbar haben sie mich hier nicht gefunden.

Meine Beine sind eingeschlafen. Sie fühlen sich seltsam taub an. Ich muss ein paar Runden locker laufen, dann ist wieder alles in Ordnung. Dann denke ich nach. Waffen? Wo bekomme ich die?

Ich denke fieberhaft nach und schließlich fällt mir nur ein Ort ein, an dem es Waffen gibt, zu denen ich Zugriff habe. Im Feroxhauptquartier. Ich gehe davon aus, dass niemand die Zugangscodes geändert hat.

Ich gehe zielstrebig zur Tür und hebe meine gestohlene Pistole. Um den Ferox, den ich angeschossen habe, tut es mir leid. Ich hoffe, er erholt sich schnell wieder. Aber ich habe ihm absichtlich ins Bein geschossen. So konnte ich ihn nicht zu sehr verletzen. Solange ich nicht die Hauptschlagader getroffen habe. 

Die Tür, die ich geschlossen habe als ich herkam, hängt halb aus den Angeln. Durch einen Schlitz kann ich nach draußen sehen. Die Straße scheint leer zu sein. Ich vermute das es etwa vier Uhr morgens ist. Die Sonne ist noch nicht wieder aufgegangen. Es ist noch einigermassen warm. Doch jetzt zittere ich. 

Ich ziehe die Tür langsam und vorsichtig auf und schlüpfe heraus. Tatsächlich ist hier niemand. Ich muss mich kurz orientieren. Schließlich laufe ich zu den Gleisen. Immer wieder sehe ich mich um. Doch niemand folgt mir.

Es ist gut, dass es dunkel ist. Niemand sieht mich und wundert sich deswegen, wieso ein Ferox unbewaffnet völlig alleine durch die Gegend läuft. Sobald es hell wird, sollte ich schnell versuchen mir Fraktionslosenkleidung zu besorgen. So falle ich weniger auf. 

Das knallige Rot meiner Haare ist mittlerweile auch so gut wie ausgewaschen. Nur im Sonnenlicht schimmerte es manchmal noch hindurch. Noch ein Punkt mehr, wieso ich nicht so auffallen sollte.

Ich versuche nicht daran zu denken, was jetzt mit Eric passiert. Genau jetzt, in just dem Moment. Ich versuche Tessa, Carter und Feretti zu verdrängen. Noch schlafen sie. Doch schon bald werden sie erfahren, was ich getan habe. Doch nicht nur sie. Auch Gerard, Frank und Lola werden es erfahren. Maddie und Tai werden es erfahren. Ich bin sicher, Maddie wird alle ihre Vermutungen als bestätigt sehen. 

Und dann versuche ich nicht an Four zu denken. Four der mir vertraut hat und mich zu Eric gelassen hat. Was machen sie mit ihm? Wird er Ärger bekommen? Werden sie ihm das Wahrheitsserum geben? Und wird er ihnen dann sagen, dass er dafür verantwortlich ist, dass Eric fast entkommen ist? Mein schlechtes Gewissen frisst mich auf. 

Doch ich darf jetzt an nichts anderes als das Feroxhauptquartier und die dort befindlichen Waffen denken. 

Schritt für Schritt. Ich muss tapfer bleiben und darf mich nicht von meinen Emotionen abbringen lassen.

Ich stehe etwa eine halbe Stunde an den Gleisen, als ich einen Zug höre. Ich laufe ihm gleich entgegen. So wärme ich mich noch ein wenig auf. Als der erste Waggon vor mir auftaucht, ziehe ich mich sofort an einer Klinke hoch und schwinge mich ins Abteil.

Das Abteil ist leer. Öfter kommt es vor, das man hier Fraktionslose findet. Um die Uhrzeit schliefen sie nur meist. Doch hier ist niemand. Ich stelle mich ans Fenster und sehe hinaus. Meinen Kopf versuche ich leer zu halten. Ich versuche, an absolut nichts zu denken. Bäume huschen am Fenster vorbei. 

Wie lange ich fahre, weiß ich nicht. Doch dann sehe ich die Dächer. Ich fahre an ihnen vorbei. Lieber will ich warten, später abspringen und dann durch den Haupteingang ins Feroxgebäude hereingehen. Das Netz ist mir zu gefährlich. Was wenn es einer weggezogen hat? Nein, das Risiko kann ich nicht eingehen. 

Einige Minuten später sehe ich Asphalt und einen kleinen Streifen Rasen neben den Schienen. Ich hole Anlauf und springe aus dem fahrenden Zug. Ich komme auf, rolle mich ab und stehe schon wieder auf den Beinen.

Das Ganze ist viel einfacher, wenn man nicht verletzt ist. Sofort mache ich mich auf den Weg ins Hauptquartier. Als ich ankomme, geht gerade die Sonne auf. Ich hoffe inständig das ich noch ins Hauptquartier komme und niemand - wie Max - die Codes geändert hat.

Ich habe Glück. Ich komme herein. Als ich ankomme, ist es ruhig. Aber ich habe auch nicht gedacht, das jemand hier ist. Das Feroxhauptquartier hat keine große Eingangshalle, wie die Ken oder Candor. Man kommt direkt in einen langen Flur, der in die Grube führt.

Ich laufe ihn entlang. Einige Minuten später passiere ich die Grube. Ich versuche nicht daran zu denken, wieviel Spaß wir hier immer hatten. Als wir alle noch zusammen waren. Als es nur den nächsten Tag gab und den nächsten dummen Kampf.

Ich laufe weiter, an den Quartieren vorbei und in die Waffenkammer. Sie ist nicht mehr ganz so voll, wie noch vor einigen Wochen. Max und unsere Leute haben viele Waffen mitgenommen, aber es sind noch genug da. Ich suche nach Betäubungsgewehren. Sie sind am leisesten und nicht tödlich. Es dauert ein paar Sekunden, dann finde ich eines. Ich nehme es, ein paar volle Magazine und noch zwei neue Magazine für meine Pistole. Dann noch zwei Blendkracher und eine Schutzweste.

Als ich alles habe, laufe ich zurück in meine ehemalige Wohnung. Jetzt gleich zurück zu den Candor zu gehen, bringt nichts. Da bin ich sicher. Ich muss warten, bis es wieder Nacht wird. Das gefällt mir gar nicht, wenn ich ehrlich bin. Das sind genug Stunden die sie haben, um Eric etwas zu tun. Doch mir bleibt keine Wahl, wenn es funktionieren soll.

Gegen zehn wird es dunkel. Ich sollte also dann da sein. Sicher, werden sie mehr Wachen aufgestellt haben. Sie müssen einfach damit rechnen, das ich wiederkomme. Ich packe das Gewehr und alles in einen kleinen Rucksack und werfe ihn mir über. Dann will ich meine Decke nehmen. Doch ich halte inne, drehe mich und gehe aus meiner Wohnung. Ich hole mir Erics Decke stattdessen.

Dann gehe ich zwei Stockwerke höher. Sollte doch jemand kommen, werde ich sicher nicht so blöd sein und mich angreifbar in mein Bett legen. So dämlich bin ich nun wirklich nicht. Ich verschanze mich in einer Ecke und lege die Decke unter mich. 

Kaum das mein Kopf die Decke berührt, merke ich wie müde ich bin. Ich bin völlig fertig. Ich nehme den Geruch von Eric wahr. Er ist immer noch so dominant in der Decke, als würde er bei mir schlafen. 

Ich schließe die Augen, presse meine Pistole an meine Brust und schlafe augenblicklich ein.

---

Im ersten Moment denke ich, dass ich verschlafen habe. Ich komme stolpernd auf die Beine und laufe in die Grube. Ich sehe zur Uhr, die hier hängt und atme erleichtert aus. Es ist kurz nach fünf Nachmittags. Das heißt, ich habe noch fünf Stunden um zu den Candor zu gehen.

Langsamer als eben laufe ich zurück und hole meine Sachen. Ich will den Rucksack immer bei mir haben, falls ich fliehen muss. Meine Pistole stecke ich in meine Hose. 

Meinen ersten Plan mir Klamotten von den Fraktionslosen zu besorgen, verwerfe ich. Es wird eh stockdüster sein, wenn ich erst einmal am Zug bin. Dann wird mich keiner mehr sehen. Ich gehe nun in verschiedene Wohnungen und suche einen großen Kapuzenpullover oder Hoodie. Irgendetwas unter dem ich das Betäubungsgewehr verstecken kann.

Mein größtes Problem wird schon in der Eingangshalle der Candor auf mich zukommen. Vielleicht sollte ich noch etwas später gehen, damit weniger Leute in der Eingangshalle sind. Vielleicht kann ich mich irgendwie durchschummeln und so zu Eric kommen.

Den Rest des Tages verbringe ich damit einen Plan auszuarbeiten und mir Szenarien auszudenken. Je näher meine Abreise kommt, umso tödlicher werden die Szenarien. 

Doch ich darf mich nicht einschüchtern lassen. Ich muss ihm helfen. Ich kann ihn nicht dort lassen. Nicht nachdem er sein Leben riskiert hat, um mir das Kontrollserum nicht geben zu müssen. Erst jetzt wird mir so richtig klar, was er da getan hat. Ich hätte mich schon an diesem Tag bei ihm bedanken sollen. Und wenn es nur eine kleine Berührung gewesen wäre. Eine kleine Geste an der er sieht, das ich ihm dankbar bin.

Doch nun ist es zu spät. Ich kann nur versuchen ihm jetzt zu helfen. Sollte das klappen, schreit das wohl geradezu, das ich ihm dankbar bin. 

Ich habe einen Hoodie gefunden. Er ist mir etwas zu groß, aber das ist nicht weiter schlimm. Es ist sogar besser. Mein Gewehr passt unter die Jacke. Ich mache sie zu und setze den Rucksack auf. Außerdem habe ich etwas Essbares in der Kantine gefunden. Nur Dosenfutter, aber besser als nichts.

Ich sehe auf die Uhr. Es ist um zehn. Gestern um die Zeit war ich schon bei Eric. Ich spüre die Sehnsucht nach ihm. Ich will los und nicht länger trödeln. Ich habe panische Angst. Das zu leugnen wäre eine Lüge. Aber Ferox zu sein, heißt ja nicht, das man keine Angst hat. Es heißt nur, das man die Angst kontolliert und sich nicht von ihr lähmen lässt.

Ich reiße mich schließlich los. Meine Blicken schweife noch einige Sekunden durch die Grube. Ich weiß nicht, ob ich jemals in das Hauptquartier zurückkehren werde. Ich versuche mir alles genau einzuprägen. Die kleinen Felsvorsprünge, die Bänke, die Kletterwand.

Dann bin ich daran vorbeigelaufen. Ich gehe zum Haupteingang und finde mich kurz darauf schon draußen vor der Tür wieder. Zu allem Überfluss regnet es jetzt auch noch. Ich ziehe meine Kapuze auf den Kopf.

Ich laufe schnell die paar Meter um die Ecke zu den Schienen. Von hier aus weiß ich mittlerweile, das immer zehn nach ein Zug kommt. Auch heute ist er wieder pünktlich. Ich springe auf und versuche meine aufkommende Nervosität zu unterdrücken. Jetzt wird es ernst. Es wird nicht lange dauern und ich werde bei den Candor ankommen und versuchen Eric zu retten. Und das ganz alleine.

Eigentlich sollte ich in Panik ausbrechen, aber ich versuche ruhig zu bleiben. Ich hole ein paar Mal tief Luft und sehe schließlich aus dem Fenster. Der Regen scheint mit jeder Sekunde heftiger zu werden. Laut prasselt er gegen das Fenster und versperrt mir die Sicht. Ich muss zur Abteiltür und hier hinaussehen. Viel kann ich von hier auch nicht erkennen. Doch es reicht, um Gebäude zu erkennen. Ich ziehe die Kapuze noch tiefer in mein Gesicht. Nur noch ein paar Minuten, dann kann ich abspringen. 

Man kann nicht direkt vorm Hauptquartier abspringen. Ich sehe die kleine Gasse, an der ich die letzten beiden Male abgesprungen bin. Ich gehe etwas zurück, hole Anlauf und springe ab.

Die Erde ist so aufgeweicht, das ich rutsche und auf den Hintern falle. Na klasse. Das fängt ja gut an. Seit Wochen hat es nicht geregnet. Und ausgerechnet heute muss es also sein. Ich komme fluchend auf die Beine. Ich versuche erst gar nicht den Dreck abzuklopfen. Ich renne einfach los und auf das Hauptquartier der Candor zu. 

Je größer das Gebäude vor mir wird, umso doller pocht mein Herz. Wenn ich so nervös bleibe, werde ich es vermasseln. Das weiß ich. Ich bleibe stehen und hole ein paar Mal tief Luft. Ich rufe mir Erics verletztes Gesicht in den Sinn. Daran, wie er zusammengesackt in dem Stuhl saß. Meine Entschlossenheit kommt zurück.

Ich darf ihn nicht zurücklassen. Ich muss tapfer sein und ihn da rausholen. Ich muss versuchen, was ich kann. Und wenn wir es erstmal geschafft haben, laufen wir zusammen weg. Wir können Beide nicht mehr zu den Ferox. Doch das ist nicht wichtig. Eric ist wichtig. Mehr nicht.

Meine Nervosität ist so gut wie weg. Stattdessen kribbelt es geradezu in meinen Beinen, weil sie weiterlaufen wollen. Ich laufe die Treppen zum Hauptquartier nach oben. Ich ziehe die Kapuze noch einmal weiter in mein Gesicht. Vielleicht ist der Regen ein gutes Zeichen. So habe ich einen Grund, mit ins Gesicht gezogener Kapuze ins Gebäude zu gehen und schnell zu laufen. Die wenigen Candor, die ich sehe, sollten es nicht als verdächtig ansehen. 

Ohne noch weiter darüber nachzudenken, öffne ich dir Tür und gehe hinein. Ich laufe etwas nach vorne gebeugt, damit man mein Gesicht nicht sieht. Ich hatte Recht. Nur wenige Candor sind hier. Vier, wie ich sehen kann. Zwei am Empfang, zwei weitere unterhalten sich. Sonst ist alles leer. Das Licht hier ist gedämpft. Ich fühle mich gleich sicherer. 

Als ich am Empfang vorbeigehe, sieht mich eine Candor an. Ich erwidere ihren Blick und nicke ihr zu. Nicht zu freundlich, aber auch nicht zu desinteressiert. Genau das gesunde Mittelmaß. Sie scheint mich nicht zu erkennen oder sowas. Sie lächelt mich an und widmet sich dann wieder ihrer Unterhaltung.

Ein riesiger Brocken fällt von meinem Herzen, als ich aus der Eingangshalle trete und in einem Raum mit Fahrstühlen lande. Ich werde keinen von ihnen nehmen. Das Treppenhaus erscheint mir sicherer. Hier kann ich noch fliehen. Doch trete ich aus einem Fahrstuhl und Four oder Tai stehen vor mir, dann bin ich erledigt.

Im Treppenhaus angekommen ziehe ich meine Kapuzenjacke auf und schultere das Gewehr über dem Hoodie, damit es komfortabler ist. Ich öffne den Rucksack und verstaue die Beiden Blendkracher in meiner Jackentasche. Meine Pistole lasse ich in meiner Hosentasche. Ich will niemanden verletzen.

Schnell laufe ich die Treppen nach oben. Dann komme ich in dem Flur an, indem die Zellen sind. Ich trete aus der Tür und gehe leise und vorsichtig den Gang entlang. Immer wieder bleibe ich stehen und sehe mich um. Gleich laufe ich um die Ecke. Ich bin sicher, dass zwei oder sogar mehrere Ferox Wache halten.

Ich hebe das Gewehr und lunsche um die Ecke, den Finger am Abzug. Aber hier ist niemand. Verwundert lasse ich das Gewehr sinken. Wieso ist niemand hier?

Ich laufe um die Ecke und erwarte einen möglichen Hinterhalt. Doch nichts passiert. Ich bleibe vor Erics Tür stehen. Sie ist offen. Ich sehe vorsichtig hinein. Er ist nicht da. Mein Herz rutscht in meine Hose.

Wo ist er? Wo haben sie ihn hingebracht? Ich verdränge den endgültigen Gedanken, dass sie sich seiner entledigt haben. Das durfte nicht sein. Nicht so schnell. Nicht jetzt. Jetzt, wo ich verstanden habe, dass ich für ihn hätte da sein sollen. Auf seine Erklärungen hätte hören sollen. Sie können ihn mir jetzt nicht wegnehmen. Das können sie einfach nicht.

Ich bleibe eine Weile unschlüssig stehen, dann gehe ich zurück ins Treppenhaus. Ich weiß nicht genau, wo ich nun hinsoll. Aber irgendwie zieht es mich in das Stockwerk, in dem ich die anderen Ferox weiß. Eigentlich ist es nicht sehr schlau jetzt dorthin zu gehen. Ich laufe die Stockwerke hinab und komme auf dem Flur heraus, der sonst gut besucht ist.

Aber er ist leer. Skeptisch sehe ich mich um. Wo sind sie denn alle hin? Haben die Candor sie rausgeworfen? Wenn ja, wohin sind sie dann gegangen? Gerade als ich weitergehen will, höre ich Stimmen. 

Schnell drehe ich mich weg und renne ich den ersten besten Raum, den ich finde. Er ist glücklicherweise leer.

" - krass das sie das jetzt echt machen.. ", höre ich jemanden sagen. Ich kenne die Stimme. Zumindest glaube ich das.

" Wird mal Zeit, meiner Meinung nach. Hab mich schon gefragt, was die da so lange mit ihm machen. ", antwortet eine Frauenstimme. Es ist Vera. Also sind die Ferox noch hier. Nun erkenne ich auch die männliche Stimme. Es ist Dean, der Ferox aus dem Kontrollraum. Ich hatte ihn einmal vor Eric verteidigt, auf dem Dach. Als Gerard fast abgestürzt ist.

" Wir sollten uns beeilen. Die Anderen sind alle schon da. ", sagt Vera nun. Es folgt keine Antwort. Ich höre, wie sie weggehen. Ich komme aus dem Raum und folge ihnen. Sie haben meine Neugier geweckt. Ich habe keine Ahnung worüber sie geredet haben. Aber ich habe das Gefühl es ist wichtig für mich. Sie nehmen den Fahrstuhl. Ich warte bis sich die Tür schließt, dann renne ich schnell los, um die Nummer auf dem Fahrstuhl zu sehen. Sie wollen in den dritten Stock.

Da bin ich noch nie gewesen. Ich laufe ins Treppenhaus und schnell hinauf. Ich komme im dritten Stock an und sehe ein großes Schild über der Tür. 

Darauf steht: Gerichtsräume.

Ich bekomme ein flaues Gefühl im Magen. Keine Nervosität oder Angst. Nein, ich fühle mich einfach nicht wohl. Ich trete aus der Tür heraus, vorsichtig. Ich erwarte hier mehr Leute zu sehen. Ich sehe Vera und Dean die den Weg vor mir laufen. Ich schlüpfe aus der Tür und verstecke mich um einer Ecke. Ich beobachte sie und sehe, wie sie in einen Raum gehen. 

Ich bleibe stehen und will gerade weiter gehen. Da höre ich Schritte. Wieder einmal suche ich einen Raum, indem ich mich verstecken kann. Ich finde auch einen. Die Tür schließe ich nicht ganz. Ich lasse sie angelehnt, sodass ich noch etwas sehen kann.

Dann sehe ich gespannt heraus. 

Mein Herz scheint kurz auszusetzen, als ich sehe, wer dort kommt. Es sind Four und Tai. Vor ihnen laufen zwei Ferox. Hinter ihnen auch und in der Mitte zerren die Beiden Eric mit sich. Ich weiß nicht, wieso ich es weiß. Doch ich bin sicher. 

Sie bringen ihn zu seiner Hinrichtung.

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Dies ist eine Mattheo Riddle FF. ❦︎ 𝓓𝓲𝓮𝓼 𝓲𝓼𝓽 𝓯𝓾̈𝓻 𝓭𝓲𝓮, 𝓭𝓲𝓮 𝓼𝓲𝓬𝓱 𝔀𝓾̈𝓷𝓼𝓬𝓱𝓮𝓷, 𝓭𝓪𝓼𝓼 𝓗𝓸𝓰𝔀𝓪𝓻𝓽𝓼 𝓾𝓷𝓭 𝓜𝓪𝓽𝓽𝓱𝓮�...