11. Kapitel - Lars

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"... und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute", liest Matilda den letzten Satz ihres etwas langweiligen und zu romantischen Märchens zu Ende.
Matilda tut mir ein wenig leid, denn niemand in meiner Klasse hat auch nur versucht ihr zuzuhören. 
Ich habe wenigstens versucht mich auf ihr Märchen zu konzentrieren, weil sie bestimmt ewig an diesem Märchen gesessen hat. Aber ich muss wirklich zugeben, dass ich auch kurz davor war in mein Heft zu malen oder in meinem Deutschbuch zu blättern. Doch das wäre schlicht und einfach unfair gegenüber Matilda gewesen. 
Zum Glück hat sie nicht bemerkt, dass einige von uns, kurz vorm Einschlafen waren, denn das hätte ihre Gefühle vielleicht ein wenig verletzt. Ein wenig sehr. 
Mein Banknachbar Nils, scheint sich allerdings einen Dreck um Matildas Gefühle zu scheren, denn der ist nach dem ersten Wort einfach eingeschlafen. 
Naja, vielleicht lag es ja gar nicht an Matilda, aber das ist leider nicht möglich. 
Josephine war heute schon den ganzen Tag über in Gedanken vertieft. Sie hat sich im Unterricht kein einziges Mal gemeldet und das, wie gesagt, schon den ganzen Tag. 
Die Lehrer haben sie zum Glück kein einziges Mal aufgerufen, weil sie sich ja sonst so viel meldet. 
Josephine hat die ganzen Zeit nach draußen gestarrt. 
Ich vermute, dass sie eine Entscheidung fällen muss und sie hat die ganzen Zeit darüber nachgedacht, ob es eine gute oder schlechte Entscheidung ist. 
Ich bin gespannt, wie sie sich entscheidet, auch wenn ich nicht weiß, um was es geht. 
Ich wüsste auch gerne, was für eine Entscheidung sie fällen muss, doch eigentlich geht mich das ja auch gar nicht an. 
Außerdem würde sie es mir vermutlich sowieso nicht erzählen. 
Sie mag mich anscheinend nicht so sehr. 
Das ist mehr als deutlich. 
Doch trotzdem kann ich es einfach nicht lassen hinter ihre Fassade blicken zu wollen. 
Ich will wissen, wie Josephine wirklich ist. 
Ich will wissen, wie sie ist, wenn sie glücklich ist. 
Ich will ihr Lachen hören und auch sehen. 
Ich will wissen, wer sie wirklich ist. 
All ihre Facetten will ich kennen, auch wenn ich weiß, dass das zu viel verlangt ist. 
"Danke Matilda", sagt unser Deutschlehrer jetzt und steht von seinem Stuhl auf, der laut ächzt, als er aufsteht. "Also, eure Hausaufgaben bis morgen ist...", beginnt unser Deutschlehrer, wird aber glücklicherweise vom Klingeln der Schulglocke unterbrochen. 
Alle meine Klassenkameraden stehen auf, stopfen ihre Sachen in ihre Taschen und stürmen aus dem Klassenzimmer.
Übermorgen sind Ferien und keiner möchte bis morgen sich mit Deutschhausaufgaben abmühen. 
Und gleich haben wir noch Französisch und da kriegen wir jede Wette ein Menge Hausaufgaben auf. 
Ich dagegen, stopfe in ruhig meine Hefte und mein dickes Deutschbuch in meinen Rucksack, weil mir klar ist, dass unser Deutschlehrer mir jetzt keine Hausaufgaben mehr gibt. 
Mit den Fünft -, Sechst - und Achtklässlern verlassen ich unseren Pavillon. 
die Fünftklässler drängen sich an mir vorbei, um noch rechtzeitig eine Tischtennisplatte zu bekommen. 
Als ich hinaustrete, scheint mir die Sonne ins Gesicht und ich muss ein Auge zukneifen. 
Ich gehe auf meine Lieblingsbank, auf der ich die letzten Pausen immer verbracht habe. 
Wie gewohnt halte ich erstmal Ausschau nach Josephine, als mich plötzlich von hinten jemand antippt. 
Ich drehe mich um und vor mir steht Josephine. 

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Hättest du gedacht, dass Josephine plötzlich hinter ihm steht?

Die nächsten Tage, werden dann mehrere Kapitel kommen, weil ich momentan Herbstferien habe und deshalb ziemlich viel Freizeit  :) 


Niemals... VielleichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt