Tauziehen

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Die Bar war holzvertäfelt, sehr gemütlich und gefiel dir bereits in dem Moment, als du sie vor einer guten Stunde betreten hattest. Die frei stehenden Holzbalken im Schankraum zeugten davon, dass dem Fachwerkhaus bereits einige Wände entfernt worden waren, um mehr Platz für Gäste zu schaffen. Das viele Holz verlieh dem Ort einen rustikalen Charme, während die verglasten Schiebetüren rechter Hand des Tresens den Blick auf die Terrasse und das dahinter liegende Meer ermöglichten.

Du hattest dir einen Sitzplatz an der Theke ausgesucht, um die Aussicht zu genießen. Ab und zu nipptest du an deinem vollen Krug Ginger-Ale und hingst ansonsten deinen Gedanken nach. Das Warten war der unattraktive Teil deines Auftrags, dachtest du gelangweilt. Sengoku, dein Mentor, hatte dich persönlich gebeten diese Aufgabe zu erfüllen und du würdest dies mit aller Sorgfalt tun. Öde war es trotzdem.

Der Flottenadmiral hatte dem Wunsch seines langjährigen Freundes Garp nachgegeben und dich beauftragt, einen Nachwuchspiraten als Shichibukai anzuwerben. Warum das so wichtig für den kampferprobten Vizeadmiral war, wusstest du beim besten Willen nicht. Der alte Mann war dir noch nie sympathisch gewesen, um ihn danach zu fragen. Solange Sengoku dachte, dass das hier eine gute Idee war, würdest du nicht weiter an seiner Entscheidung zweifeln.

Du hattest dich bereits mit dem Barkeeper verständigt und dich mittels deines Dog-Tags als Marine assoziiert identifiziert. Dieser Ausweis verlieh dir eine gewisse Autorität, damit du die Rahmenbedingungen in der Situation mit dem Rookie besser bestimmen konntest. Beispielsweise würde dein alkoholfreies Ginger-Ale in Bierkrug serviert, um den Anschein zu wahren, dass du aus privaten Gründen tagsüber in dieser Bar saßest und dich betrankst.

Du solltest im Laufe des Tages mit der Zielperson Kontakt aufnehmen, sein Vertrauen gewinnen und ihn möglichst schnell überzeugen, die Papiere in voller Zustimmung zu unterschreiben. Dann würde dich ein Schiff je nach Wetterlage in ein oder zwei Tagen aufsammeln und zu deinem echten Job bringen.

Trotz deiner Grundausbildung bei der Marine und deiner persönlichen Beziehung zum Flottenadmiral hattest du es nicht lang als Soldatin ausgehalten. Sengoku hatte dein starkes, aber untrainiertes Haki immer als Begründung gesehen, dass du zur Marine gehen musstest. Doch du warst besser im analytischen Denken und Argumentieren, als im Zielen mit Schusswaffen. Außerdem sträubtest du dich schon immer dagegen, absichtlich zu töten. Das hielt dich jedoch nicht davon ab, deinem Fürsprecher immer mal wieder einen Gefallen zu tun. So wie heute.

Nun saßest du also hier, in einer holzvertäfelten und gepflegten Bar, und wartetest auf den gefährlichsten und vielversprechendsten Rookie des Jahrzehnts. Feuerfaust Ace.

Dein bestelltes Ginger-Ale hattest du zur Hälfte getrunken und das Treiben in der Bar über die Spiegel verfolgt, die als Diebstahlschutz oberhalb des Getränkeregals angebracht waren. Das war praktisch, so konntest du unbehelligt beobachten, was hinter deinem Rücken geschah und wer die gut besuchte Bar betrat.

Bisher war nichts allzu Spannendes passiert. Ein Seemann hatte unbeholfen seine Liebschaft mit einer ortsansässigen Schönheit beendet, die ihm daraufhin ein Glas voller Wein ins Gesicht gekippt hatte. Andere Gäste waren zum Essen gekommen und wieder gegangen. Einige Besucher waren einfach eingetroffen, um zu bleiben und niemand hatte dich auch nur eines zweiten Blickes gewürdigt. Das war auch gut so, dachtest du zufrieden.

Plötzlich spürtest du eine mächtige Aura am Eingang des Etablissement und registriertest, dass sofort alle Gespräche in dem großen Raum verstummten. Dann wurde Gemurmel laut, während sich die übrigen Besucher nach den Neuankömmlingen umdrehten.

„Piraten. Spades. Ace. Feuer", raunte die mehrstimmige Menge ehrfürchtig.

Das heißt, alle abgesehen von dir natürlich.

Über die Spiegel beobachtest du, dass der Käpt'n der Bande das Gehabe der Leute geflissentlich ignorierte. Ace sah sich langsam um und du erkanntest erstaunt, dass er die gesamte Situation beherrschte. Selbst seine lockere Körperhaltung suggerierte Autorität. Er mochte zwar gelassen wirken, dennoch strahlte seine Präsenz etwas Warnendes und Gefährliches aus. Es reizte dich.

Du hattest dich auf deinem Barhocker nicht zu dem Schauspiel hinter dir umgedreht, kaltgelassen hatte dich der Auftritt deines Auftragssubjekts allerdings nicht. Irritiert stelltest du fest, dass dein Herz bis zum Hals schlug und dich ein Gefühl von freudiger Erwartung erfasste, als du im Spiegel eher zufällig mit Feuerfaust Ace Blickkontakt aufnahmst.

Wow.

Auf einmal wurde dir ziemlich warm. Diese starke Aura und der intensive Blick des jungen Mannes versetzten dir ein fremdartiges Prickeln in deiner Magengegend. Unwillkürlich schlucktest du und erntest so ein selbstgefälliges Grinsen von dem Ausnahmerookie, der deine Reaktion vollständig zu beobachten schien.

Dann wandte sich der Käpt'n kurz zu seiner restlichen Mannschaft um und besprach etwas. Daraufhin verteilten sich seine Kameraden auf die übrigen freien Tische und eroberten auch die kleine Bühne des Etablissements. Kurze Zeit später fiedelte Musik durch die Luft, sodass sich auch die gesetzestreuen Leute in der Bar endlich wieder entspannten.
Im nächsten Moment nahmst du wahr, dass Ace auf die Bar zusteuerte und dann am Hocker direkt rechts neben dir stehen blieb. Du wurdest ein wenig blass, als dein Observationshaki seinen kräftigen Puls erfasst. Woran erinnerte dich dieses Geräusch, fragtest du dich im Stillen.

Du fingst dich schnell wieder und versuchtest die Situation positiv zu bewerten. Besser hättest du eine Möglichkeit zum Erstkontakt tatsächlich nicht planen können, trotzdem wurde es jetzt ernst.
Dein Auftrag war klar: Kontakt aufnehmen, Vertrauen gewinnen und anwerben.

In der Besprechung und in deinem Kopf hatte das Ganze bis eben so simpel geklungen. Jetzt, wo du die Feuerfaust zum ersten Mal sahst und ihre Aura spürtest, kamen dir Zweifel, dass du die Richtige für besagten Job warst. Dennoch warst du keine naive Anfängerin. Du gehörtest zum illustren Kreis derer, denen Flottenadmiral Sengoku vertraute und du würdest deinen Mentor auch diesmal nicht enttäuschen.

Also ran an den Speck, befahlst du dir.

„Ich erkenne deinen Herzschlag", sagtest du wahrheitsgemäß zur selben Zeit wie der Feuerbändiger, der von dir wissen wollte: „Kannst du etwas empfehlen?"

Verblüfft starrtet ihr einander in die Augen, gespannt auf eure gegenseitige Reaktion. Unbewusst glitt dein Blick von den unergründlich dunklen und interessierten Augen des jungen Mannes, zu der dicken roten Perlenkette, über seine muskulösen Schultern, die ein einfaches, offenes Hemd hielten, zu seinem ebenso wohlgeformten und entblößten Torso.

„Ist alles echt. Willst du mal anfassen?", fragte Ace frech und verdammt selbstsicher, während er sich unverblümt neben dir niederließ, obwohl außer euch niemand am Tresen saß und somit viele Plätze frei waren. Das siegesgewisse Grinsen des Piraten irritierte dich und versetzte dir dennoch einen erregenden Stich.

Na, das fängt ja gut an, dachtest du resignierend. Du warst dir sicher, dass der Feuerteufel dich auch gemustert hatte, leider viel subtiler als du ihn. Du spürtest wie deine Wangen an Farbe gewannen und überlegtes fieberhaft, wie du nun verfahren solltest, während Ace seinen orangefarbenen Hut neben sich auf der Theke legte.

Atmen. Einfach tief durchatmen, ermahntest du dich stumm.

„Das Ale ist beliebt", beantwortest du betont gelangweilt die vorhergehende Frage und wünschtest dir von der unerwarteten Verlegenheit abzulenken. Hoffentlich wurdest du jetzt nicht noch roter im Gesicht. Deine Aussage ließ Ace gnädigerweise durchgehen, denn er gab dem Barkeeper ein Zeichen, dass er eines trinken wollte. Dann wandte er sich dir zu:

„Was gibt es bei dir?"

„Ginger-Ale", antwortest du wahrheitsgemäß, plötzlich außerstande zu lügen. Halte dich an den Plan, ermahntest du dich stumm.

„Das kenne ich gar nicht", murmelte der junge Mann gedankenverloren neben dir und dankte dem Barkeeper, der ihm einen übervollen Krug vorsetzte und dir einen fragenden Blick zuwarf. Oh Mann, dachte der Wirt auch, dass du mit der Situation überfordert warst?

Du bekamst keine Gelegenheit darüber nachzudenken, denn keinen Moment später hob der Pirat sein Ale an, um mit dir anzustoßen. Diesmal ließ sein durchdringender Blick nicht von deinen Augen ab und du hattest erstmals echte Mühe, dich auf seine Worte zu konzentrieren.

Wie machte der Kerl das nur?

„Auf die See und unverhoffte Begegnungen", sagte Ace weihevoll und drückte seinen Krug gegen deinen.

„Auf intensive Erfahrungen", murmeltest du spontan, ohne euren Augenkontakt zu brechen und bemerktest erst im nächsten Augenblick, was du da gerade gesagt hattest.

Der selbstzufriedene Ausdruck in den Augen deines Gegenübers entging dir nicht, als er das Getränk nach einem langen Zug vor sich stellte. Anstatt dich abzuschrecken, was dir hundertmal lieber gewesen wäre, imponierte dir seine überlegene oder eher überhebliche Art und das Spiel der wohldefinierten Muskeln bei jeder seiner Bewegungen.

Wo zum Teufel war deine Souveränität geblieben, fragtest du dich ungehalten. Es war nahezu schmerzhaft zu erleben, dass dir in dieser Alltagssituation die Kontrolle entglitt. So viel zum Thema professionell.

„Ich bin Ace", stellte sich der jugendlich strahlende Freibeuter vor und wandte sich auf dem Barhocker dir ganz zu. Seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf dich gerichtet zu spüren, half dir gerade überhaupt nicht.

„Das ist nicht zu übersehen", deutetest du als Antwort mit dem Zeigefinger auf das Tattoo auf dem gut trainierten Oberarm und widerstandest dabei erfolgreich dem Drang die Buchstaben nachzuzeichnen. Gut gemacht, lobtest du dich im Stillen.

Das amüsierte Schnauben des menschlichen Feuerzeugs ignoriertest du und unterbandest schnell jegliche Reaktion mit einer unschuldigen Frage:

„Wie ist sie so?"

Jetzt war es an dir belustigt zu grinsen, denn diese Erkundigung hatte der stutzende Rookie offensichtlich nicht erwartet. Er kniff die Augen irritiert zusammen, bevor er sanfter und zögerlicher als bisher antwortete: „Also ich kenne sie noch nicht."

„Du kennst die See noch nicht?", wolltest du nun übertrieben verwundert wissen und beobachtest genüsslich, wie Ace zu der Erkenntnis kam, dass du dich auf seinen Trinkspruch bezogst. Die Überraschung fiel zu deinem Leidwesen zu schnell von ihm ab, während er dich wieder mit seinem unergründlichen Ausdruck in den Augen musterte.

„Sie ist atemberaubend, unberechenbar, voller Geheimnisse. Mal sanft und still, dann wieder unbezähmbar. Einfach das perfekte Abenteuer ... Und ich liebe Abenteuer", teilte Ace dir spielerisch mit und sein verweilender Blick auf deinen überschlagenen Beinen, verriet dir, dass es definitiv nicht nur um das Meer ging.

Das konnte dir nur recht sein, erregte Männer ließen sich leichter ablenken, überlegtest du kühl und ignoriertest geflissentlich, dass der Feuerjunge einen unbekannten Reiz auf dich ausübte. Wenn du ehrlich zu dir gewesen wärst, hättest du erkennen können, dass die unbefangene Art von Ace deine Neugier entfachte und dich gleichzeitig köstlich hilflos machte. Doch du warst zu stur, um die Situation realistisch einzuschätzen.
Stattdessen entschiedest du, dass dieses provokante Flirten zwei Leute spielen konnten. Im Nachhinein würdest du dich fragen, ob du in diesem Moment sehenden Auges in seine Falle tapptest.

„Dann bist du also schon sehr erfahren?", fragtest du interessiert und lehntest dich etwas zu Ace, um ihn gespannt anzusehen. Mit einiger Genugtuung stelltest du fest, dass der Feuerbändiger plötzlich mit seinem Blick deine Lippen fixierte, hart schluckte und für einen weiteren Moment aus dem Konzept gebracht schien.

Treffer, dachtest du, erleichtert darüber, langsam die Oberhand zu erlangen. Zur Belohnung nahmst du einen Schluck von deinem Ginger-Ale und trommeltest mit deiner linken Hand auf dem Tresen. Dir entging leider, dass Ace von deiner provokanten Frage alles andere als verblüfft war. Denn er musterte dich die ganze Zeit über interessiert.

„Wie schmeckt das?", wollte der Rookie unvermittelt von dir wissen. Perplex drehtest du ihm den Kopf zu und erkanntest, dass die Frage ehrlich gemeint war. Es wurde also doch nicht so einfach? Gut, es gab nur einen Weg das herauszufinden.

Deine Zungenspitze glitt langsam über deine Unterlippe, als müsstest du den Geschmack des Getränks noch einmal kosten, um ihn zu beschreiben. Zufrieden nahmst du wahr, dass Ace jede deiner Bewegungen verfolgte. Na also, Rapport hergestellt, dachtest du amüsiert.

„Ginger-Ale prickelt auf der Zunge. Es schmeckt süß und gleichzeitig durch die leichte Schärfe des Ingwers warm. Wie eine verheißungsvolle Einladung zu einem Abenteuer", beschriebst du dein Lieblingsgetränk und bemerktest selbst nicht, dass du mit jedem Wort langsamer gesprochen und Ace nicht mehr aus den Augen gelassen hattest. Tatsächlich nahmst du schon seit einigen Minuten keinerlei Notiz mehr von eurer Umgebung. Es gab in deiner Welt gerade nur noch ihn und dich.

Auch Ace schenkte dir seine ungeteilte Aufmerksamkeit und deine ehrliche, aber ganz und gar nicht unschuldige Erklärung, schien seinen Appetit zu wecken. Denn sein Blick wechselte jetzt stetig zwischen deinen Lippen und deinen Augen, während dir plötzlich sehr heiß wurde. Geistesgegenwärtig unterbrachst du euren intensiven Moment und schobst Ace deinen Krug hin.

„Willst du mal kosten?", fragtest du betont unbekümmert und kämpftest zeitgleich gegen die Beobachtung an, dass dir selbst soeben der Atem gestockt war. Himmel, warum hatte die Feuerfaust so eine Anziehung auf dich und wieso fühlte sich das so verdammt gut an?

Selbst deine Wangen schienen jetzt rot zu glühen, doch es störte dich nicht mehr. Es war unwichtig im Vergleich zur Reaktion deines attraktiven Gegenübers. Dieser lehnte sich nun seinerseits zu dir und flüsterte nahezu verschwörerisch:

„Süß und warm, kann ich mir bei dir sehr gut vorstellen. Und ja, lass mich bitte kosten."

Sein Ton und die verheißungsvolle Provokation ließen dich zittern. Du würdest irgendwann schwören, dass du ihn in diesem Moment so nah sein wolltest, wie nur möglich. Doch du rührtest dich keinen Zentimeter, so gebannt warst du durch Ace' Blick und sein ... Zögern?

Ein plötzlich auftretendes, lautes Grummeln aus der Magengegend des Feuerteufels riss euch beide völlig aus der surrealen Situation. Der intime Moment, der sich nur auf Ace und dich konzentriert hatte, zerplatzte und ließ dich endlich wieder durchatmen. Ihr lachtet beide verlegen auf, während ihr euch voneinander abwandtet.

Puh. Das war knapp gewesen, kommentiertest du erleichtert in deinen Gedanken.

Jetzt warst du wieder in der Gegenwart angekommen, zitterfrei und in vollem Besitz deiner Contenance. Während ein verbotener Teil von dir der intimen Nähe nachtrauerte, war dein professioneller Charakter froh wieder auf sicherem Boden zu stehen.

Zurück zu deinem Plan entschiedest du dich schnell und winktest dem Barkeeper zu. Schließlich laut einer alten Weisheit: Satte Matrosen sind gute Männer.

„Wir nehmen zweimal alle Speisen auf eurer gesamten Karte. Für den hungrigen Seemann hier und seine treue Crew", ordertest du souverän und blinzeltest irritiert, als der Adressat nicht sofort reagierte, sondern dich nur unverhohlen anstarrte. Ebenso wie die überraschte Feuerfaust.

Ungeduldig ausatmend, holtest du ein schweres Säckchen voller Berries aus deinem dicken Sweatshirt und warfst es dem Barmann zu.

„Ich lade die Jungs ein. Das Geld sollte für Essen und Trinken reichen. Oder?", vergewissertest du dich streng und vielleicht auch mit einem gefährlichen Aufblitzen in deinen Augen. Es war abgesprochen, dass deinen Befehlen Folge zu leisten war. Daran erinnerte sich nun endlich auch der eilfertig nickende Mann hinter dem Tresen und verschwand in Richtung Küche. Zufrieden griffst du nach deinem Krug, den Ace bisher verschmäht hatte, um einen weiteren Schluck zu nehmen.

Die einmalige Chance zu kosten, hatte der Pirat verpasst, dachtest du beinah enttäuscht. Erst nachdem du das Getränk wieder abgestellt hattest, bemerktest du den verblüfften und unergründlichen Ausdruck, der sich auf Ace' Gesicht abzeichnete.

War der Feuerjunge etwa sprachlos?

„Danke", murmelte der junge Mann zögerlich und deutete eine leichte Verbeugung in deine Richtung an. Wie niedlich war das denn? Er schien ehrlich ratlos zu sein, wie er sich verhalten sollte, und musste sich offensichtlich sammeln.

„Gern. Ich gehe mal davon aus, dass ihr lange unterwegs wart und wenig Abwechslung auf dem Speiseplan stand. Soweit ich mitbekommen habe, ist das Essen hier bei den Einheimischen sehr beliebt. Mal sehen, ob es dem Lob gerecht wird", erwidertest du fröhlich und lächeltest Ace offen an. Dessen Gesichtszüge nahmen langsam wieder den weichen und irgendwie unbekümmerten Ausdruck an, der dich vorhin schon fasziniert hatte.

„Mmh, das stimmt. In den letzten Tagen waren unsere Vorräte echt knapp. Umso willkommener ist die wundervolle Abwechslung hier", stellte der Feuerbändiger klar und war unversehens wieder ganz der alte Charmeur.

Ob er sich bewusst war, welche Wirkung sein Lächeln und der intensive Blick auf dich hatten? Du warst überzeugt, dass er deinen deutlich erhöhten Herzschlag hören musste. Ein weiteres Mal überkam dich diese eigenartige Hitzewelle und nahm dir den Atem. Und wieder, spürtest du diesen einladenden Sog deines Gegenübers, der dich zu sich zog, als wäre er das Zentrum deines Seins. Irritiert von diesem befremdlichen Gedanken, suchtest du fieberhaft nach etwas, was du tun konntest, um dich abzulenken. Dein Sweatshirt!

Dir war jetzt so warm, dass du nun doch dein eng anliegendes Sweatshirt ausziehen musstest. Fast schon überschwänglich, zogst du es dir schwungvoll über den Kopf, um dann festzustellen, dass du auf dem Barhocker nicht genügend Halt hattest, um es ganz abzustreifen. Deine spontane Reaktion blindlings vom Stuhl herunterzurutschen, hatte zur Folge, dass du durch deine Nähe zum Tresen zur rechten Seite glittest und gegen Ace gestoßen wärst, hätte er dich nicht geistesgegenwärtig aufgehalten.

So pralltest du sanft gegen den muskulösen Piraten, der betörend rauchig und warm roch, bevor er dich sicher auf dem Boden zwischen euren Hockern platzierte. Du musstest hart schlucken, um nicht plötzlich aufzustöhnen. Bei allem, was dir heilig war! Was war nur heute los mit dir?

„Hier geblieben", scherzte dein Retter verschmitzt über deinen kläglichen Versuch ihn abzuschütteln. Er behielt, wie selbstverständlich seine kräftigen, warmen Hände auf deinen Hüften, um dir weiter Halt zugeben, während du dich mit hochrotem Kopf endlich von deinem Sweatshirt befreitest und wieder sehen konntest, was um dich herum geschah.

Du wagst es fast nicht in Ace' dunklen Augen zu schauen, nachdem er beim Anblick deines mit einem Tanktop bekleideten Oberkörpers ein leises und irgendwie unschuldiges „Hübsch." gemurmelt hatte. Sein Ausdruck zog dich liebevoll auf und suggerierte trotzdem, dass du bei ihm sicheren Halt hattest.

Das betörende Kribbeln in deiner Magengegend konntest du nun nicht mehr leugnen. Der Abstand zwischen euch umfasste nur noch eine Unterarmlänge, sodass du Ace' intensive Präsenz und Wärme noch deutlicher spürtest als zuvor. Oh, Mann! Der junge Seeräuber strahlte auf dich eine Macht aus, die du kaum beschreiben konntest.

Auch die kuriose Anziehung zwischen euch war in diesem Moment geradezu greifbar. Es wäre so einfach, einen Schritt auf ihn zuzugehen, deine Hände in den dunklen Haarsträhnen zu vergraben und den Feuerbändiger zu küssen. Sich völlig seinem Bann hinzugeben und dich von ihm und deinen Gefühlen im positivsten Sinne überwältigen zu lassen.

Gleichzeitig drifteten deine Gedanken viel zu schnell ab und fragten dich, wie es wohl wäre, wenn du dich an den starken Schultern des Feuerbändigers festhieltest, während deine durchtrainierten Beine um seine Hüfte geschlungen waren. Deine Empfindungen steigerten sich unvermittelt zu einem erregten Pochen in deinem Schoß. Das warf eine noch pikantere Frage auf.

Wie würde es sich anfühlen, eins mit ihm zu sein?

„Oh, Gott", flüstertest du unbewusst bei diesem erotischen Kopfkino und warst über deine heftige Reaktion selbst erschrocken.

„Ace reicht völlig", erwiderte der Pirat frech und leckte sich leicht über die Lippen, während sein Blick nicht mehr von dir wich. Er schien deine Gedanken zu erraten und wartete offensichtlich ab, wie du dich entscheiden würdest. Willige Beute zu machen, war wohl süßer, als sich einfach zu nehmen, worauf er Lust hatte.

Als du einen beherzten Schritt auf ihn zu machtest, entspannte er sich, sodass seine Arme von deinen Hüften glitten. Schnell huschtest du an Ace vorbei, bevor seine Hände dich doch noch an seinen wortwörtlich heißen Körper bringen konnten.

„Ich gehe mich frisch machen", teiltest du ihm gehetzt mit und verschwandest in Richtung der Waschräume.

Für einige Sekunden hegtest du die Befürchtung, dass der Feuerbändiger dir folgen würde, wobei dir das intensive Kribbeln in deinem Magen, das dieser Gedanke nach sich zog, fast den Verstand raubte.

Dann sahst du erleichtert, wie dir der Wirt mit einem riesigen Tablett voller duftender Speisen entgegenkam und du warst sicher, dir im Bad Zeit lassen zu können.
Kulinarischer Ablenkung sei Dank!

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Liebe Leser,
nach viel zu langer Zeit habe ich mich dazu entschieden, wieder eine Geschichte zu veröffentlichen.
Ich freue mich über Feedback.
Falls jemand Lust auf Beta-Lesen hat, gebt mir gern Bescheid.

Viele Grüße
Eure Atalante alias Ceres/ Sunbug

Verrat unter Liebenden (Portgas D. Ace x fem. Reader)Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum