✓ | Vergissmeinnicht ~ Fili F...

By candle_in_the_wind

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Abgeschlossen ✓ "Auch du wirst irgendwann heimkehren." Zögernd öffnete sie eine der schweren Holztruhen. Der... More

「 Prolog 」
「 Kapitel 1 」
「 Kapitel 2 」
「 Kapitel 3 」
「 Kapitel 4 」
「 Kapitel 5 」
「 Kapitel 6 」
「 Kapitel 7 」
「 Kapitel 8 」
「 Kapitel 9 」
「 Kapitel 10 」
「 Kapitel 11 」
「 Kapitel 12 」
「 Kapitel 13 」
「 Kapitel 14 」
「 Kapitel 15 」
「 Kapitel 16 」
「 Kapitel 17 」
「 Kapitel 18 」
「 Kapitel 19 」
「 Kapitel 20 」
「 Kapitel 21 」
「 Kapitel 22 」
「 Kapitel 23 」
「 Kapitel 25 」
「 Kapitel 26 」
「 Kapitel 27 」
「 Kapitel 28 」
「 Kapitel 29 」
「 Kapitel 30 」
「 Kapitel 31 」
「 Kapitel 32 」
「 Kapitel 33 」
「 Kapitel 34 」
「 Kapitel 35 」
「 Kapitel 36 」
「 Kapitel 37 」
「 Kapitel 38 」
「 Kapitel 39 」
「 Kapitel 40 」
「 Kapitel 41 」
「 Kapitel 42 」
「 Kapitel 43 」
「 Kapitel 44 」
「 Kapitel 45 」
「 Kapitel 46 」
「 Kapitel 47 」
「 Kapitel 48 」
「 Kapitel 49 」
「 Kapitel 50 」
「 Epilog 」
「 Nachwort 」
「 Eine neue Zeit bricht an... 」

「 Kapitel 24 」

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By candle_in_the_wind

Das Eisen krachte vor Ilèyns Nase ins Schloss.
Sie seufzte.
Langsam drehte sie sich zu Fili um.
"Ihr..." sagte sie leise "Fragtet nach mir?"
Der Zwerg saß auf dem glatten Stein, welcher aus einer der Zellenwände wie eine Bank herausragte. Er stütze die Ellenbogen auf die Knie und sah zu ihr auf.
Sämtliche Waffen waren ihm abgenommen worden, es klebten immer noch Reste der Spinnennetze im Fellbesatz seines schweren Kapuzenmantels und in seinen welligen blonden Haaren.
"Das hab ich..." antwortete er düster.
"Fili..." Ilèyn war völlig erschöpft von der hitzigen Auseinandersetzung mit ihrem Onkel "Ich... mir bleibt nichts anderes, als eine aufrichtige Entschuldigung..."
Als sie sich dem Zwerg näherte, erhob sich dieser.
"Stimmt das, was sie sagen?" fragte er kühl "Ihr seid die Nichte dieses verfluchten Elblings?"
Ilèyn hielt seinem Blick stand.
"Es stimmt." zwang sie sich zu antworten.
Es wirkte, als hätte Fili eine letzte kleine Hoffnung gehabt, dass dies alles erstunken und erlogen war, doch nun sah er sich hilflos und überfordert in der winzigen Zelle um, als suche er einen Weg aus dieser Situation zu entfliehen.
"Hört mir zu, bitte!" sagte Ilèyn verzweifelt und trat noch etwas näher.
"Damit Ihr mir die nächsten Lügen auftischen könnt?" fragte Fili. Die Ruhe, die in seiner Stimme lag, war mehr als beängstigend "Seit Ihr zu uns gestoßen seid, habt Ihr gelogen, warum solltet Ihr jetzt etwas anderes tun?"
"Ihr versteht nicht..." sagte Ilèyn mit bebender Stimme.
"Nein." unterbrach Fili sie "Ihr habt Recht. Ich verstehe Euch nicht... auf keine meiner Fragen habt Ihr geantwortet, Ihr habt Euch von Beginn an seltsam verhalten." Die Stimme des Zwerges wurde brüchiger.
"Ich habe mir schon denken können, dass Ihr nicht das seid, was Ihr behauptet habt zu sein. Als ich... Eure Ohren sah, hatte ich genug weitere Vermutungen, doch ich habe Euch weiterhin vertraut. Ihr seid mir nichts schuldig, jedoch... dachte ich, Ihr würdet..." Verärgert, nicht die richtigen Worte zu finden stieß Fili einen kurzen Seufzer auf und sagte nichts mehr.
Ilèyn wurde von der Enttäuschung und Traurigkeit in seinen Augen überflutet und konnte nichts anderes tun, als die ihren langsam zu schließen.
Warum nur sah er sie so an?
Sie hörte, wie Fili langsam zurück zu der steinernen Bank ging, auf dem er die ganze Zeit gesessen hatte. Resignierend ließ er sich nieder.
Ilèyn öffnete die Augen und sah zu Boden.
Beide schwiegen.
Die Stille fraß sich in Ilèyns Herz hinein.
Sie fühlte sich furchtbar.
Warum?
Sie holte tief Luft, um sich zu sammeln.

"Thranduil..." hob sie leise und vorsichtig an "Der König..."
"Euer Onkel." kam die halbherzige Ergänzung von Fili.
"Ja..." sagte Ilèyn niedergeschlagen. Sie sah auf, der Zwerg hatte sich nicht gerührt.
"Er wollte Informationen. Von mir, über Euch. Über die Gemeinschaft und ihr Ziel." Auf diese Aussage hin sah der Zwerg erschrocken zu ihr.
"Was habt Ihr ihm gesagt?" fragte er hastig.
"Was hätte ich ihm sagen sollen, Fili?" fragte Ilèyn entrüstet "Ich weiß nichts von allem, was Eure Familie mit meiner Familie zu schaffen hatte! Ich weiß nicht, warum es für meinen Onkel von Bedeutung ist, was Euer Onkel für Ziele verfolgt!"
Ilèyn gab auf, gegen die ganzen verworrenen Gedanken in ihrem Kopf anzukämpfen. Ihre Geheimnisse, die Gemeinschaft, ihr Onkel, der Auftrag, die Unternehmung, die ewigen Verfolgungsjagden, das alles wollte sie nicht.
Sie hatte genug davon in ihrer Vergangenheit erlebt und hatte sich mit ihrer Aufgabe als Kopfgeldjägerin ein halbwegs ertragbares Leben aufgebaut. Diese Verfolgungsjagden konnte sie immerhin einplanen.
Dies alles jetzt beisammen zu halten, ohne sich zu verraten, war kräftezehrend. Und langsam gaben ihr Körper und Geist nach. Seit sie den Düsterwald erreicht hatten, war alles einfach nur noch schief gelaufen.
"Ich weiß nicht, was hier passiert, ich will mit all dem nichts mehr zu tun haben! Ich habe die Kontrolle verloren, meine Gedanken und dieser... dieser Ort bringen mich um!"
Sie knallte mit dem Rücken gegen das Zellengitter und sank langsam zu Boden.
Auf dem kalten Stein sitzend, die Arme auf die angewinkelten Knie aufgestützt, starrte sie in die Leere der Zelle.
Sie war nicht laut geworden. Sie hatte nicht geschrien oder geweint. Sie war einfach nur erschöpft.
Wieder war es still.
Ilèyn hörte, wie ihr schwerer Atem sich langsam wieder beruhigte. Sie regte sich nicht, sie saß einfach so da. Und starrte.
"Was passiert hier nur mit mir...?" flüsterte sie kraftlos, wie zu sich selbst und schüttelte geistesabwesend den Kopf.

Fili hatte sich die ganze Zeit nicht gerührt.
Der Ärger und die Enttäuschung rumorten noch in seinem Bauch.
Als Ilèyn vor ihm zu Boden sank, war beides jedoch plötzlich nicht mehr existent.
Fili konnte sehen, wie sie litt. Jeden Tag, den sie mehr bei ihnen verbrachte, schien das Leiden stärker zu werden.
Fili spürte, wie es ihm das Herz schwer machte, sie so zu sehen.
Warum das so war, wusste er nicht wirklich. Bisher hatte er auch nie genug Zeit gehabt, solche Gedanken weiterzuspinnen.
Ilèyn saß regungslos vor ihm, keine Tränen, keine Regung im Gesicht. Nur diese blanke Überforderung.
Sie damit so allein zu lassen fühlte sich falsch an. Einerseits sträubte er sich dagegen, die schockierende Wahrheit, die sie ihm und den anderen die ganze Zeit vorenthalten hatte, einfach so ruhen zu lassen, andererseits... sah er keinen Grund, sich nur aufgrund ihrer Familie von ihr zu entfernen. Offensichtlich herrschten Spannungen zwischen ihr und den Elben des Düsterwalds.
Die Wut oder den Ärger, die der Zwerg erwartete zu spüren, kam einfach nicht. Es war ihm nicht möglich, so etwas wie Wut ihr gegenüber zu verspüren. Ihm war es nicht möglich.
Langsam rutschte Fili zu Ilèyn hinüber. Den letzten Zweifel, ob er jetzt wirklich etwas sagen sollte, schob er beiseite.
"Was ist da gerade passiert?" fragte er vorsichtig "Da oben... bei Eurem Onkel."
Ilèyn reagierte nicht direkt auf die Frage des Zwerges. Erst einige Sekunden später wandte sie ihren Blick von der Leere vor ihr ab und sah dem Blonden in die Augen.
Für ein paar weitere Momente verharrten beide so.
"Nur ein... Streit, weiter nichts..." sagte Ilèyn dann, es war mehr ein Seufzen als etwas anderes. Sie barg ihr Gesicht in beiden Händen und atmete stark gegen ihre Handflächen aus. Sie zog die Hände nach unten von ihrem Gesicht, streckte ihre Beine von sich und lehnte sich mit dem Kopf gegen die Eisenstangen der Zellentür.
Fili wusste nicht wirklich, was er darauf antworten sollte. Er senkte den Blick.

"Ich... nehme Eure Entschuldigung an, Ilèyn..." sagte er leise.
Ihre Blicke trafen sich, als Ilèyn sofort zu ihm aufsah. Tatsächlich sah er soetwas wie Freude in ihren Augen. Freude und Erleichterung.
"Es hätte keine Entschuldigung gebraucht, ich habe, denke ich etwas überreagiert..." Fili musste etwas peinlich berührt lächeln, was sogar Ilèyn ein kleines Schmunzeln entlockte.
"Ich habe meinen Onkel angelogen." sagte sie daraufhin "Mit Vergnügen habe ich ihn angelogen, der entscheidende Unterschied zu Euch." fügte sie mit schmalem Grinsen hinzu, was das Grinsen in Filis Gesicht etwas breiter werden ließ.
"Ich weiß, warum sich Thorin Eichenschild auf diese Unternehmung begeben hat. Ich kenne die Geschichte von Smaug..." Bei der Erwähnung dieses Namens lief ein kalter Schauer Filis Rücken herunter "Und was mit unserem Volk passiert ist." Ilèyn machte eine kurze Pause und dachte nach.
"Doch beim besten Willen fällt mir nicht ein, warum mein Onkel derartiges Interesse an all dem hier zeigt. Der Zwist zwischen Elben und Zwergen ist mir bekannt... mehr als alles andere kenne ich diesen Zwist... Doch was unsere Onkel damit zu schaffen haben, erschließt sich mir nicht."
"Euer Onkel" hob Fili an "Hat den Zwergen des Erebor jegliche Hilfe verwehrt. Smaug überfiel den Berg, zerstörte Thal, tötete meine Sippe..." Die Stimme des Zwerges wurde immer düsterer "Thranduil hat nur untätig zugesehen. Keine Hilfe kam von den Elben. Niemals."
Mit großen Augen lauschte Ilèyn der Geschichte des Zwerges.
"Dieser Teil war mir bisher unbekannt..." sagte sie, fast sprachlos.
Fili nickte leicht.
"Euer Onkel hegt Interesse an den Schätzen im Erebor, auf die er Anspruch erhebt. Edelsteine der Elben, Erbstücke, die ihm verwehrt wurden."
"Schätze des Waldlandreiches im Erebor?" fragte Ilèyn leise. Ein erneutes Nicken von Fili.
"Unsere Onkel werden keine Freunde, das verspreche ich Euch." sagte er.
In diesem Moment näherten sich schnelle marschierende Schritte. Ilèyn drehte sich um, sie und Fili sahen zwischen den Gitterstäben nach draußen und beobachteten, wie vier Wachen auf Thorins Zelle zusteuerten. Eine der Wachen schloss die Zellentür auf, die anderen drei führten den Zwergenanführer die Treppen nach oben.
Thorin kam mit den Elben, ohne sich zu wehren. So schnell wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder verschwunden.
Ilèyn atmete schwer aus, als sie sich wieder umwandte.
"Ihr solltet nicht auf dem Boden sitzen, Ilèyn." sagte Fili nach einer kurzen Pause "Es ist" er erhob sich von der Bank "hier drauf zwar nicht sonderlich wärmer oder gemütlicher, aber..." Er hielt in seiner Erklärung inne, als die Zwergin sich langsam nach oben stützte und sich neben ihn setzte.
Erneut schwiegen beide.
Die entstandene Stille, welche auch von den anderen Zellen ausging, nahm fast ein beängstigendes Ausmaß an. Die Gemeinschaft hatte aufgegeben, ausbrechen zu wollen.

"Ich kann nicht fassen, das Euer eigener Onkel Euch in ein Verlies wirft..." sagte Fili, um das Schweigen zu brechen.
Ilèyn zog beide Augenbrauen nach oben.
"Ich habe mit Schlimmerem gerechnet..." antwortete sie gelassen "Er scheint heute einen seiner, zugegeben sehr seltenen, gnädigen Tag zu haben."
Was... Was ist zwischen Euch und ihm vorgefallen?" Der Zwerg zögerte, diese Frage zu stellen.
Ilèyn winkte halbherzig ab.
"Vieles... ich wüsste nicht wirklich, wo ich anfangen sollte." gab sie belustigt zu, doch ihr Blick blieb ernst.
"Wir haben Zeit, fürchte ich." sagte Fili und lächelte matt.
Ilèyn sah ihn leicht skeptisch an, nickte dann aber widerwillig zustimmend.
"Die Elben des Waldlandreiches scheren sich nicht um anderer Völker Belange." hob sie dann an "Thranduil und sein Volk führen ein Leben abseits von Bündnissen. Zwerge sind ihm besonders verhasst, ich denke, das muss ich für Euch nicht detailliert ausführen."
Fili nickte bedauernd.
"Doch auch ein Waldlandkönig handelt. Und treibt Geschäfte. Mein Onkel ist ein Weinfanatiker. Sein Wein ist ausgezeichnet und das bekamen natürlich auch andere Völker mit. Die Menschen der Seestadt hatten ein reges Handelsverhältnis mit dem Waldlandreich. Thranduil nahm nie Waren der Menschen an, nur deren Geld. Den Menschen war dies recht und die Geschäfte florierten. Mein Onkel schickte regelmäßig Trupps los, um sowohl die Elben als auch die Menschen auf ihren Routen zu beobachten und gegebenenfalls zu verteidigen. Oft kamen sie bis in die Seestadt, um dort die Bezahlung entgegen zu nehmen."
Ilèyn zögerte kurz.
"Den... Befehl über die Garde hatte die Schwester des Königs."
Fili bemerkte, wie Ilèyns Stimme etwas leise wurde.
"Eure Mutter." murmelte er, woraufhin Ilèyn fast unmerkbar nickte.
"Während einer weiteren Begleitung eines Handelstrupps in die Seestadt begegnete meine Mutter meinem Vater. Einem der Zwerge des Erebor, die einer Audienz beim Bürgermeister der Seestadt beiwohnen wollten. Nun, das Ende vom Lied, beide verliebten sich und beschlossen, beieinander zu bleiben."
"Euer Onkel war nicht davon begeistert, vermute ich." sagte Fili.
"Genauso wenig wie der Großvater Eures Onkels." gab Ilèyn zurück "Dennoch entschieden beide sich, auf Thranduils Gunst zu hoffen. Meine Mutter bettelte und flehte, während mein Vater hier in diesem Verlies auf des Königs Entscheidung wartete. Meine Mutter hatte schon immer einen besonderen Einfluss auf ihren Bruder... ein starkes Band war zwischen ihnen. Sie schaffte es, ihn davon zu überzeugen, dass mein Vater hier leben und arbeiten durfte. Er arbeitete in den Schmieden, das lag ihm besonders gut."
Ilèyn atmete einmal tief durch.
"Als meine Mutter Thranduil offenbarte, dass sie schwanger wäre... und dass auch noch von einem Zwerg aus dem Erebor... war mein Onkel erneut kurz davor, meinen Vater köpfen und vierteilen zu lassen. Wahrscheinlich hätte er das am liebsten sogar selber getan. Meine Mutter konnte ihm ein weiteres Versprechen abringen. Dass er mir nichts tut... mich akzeptiert, ausbildet... und meinem Vater ein gutes Leben im Palast ermöglicht... solange sie lebt..."
Ilèyn hielt inne und sah zu Boden.
"Ich wurde ausgebildet... trainiert, Tag und Nacht, bis ich die elbische Kampfkunst perfektioniert hätte. Ich war klein, ich sollte spionieren, Wache halten, einfach alles. Mein Onkel wollte mich zu einer... Geheimwaffe heranziehen... zu meinem Glück waren andere daran interessiert, mich in Heilung, Strategie... Geschichte, einfach allem zu bilden..."
Fili wusste nicht genau, ob er weiter fragen sollte oder das Thema ruhen lassen sollte. Er lehnte sich gegen die steinerne Wand und konnte seinen Blick nicht von Ilèyns Gesicht nehmen.
Die blonden Haare hatte sie hinter ihre Ohren gestrichen. Die spitze Ohrmuschel war kleiner als bei allen anderen Elben, doch war sie deutlich zu sehen. Einige Strähnen hatte sie nach hinten gelegt und zu kleinen Zöpfen gebunden, ganz nach der Art der Elben. Durch ihre blasse Haut schienen ihre Augenringe hervor, ihre hohen Wangenknochen definierten ihr elegantes Gesicht, die blassblauen Augen, mit leichtem Graustich und die schmalen Lippen.
So viel hatte sie von den Elben. Und so vieles nicht.
"Eure Mutter..." sagte Fili leise, bevor er sich in seinen Gedanken verlor "Was passierte mit ihr?"
Ilèyn reagierte nicht. Sie hatte ihren Blick auf den Boden fixiert, als würde sie konzentriert versuchen, ihre Emotionen zu sortieren.
"Thranduil..." sagte sie und schluckte schwer "Ein Auftrag, eine... Säuberung des Waldes, wie er es nannte..."
Fili sah, wie Ilèyn ihre Hände zu Fäusten ballte und ihren Mund verzog.
"Es stellte sich heraus, dass der König des Waldlandreiches" Ilèyns Stimme strotzte vor Hohn "seine eigene Schwester vorschickte, damit sie mit viel zu wenigen Kriegern direkt in einen Orktrupp hineingeriet... aus reinem Stolz beteiligte er sich nicht an diesem Kampf, an dem Kampf, in dem seine Schwester starb."
Wut und Traurigkeit übermannten die Zwergin fast, doch sie griff sich verzweifelt an den Kopf und schnaufte aus. Als sie sich beruhigt hatte, fuhr sie fort.
"Thranduil hielt sein Versprechen nicht." sagte sie "Er schickte meinen Vater und mich in die Verbannung. Er hielt sein Versprechen nicht... Sein letztes Versprechen an seine Schwester... sein erstes und einziges Versprechen an seine Nichte..."
Ilèyn stützte sich auf ihre Knie.
"Mein Vater verstarb im Exil. Ermordet, als uns Söldner überfielen." fuhr sie fort "Ich begrub ihn mit eigenen Händen. Ich schwor mir, nie wieder in diesen Wald zurückzukehren. Doch hier bin ich nun... eine Gefangene meiner eigenen Familie."
Mit diesen Worten sah sie Fili das erste Mal seit dem Anfang dieses Gespräches wieder in die Augen.

Ihr Blick ließ sein Herz schneller schlagen. Er war der erste, dem sie diese Geschichte erzählt hatte, das wusste er. Er wusste es einfach. Ihr Geheimnis hatte sie tief in ihrer Seele getragen und nun hatte sie es jemandem anvertraut.
Sein Schweigen schien ihr nichts auszumachen.
Es schien ihr völlig auszureichen, dass er ihr zugehört hatte.
Mehrere Minuten saßen sie nebeneinander.
Schweigend.
Nachdenkend.
Ins Halbdunkel starrend.
"Ich habe am Waldrand etwas aufgesammelt..." brach Fili vorsichtig das Schweigen. Er drehte sich Ilèyn zu und griff in die Tasche seines fellbesetzten Mantels. Heraus zog er etwas kleines Blaues.
"Es wuchs in Massen vor dem Elbentor. Nehmt es an Euch." Er streckte die Hand aus und öffnete sie vor Ilèyn.
"Vergissmeinnicht." sagte Ilèyn leise und betrachtete die kleine zarte Blüte in Filis Händen. Vorsichtig nahm sie sie entgegen und betrachtete sie.
"Sie wird vertrocknen, Fili..." sagte sie dann, fast etwas traurig.
"Sie hat es bis hierher geschafft." antwortete er "Wahrscheinlich ist sie verzaubert, wie der ganze Wald... ich denke, sie geht nicht ein."
Behutsam ließ Ilèyn die blaue Blüte in die Tasche ihres Wamses gleiten.
"Ich möchte, dass du..." Fili sah sie eindringlich an "sie bei dir trägst." sagte er "Sie soll dir zeigen, dass ich bei dir bin..."
Ein kleines Lächeln schlich sich auf das Gesicht der Zwergin ihm gegenüber. Ihre strengen Gesichtszüge verschwanden und alle Freude, die sie noch in sich trug breitete sich auf ihrem Gesicht aus. So klein dieses Lächeln auch war, so ließ es Filis Herz einen Tanz in seiner Brust vollführen.
"Danke." flüsterte Ilèyn.

Die Zwergin setzte zum Reden an, doch in diesem Moment erschallten Befehle in den Gewölben über ihnen. Fili drehte sich um und Ilèyn sah an ihm vorbei durch die Zellentür.
Elbenkrieger erschienen auf den Treppen. Sie führten Thorin Eichenschild zurück zu seiner Zelle. Der Zwergenanführer wirkte alles andere als zufrieden.
Fili erhob sich und wollte zur Tür gehen, als diese von ein paar weiteren Kriegern bereits geöffnet wurde.
Sie deuteten auf Ilèyn und befahlen ihr, mitzukommen.
Verzweifelt sah die Zwergin zu Fili, der immer noch zwischen ihr und der Wache stand. In diesem Moment drückte einer der Krieger den Zwerg gegen den Stein, ein anderer griff nach Ilèyns Arm und zog sie aus der Zelle.
Die Zwergin stolperte nach draußen, hinter ihr fiel die schwere Tür ins Schloss.
"Ilèyn!" rief Fili nach ihr.
Die Zwergin blickte zurück, während sie nach vorne getrieben wurde.
"Ich bin bald zurück!" rief sie hastig.
Dann verloren sie sich aus den Augen.

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