Niemals... Vielleicht

29. Kapitel - Lars

An diesem Morgen wache ich für meinen Geschmack etwas zu früh auf; es ist höchsten 5 Uhr und die Sonne geht gerade über der Stadt auf. Sie riesig, rot, orange, gelb und wunderschön. 
Das Zwitschern der Vögel ist das Einzige, was die Stille durchbricht. 
Die Welt ist in diesem Moment einfach nur sanft, ruhig und auf ihre eigene Art und Weise angenehm.
Unerträglich für mich, einen Menschen, der nur das laute Chaos der Städte gewohnt ist und zu der Stille und dem Schweigen keinen wirklichen Bezug habe. - Außer, wenn ich eben mit Josephine zusammen bin. Dann wird oft geschwiegen, ob es daran liegt, dass wir uns vielleicht nichts zu sagen haben oder dass wir so unterschiedlich sind? 
Ich habe gestern gehört, dass Josephine ihr Zelt verlassen hat, um sich mit einer Decke ins Gras zu setzen. Erst wollte ich zu ihr rauskommen, doch ich wollte ihren Moment des Friedens nichts zerstören. 
Josephine ist eine starke und stille Persönlichkeit, wie das beides zusammen hängt oder gehört, ist mir auch nicht klar. Klar ist mir, dass sie mich auf ihre eigene Art irgendwie fasziniert, warum auch immer. 
Immer wenn ich bei ihr bin, habe ich das Gefühl hinter ihre Fassade sehen zu müssen und rege mich gleichzeitig aus dem Grund auf, dass ich es einfach nicht schaffe; zumindest nicht so richtig. Man könnte es als unerträglich bezeichnen. 
Alle Menschen, mit denen ich bisher verkehrt habe, waren immer sehr offen, optimistisch und haben, wenn es nötig war, gelogen und Josephine ist genau das Gegenteil davon. 
Sie ist verschlossen, pessimistisch (auch wenn ich mir irgendwie sicher bin, dass sie sich selbst als realistisch beschreiben würde) und immer direkt und ehrlich. Vielleicht ist es das, was mich irgendwie so an ihr fasziniert. 
Es ist ungewohnt von einem Menschen immer die direkte Wahrheit zu hören. Wahrscheinlich, weil man sonst meist angelogen wird, damit man bloß nicht traurig oder verletzt wird.
Aber ist es nicht besser die "kalte" (oder "warme") Wahrheit zu hören, als einer Lüge zu vertrauen, auf sie zu bauen und mit ihr zu leben? - Nein, wahrscheinlich nicht. 
Irgendwie Wahnsinn, wie oft Leute lügen, um sie nicht zu verletzen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich darüber denken soll, denn schließlich tun diese Leute das in den meisten Fällen nur, weil sie die Leute, die ihnen wichtig sind, beschützen wollen; dennoch ist das irgendwie falsch. Denn die Person, die man belogen hat, wird dann wohl doch mehr sauer auf einen sein, weil man sie einmal angelogen hat und zweimal wegen der Sache, wegen der man sie belogen hat. Naja, dann hatte die Person, die man belogen hat, immerhin noch ein paar glückliche Tage, Wochen, Monate oder vielleicht auch Jahre. Aber alles hat seinen Preis. 
Da sieht man mal wieder, wie leicht ich mich in meinen Gedankenwegen verirre und schließlich verliere. 
Ich schaue wieder auf die weite Landschaft vor mir. Immer mehr Lichter gehen in den vielen Häusern an und die Straßen werden voller. Aus der Ferne kann ich ein leises Motorengeräusch vernehmen, was fast gar nicht zu hören ist, aber trotzdem in dieser friedlich, stillen Landschaft auffällt. Ob zum Guten oder Schlechten, ist unklar. 
Die Sonne wandert immer höher, in einer Geschwindigkeit, die mich aus irgendeinem Grund überrascht. Man könnte diesen Planeten ein uneiniges, fehlerhaftes Zusammenspiel von Natur und Mensch nennen, wobei das Erste besser ohne das Zweite auskommen würde. Dennoch existieren beide und werden es womöglich noch lange. Man kann alles so oder so sehen. Auf den Blickwinkel kommt es an. Und ob dieser "richtig" oder "falsch" ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
In diesem Moment höre ich den Reißverschluss von einem Zelt, drehe mich um und sehe Josephine aus ihrem Zelt steigen. 

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Erstmal tut es mir sehr leid, dass in der letzten Zeit kein Kapitel rauskam. Ich werde versuchen in nächster Zeit wieder regelmäßig zu updaten. 

Wie stehst du zum Thema Wahrheit und Lüge?