Neuanfang

37 4 0
                                    

Die Bewegung tat dir gut, stelltest du auf deinem Spaziergang in der strahlenden Sonne fest. In der kühlen Luft lag ein frischer Duft nach Neuanfang, denn das Unwetter war mit all seinen Ausläufern endlich verflogen.

Die Strandabschnitte, die du bisher erkundet hattest, waren noch menschenleer. Es war verblüffend. Alles um dich herum schien gereinigt und versprühte eine unmissverständliche Aura von Stille und Frieden. Ein Gefühl von Verbundenheit durchströmte dich und ließ dich lächeln. Flora und Fauna erholten sich schnell von den heftigen Winden der letzten Tage, während die Menschen der Ruhe noch nicht zu trauen schienen.

Aus der Ferne beobachtetest du, wie eine große Schildkröte an Land krabbelte, um ihre Eier tief im Sand zu vergraben. In ein paar Wochen würden dann Handflächen große Schildkrötenbabys ihren Weg Richtung Meer bahnen, lächeltest du in dich hinein. Langsam wandtest du deinen Blick ab und sahst zum immergrünen Dschungel am Rand des Strandabschnittes. Dort entdecktest du einen Wegweiser. Neugierig tratest du näher, um zu lesen, welche Wege du von hier aus einschlagen konntest. Du erfuhrst so, dass eine Abkürzung durch den Urwald zurück in das Städtchen führte, aus dem du kamst.

Einen Moment lang orientiertest du dich am Sonnenstand und versuchtest an deinem Energielevel abzuschätzen, wie lange du bereits unterwegs warst. Es waren sicherlich schon zwei Stunden vergangen, seit du aufgebrochen warst. Die Erschöpfung deiner Füße machte dir die Entscheidung leichter, zusammen mit dem Gedanken, dass du besser etwas zu trinken hättest mitnehmen sollen.

Damit setzte du deinen Spaziergang fort und betratest den Dschungel. Die Luft war hier feuchter und durchdrungen von schweren blumigen und erdigen Aromen. Vom Blätterdach der hohen Bäume und Sträucher perlten noch immer Wassertropfen. Vor dir lag ein aufgeweichter Pfad, der sich mühelos in das Ökosystem einfügte. Trotz des schlammigen Untergrunds entschiedest du dich auf dem Weg zu bleiben.

Ein im Gestrüpp versteckter Papagei stob schimpfend auf, als du zu nah an ihm vorbeiliefst. Du bliebst stehen und sahst dem bunten Tier ehrfürchtig hinterher. Seine Eleganz und Vehemenz waren bewundernswert. Dann verhallten seine aufgebrachten Rufe und du wurdest einmal mehr der Stille um dich herum gewahr.

Um dich gab es nur Blätter, Gehölz, Wassertropfen und Matsch. Nur ab und zu zerschnitt ein Zirpen die bedeutungsschwere Ruhe. Langsam sank die Erkenntnis in dein Bewusstsein, du warst völlig allein. Ein Unbehagen keimte in dir auf und wurde ungläubig von dem Anteil von dir bekämpft, der dich am liebsten immer souverän und unabhängig erleben wollte. Es war die Maske, die du dein ganzes Leben getragen hattest, doch jetzt in diesem Moment – in der undurchdringlichen Atmosphäre des Dschungels – passte sie nicht mehr. Die bloße Vorstellung weiterhin allein zu sein, kam dir bedrohlich vor.

Du vermisstest plötzlich Gesellschaft.

Seine Gesellschaft. Und das spitzbübische Grinsen.

Seine Aufmerksamkeit und seine warmherzige Art.

Ace' Wärme hatte dich aufgetaut und nun musstest du mit den Konsequenzen leben.

Dein Körper begann zu frösteln und du riebst unbehaglich über deine Arme. Es wäre schlauer gewesen, wenn du dir Trinken und etwas zum Überziehen mitgenommen hättest. Doch du warst, vorhin als du die Bar verließt, viel zu aufgewühlt, um zu bemerken, dass du vor etwas auf der Flucht warst. In diesem Gefühlszustand war dir keine Möglichkeit geblieben, dich vorausschauend auszurüsten.

Mal ganz davon abgesehen, dass der Tag bisher ziemlich daneben gelaufen war. Obwohl der großartige Sex heute früh die Ausnahme war, die die Regel bestätigte. Auch jetzt spürtest du noch die Spuren eurer Zweisamkeit zwischen deinen Beinen. Durch den intensiven Flüssigkeitsaustausch allein konnte eine tiefe Verbindung entstehen, hattest du einmal gelesen und für Quatsch gehalten. Jetzt zweifeltest du an deiner Einschätzung.

Verrat unter Liebenden (Portgas D. Ace x fem. Reader)Where stories live. Discover now