Einmal Fraktionslos, Immer Fr...

By billie88-

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Marla Parker ist 20 Jahre alt und sie führt ein Leben auf der Straße. Nie gehörte sie einer Fraktion an, denn... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92 - Epilog

Kapitel 20

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By billie88-

Am nächsten Tag sitzen wir im Speisesaal. Auch Carter ist hier. Ich habe dennoch schlechte Laune. Der Albtraum hängt mir noch nach.

„Na, was ist denn mit dir los?", will Carter wissen. Er grinst verschmitzt. 

"Nichts.", gebe ich zurück, während ich von meinem Kaffee trinke. Mein Blick fällt auf Eric, der ein paar Tische weiter sitzt und sich mit zwei Ferox Anführern unterhält. Ich kenne ihre Namen nicht, doch ich weiß, dass sie hier das Sagen haben. Mich durchfährt eine Gänsehaut und ich spüre wieder seine Hände an meinem Hals. Sie quetschen mir die Luft ab. Ich schlucke.

"Sie hatte heute Nacht einen Albtraum.", sagt Maddie nun. Ich will sie am liebsten anschnauzen. Muss sie ihm das erzählen?

"Die Simulationen machen jedem von uns zu schaffen. Da hat man halt mal Albträume.", erwidert Carter. Er beißt herzhaft in ein Brötchen. Irgendwie verbessert er meine Laune nicht. Vor allem, weil dieser Traum nichts mit einer Simulation zu tun hatte.

"Sie hat geschrien wie am Spieß. Ich dachte erst, jemand greift sie an.", sagt Maddie. "Feretti hatte sich gleich mit einem Schuh bewaffnet. Sehr gefährlich, oder?"

Sie grinst. Genauso wie Tessa und Feretti. Auch Carter lacht darüber. Ich finde das nicht lustig. Ich finde hier grad gar nichts lustig.

"Ich habe keinen Hunger mehr.", sage ich und stehe auf. Ohne ein Wort abzuwarten, verlasse ich den Raum.

---

Ich gehe früh ins Bett. Irgendwie konnte ich meinen freien Tag absolut nicht genießen. Ich bin einfach nur genervt, von allem und jedem. Bei Zeiten verkrieche ich mich unter meine Decke und will mit niemandem reden. Glücklicherweise verstehen die Anderen es anscheinend, denn sie lassen mich in Ruhe.

----

Wieder wache ich schreiend auf. Wieder ist es Tessa, die als Erste zur Stelle ist. Diesmal brauche ich länger, um zu realisieren, dass es nur ein Traum war. Ich war nicht wirklich ins Feuer gefallen und Eric hatte mich nicht hineingestoßen. Nichts davon war real. 

"Alles ok?", fragt mich Feretti. 

Morrison steht diesmal auch an meinem Bett. 

"Vielleicht sollten wir sie zu Karen bringen.", schlägt er vor.

Nein, ich will nicht zu Karen. Es sind nur Albträume. Es ist nichts Schlimmes. 

"Was hast du geträumt?", will Tessa wissen. Ich muss mich kurz fangen, dann erzähle ich ihr von meinem Traum heute und auch von dem vergangene Nacht.

"Und jedes Mal ist es Eric, der dir wehtun will?", hakt sie nach. Ich nicke. 

"Das hängt sicher mit den Simulationen zusammen. Dass er dich dabei bewacht. Dein Gehirn verbindet diese unangenehme Erfahrung mit Eric.", vermutet Feretti. Es klingt erschreckend plausibel.

"Wie spät ist es?", will ich wissen. Maddie dreht sich um, schaut auf die Uhr und sagt mir das es Viertel nach Drei ist. 

Ich sage allen, dass sie wieder schlafen gehen können. Dass es in Ordnung ist. Sie diskutieren kurz, gehen dann aber widerwillig. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich sie heute so schlecht behandelt habe.

Es dauert eine Weile, dann döse ich wieder ein.

---

"Geh, Parker!"

Ich drehe mich um und sehe in Erics Gesicht. Es ist knallhart. Es zeigt keinerlei Emotionen. Ich sehe hinunter. Ich stehe auf einem schmalen, langen Brett. Unter mir liegt eine Schlucht. Ich höre ein Meer tosen. Wellen schlagen gegen Stein. Der Wind fährt mir durch die Haare.

Eric steht auf einem Vorsprung aus Stein. Er ist sicher. 

"Lauf hinüber!", weist mich Eric an. 

Ich soll über das Brett, auf die andere Seite der Schlucht, laufen. Ich kann das Ende nicht einmal sehen. Ich sehe nur Nebel.

"Ich kann nicht.", sage ich ihm. Ein Knall. Er hat geschossen.

"Beweg dich!", schreit er mich an. Ich beginne zu zittern. Ich schaue wieder nach unten, dann nach vorn. Ich beginne, langsam einen Schritt vor den anderen zu tun. Ich schaffe sieben Schritte, dann schwanke ich. 

Ich versuche, mich abzufangen, wirbele mit den Armen und schaffe es tatsächlich. Doch ich bleibe stehen. Ich bin wie gelähmt. Ich will nicht weiterlaufen.

Plötzlich sehe ich wieder Eric. Er steht näher bei mir. Auch er ist nun auf dem Brett. Doch er steht dort, als ist er sicher das ihm nichts passieren kann.

"Weiter gehen, Löckchen.", sagt er mir.

"Ich kann nicht. Ich stürze ab.", gebe ich zurück. Wieder ein Schuss. Er nimmt das Gewehr nicht runter, sondern hält es weiter auf mich. 

"Geh weiter, oder ich knall dich ab!"

Seine Stimme ist hasserfüllt. Ich kann nicht weiterlaufen, doch ich muss. Er wird mich töten, da bin ich sicher. Mit zittrigen Beinen laufe ich weiter. Ein Schritt, noch ein Schritt. Ich verliere das Gleichgewicht. Ich rudere wieder mit den Armen. Diesmal schaffe ich es nicht. Ich rutsche ab. 

Im letzten Moment schaffe ich es, mich an dem Brett festzuhalten. Ich klammer mich mit den Fingern daran. Wenn ich loslasse, falle ich in die Tiefe.

"Wieso hilfst du mir nicht?", frage ich ihn. Er steht nun über mir. Seine Augen funkeln vor Verachtung. Ich sehe seine Schuhe. Er tritt mir auf die Finger. Ich lasse los und falle.

-----

Diesmal schreie ich nicht. Ich wache auf und schnelle hoch. Panisch kralle ich mich in mein Bettgestell. 

Alle um mich herum schlafen noch. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich brauche ein paar Sekunden, bis ich mich wieder gefangen habe. Dann stehe ich auf und gehe ins Badezimmer. 

Ich stelle mich unter die Dusche und mache das eiskalte Wasser an. Es weckt mich auf und scheint, den schlechten Traum von mir zu waschen. Vorerst. 

Etwas aufgeweckter komme ich aus der Dusche. Ich ziehe mich an und gehe zurück in den Schlafsaal. Die Sirene ertönt. Nun sind alle wach.

Ich sage kein Wort über meinen zweiten Albtraum diese Nacht. Ich begrüße alle, betont fröhlich. Sie kaufen es mir ab. Ich warte auf sie, dann gehen wir gemeinsam zu den Simulationen.

---

Ich sitze wieder ewig herum. Ich frage mich, wieso ich immer schon so früh herkomme. Meine Laune wird wieder schlechter. Maddie geht vor mir zu Eric. Nach einer halben Stunde kommt sie wieder heraus. Ich bin dran. Ich lasse mich nicht auf Erics kleine Psychospielchen ein. Ich laufe einfach ins Zimmer und an ihm vorbei. Ich setze mich auf den Metallstuhl.

Eric macht die Tür zu und setzt sich.

"Geht es dir gut?", will er wissen. Ich nicke nur. "Du siehst nicht gut aus.", fügt er hinzu. Es klingt nicht gemein oder ähnliches. Es ist einfach nur eine Feststellung.

Entnervt sehe ich ihn an. Meine Fassade bröckelt. Ich kann nicht auf freundlich tun. Ich spüre eine innere Unruhe, wie ich sie noch nie hatte.

"Mir geht‘s gut. Können wir es endlich hinter uns bringen?", frage ich. Ich streiche meine Haare zur Seite und lege den Kopf schief.

Eric hat wieder diesen skeptischen Gesichtsausdruck. Er mustert mich. Dann nimmt er die Spritze und sticht sie in meinen Hals.

----

Ich liege auf dem Rücken und sehe auf meine Hände. Sie sind gefesselt. Genauso wie meine Füße. Erst weiß ich nicht, wo ich bin. 

Ich sehe nach rechts und nach links. Überall ist Erde. 

Ich liege in einer Grube. Der modrige Geruch des Bodens steigt mir in die Nase. Ich kenne das irgendwoher. Mein Blick fällt auf meine gefesselten Hände. Ich versuche, mich zu befreien. Doch es nützt nichts. Die Fesseln scheinen nur mit jeder Bewegung enger zu werden.

Dann taucht er über mir auf. Eric. Er lächelt sein unechtes Lächeln.

"Hallo. Geht es dir gut?", fragt er. Ich wundere mich, was er hier tut. Dann sehe ich die Schaufel in seiner rechten Hand. Er wartet keine Antwort ab, sondern beginnt sofort Erde auf mich zu schütten. 

Ich winde mich und versuche aufzustehen. Immer mehr Erde fällt auf mich. Ich spucke und huste, als ich ein paar Sandkörner verschlucke. Ich bin verwirrt und panisch zugleich. Was tut er da? Ist das eine seiner kranken Einschüchterungsversuche?

"Du siehst nicht gut aus.", sagt er nun. Wieder bekomme ich Erde ins Gesicht geschleudert. Ich huste, meine Augen brennen. Ich erkenne kaum noch etwas. 

Eine weitere Fuhre kommt auf mich zugeflogen. Ich drehe meinen Kopf weg. Ich flehe ihn an aufzuhören. Ich sage ihm, dass er das nicht machen muss. Doch er hört einfach nicht auf. 

Ich wehre mich weiter, die Erde auf meinem Körper wird immer mehr. Sie schließt mich langsam ein. Ich schreie um mein Leben.

--

"Hör auf! Hör auf!", schreit mich Eric an. Ich wehre mich weiter und zapple hin und her. Irgendetwas hält mich auf und drückt mich gegen etwas Kaltes. Einen Stuhl. Ich spüre, dass meine Oberarme wehtun. Mit einem Blick darauf erkenne ich, dass jemand sie festhält und gegen die Armlehnen des metallischen Stuhls drückt. Es ist Eric.

Dann schreie ich wieder. Ich versuche von ihm wegzukommen. Er kann mir nichts tun. Es ist nur ein Traum. Ich weiß, dass es nur ein Traum ist. Es ist nicht echt. 

Er lässt mich los und ich ergreife sofort die Gelegenheit zur Flucht. Ich renne los, um den Stuhl herum. Ich dränge mich gegen eine Wand. Eric sieht mich völlig verwirrt an. Er ist ruhig, er folgt mir nicht. Er sieht nicht bedrohlich aus. Eher sieht er aus, als wäre er verwirrt. Und besorgt. Abwehrend hebt er die Hände. 

Ich zittere am ganzen Körper, während er nun um den Stuhl herum geht. Er läuft langsam und bedächtig. 

"Ich tu dir nichts.", sagt er. Ich gehe von ihm weg, kaum, dass er mir auch nur eine Armlänge zu nahe kommt. Ich beginne, mich nach etwas umzusehen, womit ich mich verteidigen kann. Eine Spritze liegt auf dem Computertisch. Sie ist leer, aber die Nadel ist noch daran. 

Ich hechte einen Schritt nach vorn und schnappe sie mir. Ich halte sie nach oben, den Daumen bereit an den Kolben gepresst. Wenn er mir zu nahe kommt, werde ich ihm das Ding in den Hals jagen und ihm Luft in die Adern pumpen. Das überlebt er nie und nimmer. Eric kommt wieder näher, diesmal noch langsamer, als vorher.

"Es war nur eine Simulation. Es ist nicht echt.", er deutet auf den Computer. "Leg die Spritze weg, Parker."

Er sagt es bestimmend, doch seine Stimme ist ruhig. 

"Was du da gesehen hast, ist nicht wahr.", wieder deutet er auf den Computer. "Du befindest dich nicht in einer weiteren Simulation."

Ich glaube ihm kein Wort. Ich will nicht, dass er mir zu nahe kommt. Es ist ein Trick.

"Bleib weg von mir!", sage ich ihm. Eric bleibt stehen. Noch immer hat er die Hände erhoben. Meine Hände zittern. Ich muss es unter Kontrolle bekommen. Er wird mich nicht kriegen. 

"Niemand hier tut dir etwas." Er redet leise und behutsam. Er macht keinerlei Anstalten, mich überwältigen zu wollen. Seine beiden Armen sind nun gehoben, er bleibt auf der Stelle stehen.

"Das hier ist echt, Parker. Du  bist in Sicherheit.", erklärt er mir. Ich kneife die Augen zu und schüttle den Kopf, um klar denken zu können. Langsam wird mir klar, dass ich wach bin. Ich bin weder in einer Simulation, noch schlafe ich. 

Vorsichtig lasse ich die Spritze sinken. Eric sieht, dass ich aufgebe und kommt auf mich zu. Er nimmt mir die Spritze weg und wirft sie in einen silbernen  Mülleimer, der unter dem Fenstersims steht. 

"Setz dich hin. Ruh dich kurz aus.", sagt er nun. Langsam setze ich mich in Bewegung und lasse mich auf dem Metallstuhl nieder.

Er läuft nun am Computer vorbei und lässt sich auf seinem Stuhl fallen. Eine Weile sagt er nichts. Stumm stellt er mir ein Glas Wasser hin. Ich trinke.

"Geht‘s wieder?", will er wissen. Ich nicke. Ich weiß nicht, was gerade eben passiert ist. Doch ich bin sicher gewesen, dass er mich angreifen würde. So, wie er es in meinen Träumen tat. 

Eric beginnt zu reden. Offenbar hat er wieder abbrechen müssen. Er fragt mich, ob alles okay ist. Ich nicke wieder. 

Mir wird schlecht. Ich muss hier raus und zwar schnell.

"Kann ich gehen?", frage ich ihn schließlich. Er sieht überrascht aus. Er scheint zu überlegen. Ich nehme nochmal einen Schluck von dem Wasser und lächle so normal, wie es irgend möglich ist. Er soll denken, dass es mir wieder gut geht. Dann steht er auf und geht zur Tür.

Ich folge ihm schnellen Fußes.

"Wir sehen uns dann morgen wieder?", will er wissen. Er stellt sich vor mich, sodass ich nicht zur Tür kann. Ich wackle nervös hin und her.

"Ja, selbe Zeit, selber Ort, selbe Ängste.", versuche ich einen Witz zu machen. Ich versuche, locker zu wirken. Ob es mir gelingt, weiß ich nicht. Er legt die Hand auf die Klinke.

"Wenn irgendetwas los ist, weißt du, wo du mich findest. Ja?", sagt er nun. Er sieht mich mit einer ernsten Besorgnis an. Es scheint ihm nicht wohl zu sein, mich gehen zu lassen. Verblüfft sehe ich ihn an. 

"Ja, das weiß ich.", gebe ich zurück. Dann gehe ich.

--- 

Wir sitzen beim Essen und ich versuche mich immer noch von der Simulation zu erholen. Den Anderen sage ich nichts davon. Es reicht, dass sie mich jetzt schon ansehen, wie ein geprügeltes Kind.

Ich gehe sogar mit zum Friseur und nochmal zum Tätowieren. Maddies Tattoo wird ausgefüllt. Ich sitze die ganze Zeit neben ihr und halte ihre Hand. Doch ich bin gar nicht richtig da.

Alles, woran ich denken kann, sind Erics kalte Augen.

--

Es ist Dienstag. Wieder mal ist es Zeit. Ich gehe an Eric vorbei in den Simulationsraum und setze mich.

"Geht es heute besser?", will er wissen. Er versucht, nicht besorgt zu klingen. Aber ich finde, es gelingt ihm nicht wirklich.

"Ja, alles gut.", lüge ich. In der letzten Nacht habe ich zwei Stunden geschlafen. Wieder war mir Eric im Traum erschienen. Er hatte mich in der Toilette ertränkt, dann in die Schlucht geworfen. Außerdem hatte er mich erdrosselt und erschossen. 

Er kommt nun näher und gibt mir die Spritze. Ich mache mich bereit.

---

Ich stehe auf dem Dach des Ferox Hauptquartiers. Doch ich stehe nicht in der Mitte, ich stehe am Rand, auf einer kleinen Erhöhung. Der Wind wirbelt durch meine Haare. Ich versuche mein Gleichgewicht zu halten. 

Ich will mich bewegen. Will weg vom Abgrund, doch ich kann nicht. Ich schaue hinunter. Es geht tief hinab. Ich sehe die Straße tief unten. Ob es wehtut aufzuschlagen? Ob es schnell geht? Carter kommt. Ich drehe mich hoffnungsvoll zu ihm.

"Marla!", sagt er erschrocken. "Was machst du da?"

Er hebt beschwichtigend eine Hand und kommt auf mich zu. Er sieht nicht aus, als wolle er mich bedrohen. Viel mehr, sehe ich Angst und Erschrockenheit in seinen Augen.

"Ich will nicht springen, Carter. Ich will nicht.", sage ich ihm. Ich versuche, ihm klar zu machen, dass ich nicht vor habe mich umzubringen. Denn genau danach muss es aussehen.

"Dann komm da runter.", sagt er. Er lächelt flüchtig. Er ist viel zu nervös, um es länger halten zu können.

"Ganz langsam. Schritt für Schritt. Komm her.", redet er beruhigend auf mich ein. Ich will meine Hand nach ihm ausstrecken, da schiebt sich Eric in die Szene. 

Er geht auf Carter zu und lässt ihn nicht durch zu mir. Er drängt ihn zurück. Weg von mir. Ich wackle bedrohlich hin und her. Ich spüre, dass der Wind zunimmt. Ich sehe mich um, doch da ist nichts. Keine Wand, kein Pfosten, an dem ich mich festhalten könnte.

"Lass mich durch!", sagt Carter. Eric erwidert nichts. Er hält Carter nur fester und lässt ihn nicht von der Stelle. 

Ich beginne, nach Carter zu rufen. Ich rufe ihm zu, dass er mir helfen soll. Der Wind weht durch meine Haare. Ich schwanke vor und zurück. Ich schaffe es nicht mehr lange, das Gleichgewicht zu halten.

"Geh weg! Lass mich los! Ich muss ihr helfen!", schreit Carter Eric nun an. Ich höre Eric kalt lachen. Carter fragt Eric, was mit ihm los ist. Er verflucht ihn, versucht ihn wegzuschieben. Doch er hat keinen Erfolg. Er kommt nicht gegen ihn an. Ein Schlag von Eric lässt Carter taumeln. Er fällt auf den Betonboden.

Ich schreie, rufe Eric zu, dass er aufhören soll. Carter liegt noch immer. Er versucht sich aufzurichten, doch Eric tritt auf ihn ein. Er wehrt sich, so gut er kann. 

Endlich rappelt sich Carter wieder auf, doch Eric ist stärker. Als hätte er nur darauf gewartet, tritt er Carter in den Magen. Er geht in die Knie. Eric stellt sich vor ihn. Ich kann nichts mehr erkennen. 

Verzweifelt versuche ich, nach vorn zu springen, aber es ist als wäre eine unsichtbare Wand vor mir. 

Ich rufe noch ein letztes Mal, dann verliere ich das Gleichgewicht. Ich stürze ab. Ich sehe die Fassade des Hauptquartiers an mir vorbeifliegen. Ich rufe nach Eric und Carter. Ich drehe mich, während ich falle. Ich sehe den Boden immer näher kommen. 

Dann ein dumpfer Aufprall.

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