Die letzte Nevanam

By MorganKingsman

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Was haben die Mutter eines Straßengauners, eine Heilerin und eine ausländische Prinzessin gemeinsam? In Esla... More

Rotes Gift
Maraden Lösung
Kaseia Paste Portion 1
Kaseia Paste Portion 2
Colorissaft Glas 1
Colorissaft Glas 2
Kosotus-Kerne Teil 2
Kosotus-Kerne Teil 3
Nachtkresse Bündel 1
Nachtkresse Büschel 2
1 Boschus Busch Kern
2 Boschus Busch Kerne
Kaspian Sträucher 1
Kaspian Sträucher 2
Kaspian Sträucher Teil 3
Ein Trauerweiden Sätzling
Zwei Trauerweiden Sätzlinge
Drei Trauerweiden Sätzlinge
Qell Kristall
Senieren-Beeren
Adraneda Beeren
Ein Popplet-Kraut
Zwei Popplet-Kraut
✧Bonus ✧
Wolfskraut
Sailhalb Blatt Nr. 1
Sailhalb Blatt Nr. 2
Sailhalb Blatt Nr. 3
The End
Also gut, Epilog.

Kosotus-Kerne

483 89 105
By MorganKingsman

●▬▬▬▬๑۩۩๑▬▬▬▬▬●
Hannabas; Hauptstadt von Eslaryn.
Bekannt für die hohe Diebstahlquote
an Markttagen.
●▬▬▬▬๑۩۩๑▬▬▬▬▬●

          Das Haus der Frau lag zu weit außerhalb der Stadt, aber ich merkte davon nichts.

Mein wutgefüttertes Selbstbewusstsein verrauchte mit jedem Schritt. Und das berechtigt. Was dachte ich mir dabei, eine voll ausgebildete Nevanam zu verkörpern? Wenn die Mutter in ihrer Beschreibung geirrt hatte, lief ich große Gefahr hilflos vor einem sterbenden Kind zu stehen.
Ich biss auf meine Unterlippe und schmeckte Blut. Ich konnte nicht noch ein Leben zu meinem Schuldenberg hinzufügen.

Und mit genau dieser Sorge folgte ich der Frau durch einen kleinen Gemüsegarten, der seit bestimmt zwei Jahren nicht mehr bestellt worden war zu einem ähnlich schäbigen Haus.
Rückblickend hätte ich die Zeichen erkennen müssen, wäre ich nicht so sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen.

Jemand hatte ein Pferd an der Seite des Hauses angebunden, anstatt es in den heruntergekommenen Stall zu stellen. Das schöne Tier stach zwischen dem ganzen Verfall heraus und ich wunderte mich, wie eine Bäuerin zu einem Schlachtross kam.
Mehr sagte mein Verstand jedoch nicht dazu.

Das Dach der Hütte strotze vor Löchern, dass es schwierig wurde zu erkennen, womit es ursprünglich einmal gedeckt worden war. Die Fenster waren grob vernagelt und die Tür hing in einer einzigen Angel, weswegen die Frau heftig daran rucken musste, um sie zu öffnen.

Ich wartete höflich und ohne jedes Misstrauen.

Was sich mir dahinter bot, war im ersten Moment nur zu erkennen, weil genug Licht durch die Decke fiel. Es war ein kleiner Wohnraum, satt mit Staub bedeckt, dass ich kaum Luft bekam. Ein Tisch ohne Stühle, ein leeres Regal und ein zerfressener Teppich teilten die einheitliche Farbe des Bannafal Wüstensandes.

Nichts davon sah für mein Auge bewohnt aus, doch alles, was mich kümmerte, waren die schädlichen Verhältnisse für das Kind.

Die Frau führte mich ohne Stopp in ein angrenzendes Zimmer, das im ähnlichen Stil eingerichtet war wie der Rest des Hauses: Typ Armut. Damit kannte ich mich aus.
Das Bett war kaum mehr als ein schlecht geformter Strohsack, für den sich nicht einmal jemand die Mühe eines Gestells gemacht hatte.
Darauf lag ein regungsloses Kind, das Gesicht wächsern und bleich.

Ich erstarrte auf der Türschwelle. Es sah genau wie Moira aus. Weiß und unbewegt, als fürchte es sich zu sehr, sich zu bewegen. Der Tod lag wie ein Tuch über der Gestalt.

Mein Herz zog sich krampfhaft zusammen und ich vergaß zu atmen. Die Brust des Kindes hob sich nicht mehr, die Mutter hatte nicht einmal eine Decke ausgebreitet, die das hätte verdecken können.

Ich war zu spät.

Das durfte nicht wahr sein. Es war ein Kind. Wie konnte ich schon wieder zu langsam gewesen sein?
Ich wollte mich bewegen, wollte die aufkeimende Panik durch Handeln ersticken, doch meine Beine gehorchten mir nicht mehr. Ich umklammerte den Ring meines Bruders wie einen Anker, doch er war das Einzige in diesem Raum, was ich noch spürte.
Stattdessen holten mich Bilder von Moira ein.

Ihre verrenkte Gestalt. Der leise, langsame Atem.

Meine Atmung beschleunigte sich, als ich alle Kraft darauf verwendete einen Fuß vor den Nächsten zu setzen. Es war mehr ein Stolpern als ein Schritt.

Das rote Gift, das zäh aus der Phiole tropfte.

Haltlos ging ich neben dem Bett in die Knie. Unfähig meine zitternden Finger zu kontrollieren, brauchte ich einige Anläufe, um den Puls nehmen zu können.

Etwas bewegte sich hinter mir. Jemand betrat den Raum und fragte die Mutter irgendwas in einer anderen Sprache.

Die kalte Haut des Kindes lähmte mich erneut. Es war schon einige Zeit tot. Die Mutter musste lange durch die Stadt geeilt sein, auf der Suche nach Hilfe. Viel zu lange. Der Geruch von Erbrochenem.

Jemand berührte mich an der Schulter und ich schreckte aus der Starre.
Ein Mann stand in meinem Rücken, ein Tuch über den unteren Teil seines Gesichtes gezogen und ein Messer in der Hand.
Das waren die ersten Sachen, die mir auffielen.

Für einen kurzen Augenblick suchte ich die Mutter hinter ihm, doch sie hatte den Raum bereits verlassen. Was war hier los? Kümmerte sie ihr eigenes Kind nicht oder-...
Schlagartig dämmerte mir, was gerade passiert war. Und ich verfluchte meinen langsamen Verstand.

Aufstehen!"

Wenn Madame Acó nicht alle möglichen Sprachen gleichzeitig mit mir durchgegangen wäre, hätte ich vielleicht zuordnen können, was ich da gerade verstand. Wollte er mich... entführen?

Der Mann, mehr als einen Kopf größer als ich, gestikulierte einmal mit dem Messer, für den Fall, dass ich seiner Sprache doch nicht mächtig war. Die Zeichen wurden eindeutiger.

Ich starrte ihn nur aus großen Augen an. Was ich mir davon versprach, wusste ich nicht, aber in diesem Moment fühlte ich mich so kraftlos, dass meine Knie vermutlich nicht einmal mein halbes Gewicht hätten tragen können.
Und weil Messerschwingende Banditen meist sehr einfühlsam sind, versuchte ich das, mit dumpfem Starren zu übermitteln.

Zu keiner Überraschung verstand er das nicht.
„Aufstehen, bitte", wiederholte er, dieses Mal in meiner Sprache und das fast akzentfrei. Beeindruckend für einen Straßenräuber.

Leider nicht wirksam, wenn bei dem ausgewählten Opfer der Schock einsetzt. Ich konnte die Symptome am eigenen Leib erfahren, doch ihre Diagnose brachte mir auch nichts.
Ich wurde entführt! Wahrhaftig entführt! Und niemand war in der Nähe, um mir zu helfen.

Mit einem Seufzen, das zum Ausdruck brachte, dass er sich das alles deutlich anders vorgestellt hatte, beugte sich der Mann zu mir herunter und half mir am Ellenbogen auf.
„Kannst du wenigstens laufen?"

Ich konnte noch nicht einmal antworten. Ich wurde ernsthaft entführt! Warum hatte ich gedacht, dass meine grüne Kutte mich vor solchen Dingen retten könne? Man würde mich einsperren und Lösegeld verlangen! Meine Atmung machte einige arrhythmische Aussetzer.

„Reiß dich zusammen, wir haben für so etwas keine Zeit", herrschte mich der Kerl ungeduldig an. Seine dunklen Augen blitzten auf, wie eine stumme Drohung.

Ein wenig aus dem Konzept gebracht, blinzelte ich. Mir war überhaupt nicht bewusst, dass er einen vollen Terminkalender hatte. Oder inwiefern mich das betraf.

Doch er gab mir keine Zeit zu reagieren. Mit einem entnervten Augenrollen steckte er sein Messer fort und griff um meine Taille. Für den Bruchteil einer Sekunde versteifte ich mich ob der plötzlichen Nähe zu ihm, dann hatte er mich auch schon wie einen Sack Mehl über seine Schulter geworfen.

Endlich setzte mein Überlebensinstinkt ein. Ohne Messer hatte ich eine gewisse Chance, ihm zu entkommen. Sie mochte klein sein, doch sie gab mir genug Hoffnung, um wie verrückt zu strampeln. Ich wollte nicht entführt werden. Ich wollte nicht eingesperrt werden. Ich musste einen Mord aufklären.

Leider war mein Angreifer deutlich stärker, als ich in meine Fluchtkalkulation mit einberechnet hatte.
Er fluchte zwar in seiner eigenen Sprache, als ich ihn zweimal hintereinander im Magen traf, doch meine Gegenwehr bremste ihn nicht aus, bis er zur Hintertür des Hauses hinaustrat.
Dort stellte er mich grob auf die Füße, sodass ich fast auf den Hintern gefallen wäre.

Ich rannte los. Seine Finger griffen nach meinem Ärmel, doch ich entwischte ihm. Panisch spurtete ich um die Ecke des Hauses. Die Hauptstraße!

Eilige Schritte kamen näher, schwer und dumpf auf dem Gras.

Ich schaffte es um den Stall herum und sah bereits den kleinen Kräutergarten. Der Hügel vor mir verschluckte den befestigten Weg zur Stadt.
Mit einem Satz sprang ich über die kleine Mauer um den Garten und stürmte den Anstieg hoch.
Meine Lunge brannte vor Anstrengung, doch die Panik zwang mich weiter.

Jemand packte mich an der Schulter und riss mich zu Boden. Mein Kinn grub sich in den weichen Grasboden und die Zähne schlugen so hart aufeinander, dass ich kurz glaube, jeden einzelnen gelockert zu haben. Das Gewicht des Angreifers folgte kurz darauf und ließ meine Rippen ächzen, als er mir in den Rücken fiel.

Freundlicherweise rollte er sich wieder von mir herunter, bevor ich ernsthafte Atemnot bekommen konnte.
„Musste das sein?" Er klang tatsächlich beleidigt.

Ich hatte die Gefühle meines Entführers verletzt.

Er hatte Grasflecken überall auf seinen Kleidern und Dreck in den dunklen Haaren. Er kam mir vage bekannt vor, doch mit Maske war es unmöglich festzulegen, woher.
Ein wenig grober als zuvor, zog er mich auf die Beine und schoss einen wütenden Blick zu mir herüber, den ich nur allzu bereitwillig erwiderte. Egal, wie unhöflich er meine Fluchtversuche fand, ich würde nicht ohne Kampf meine Freiheit aufgeben.

Schrilles Pferdewiehern ließ unserer beider Köpfe herumfahren.
Henric saß auf seinem Schimmel, nur einen Steinwurf von mir entfernt, mit dem tobenden Ausdruck eines Reiters aus Bannafal. Neben ihm saß Monsieur Dieuchosit, regierender König. In voller Rüstung. Und in Begleitung seiner gesamten persönlichen Leibgarde. Wie er den Rat überzeugt hatte, ihn ausreiten zu lassen, war mir schleierhaft. Normalerweise hatte keiner der neun Männer sonderlich Lust, das Leben des Königs zu riskieren, aus Angst, die Aufgaben der Regierung könnten vorübergehend an sie zurückfallen.

Ich konnte mein Glück gar nicht glauben. Henric war ein Genie! Ich wusste nicht, woher er immer ahnte, wann ich in Schwierigkeiten steckte, doch das war heute zweitrangig.
Ermutigt zappelte ich von Neuem.

Mein Möchtegern-Entführer fluchte erneut, doch bevor einer von uns reagieren konnte, preschten zwei Pferde hinter dem Hof hervor. Die vermeintliche Mutter hatte eines der Tiere gesattelt und schickte uns das andere mit einem Schlag auf den Hintern zu.

Während der Kerl neben mir kurzzeitig seinen Griff lockerte, um es abzufangen, starrte ich auf die gespannte Armbrust, mit der die Frau just in dem Moment auf den König zielte.
Die Zeit dehnte sich aus. Es ging so langsam und doch schaffte niemand es zu reagieren.
Sie betätigte den Abzug und der Bolzen löste sich.

Ich wollte seiner Flugbahn nachsehen und das Ziel erkennen, doch mein Blickkontakt wurde abgebrochen, als mein Entführer mich auf sein Pferd warf und mir ähnlich schnell folgte.
Ohne eine Sekunde zu verschenken, preschte das Tier in Richtung Sakella Wald los. Der Hexenwald.

Mühsam drehte ich mein Genick und sah über seine Schulter zurück zu meinem kleinen bisschen Hoffnung, das mich retten gekommen war.
Weder der König noch Henric saßen auf ihren Pferden. Stattdessen hatte sich die Leibgarde um eine Figur am Boden gesammelt.

Als spüre er wie mein Herz aussetzte, sah auch der Kerl sich um. Erschrocken riss er sich sein Tuch vom Mund, um noch eine Reihe wüster Flüche auszustoßen, alle in seiner Muttersprache.

Mein Unterkiefer klappte auf. Hinter mir saß der Gesandte aus Gican.

Und Madame Acó war wütend gewesen, dass ich sein Ehrenbankett verpasst hatte!


"Drückt das Sternchen für eine kostenlose Entführung an das Reiseziel eurer Wahl." - Der Gesandte von Gican

Und jetzt ratet mal, wer heute morgen um halb 6 einen Snack machen wollte und den Feueralarm ausgelöst hat :D 

Und jetzt ratet, wer seinem Menschen so lange aufgeregt zwischen den Beinen hin und her gerannt ist, bis sie auf die Klappe geflogen ist :D

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