22. Kapitel - Lars

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An diesem Morgen bin ich schon vor Sonnenaufgang auf den Beinen, setzte mich auf meine kalte Fensterbank, genau 72cm über meinem Bett und schaue in die Dunkelheit, die vor der Sonne Stück für Stück abgelöst wird. 
Das wird einer schöner Morgen, denke ich, und ein schöner Tag. 

Ich kann es gar nicht erwarten Josephine den Ort zu zeigen, wo wir gemeinsam Ferien machen werde. 
Ich hoffe, das er ihr gefällt.
Bei anderen Personen wäre ich mir zur 100 Prozent sicher, dass ihnen der Ort gefällt. Doch bei Josephine ist das so anders. Sie anders als die anderen. Besser anders. Bei ihr kann man nie wissen, was sie als nächstes sagt oder tut. 
Josephine ist ein tiefer, stürmischer Ozean.
Viele Leute schreckt das ab oder sie können so was nicht begreifen, doch ich glaube, dass zumindest ich das kann. 
Was auch anders bei Josephine ist, ist, dass man sie irgendwie nicht in Worte fassen kann.
Andere Leute kann man mit zahlreichen Adjektiven beschreiben. Negativen wie Positiven. 
Doch genau das klappt bei Josephine nicht.
Und das liegt ganz sicher nicht daran, dass ich einen kleinen Wortschatz habe!
Also hoffentlich nicht...
Ich sitze noch ein paar Minuten auf meiner kalten Fensterbank, starre nach draußen und bin in Gedanken versunken. 
Ich sollte Kristina, Luis und Max Bescheid geben, dass ich die nächsten Tage nicht da bin, fällt mir ein und stehe auf und laufe zu meinem Computer, der wie gewohnt auf meinem Schreibtisch steht. 
Max wird vermutlich noch tief schlafen, mit ihm kann ich erst um sechs rechnen, außerdem schaltet er seinen Computer nur ein, wenn er für ein Referat Nachforschungen anstellen muss oder, wenn er mit uns zum Telefonieren verabredet ist. 
Naja und Luis... der schläft in den Ferien und am Wochenende immer bis zwölf Uhr. Und wenn man ihn davor weckt, bekommt er sehr schlechte Laune und wird ziemlich nachtragend. 
Aber Kristina ist bestimmt schon wach!
Ich gehe auf Skype und wähle ihren Kontakt. 
Es dauert höchstens zwei Sekunden und dann kann ich auch schon ihr Gesicht sehen. 
"Hi Lars", sagt sie, "was gibt's?"
"Hi Kristina", begrüße ich sie, "Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich die nächsten Tage nicht da bin"
"Warum?", fragt sie und runzelt die Stirn. 
Ich will sie nicht anlügen, deshalb sage ich: "Ich mache einen Roadtrip mit... äh einer Freundin"
Kristina grinst süffisant. "Mit einer Freundin oder mit deiner Freundin?"
"Einer Freundin", sage ich. 
Doch natürlich glaubte sie mir nicht. War ja irgendwie klar gewesen. 
"Wirklich, wir sind nur Freunde", beteuere ich. 
"Klar, natürlich. Ihr seid nur Freunde", sagt Kristina und hat immer noch das süffisante Grinsen auf den Lippen. 
Ich seufze. 
"Tschüss", verabschiedete sich Kristina, "und viel Spaß mit deiner Freundin"
"Ja, tschau", sage ich gespielt böse und lege auf. 
Ich schließe den Computer. 
Da ich sowieso gerade nichts zu tun habe, fange ich an mich anzuziehen und überprüfe nochmals, dass ich alles habe. 
Ich gehe mit meinem Rucksack runter in die Küche und fange an Essen in die Brotboxen einzupacken, die meine Mutter gestern in den tiefen unserer Schubladen aufgespürt hat. 
Ich hinterlasse meiner Mutter einen Zettel und schleiche nochmal nach oben, um Emma einen Abschiedskuss zu geben. 
Ich gehe hinaus und schließe die Tür leise hinter mir. 
Ich halte meine Klassenliste in der Hand. 
Irgendwie werde ich Josephines Haus schon finden. Und wenn ich es doch nicht finde, habe ich ja Google Maps. 
Ich gehe unsere Straße entlang und dann um eine Ecke. 
Und da, auf der Bank, vor einer Hecke sitzt Josephine. 

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Erstmal tut es mir leid, dass letzte und vorletzte Woche nichts kam. 

Kennst du auch ein paar Leute, die einfach bis zwölf Uhr schlafen XD? 




Niemals... VielleichtWhere stories live. Discover now