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Der Aufzug hält in der richtigen Etage und öffnet sich. Ich atme noch mal tief durch. Die Tür öffnet sich und ein Schild kommt in mein Sichtfeld.
"Krebsstation" lese ich in Gedanken. Alice schiebt mich zu der Zimmernummer,die ich ihr gesagt habe und ich klopfe an dieser.
Ich war ewig nicht hier. In diesem Zimmer lag meine Mutter. Ich kneife meine Augen zusammen, als ich an sie denke und öffne die Tür, nachdem ich geklopft habe. Alice schiebt mich in das Zimmer und ich erblicke schon Luise, in ihrem Bett  liegend.
Luise war hier Mums beste Freundin. Sie waren hier immer zusammen und so habe ich auch viel Zeit mit ihr verbracht.
Alice schiebt mich an den Bettrand und Luise sieht mich an.
"Söckchen?" ich nicke lachend. " Und Alice. Wie schön euch mal wieder zusehen. Wie schön ihr geworden seid." ich lächel sie an. Jetzt runzelt sie ihre Stirn. "Aber warum sitzt du in einem Rollstuhl?" fragt sie nun besorgt.
"Alles gut Luise. Das wird wieder. Ich hatte bloß einen Unfall." antworte ich." Und du siehst beschissen aus." sage ich scherzend. Sie lacht und sieht mich dann gespielt böse an.
"Was erwartest du von einer Krebskranken? Aber ich glaube im Moment siehst du beschissener aus." lacht sie und ich lächel sie an. Sie versteht immer den Spaß. Ich habe sie echt vermisst. Sie ist für mich eher Familie, als die Kingsfamile.
"Wie geht es dir?" frage ich und sehe sie besorgt an.
"Wird schon Söckchen." ich lache. Mom und sie haben mich so immer genannt. Ich weiß nicht wie sie darauf kamen, aber ich fand den Spitznamen schon immer lustig.
"Aber wie geht es dir? Hast du endlich mal einen Freund?" sie wackelt mit den Augenbrauen. Ich schmunzel kurz. Diese Frage stellt sie mir jedes mal.
"Ich geh mal und lass euch in Ruhe. Auf Wiedersehen Luise."
"Tschüss Süße." Alice verlässt den Raum und Luise sieht mich erwartend an.
"Nein habe ich nicht."
"Aber?" hakt sie nach, doch ich antworte nicht auf das aber. Sie sieht mich kurz schweigend, aber intensiv an "Ich sehe in deinen Augen die Trauer und Einsamkeit Kind. Und ich glaube dir auch nicht, dass es ein Unfall war. Ist es schlimmer geworden?" ich sehe sie geschockt an.
"W..was meinst du?" frage ich unsicher.
"Ich bin nicht blöd Söckchen. Deine Mutter hat mir damals erzählt, dass dein Onkel gewalttätig ist und als du öfter verletzt warst, als du hier her kamst habe ich es geahnt." sie sieht mich forschend an. "Stimmt es?" ich bin wie erstarrt und mir läuft eine Träne hinunter, dann nicke ich.
"I...Ich weiß nicht was ich tun soll Luise. I..Ich kann nicht mehr, ich habe kein Leben. Mein Leben besteht aus hinterherräumen, putzen, arbeiten, misshandelt u..und miss...missbraucht werden." sie zieht scharf die Luft ein. Und auch ihr läuft eine Träne runter, bei mir sind es schon mehr.
"Du wirst missbraucht?" ich nicke schluchzend.
"Ich will das alles nicht mehr. Ich wünsche mir, dass ich mit Mom gegangen wäre, dann müsste ich nicht das alles ertragen."
"Schhh sag sowas nicht, dann hat er gewonnen. Komm her." sie rückt zur Seite und ich lege mich neben sie.
"Was ist wirklich passiert?" fragt sie nach paar Minuten wo ich stumm weinte und sie mein Arm streichelte.
"Er hat mir ein Messer in die Seite gestochen und es hat sich entzündet. Das hat er noch nie getan." sie schüttelt den Kopf.
"Ich wünschte ich könnte etwas tun."
"Nein! Bitte unternimm nichts. Sonst wird es nur noch schlimmer. Und er spielt seine Rolle als Firmenleiter und Vater perfekt. Jeder würde dich und mich für verrückt halten."
"Aber du kannst so doch nicht weiterleben."
"Es sind nur noch paar Monate. Solange halte ich das auch noch aus."Sie nickt traurig.
"Ok anderes Thema. Sag was ist mit Jungs?" fragt sie. "Ist Damon immer noch so ein Arsch zu dir?" sie schmunzelt und das Grinsen wirkt so, als wüsste sie etwas, dass ich  nicht weiß.
"Naja." ich seufze. "Irgendwie hat sich etwas verändert. Du weißt ja,dass ich in der Nacht tanzen gehe und einmal war er da. Wir haben zusammen getanzt und wow. Es war unglaublich. Wir haben uns perfekt ergänzt. Es war perfekt. Seitdem tanzen wir jedes mal zusammen. Er ist jede Nacht da und wartet auf mich, aber er weiß nicht, dass ich es bin." sie sieht mich verwirrt an. "Ich bin immer mit einer Maske da, da ich Angst habe, dass dort Kameras sind, oder dass auf einmal jemand da ist." sie nickt verstehend. "In der Schule beleidigen wir uns immer noch und wir wurden von einer Lehrerin verdonnert ein Referat zusammen zu machen. Da habe ich seine kleine süße Schwester Kily kennengelernt." ich muss lächeln. Ich liebe dieses Energiebündel. "Sie ist total vernarrt in mich und ich auch in sie, und ich bin jetzt jeden zweiten Tag bei ihnen um etwas zu unternehmen. Im Gegenzug nimmt Damon, Alice und mich immer mit zur Schule." sie nickt grinsend. "In der Zeit jetzt habe ich ihn etwas mehr kennengelernt und langsam verstehe ich ihn. Er hat mir paar Sachen anvertraut und wir haben zusammen gelacht und normal ohne Sticheleien geredet. Ich dachte wir könnten doch Freunde werden, aber heute hat er gesagt, dass ich ihm egal bin." ich schließe die Augen.
"Es hat dich verletzt." schlussfolgert sie.
"Ja. Heute bin ich auch in der Schule ohnmächtig geworden und er war solange bei mir, bis ich aufgewacht bin, danach ist er wütend rausgestürmt, weil ich gefragt habe, warum er hier ist wenn ich ihm egal bin und er bejahte dies noch mal." ich spüre wie sie nickt.
"Hör mal Söckchen. Ich glaube nicht, dass du ihm so egal bist. Und wenn er dir Sachen anvertraut hat schonmal gar nicht. Ich denke er ist selber verwirrt. "
"Er hasst mich immer noch, aber ich ihn irgendwie nicht mehr. Es ist auch komisch zu wissen, dass er mit mir tanzt und er nicht weiß wer ich bin."
"Das glaube ich dir. Aber glaube mir. Er hasst dich ganz bestimmt nicht."
"Woher willst du das wissen?" seufze ich.
"Ich weiß es einfach. " sie lächelt wieder wissend.
Ich nicke nur und kuschel mich enger an sie.
"Ich möchte dich nicht auch noch verlieren." sage ich nach paar Minuten und schließe meine Augen an den Gedanken daran, dass ich sie auch noch an dieser Krankheit verlieren würde.
"Ich weiß Söckchen. Aber sieh es mal so. Ich werde dann da oben bei deiner Mutter sein und zusammen mit ihr über dich wachen." sie drückt mir ein Kuss auf meinem Kopf.
"Mit wem soll ich denn dann über all dies reden?"
"Du nimmst dir ein Blatt und ein Stift. Du schreibst alles auf, was du zu uns sagen würdest und wenn du fertig bist gehst du raus zum Meer, faltest es als Boot und schickst es ins weite. Dann wird es uns erreichen." sie lächelt mich an und ich lächel schwach zurück. "Außerdem sind wir in deinen Erinnerungen und in deinem Herzen. Wir werden nie weg sein ok? Deine Mutter ist stolz auf dich und ich auch." ich kuschel mich enger an sie und schließe die Augen....
"Danke für alles." sage ich bevor ich einschlafe

Mysterious Girl-A Cinderella StoryWhere stories live. Discover now