Der Morgen danach

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Als du erwachtest, war es bereits hell in der Kajüte. Du fühltest dich wie gerädert und so groggy, dass du am liebsten zurück in deinen friedlichen Schlummer geglitten wärst. Doch die sanften Bewegungen des Schiffs und das anhaltende Platschen der Wellen gegen seinen Rumpf erinnerten dich dunkel daran, dass du vor ein paar Stunden zugestimmt hattest, mit den Spades-Piraten zu segeln.

Erschrocken richtetest du dich auf und sahst dich verdattert um, als könne dir der Raum erklären, weswegen du jegliche Vernunft hattest fahren lassen. Was würde Sengoku davon halten, wenn er ...

„Alles okay?", murmelte Ace neben dir und rieb sich schlaftrunken die Augen. Dann drehte er sich interessiert zu dir und griff nach deiner Hand. Du summtest unbestimmt und schmunzeltest über den Kissenabdruck, der sich auf seiner Wange abzeichnete. Dein Puls hatte sich nach der Schrecksekunde etwas beruhigt.

„Guten Morgen", flüstertest du und wandertest mit deinen Fingern, über seiner warmen Hand. Der Feuerteufel rückte spürbar näher und lenkte deine Gedanken ab. Die gefühlvollen Details eures gemeinsamen Abends spülten in dein Gedächtnis zurück und waren deutlich angenehmer als das Zweifeln über deine Entscheidung. Du hattest selbstverständlich noch viel Zeit, bis du dich bei deinem Ziehvater melden musstest. Schließlich benötigte er deinen Aufenthaltsort, damit er deine Rückreise nach Marine Fort oder wohin auch immer dein nächster Auftrag führen sollte, planen konnte.

Deine Beruhigung hielt nur einen kleinen Augenblick, bis Ace schief grinsend erwiderte:„Guten Tag, trifft es wohl eher. Es ist sicherlich weit nach Mittag. Ich habe Hunger."

Du rissest vor Schreck deine Augen auf und wolltest dich weiter aufsetzen, doch der junge Pirat hielt dich zurück, indem er einen Arm um deine Hüfte legte. Er dirigierte dich so, dass du ihn ansahst. Sein Blick bohrte sich in deinen und spiegelte eine Mischung aus Neugier und Vorsicht wider:

„Was ist los?"

Du benötigtest zwei ganze Atemzüge, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Die Situation war so surreal. Wie konnte es sein, dass du jetzt in Panik verfielst und eine andere Entscheidung bevorzugtest, als die, die du am frühen Morgen im Halbschlaf in Ace' Armen getroffen hattest. Was war jetzt so fundamental anders? Es nützte nichts, darüber zu grübeln.

„Ich schlafe sonst nie so lange. Meine Routine und Pflichten sind ...", stammeltest du, bevor du begriffst, wie da dämlich das klang.

„Ginger, entspann' dich. Du bist hier willkommen und ich wüsste nicht, was du im Moment zu tun hättest", beruhigte dich Ace sanft und streichelte über deinen Arm. Dann küsste er deine Schulter. Du registriertest kaum, wie dein innerer Widerstand bei dieser Reaktion schrumpfte und du dich ihm zu wandtest. Wie in Trance fanden eure Lippen zueinander und ihr küsstet euch zärtlich. Ihr schmecktet beide nach Schlaf, Durst und Hunger. Dennoch beruhigte sich dein Puls deutlich. Du pflichtetest dem Flammenwerfer im Stillen bei, so viel mehr gab es nicht zu tun. Als ihr euch voneinander löstet, kommentierte dein Liebhaber trocken:

„Liegengebliebene Arbeit wartet außerdem geduldig."

Ja, wenn du dich da mal nicht täuschst, dachtest du grimmig. Schließlich gab es fast nichts Schlimmeres, als vor einem Berg aufgestauter Arbeit zu stehen und nicht mehr zu wissen, wo du anfangen solltest. Deine Kollegen und auch der Flottenadmiral hätten da bestimmt das eine oder andere Wort mitzureden. Zu Beginn deiner Karriere hattest du mehr als einmal Mist gebaut und dich mit Übereifer in Aufgaben gestürzt, deren Tragweite und Aufwand du nicht ansatzweise einschätzen konntest.

Einmal hattest du sogar behauptet, dass eure Ziege deine Berichte und Kalkulationen gefressen hatte, um dein Versagen zu vertuschen. Sengoku war damals fast ausgeflippt, da war vom goldenen Buddha nichts mehr zu spüren gewesen. Du schütteltest dich, um die fiesen Flashbacks loszuwerden.

Verrat unter Liebenden (Portgas D. Ace x fem. Reader)Where stories live. Discover now