Tacheles

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Im Anschluss an die unangenehme Unterhaltung verlief das Frühstück in gedrückter Stimmung. Genau bis zu dem Moment als Saber fragte, wie der Plan für den heutigen Tag aussah. 

Im Gegensatz zur Laune der Spades-Piraten hellte sich deine nicht auf, als Wallace und Banshee deine vorherige Beobachtung bestätigten: Das deutlich mildere Wetter würde im Laufe des Tages das An- und Ablegen von Schiffen auf der Insel wieder ermöglichen.Ace hatte auf Mihars prompte Erkundigungen, ob sie heute noch aufbrechen würde, stumm genickt. 

Diese simple Geste des Käpt'ns reichte aus, um seinen Befehl durchzusetzen. Die Crew jubelte begeister. Doch dir wurde plötzlich schlecht und dein Kiefer begann zu arbeiten. Welche Gefühle dich auch gerade überspülten, du konntest sie beim besten Willen nicht benennen. Also blieb dir nur, dich abzulenken.

Es war absurd! Von Weitem oder auf seinem Steckbrief erkannte man in Ace nur einen Teenager, maximal einen heranwachsenden Mann, in der Realität jedoch war seine Präsenz ein einziges Statussymbol. Er hatte Willen, Kraft, Ausdauer und war Feuer. Alle, die in dem Superrookie mehr sahen als Piratenabschaum, bewunderten ihn dafür. Die Macht des Käpt'ns stand ihm gut und grenzte ihn dennoch von euch ab. Diese Distanz verwunderte und frustrierte dich gleichermaßen. Dann wurde dir schlagartig klar:

Du vermisstest Ace, obwohl er neben dir saß.

Seine Aura war nur einer von vielen Aspekten, die den Feuerteufel für dich auch jetzt so reizvoll machten. Gleichzeitig entzog dir seine nüchterne Entscheidung, in den nächsten Stunden aufzubrechen, alle Energie. Wie eine Schlinge legte sich eine bittere Erkenntnis um deinen Hals: Entweder folgtest du Ace' Einladung und wurdest Teil seiner Crew oder du ließt sie ziehen, ließt ihn ziehen und bliebst zurück. Allein. Wie immer.

Der Anflug von Panik, der in dir aufstieg, beschleunigte deinen Atem. Oh, Gott. Was war das denn bloß? Jeder Versuch, dich zu beruhigen, scheiterte. Dein gesamtes Sein schrumpfte auf den Bereich deines Herzens zusammen, mehr schien von dir und deiner Wahrnehmung nicht mehr übrigzubleiben. Überraschender Weise half dir der damit einhergehende Schmerz dabei, wieder in das Hier und Jetzt zurückzufinden. Schmerzen waren dir vertraut.

Endlich zerschnitt ein Klirren deinen destruktiven Fokus und du atmetest endlich durch.

Während am unteren Ende eurer Tafel die meisten Matrosen schon freudig mit dem Abräumen begannen, blieben die Mitglieder des Beraterstabs (Mihar, Skull und Deuce) an der Seite ihres Käpt'ns sitzen. Auch du verharrtest, benommen an eurem Tisch und grübeltest, wie du wieder zu einem ordentlichen Gedanken gelangen solltest. Schließlich musstest du noch etwas erledigen oder besser gesagt klären.

Im nächsten Moment wies Skull den jungen Wallace an, euer Geschirr wegzubringen, während er dich interessiert musterte und mit dem Kopf zum Flammenwerfer deutete. Du schlucktest hart und sagtest hastig:

„Ace, wir müssen reden."

Du spürtest förmlich, wie die Stimmung zwischen euch gefror, als deine zu hastig ausgesprochenen Worte verhallten. Der Feuerbändiger schaute ungerührt an dir vorbei zu seinen restlichen Kameraden und schien dich für den Augenblick zu ignorieren.

Oder war er einfach nur abgelenkt?

„Bitte, Ace", flüstertest du leise. Schließlich fühltest du bereits, wie alle Kraft von dir wich, weil du dich nach seiner Aufmerksamkeit sehntest. Auf einmal war es dir mehr als nur ein Anliegen, wieder mit dem Feuerteufel zu sprechen, seinen gütigen oder verschmitzten Blick auf dir zu spüren und letztlich von ihm wahrgenommen zu werden. Unvermittelt trat Skull dir gegen dein Schienbein. Es tat kaum weh, dafür reichte die willkommene Ablenkung aus, damit du zur Vernunft kommen konntest. Eins war sicher, die Facette der sehnsüchtigen Frau würde deine Arbeit gerade nur behindern.

Verrat unter Liebenden (Portgas D. Ace x fem. Reader)Where stories live. Discover now