Einmal Fraktionslos, Immer Fr...

By billie88-

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Marla Parker ist 20 Jahre alt und sie führt ein Leben auf der Straße. Nie gehörte sie einer Fraktion an, denn... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92 - Epilog

Kapitel 83

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By billie88-

" Gib mir das Gewehr - und zwar schön langsam. ", sagt der Mann vor mir. Ich kenne den Mann nicht. Aber das ist kein Wunder. Es gibt so viele Ferox, da hatte ich nie einen Überblick. Wie schon gesagt, jemand aus einer anderen Fraktion könnte sich einschleusen und sich Klamotten der Ferox anziehen. Ich würde ihn nicht als Eindringling erkennen.

Ich sehe den Ferox an. Er lange braune Haare, die ihm strähnig im Gesicht hängen. Stechende dunkle Augen sehen mich an. Ich lege langsam meine Hände an den Gurt, der mein Gewehr hält und öffne ihn langsam. Fieberhaft überlege ich, was ich jetzt machen soll. Wo wird er mich hinbringen? Sicher zu Eric, der aus einem kleinen Raum der Ken heraus, kontrolliert wird. Ich stelle mir Max vor, der sicher vor seinem Computer sitzt und nur darauf wartet einen Knopf zu drücken, mit dem er Eric sagt, das er mich töten soll.

Mein Gewehr halte ich jetzt in den Händen. Er hat mich noch nicht betäubt. Was heißt, das er mich bei Bewusstsein haben will. Zumindest nehme ich das an. 

Wenn ich ehrlich bin, beneide ich Carter, Feretti und Tessa ein wenig, die bewusstlos am Boden liegen. Sie haben nicht diese Verantwortung das alles mit ansehen zu müssen und sich etwas zu überlegen.

Vielleicht ist Lauren wieder bei Bewusstsein. Vielleicht will sie mich persönlich bestrafen. Oder ich soll wirklich zu Eric. Ich sehe, dass ich aus der Sache nicht unbeschadet herauskommen werde.

Das alles denke ich in wenigen Millisekunden. Ich reiche dem Ferox mein Gewehr. Er streckt seine Hand aus und umfasst den Lauf meiner Waffe mit der rechten Hand. Das ist nicht sehr schlau von ihm. Ich reiße das Gewehr um und drücke auf den Abzug. Er wird von der Überraschung und der Wucht der Monition ein Stück nach hinten gedrückt. Er strauchelt, geht ein paar Schritte zurück und fällt schließlich.

Ich freue mich schon über meinen Triumph und Einfallsreichtum, da spüre ich ein Stechen im Magen. Ich sehe hinunter. Ich kann nichts erkennen. Aber ich weiß, das ich getroffen wurde. Es kommt mir unheimlich lange vor, das ich zusammenbreche. In Wahrheit vergehen nur wenige Sekunden zwischen dem Schuss des Ferox und meinem Zusammenbruch auf den Boden.

---

Als ich aufwache, weiß ich zur Abwechslung einmal genau, was los ist. Ich halte die Augen geschlossen. Ich bin mir sicher, das ich zu Eric oder Lauren gebracht worden bin. Ich höre leises Flüstern um mich herum und das Summen von Maschinen. Es riecht nach Desinfektionsmittel. Ich bin mir sicher, im Krankenflügel zu sein.

Außerdem bin ich sicher, dass man mir sämtliche Waffen abgenommen hat. Das Gewehr und meine Messer. 

Dennoch weiß ich, dass ich hier raus muss. Sicher wird man nicht nochmal so fahrlässig gewesen sein und einen bewaffneten Ferox neben mich gestellt haben, dem ich die Waffe stehlen könnte. Diesmal werden sie mich einfach wieder betäuben, wenn ich angreife. Trotzdem muss ich es versuchen.

Erstmal sehe ich nach, ob ich meine Beine und Arme bewegen kann. Nur unmerklich hebe ich sie an. Es funktioniert. Ich lausche weiter auf die Stimmen. Eine von ihnen kommt näher. Mein Herz beginnt noch schneller zu pochen. Hat man entdeckt das ich wach bin? 
Eine Hand berührt mich am rechten Handgelenk. Ich reagiere blitzschnell. Ich ziehe meine Decke zurück, reiße meine Beine nach oben und schlinge sie um den Oberkörper desjenigen, der neben mir steht. Offenbar habe ich ihn überrascht, denn ich kann ihn schnell zur Seite und auf den Boden drücken. Ich falle vom Bett und auf ihn drauf.

Ich will losrennen und mir meinen Weg hinaus bahnen, als ich sehe, wer da unter mir liegt. Sofort vergesse ich meine Flucht.

" Four!?", frage ich ungläubig. Was macht er denn hier? Steckt er etwa mit Max unter einer Decke? Ausgerechnet er?

" Ja... ", sagt er. Offenbar bin ich schwerer als erwartet. Er bekommt kaum Luft und läuft ganz rot an. Ich ziehe meine Beine noch nicht von ihm weg. Ich sehe nach oben und sehe nun einen verwirrten Feretti. Er liegt ebenso auf einem Krankenbett. Er hat eine dicke Beule am Kopf. Jetzt bin ich völlig verwirrt.

" Kannst du von mir runtergehen?... Bitte? ", fragt mich Four. Ich weiß überhaupt nicht was los ist und mache keine Anstalten aufzustehen.

" Geh von ihm runter. Du erdrückst ihn noch. ", höre ich jetzt Carters Stimme. Er steht links an einer Wand und kann sich ein Grinsen nicht vekneifen. Ich starre ihn mit offenem Mund an. 

Carter kommt auf mich zu und zieht mich von Four herunter. Four kommt schnell wieder auf die Beine. Ich entschuldige mich nicht. Ich bin völlig verwirrt.

" Ich habe eher ein Danke erwartet...aber das ist mal was neues. ", meint Four nach einigen Sekunden. Er lächelt.

" Was ist hier los? ", möchte ich wissen.

" Eine Ken kam zu uns und hat uns gewarnt, kurz bevor der Angriff losging. Ich war mit ein paar Leuten im zweiten Stock, als sie kam. Mit den wenigen, die bei mir waren, haben wir uns in vier Gruppen geteilt und die Angreifer eingekesselt. ", sagt mir Four nun. Ich sehe ihn sprachlos an. " Einige von ihnen sind uns natürlich durch die Lappen gegangen. Aber immerhin haben wir Eric und Lauren. "

Mein Mund wird trocken. Sie haben Eric?

" Eric? ", widerhole ich. " Wo ist er? "

Four zieht eine Augenbraue hoch. Dann seufzt er geradezu theatralisch.

" Kang verhört ihn. Von uns soll keiner dabei sein, also lassen wir ihn machen. ", erklärt Four gelassen. Ich kann nicht ruhig bleiben.

" Er stand unter dem Kontrollserum. Ich habe es gesehen. ", sage ich zu Four. Er sieht mich skeptisch an. Genau wie Carter und Feretti. Sie erinnern sich wahrscheinlich, das Eric erst nicht unter dem Serum stand.

" Er hat nur so getan, als würde er mir das Serum geben. Er hat mir geholfen. ", versuche ich ihm klarzumachen. Four nickt langsam. Er glaubt mir nicht. Er denkt, ich will Eric decken.

" Gebt ihm das Wahrheitsserum. Dann werdet ihr es sehen. ", meine ich nun.

" Das tuen sie so oder so. ", sagt Four mir. Sein Ton hat etwas abschließendes.

" Ich will zu ihm. ", verlange ich jetzt. Four sieht mich mitleidig an.

" Das solltest du wirklich nicht. Wenn Kang mit ihm fertig ist, will Tai ihn sich vornehmen. Das solltest du wirklich nicht sehen. Er ist ein Verräter und genau so, wird er auch verurteilt werden. ", sagt Four nun. Ich kann es nicht fassen. 

Sie wollen ihn hinrichten.

" Ihr tötet ihn? ", hake ich nocheinmal nach. Ich will es nicht wahr haben.

" Tai ist gerade bei Lauren... Er wird uns rufen, wenn er sie verhört hat. Und dann treffen wir eine Entscheidung. ", erklärt Four ruhig. Lauren lebt also noch. Ich hatte gehofft, dass mein Schuss sie getötet hat. Um sie hätte es mir nicht leid getan.

Ich kann nur nicken. Ich muss erst einmal verdauen, was ich gerade über Eric gehört habe. Wie zur Untermalung wird Four von einem der Ferox gerufen. Ich frage mich kurz, wie er überhaupt hier gelandet ist. Das letzte Mal hier, habe ich ihn nicht gesehen. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, weil ich mich nie gefragt habe, wo er wohl ist.

" Du hast uns abgeschossen, nicht wahr? ", will Carter nun wissen. Ich nicke nur. 

" Danke. Tessa ist schon von der Krankenstation herunter. Sie ist in der Kantine und isst was. ", meint er. Ich höre ihm gar nicht richtig zu. Sie wollen Eric hinrichten. 

Natürlich wollen sie das. Auch wenn er mir in dieser Situation geholfen hat. So hat er bei dem Angriff auf die Altruan mitgeholfen und dabei war er bei vollem Bewusstsein. Das reicht schon aus, um ihn als Verräter zu verurteilen.

Ich setze mich auf die Kante des Bettes, indem ich lag und beginne zu grübeln. Ich muss mit Kang reden und ihn davon überzeugen, dass Eric geholfen hat. Das er - ... Ja was? Was hat er damit bezweckt? Hat er sich gegen Max auflehnen wollen oder war es nur eine Kurzschlussreaktion gewesen. Schließlich ist er dann doch hergekommen und wollte ... was auch immer tun. Wieso hatte er mich mit hier hergenommen? Und das obwohl ich im Besitz meines Bewusstseins war? Hat er vielleicht sogar gehofft, dass ich mich loseisen kann? Wollte er, dass ich mich in Sicherheit bringe? 

Wenn ja, dann war das eine dämliche Entscheidung und Eric trifft keine dämlichen Entscheidungen.

Ich werde aus seinen Aktionen einfach nicht schlau. Eine Weile sitze ich noch ruhig herum und sage nichts. Dann wird mir klar, wie egoistisch ich mich verhalte.

" Wie geht es den Anderen von uns? ", will ich von Carter wissen. Er zuckt mit den Schulten.

" Eine Menge Verletzte...sonst geht es ihnen gut. ", gibt er zurück. 

Wie? Sonst geht es ihnen gut? Nicht, das ich darüber nicht froh bin. Aber was war der Zweck dieses Angriffes, wenn alle unversehrt sind?

" Sie haben ihnen irgend etwas implantiert...etwas, das in der Munition war. ", sagt Carter. Mir fallen die Kapseln ein. Ich nicke.

Meine Hand fässt auf meinen Bauch. Dort, wo die Kugel des Ferox mich getroffen hat. Ich ziehe mein Shirt hoch und sehe einen seltsamen blauen Fleck. Als wäre blaue Tinte unter die Haut gespritzt worden.

" Die haben wir alle, wo wir getroffen wurden. Die Candorärzte haben uns allen kleine Nadeln und Kapseln aus den Wunden geholt...Aber diese Färbung scheint nicht weg zu gehen. ", sagt Carter schulterzuckend. Ich streiche über die Stelle. Es tut weh, also ziehe ich die Hand weg.

" Die Kapseln waren innen ausgehöhlt und leer. Deswegen denken sie, dass die blaue Flüssigkeit in den Kapseln war...Four sah beunruhigt aus, aber er hat nichts weiter gesagt. ", mischt sich nun das erste Mal Feretti ein. Ich denke darüber nach. Aber kann mich nicht wirklich konzentrieren.

" Was machen sie mit denen, die sie gefangen haben? ", frage ich schließlich. Ich will sie nicht Ferox nennen. Für mich sind sie das nicht mehr.

" Die Candor wollen sie verhören...Was dann passiert, weiß ich nicht. Aber ich habe gehört, das Kang einen friedlichen Ausgang haben will. Er findet auch, dass der Anfgriff angeblich so ausgelegt war, um am wenigsten menschliche Verluste zu haben. Ich glaube, er will mit Max reden... ", meint Carter nun. 

Ich kann es kaum fassen. Aber das heißt wenigstens, dass sie Eric erst einmal nichts tun werden. 

---

" Ich kann nicht fassen, dass die nichts unternehmen wollen! ", sagt Frank laut. Zusammen sitzen wie spät abends in einem der Speiseräume der Candor. Es ist drei Tage her, seit wir herkamen. Keiner von uns wollte wieder zurück ins Feroxhauptquartier. Wieso sie es nicht wollen, verstehe ich nicht ganz. 
Ich verstehe, dass ich es nicht will. Ich will in Erics Nähe sein. Seit diesen drei Tagen versuche ich mit ihm zu reden. Aber sie lassen mich nicht zu ihm. Mittlerweile verhören ihn die Ferox. Ich weiß, dass sie ihn nicht töten dürfen. Zumindest voerst. Kang will einen Waffenstillstand mit Max und Jeanine erreichen. Eric zu töten, wäre da weniger vorteilhaft. Zumindest denkt Kang das.

Aber ist es wirklich so? Eric hat Max verraten und Max wird das wissen. Zumindest weiß er, dass Eric mich nicht unter das Serum gestellt hat. Würde er ihn überhaupt in seine Riegen zurücklassen?

" Ich verstehe es auch nicht. Wir sollten da rein und diesen Typen zeigen, was es bedeutet ein Verräter zu sein. Wozu haben wir denn unsere eigenen Gesetze, wenn wir uns jetzt an die der Candor halten?! Und das nur, weil Kang denkt, er könne mit Max reden. Das ist doch hirnlos. ", redet Maddie laut.

Ich habe seit drei Tagen nicht ein Wort mit ihr geredet. Ich habe nicht vergessen, was sie zu mir gesagt hat und auch nicht, dass sie hiergeblieben ist - und das nur wegen Tai. Außerdem meidet sie mich genauso. Wahrscheinlich denkt sie immer noch ich bin ein Doppelspion und gehöre genauso in eine Zelle, wie die Anderen.

Doch wir alle waren von den Candor befragt worden und offenbar waren sie mit meiner Wahrheit zufrieden.

" Wir machen gar nichts. ", sage ich nun. " Unsere letzte Aktion hat schließlich auch nicht viel gebracht oder? "

Ich sehe in die Reihe der Ferox, die ich am Nähesten kenne. Feretti, Carter, Tessa, Maddie, Gerard, Lola, Vera und Frank.

Ich fühle mich schuldig, wegen dem, was passiert ist. Sicher wäre Max auch ohne uns hier reinmarschiert. Doch wir haben diese Candor angegriffen. Das werde ich so schnell nicht vergessen. 

" Wir verstehen nichts von Politik. Das sollten wir die Leute machen lassen, die Ahnung davon haben. ", sage ich resigniert.

Maddie kneift die Augen zu Schlitzen zusammen.

" Du hast doch nur Angst um Eric. ", sagt sie. Um uns herum wird es still. Es ist das erste Mal seit Tagen, dass sie mit mir redet.

" Du scheinst bei den Altruan unheimlich viel geschwiegen und hingenommen haben zu müssen. Schließlich kannst du es nicht lassen, uns nun ständige deine unwichtige Meinung mitzuteilen ! Wie wäre es, wenn du einfach mal deine dämliche Klappe hälst. ", sage ich. Diesmal reicht es mir. Ich werde das nicht unkommentiert lassen.

Feretti hält mitten im Essen inne und sieht von Maddie zu mir. Maddies Atmung beschleunigt sich. Ich sehe sie herausfordernd an.

" Wieso gehst du nicht einfach wieder zu Tai und steckst den Kopf in den Sand. Und wir machen uns dann über die richtigen Probleme Gedanken. ", gebe ich noch hinzu. Jetzt bin ich fertig. Maddie sagt kein Wort. Wutentbrannt steht sie auf und geht.

Erst ist es still am Tisch, dann grinst Frank.

" Danke. Ich wollte ihr schon eine reinhauen. ", meint er lachend.

" Ich finde dennoch, sie hat Recht. Wir können diese Leute nicht ungestraft davonkommen lassen. ", meint Gerard nun. 

Alle nicken, außer ich.

" Ich sage es nochmal. Wir mischen uns nicht ein. ", sage ich laut und deutlich. Keiner widerspricht.

---

Die nächsten Tage vergehen ruhig. Mindestens zweimal am Tag, versuche ich zu Eric zu kommen. Aber ich schaffe es einfach nicht. Immer stehen Wachen vor der Tür und Four will nicht, dass ich mit ihm rede.

Zwar sieht er ein, dass Eric unter dem Serum gehandelt hat. Aber er weiß auch, dass er das nicht immer getan hat. Und diese vorherigen Taten reichen aus. Ich ahne nichts Gutes.

Kane will nicht, dass sie Eric ein Haar krümmen. Aber ich denke, lange werden sich Four und die Anderen daran nicht mehr halten.

Was die seltsame Färbung unserer Wunden angeht, hat Four eine Theorie. Er vermutet das die Kaspel mit einem Sender versehen war. Durch die Flüssigkeit konnte dieser aus der Kapsel geschwemmt werden und in die Blutbahn geraten. Das Gas, das sie einsetzen, waren keine Nebelkracher. Er geht davon aus, dass das Gas eine Abwandlung der Flüssigkeit ist, die die Gehirnchemie verändert und dabei hilft, eine Simulation zu erleben. Der einzige Grund, wieso alle bewusstlos worden, war um herauszufinden, wer Unbestimmt ist. Denn Unbestimmte reagieren nicht auf das Schlafserum.

Ich habe gehört, das Eric einen kleinen Jungen erschossen hat, der offenbar unbestimmt war. Darüber will ich gar nicht nachdenken.

Aber es gibt noch etwas. Four sagt, die Candor haben eine ähnliche blaue Verfärbung an Erics Rücken gefunden. Es scheint, als wäre auch auf ihn geschossen worden.

Da die Farbe genauso blau ist, wie die unter unserer Haut und nicht schwächer, geht Four davon aus, das jemand erst auf Eric geschossen und ihm den Sender eingepflanzt hat, als er bei den Candor war. Dadurch kommt Four zu einer weiteren Vermutung. Nämlich, das es sich wieder um ein Kontrollserum handelt. Nur diesmal, ein anderes. 

" Ein Langzeittransmitter? " frage ich Frank. Er nickt. Er hat erst gestern mit Four darüber geredet.

" Das ist das Einzige, das Sinn macht. Sie würden sich nicht die Mühe machen, herzukommen um uns einfach mal eine Stunde aus den Socken zu hauen. Ich wette, Four weiß es, weil die Anderen es unter dem Einfluss des Wahrheitsserums ausgeplaudert haben. ", sagt er . Ich nicke. Ich streiche über meinen Arm und denke immer wieder, etwas hartes zu fühlen. Aber das ist unmöglich. Den Sender würde ich nie finden. Doch es ist unheimlich. Jeanine wird uns mit der Hilfe der neuen Sender wieder kontrollieren können. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie uns umschaltet.

---

Einen Tag später laufe ich spät abends durch die Flure. Ich muss meine Ruhe haben und nachdenken. 

Seit gestern Abend dürfen die Ersten von Max Ferox frei im Candorhauptquartier herumlaufen. Zwar nur ein Bruchteil derer, die gefangen worden. Dennoch. Ihre Verhöre scheinen für sie positiv ausgegangen zu sein.

Zwar sind sie noch Gefangene, doch Kane möchte guten Willen Max gegenüber zeigen. Keiner von uns ist glücklich darüber. Lauren und Eric wurden bisher nicht freigelassen. Und das wird auch so schnell nicht passieren. Während die meisten der Ferox sich als Mitläufer entpuppt haben, scheinen Erics und Laurens Verhöre nicht zur Zufriedenheit der Candor ausgegangen zu sein.

Wieder einmal, gelten alle meine Gedanken Eric. Wie genau ich für ihn fühlen soll, weiß ich nicht. Doch ich weiß, das ich nicht zulassen werde, dass sie ihn töten. Irgendwie muss ich es verhindern. Ich merke, wie mir die Zeit davonläuft. Auch wenn Kang es nicht tun wird, dann will Four es umso mehr. Erics eine gute Tat hat ihn nicht überzeugt. 

Ich weiß, das er mich deshalb nicht zu Eric lassen will. Er will nicht, dass der Abschied noch schlimmer wird. Ich spüre, dass der Tag immer näher rückt, an dem sie ihn töten werden.

Ich muss ihn hier rausbekommen. Vielleicht kann ich in den Raum einbrechen, indem sie ihn festhalten und ihn herausholen. Ihn von hier wegbringen.

Meine Gedanken werden jäh unterbrochen, als ich Maddie sehe. Schnell verstecke ich mich hinter einer Säule. Ich weiß nicht wieso, aber ich will nicht, dass sie mich sieht. Geheimniskrämerisch sieht sie sich um. Sie scheint geradezu zu patroullieren. Sie bleibt etwa fünf Minuten alleine, dann sehe ich, wie Frank und Gerard um die Ecke kommen. Hinter ihnen Tai. Sie schleifen jemanden mit sich. Wen weiß ich nicht. Ich sehe nur, das er einen dunklen Sack über dem Kopf hat.

Maddie nickt und lässt die Vier an sich vorbeigehen. Dann läuft sie ihnen nach. 

Mein Herz pocht mir bis zum Hals. Auf leisen Sohlen schleiche ich ihnen nach. Sie nehmen die Treppe und nicht den Fahrstuhl.

Wer ist dieser Mann, den sie dort bei sich haben? Ich kenne ihn nicht. Zumindest erkenne ich ihn nicht an seiner Statur. Ich erhasche ein großes Tattoo an seinem Arm. Auch das kenne ich nicht. Ich folge ihnen stumm, schließe leise die Tür des Teppenhauses hinter mir und laufe die Treppen hinab. Sie gehen vier Stockwerke tiefer. Ich weiß, dass da der Keller ist. Was wollen sie da? Sie schlüpfen aus der Tür heraus und verschwinden im Flur.

Ich wage nicht sofort nachzugehen. Einige Sekunden warte ich noch, dann öffne ich langsam die Tür. Nur einen Spalt weit, so dass ich hinaus sehen kann. Sie sind nicht vor der Tür. Ich öffne sie, so leise es geht und trete heraus. Jetzt weiß ich nicht, wo sie langgelaufen sind. Hier unten brennt nur spärlich Licht. Aber überall gleich viel. Es verrät mir nicht, wo sie sind. 

Schießlich muss ich mehrere Räume ablaufen. Ich halte immer wieder mein Ohr an Türen und versuche etwas zu hören. Dann, nach sieben Türen - drei links und vier rechts - finde ich sie. Ich höre sie darin reden.

Vorsichtig öffne ich die Tür und sehe durch den Schlitz.

Ich sehe Gerard neben Lola stehen. Ich sehe Maddies Rücken. Dann Frank. Ed, Tai, Vera und einen Ferox namens Puk. Ich kenne ihn nur flüchtig vom sehen. Vor ihnen sitzt der Mann. Sie haben ihn auf die Knie gezwungen. Ed nimmt dem unbekannten Ferox den Sack vom Kopf. Dann scheint er ihm einen Knebel aus dem Rachen zu ziehen.

Der Mann hustet laut. Es ist fast ein Röcheln.

Tai tritt vor. Er hat einen Zettel in der Hand.

" Dies sind die Anklagepunkte: Du hast Waffen für den Feind getragen. Während des Angriffes auf die Altruan, standest du unter keiner Simulation. Du hast bewusst gehandelt. Du hast bewusst dabei geholfen, 39 Menschen zu töten. ", sagt Tai laut. Ich muss schlucken. Ich ahne plötzlich, was hier los ist.

" Ich - ich hatte keine Wahl. Ich konnte nichts ausrichten. Nicht gegen Max... ", sagt der Mann. Ich erkenne ihn langsam. Er ist einer der wenigen Ferox, die nicht unter der Simulation standen. Ich habe ihn zweimal bei Max gesehen. Er ist etwa Mitte 30 und hat schon ein wenig graues Haar. Er redet panisch.

Maddie reißt Tai den Zettel aus der Hand und stellt sich vor den Ferox, der am Boden hockt. Sie hält es ihm genau vor die Augen.

" Hier stehen die Namen der toten Altruan! ", sagt sie wütend. Sie deutet auf die Liste. " Meine Eltern stehen darauf und mein kleiner Bruder! "

Ihre Stimme wird immer wütender. Doch ich höre auch Trauer. Sie zittert. Das habe ich nicht gewusst. Ich habe noch mit keiner Silbe daran gedacht, dass ihre Familie unter den Toten sein könnte. Meine Worte vorgestern, tuen mir plötzlich leid.

" Ich wusste nicht, was sie da vor haben. Ich dachte, es wäre eine Übung. Ich hatte doch keine Ahnung! ", sagt der Mann nun. Alle um ihn herum haben nun die Arme vor der Brust verschränkt, nur Maddie nicht. Sie sehen sich zweifelnd untereinander an. Maddie geht noch einen Schritt vor.

" Wir haben 39 Leute bei diesem Angriff getötet. 19 Männer, 14 Frauen und 6 Kinder. KINDER! ", schreit sie. 

Während die Anderen anscheinend über den Zweck dieser Sache zu zweifeln begonnen haben, scheint Maddie seine Aussage nur noch zu bestärken. Doch dann straffen die Anderen ihre Schultern wieder und sehen entschlossen auf den Mann auf dem Boden.

" Nach Ferox Gesetzen, steht auf Verrat der Tod! ", sagt Tai nun entschlossen. Der Mann sieht ihn nun panisch an. Er scheint vollends zu verstehen, warum er hierhergebracht worde.

Er sieht flehend von einem zum Anderen. Gerard und Frank gehen einen Schritt weg. Genauso wie Lola und Vera. Maddie zieht eine Pistole aus ihrer Hosentasche.

Mein Herz schlägt nun so schnell und laut, dass ich sicher bin, dass sie mich hören müssen. Noch glaube ich nicht, was dort gerade passiert. Ich habe es ihnen doch verboten! Doch dann wird mir klar, das ich ihnen nichts verbieten kann.

Ich höre Maddies Waffe entsichern.

" Nein!", ruft der Ferox. Er beginnt zu betteln.

" Zeig wenigstens jetzt ein wenig Stolz! Wenn du es schon so nicht konntest !", sagt Tai laut. Hasserfüllt sieht er den auf den Knien hockenden Mann an. Tatsächlich hört er sofort auf zu betteln. Er sieht in die Waffe vor sich. Seine Hände zittern. 

Dann höre ich den Schuss. Er scheint mich aus meiner Trance zu reißen. Ich laufe los.

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