Schiffbruch

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Es gab wenig, dass deinen Fokus von einem Moment auf den anderen scharf stellen konnte. Doch das Wort Hilfe aus Janos' Mund und der verzweifelte Ton reichten aus, um dich daran zu erinnern, wer du warst.

Innerhalb von Sekunden durchströmte dich Energie, die deine Muskeln anspannte und dir endlich wieder Halt gab. Schließlich hatte dich Ace' abgebrühte Reaktion eben eiskalt erwischt. Mit jedem weiteren Atemzug, in dem du die hilflose Körperhaltung des Bareigentümers mehr wahrnahmst, trat alles andere in den Hintergrund.

„Was ist passiert?", fragtest du betont ruhig in die Stille des Schankraums hinein. Von den Spades-Piraten rührte sich niemand. Einschließlich Ace warteten sie alle auf Janos' Reaktion.

„Eine Handelskogge wollte in den Hafen einlaufen und ist in der engen Passage zur Mündung havariert und droht zu sinken. Während des Sturms wurde der Zugang zum Kanal verschüttet und unsere gesamte Hafentechnik zerstört. Wir haben keinen Kontakt zu den anderen wartenden Schiffen oder eine Möglichkeit sie zu warnen. Zu der havarierten Koggen können wir auch nicht, da wir keine Ahnung haben, wie sehr die Strömung den Untergrund des Hafens aufgeworfen hat", fasst der alte Mann gehetzt zusammen und sah dich Hilfe suchend an.

Bei seiner Schilderung hattest du dich bereits ein wenig entspannt. Dieses Problem würdest du lösen können. Allein, ohne Hilfe von irgendjemand. Oder von Ace dachtest du bitter. Sicherlich war dein aufkeimender Trotz unangebracht und unprofessionell, doch das machte ihn keineswegs bedeutungslos.

„O. K., lass mich mit dem Marineschiff vor der Küste Kontakt aufnehmen. Ich hole meine Teleschnecke. Die Mannschaft kann mit dem Echolot, die Beschaffenheit des Meeresgrundes feststellen und falls nötig einen neuen Kanal legen. Außerdem sollten sie die anderen Schiffe per Funk erreichen können, um alles Weitere zu koordinieren", informiertest du Janos und alle Anwesenden mit souveräner Tonlage und warst froh darüber, endlich wieder etwas Kontrolle zu spüren.

Es war so viel einfacher für dich über das Wohl anderer nachzudenken, als dich mit deinen momentanen Gefühlen auseinanderzusetzen. Gerade als du dich zum Gehen wenden wolltest, hob der Bareigentümer seine Hand und stotterte fast:

„Miss, das wird nicht funktionieren ..."

Alarmiert saht du ihn an und zogst eine Augenbraue hoch. Noch bevor du etwas erwidern konntest, beendete Janos seine Rede:

„Das Marineschiff vor unserer Küste hat am frühen Morgen abgedreht und ist weitergefahren. Wie so oft, wenn wir Hilfe brauchten. Wir sind auf uns gestellt und daher dachte ich, ihr könnt uns helfen."

Während dir vor Überraschung und Empörung der Mund offen stand, schaute Janos Hilfe suchend zu Ace, dessen Kiefer wieder zu mahlen begonnen hatte. Du, die Marineassoziierte warst abgeschrieben. So verständlich das Verhalten des Inselbewohners war, es fühlte sich dennoch an, als hätte dir jemand den Boden unter den Füßen weggerissen. Verwirrt versuchtes du dir einen Reim darauf zu machen, warum die Marine ihren Pflichten nicht nachkam und wieso Janos das so leicht hinnahm. Wie oft war das bereits geschehen?

Und was viel dringlicher war: Was konntest du jetzt tun?

„Banshee, Wallace schaut euch die Fahrrinne zum Hafen an und falls die Strömung es zulässt, informiert die anderen Schiffe darüber, dass sie Anker werfen und erst auf ein Zeichen hin, einlaufen sollen", beauftragte der Superrookie die beiden Fischmenschen. Sie nickten ohne Verzögerung und hörten Ace weiter zu, als er fortfuhr:

„Ich hole den Striker und kümmere mich um die Leute auf dem aufgelaufenen Boot. Deuce, nimm' dir ein Team mit zum Hafen, um mögliche Verletzte zu versorgen. Alle außer Skull und Mihar lauft die Ufer nach Strandgut oder Verunglückten ab", teilte Ace seiner Mannschaft befehlsgewohnt mit, die sich verständig zeigten und bereits damit begann aufzubrechen. Schließlich blieb der konzentrierte Blick des Käpt'ns bei dir hängen.

Verrat unter Liebenden (Portgas D. Ace x fem. Reader)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora