Die letzte Nevanam

By MorganKingsman

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Was haben die Mutter eines Straßengauners, eine Heilerin und eine ausländische Prinzessin gemeinsam? In Esla... More

Rotes Gift
Maraden Lösung
Kaseia Paste Portion 1
Kaseia Paste Portion 2
Colorissaft Glas 1
Colorissaft Glas 2
Kosotus-Kerne
Kosotus-Kerne Teil 2
Kosotus-Kerne Teil 3
Nachtkresse Bündel 1
Nachtkresse Büschel 2
1 Boschus Busch Kern
2 Boschus Busch Kerne
Kaspian Sträucher 2
Kaspian Sträucher Teil 3
Ein Trauerweiden Sätzling
Zwei Trauerweiden Sätzlinge
Drei Trauerweiden Sätzlinge
Qell Kristall
Senieren-Beeren
Adraneda Beeren
Ein Popplet-Kraut
Zwei Popplet-Kraut
✧Bonus ✧
Wolfskraut
Sailhalb Blatt Nr. 1
Sailhalb Blatt Nr. 2
Sailhalb Blatt Nr. 3
The End
Also gut, Epilog.

Kaspian Sträucher 1

504 76 55
By MorganKingsman

●▬▬▬▬๑۩۩๑▬▬▬▬▬●
Crescen; Teil von Gican, Nachbargrafschaft
von Tacia. Im Moment
Besitz von Bachar.
Ranaba; Gott der Jagd und
der Rache. Meistens gehuldigt
in Gican.
●▬▬▬▬๑۩۩๑▬▬▬▬▬●

          Der Garten schaffte es, mir gleichzeitig das Gefühl von Heimat und Fremde zu geben. Ich saß in einem Stoffbausch aus zwei Unterröcken zwischen mehreren Beeten und starrte stumpf auf die dort angepflanzten Kräuter, unsicher, ob es Unkraut oder mir vollkommen unbekannte Gewächse waren.
Was jedoch meine Aufmerksamkeit hielt, war das andauernde Tuscheln, der um mich herum arbeitenden Angestellten. Vier Tage und Yessaias Plan zeigte alle Anzeichen einer vollkommenen Katastrophe. Die Leute wollten mich hier nicht. Sie kamen nie näher als einen Steinwurf, doch ihren brennenden Blicken setzten selbst sieben Lagen Baumwolle nichts entgegen.

Während der Palastgarten in meiner Heimat für Höflinge und Gäste aufgebaut worden war, hatte der Innenhof hier etwas Zweckmäßiges. Ihm fehlten die kunstvollen Pavillons, die Rosenbögen und Glashäuser, Springbrunnen und Zierhecken. An ihrer statt, fand ich Wäscheleinen, Obstbäume, einen eingezäunten Platz zum Einreiten der Pferde, einen Brunnen und jede Menge Beete. Einzig und allein eine bescheidene Gruppe Trauerweiden in der Mitte der Anlagen schützen eine steinerne Parkbank und entrissen sie der hektischen Umwelt aus geschäftig umher eilenden Bediensteten.

Leider schützte weder ein Baum noch eine Hecke mein kleines Stück des Gartens. Es war von einem kniehohen Zaun eingegrenzt, an dem ich hängen geblieben war, in meinem Versuch herüberzusteigen. Daraufhin war ich zwischen sorgfältig gerade gezogene Beete gefallen, die trotz Mangel an einem Heiler immer noch Liebe und Aufmerksamkeit von jemand anderem erfahren hatten. Jemand, der vermutlich keine Ahnung von Heil-Kräutern hatte und jetzt auch nicht glücklich war, dass ich es nutzen würde. Per Dekret des Königs. Pah.

Mein Tipp wäre, dass der letzte Medikus bereits höheren Alters gewesen war, denn irgendwer hatte ihm einen verwitterten Stuhl neben eine gräuliche Kiste voll mit Gartenutensilien gestellt. Mein Blick blieb an dem aufgequollenen Mobiliar hängen, während mein Kopf leer wurde.

Andrew hatte mit mir den ersten Rundgang bei den Kranken gemacht. Es war genauso furchtbar gewesen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte die Krankheit kennengelernt, die erstaunlich merkwürdige Ähnlichkeiten zu einer langsamen Lebensmittelvergiftung hatte. Fieber. Schüttelfrost und Schwindel. Manchmal Bauchschmerzen. Bei Kindern gerne Erbrechen.

„Zwei Kronen für deine Gedanken."

Ich drehte mich nicht zu Yessaia um. Kronen waren ein gutes Stichwort. Wo ist deine?
Ich schürzte die Lippe und ließ den Gedanken los. War ich ein klein wenig beleidigt, dass er es mir nicht gesagt hatte? Definitiv. War das sinnlos und auch noch vollkommene Doppelmoral von einer Person, die so tat, als wäre sie eine Nevanam? Definitiv. Aber ändern tat das leider auch nichts.

Der Wind zupfte einzelne Strähnen aus meinem geflochtenen Zopf und blies sie mir ins Gesicht.
„Ich kann, ohne das Gift zu kennen, kein Gegengift brauen", sagte ich schließlich, einen ratlosen Blick zwischen den Gewächsen wandern lassend, „Und bestimmt die Hälfte aller Kräuter sind nicht heimisch in Eslaryn und mir unbekannt." Neya wäre an dieser Stelle hilfreich gewesen. Die Kräuterfrau kannte jede Pflanze, egal von wo sie kam. Nur leider hatte ich sie in ein anderes Land geschickt. Zu dumm.

Mit schlendernden Schritten wanderte der König aus Tacia in mein Sichtfeld und ließ sich auf den modrigen Stuhl fallen. Ein mutiger Schachzug, wenn man bedachte, wie spröde das Holz aussah. Er trug eine lederne Weste über einem dunkelblauen Hemd, das er vorne unordentlich zugeschnürt hatte. Armmanschetten fassten die weiten Ärmel kurz vor dem Handgelenk zusammen, doch ansonsten konnte ich keinen Schmuck oder Zierde an ihm finden. Ihm fehlten die reichen Stickereien aus goldenen Fäden, die Henrics Kleidung so wertvoll gemacht hatte. Er trug weder schwere Gürtel, noch glänzten seine Stiefel. Ein leichter Bartschatten, den er vor zwei Tagen eigentlich verloren hatte, machte sich bereits wieder bemerkbar. Kein Wunder, dass ich gedacht hatte, er wäre ein Botschafter. 
„Was würdest du denn benötigen, um das Gift zu bestimmen?", holte er mich aus meiner Beobachtung.

Ich überlegte kurz. „Entweder eine Probe der Substanz oder aber ich müsste mit allen möglichen Pflanzen experimentieren und sehen, welche von ihnen eine rote Flüssigkeit erzeugt, die violette Adern hinterlässt." ... und eine Spur aus Leichen hinter mir zurücklassen. Kaar würde ein göttliches Urteil dafür bereits parat haben.

Für einen Lidschlag glaubte ich, überraschtes Erkennen in seinen Augen zu sehen, doch genauso schnell kniffen sie sich auch bereits zusammen.
„Rote Flüssigkeit? Warum müsste sie rot sein? Und warum kein Puder, oder-..."

Ups.
„Das ist Teil meiner Magie", platze ich heraus, bevor mich mein geschockter Gesichtsausdruck verraten konnte.

Überrascht hellte sich seine Miene auf und er lehnte sich auf seinem Stuhl nach vorne, die Ellenbogen wie ein Schuljunge auf den Knien abgestützt. „Also stimmt es? Nevanam haben immer noch Zugang zu den Wurzeln der Magie?"

Bei dem Leuchten in seinen Augen wurde meine Brust eng. Wie würde er reagieren, wenn er herausfand, dass die letzte Trägerin der Magie vor Wochen ermordet worden war und mit ihr jede Chance, weitere Nevanam zu machen.
„Es sind eher Ahnungen...", wiegelte ich ab und konnte trotzdem die Enttäuschung in den dunklen Augen sehen, „Die letzten Überreste der Magie sind so gut wie ausgestorben. Jedenfalls für die Menschen."

„Aber du kannst sie erspüren?" Er wollte noch nicht aufgeben. Wenn er so von unten durch seine dichten Wimpern sah, erinnerte er mich schmerzlich an Jac. Ich widerstand dem Drang, den Ring in die Hand zu nehmen. Wie wurde jemand so junges, Träger von so viel Verantwortung? Ich war mir nicht sicher, ob ich das wissen wollte. Es war die Art, wie er verzweifelt um seine Schwester kämpfte, die mir auch so einen ziemlich guten Eindruck vermittelte.

Ich schenkte ihm ein leicht hysterisches Lächeln, bei dem mein Magen sich zu dem verzwicktesten Knoten diesseits des Sakella Waldes wandte. Was er sich von mir erhoffte, konnte ich ihm nicht geben. Aber ich konnte ihn auch nicht enttäuschen. „Manchmal."

Mit einem kleinen Nicken lehnte sich der König wieder nach hinten und seine Augen verloren ihre Berührung mit seiner Umgebung. Abwesend fuhr er sich einmal durch die langen Haare und brachte sie in noch größere Unordnung, als der Wind um uns herum es geschafft hätte. Die Müdigkeit kehrte mit ihm zu mir in den Garten zurück.
„Wo würden wir Überreste von dem Gift finden?"

Nachdenklich zog ich die Unterlippe zwischen die Zähne. In der Wunde war nichts mehr gewesen, dafür hatte Andrew sie doch zu gut gereinigt. „Falls wir nicht den Attentäter aufspüren und seinen geheimen Vorrat-... vielleicht am Messer, das deine Schwester verletzt hat?"

Yessaias Miene verfinsterte sich noch mehr. „Ich habe vorhin mit meinen Männern gesprochen. Cinis Jagddolch ist nicht mit nach Hause gekommen. Sie muss ihn unterwegs verloren haben."

Großartig. In einem langen Seufzen entließ ich meinen Atem. Wenn diese Verrückten wirklich im Marschland jagen gingen, dann war die Waffe wahrscheinlich bereits zwei Fuß tief versunken.
Aber die Idee, jedes dieser Gewächse herauszureißen und mit ihnen Versuche durchzuführen, erschien mir noch desolater. Ich kannte die ein oder andere Herstellung von Pasten und Tinkturen, doch Gifte wären meiner Improvisation überlassen. Keine vielversprechende Aussicht.

Yessaia stimmte mir in diesem Gedanken zu. „Ich werde ein paar Krieger zusammen trommeln und den Weg nachreiten. Vielleicht haben wir ja Glück und es liegt auf einer festen Bank."

Obwohl ich bezweifelte, dass Kaar derartig auf meiner oder unserer Seite sein würde, nickte ich zustimmend. Es war vermutlich unsere beste Chance. „Ich komme mit."

Der Blick, den der König in meine Richtung schoss, war vielleicht schwer zuzuordnen, aber ganz definitiv eine Absage in sich. Dazu hätte er nicht noch sagen müssen: „Ganz bestimmt nicht."

Ich seufzte innerlich noch einmal. Wenn das schon wieder ein Frauen-können-das-nicht-Ding war, würde ich die Pflanzenexperimente an mir selbst ausprobieren. "Warum nicht? Hast du Angst, ich könnte fliehen?"

Ein ungehaltenes Schnalzen antwortete mir. „Im Gegenteil. Du kennst dich dort draußen nicht aus. Du könntest vom Weg abkommen und mit Pferd versinken."

Für wie ungeschickt hielt er mich?
„Ich werde einfach dort entlang reiten, wo ihr auch reitet. Wir müssten uns noch nicht einmal ein Pferd teilen, vielleicht bleibe ich dann auch sitzen", entgegnete ich ein wenig spitz. Er wusste es vielleicht nicht, aber ich hatte geholfen eine entlaufene Prinzessin aus den Fängen von vier Riesen zu befreien. Ich konnte prima auf mich selbst aufpassen.

„Du bist eine Nevanam. Die Letzte deiner Art. Ich werde kein Risiko eingehen und den einzig verbliebenen Anker der Magie in dieser Welt unnötig in Gefahr bringen", entschied Yessaia und erhob sich von dem Stuhl. Seine Antwort war endgültig...

...von seiner Seite aus. Die letzte Nevanam war bereits tot und ich würde mich nicht davon abbringen lassen, ihren Mörder zur Rechenschaft zu ziehen. Nicht von einem König aus Tacia und ganz sicher nicht von einem bisschen Moor.
„Was wärest du für ein schlechter Krieger, wenn du mich nicht einmal in deinem eigenen Land beschützen kannst?", schwenkte ich auf sein Ego um. Es war eine Taktik, die ich in den letzten Tagen bei ihm beobachtet hatte, wenn er seine Angestellten davon zu überzeugen versuchte, mich nicht mit Mistgabeln zu jagen. Natürlich war er ein Meister darin, aber ich war eine aufmerksame Schülerin.

Was so viel bedeutete wie: Es funktionierte nicht. Der Schlag war tief, aber er traf. Yessaias Blick blieb unbewegt.
„All dein Starrsinn wird nichts an meiner Entscheidung ändern. Meine Leute sind krank und brauchen deine Hilfe. Ich trage hier die Verantwortung und ich mache die Regeln. Das mag es in Eslaryn anders gewesen sein, aber hier gelten sie auch für dich." Und damit stieg er über den Zaun und empfing Andrew, der ihn gleich zu einer weiter entfernten Stelle im Garten zog.

Ich blieb zwischen meinen Beeten sitzen. Keine Regeln für mich? Mein ganzes Leben im Palast war von anderen bestimmt worden. Madame Acó, unser ätzendes Glaubensoberhaupt Alam Cartòz und sogar Henric. Wenn es nach all ihnen gegangen wäre, würde ich jetzt in Eslaryn im Haus meines neuen Mannes sitzen und meine Nähkünste an Kissen und nicht an Wunden erproben.

Mit geschürzter Lippe rappelte ich mich auf, was deutlich weniger elegant aussah, als ich es mir gewünscht hätte. Yessaia war gründlich mit seiner Führung durch das Haus gewesen. Er hatte nicht einmal die Waffenkammer und die Waschräume ausgelassen, in denen ich alles für einen dummen Plan finden würde.

"Voted für seeeehr dumme Pläne, die die besten Geschichten machen" - Morgan. Hat auch oft dumme Pläne. 

Frage: Welches magische Wesen seid ihr?

A) Eine Nevanam. Anscheinend dazu bestimmt nur als Hilfe anderer zu existieren. Zumindest glaubt das euer Umfeld. Ihr habt gerade keine Zeit? Nehmt sie euch gefälligst! Ihr wisst nicht wie man eine Klimaanlage repariert? Tja, eure Freundin hat euch aber jetzt danach gefragt, was sozusagen bedeutet: jetzt ist es dein Problem. Ruf mich an, wenn du's gelöst hast. Wenn ihr jemals in den Urlaub fahrt, geht die Welt unter. Das Positive? Die Menschheit brauch euch. Jetzt sofort!

B) Eine Hexe/ Zauberer. Wahnsinnig missverstanden. Zwischen eurem Gehirn und eurem Mund steckt eine kleine schwarze Box, die jedes Wort falsch heraus kommen lässt. Ihr tretet Menschen ungewollt auf den Schlips und im Versuch es wieder gut zu machen, löst ihr eine jahrelange Fehde aus, die noch eure Enkel betreffen wird. Obwohl ihr eigentlich ein kleines plüschiges Einhorn seid, denkt jeder, dass ihr nachts in Lederstiefeln Autos abfackelt. Obwohl das sowas von nach eurer Schlafi-zeit ist!

C) Eine Elfe. Ihr seid lieb. Ihr seid nett. Ihr seid leider nicht die Hellsten. Mathematik, die deutsche Rechtschreibung und die Funktionsweise von Haargummis sind für euch ein Buch mit sieben Siegeln. Nicht schlimm! Eure Freunde sehen euch das gerne nach, denn neben euch wirken sie wie Sherlock Holmes. Ein kleiner Lichtblick? Es braucht nicht immer viele graue Zellen, um kreativ zu sein. Manchmal reicht auch Talent und ein bisschen Elfenstaub.

D) Das oben genannte Plüscheinhorn. Ihr seid einzigartig! Genau wie die tausend anderen Plüscheinhörner, mit denen ihr vom Laufband gekommen seid. Nein im ernst jetzt! Ihr seid ein bisschen anders, als die durchschnittlichen Muggel. Vielleicht zieht ihr Bücher langen Partynächten vor oder ihr könnt einfach das Geheule im Radio nicht mehr hören. Wenn ihr mal den Mund aufmacht, bekommt ihr schnell verwirrte Blicke zugeworfen, weil sich niemand sicher ist, ob ihr Heavy Metal wirklich sehr emotional findet. Der Vorteil: findet ihr ein anderes Einhorn, steht die Chance hoch, dass ihr die besten Freunde werdet, weil ihr einfach mit einer sehr hohen Toleranz für Individualität geboren wurdet.

See you Monday,
xoxo

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