Kapitel 9

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„Wo bist du gewesen?" Blaise sah mich fragend an, nachdem ich die große Halle betreten und mich auf meinen Platz gesetzt hatte „Wolltest du nicht nur auf Toilette?"

Verdammt.

„Und wieso sind deine Haare so nass?" Durchlöcherte Pansy mich weiter und lehnte ihren Kopf an die Schulter ihres Freundes, dem sie offensichtlich jede Menge Beistand bei meiner Befragung leistete „Du siehst aus, als wärst du gerade frisch aus der Dusche gekommen. Wieso hast du uns nicht gleich gesagt, dass du Zeit für dich brauchst? Oder lag es an uns?"

Weitere Lügen, klasse.

„I-Ich war auch.. - duschen." Log ich und hätte mir nach dieser Antwort gegen den Kopf schlagen können.

Eine erneute Ausrede.

Hätte mir denn nichts besseres einfallen können, als das?

Aber was hätte ich sonst sagen sollen?

Tut mir leid. Ich war mit meiner heimlichen Affäre, übrigens einem unserer Professoren, am See und wir haben uns, nachdem er mir seine Liebe gestanden hat, gegenseitig in das Wasser gezogen wie zwei Kinder, die Spaß daran hatten.

Die Lüge war definitiv die bessere Wahl gewesen.

„Duschen?" Draco biss von seinem knallgrünen Apfel ab und schien der ganzen Sache keinen wirklichen Glauben zu schenken „Um diese Uhrzeit? Es ist gerade einmal 18 Uhr. Der halbe Abend steht noch vor uns."

„Und? Steht irgendwo geschrieben, dass ich nicht duschen darf, wann ich es möchte? Oder muss ich dich das nächste mal um Erlaubnis fragen, Dad?"

Seine Kommentare nervten mich.

„Nicht gut gelaunt, huh?" Grinste er, ohne weiter auf meine Aussage einzugehen „Was ist los? Oder ist etwas passiert, was du uns erzählen möchtest."

Ja.

„Nein. Und es ist auch verdammt noch mal nichts los, Malfoy." Genervt schüttelte ich den Kopf und widmete mich dann meinem Teller zu.

Der Appetit war mit vergangen.

„Wow. Ganz ruhig." Blaise sah mich an „Ist es soweit? Ist diese Zeit des Monats gekommen?"

„Halt die Klappe." Mit diesen Worten beendete ich die Konversation und schenkte keinem der drei weitere Aufmerksamkeit.

Meine Blicke wanderten durch die Halle. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass Professor Snape mich ganz genau beobachtete. Er beobachtete jede meiner Bewegungen, auch wenn sie noch so klein gewesen waren. Doch ich tat so, als würde mir das Ganze nicht auffallen und schob mir eine Weintraube in den Mund. Ab und zu nickte ich, wenn einer der Dreien etwas sagte um es so wirken zu lassen, als wäre ich dennoch aufmerksam gewesen, auch wenn ich es schon längst nicht mehr war. Und so schweiften meine Gedanken ab, hin zu Severus und dem Nachmittag den wir zusammen verbracht hatten. Wir waren jetzt wohl offensichtlich mehr als nur eine kleine Affäre gewesen. Niemals hätte ich damit gerechnet gehabt. Nicht in diesem Jahr und vor allem nicht in diesem Leben. Einen Professor zu daten, der um einiges älter als ich gewesen war, wäre mir niemals in den Sinn gekommen. Auch wenn es ein Wunsch meines tiefsten Herzens war. Doch ich war glücklich damit, mit jeder Faser meines Körpers. Niemand und nichts hätte daran etwas ändern können.

„D/N, D/N. Hörst du mir überhaupt zu?" Pansy warf mir einen warnenden Blick zu.

„Ja, klar." Eilig sah ich auf.

„Also. Was machst du heute Abend noch?" Dracos kalte Hand wanderte an meinen inneren Oberschenkel, als wäre es eine Sache der Selbstverständlichkeit gewesen „Etwas mit uns? Oder vielleicht mit mir?"

„Weder noch." Ich schlug sie harsch weg „Ich muss noch einen Aufsatz über den Vielsafttrank schreiben und abgeben. Daher bleibt mir keine Zeit für irgendetwas anderes."

„Schade." Gab Blaise wieder einmal sein Kommentar ab „Wir hatten vor ein wenig Wahrheit oder Pflicht mit dir zu spielen. Aber dann müssen wir das wohl leider verschieben und spielen stattdessen etwas Zauberschach."

„Das müsst ihr wohl oder übel." Ich kramte meine Sachen zusammen und stand auf „Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würden. Die Arbeit ruft."

Dann lief ich los. Ich hatte keine sonderliche Lust gehabt mich noch länger mit ihnen zu unterhalten. Zabini und Parkinson waren unzertrennlich und irgendwie verletzte es mich die beiden so zu sehen. Vermutlich weil ich genau wusste, dass ich und Severus niemals so in der Öffentlichkeit sein konnten-Unzertrennlich. Außerdem nervte Malfoy mich in letzter Zeit. Seine andauernden Anspielungen, seine Sprüche, sein widerliches Grinsen. Es war mehr wie bloß nervtötend gewesen.

Als hätte er meine Gedanken gelesen tauchte er plötzlich neben mir auf „D/N."

„Draco?" Vorsichtig schob ich mich an einem knutschenden Pärchen vorbei „Was gibt es?"

„Ich dachte, dass du vielleicht Hilfe bei deinem Aufsatz brauchen könntest oder jemand, der es nicht so langweilig werden lässt."

„Danke für das Angebot, aber ich verzichte."

Er griff nach meinem Arm und brachte mich dazu stehen zu blieben „Wieso gehst du mir aus dem Weg? Wieso nimmst du keines meiner Angebote an?" Seine hellgrauen Augen spiegelten etwas Trauer wieder, was mich stutzig machte.

Hatte ich ihn etwa verletzt gehabt?

Natürlich hatte ich das.

Aber das er es so offensichtlich zeigte?

So kannte ich ihn nicht.

„Draco. Es ist so, ich-"

Doch bevor ich mich erklären konnte drückte er mich gegen eine Wand „Verstehst du nicht, was ich für dich empfinde? Verdammt D/N."

Mist.

„Draco-"

Aus dem Augenwinkel sah ich einen bekannten, dunklen Umhang und schwarze Haare. Sie ließen mich erstarren. Doch Snape drehte sich kopfschüttelnd wieder um und verschwand, ohne etwas zu sagen.

Severus Snape - Der, den ich nicht lieben durfteWhere stories live. Discover now