21. Kapitel - Josephine

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32 Stunden später

Mein Wecker klingelt und ich schalte ihn reflexartig auf lautlos. Ich will gerade wieder einschlafen, bis ich bemerke, dass heute der Tag ist. 
Heute fahren Lars und ich gemeinsam irgendwo hin! Ich springe auf einmal gut gelaunt aus dem Bett und nehme die Sachen vom Stuhl, die ich mir vor genau 6 Stunden herausgelegt habe. 
Ich ziehe mich eilig um, schnappe mir meinen Rucksack, schließe die Tür auf und schleiche hinaus in den dunklen Flur. 
Ich muss extrem leise sein, denn meine Mutter hat Ohren wie ein Elefant und kann wirklich alles hören. 
Und da sie und mein Vater nicht wissen sollen, dass ich jetzt erstmal für eine kleine Zeit weg bin, muss ich verdammt leise sein. - Obwohl es den beiden vermutlich sowieso egal wäre, ob ich da oder eben nicht da bin. 
Ich spiele in dem Leben meiner Eltern keine große Rolle. Ich bin einfach da und wenn ich weg wäre gäbe es keinen Unterschied. Der Gedanke, dass man den Eltern egal ist, mag für andere Kinder und Jugendlich schrecklich und unvorstellbar sein, aber für mich ist es Realität und mich lässt es auch einfach kalt. 
Ich schleiche leise die Treppe runter. 
Bis jetzt ist schonmal alles gut gelaufen. Doch genau, als ich diese Gedanken denke. stolpere ich über die Hausschuhe meines Vaters. 
Ich fluche leise. Warum ist er denn bitte unfähig seine Hausschuhe nicht einfach mit nach oben zu nehmen und sie neben sein Bett zu stellen? Das ist doch wirklich nicht so schwer!
Plötzlich höre ich, wie die Tür des Schlafzimmers meiner Eltern aufgerissen wird und meine Mutter sich einen Besenstiel schnappt, die Treppe runterpoltert und dabei das Licht anmacht. 
Ich flitze schnell zu der Garderobe und verstecke mich hinter den vielen Pelzmäntel meiner Mutter. 
"Wer ist da?", fragt diese jetzt, "kommen sie raus!"
Ich kann sehen, wie sie auf der letzten Treppenstufe, in ihrem rosafarbenen Morgenmantel, die rot gefärbten Harare etwas verwuschelt, ungeschminkt und mit nackten Füßen steht und ihren strengen und garstigen Blick über das hellerleuchtete Wohnzimmer schweifen lässt. 
Ich fluche wieder leise.
Mist! Was mach ich denn jetzt nur? Wie komm ich jetzt rechtzeitig hier raus? Wieso bin ich nicht einfach aus dem Fenster geklettert und hätte mir maximal den großen Zeh gebrochen? - Wenn überhaupt etwas derartiges passiert wäre. 
Aber jetzt sitze ich in der Klemme und würde wahrscheinlich nicht so schnell raus kommen. 
Ich höre wie meine Mutter durch das Wohnzimmer läuft und sich von der Ablage, neben der Couch ihr teures Tablet nimmt. 
"Alexa", sagt sie, "zeig mir die Überwachungskameras" 
Ich verdrehe die Augen. Sie und ihre Alexa. Dabei ist doch klar, dass Alexa uns schon die gesamte Zeit ausspioniert. Aber hätte meine Mutter sowas wie Gehirnzellen wüsste sie das. 
"Wird erledigt", sagt Alexa. 
Meine Mutter richtet ihr Blick auf das Tablett. Sie sieht jetzt, wer oder was sich jetzt alles im Haus abspielt. Zum Glück ist mein Versteck einigermaßen gut. 
Plötzlich schaut meine Mutter vom Tablett auf und legt dieses wieder auf die Ablage. 
Dann tapst sie leise wieder die Treppe hoch und schaltet dabei das Licht aus. 
Ich warte, bis sie die Tür ihres Schlafzimmers hinter sich zugezogen hat.
Ich schleiche zur Tür und schließe diese, mit dem Schüssel, der von innen noch im Schloss steckt, auf und schleiche hinaus in die Dunkelheit der Nacht. 

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Was hälts du von Josephines Mutter und wie stehst du zu Alexa und solch anderen Geräten? 

Niemals... VielleichtWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu