Kapitel 4

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„Wo warst du gestern Abend?" Pansy warf mir einen durchdringenden Blick zu. Auffordernd für eine Antwort. Und durch ihre hochgebundenen Haare sah es noch strenger aus, als sowieso schon „Du warst wie vom Erdboden verschluckt."

„Ja, wir haben dich ziemlich vermisst und einer von uns ganz besonders." Blaise deutete mit dem Kopf in Richtung Draco, der mit Crabbe und Goyle einige Meter von uns entfernt gesessen und sich angeregt unterhalten hatte.

„Kann es sein, dass er mir auf irgendeine Weise aus dem Weg geht?" Wechselte ich gekonnt das Thema.

Es schwebte mir nicht vor, ihnen eine weitere Lüge aufzutischen. Doch die Wahrheit konnte ich ebenso wenig erzählen.

„Gut möglich." Pansy zuckte ahnungslos mit den Schultern „Er hat gestern Abend kaum mit uns geredet, hat einfach nur da gesessen und in die Flammen des brennenden Holzes gestarrt. Als wäre er total in seinen Gedanken versunken. Ist irgendwas passiert zwischen euch Beiden, was wir vielleicht erfahren sollten?"

„Nicht wirklich. Zumindest nicht das, was er sich vermutlich erhofft hat." Leise seufzte ich „Er wollte mit mir reden und erst ging es um meine Noten und ob ich Nachhilfe brauche-"

„Jaja, Nachhilfe." Unterbrach Zabini mich lachend und kassierte dafür eine Weintraube von mir gegen seinen Kopf „Ey!"

„Auf jeden Fall hat er mich dann gefragt, ob ich gerade etwas mit einen Typen hätte. Laut ihm würde ich wohl oft verschwinden und total glücklich wieder auftauchen. Als ich ihm erklärt habe, dass es nicht so ist, dass es niemanden an meiner Seite gibt, da hat er wieder mit dem üblichen Thema angefangen. Es ging erneut um seine Gefühle. Um eine Einladung. Und so leid es mir tut..- Aber Langsam geht mir das echt auf die Nerven."

Mein Blick wanderte durch die große Halle und blieb am Lehrertisch hängen. Severus sah in jenem Moment zu mir herüber, als hätte er gemerkt, dass etwas nicht stimmen würde. Ich bildete mir ein, dass ein zaghaftes Grinsen auf seinen Lippen lag. Ein Grinsen welches mir den Verstand rauben konnte. Doch bevor es das tat, sah ich wieder weg.

Niemand durfte Wind davon bekommen.

„Du musst ihn verstehen, D/N." Blaise legte seinen Arm um die Schulter seiner Freundin „Er ist seit einigen Jahren in dich verliebt und alles was du machst ist ihm einen Korb nach dem nächsten zu geben. Das kratzt an seinem Ego. Und wir wissen alle, dass Malfoy's Ego über allem steht. Er ist sonst für alle unwiderstehlich. Du bist die Einzige, bei der das anders ist. Das scheint ihn zu verwirren. Vielleicht macht es ihn auch irgendwie neugierig. Und er versucht dich zu knacken."

„Was soll ich denn machen?" Fuhr ich ihn genervt an.

Allmählich langweilte mich dieses Thema.

„Ihm das Ganze endgültig erklären." Gab Pansy ihre Meinung dazu ab.

„Das habe ich schon so oft versucht und getan, aber er versteht es trotzdem nicht. Wie oft muss ich ihm noch absagen? Oder ihm klar machen, dass er und ich nur Freunde sind und es auch bleiben werden." Meine Hände fuhren durch meine Haare, aus purer Verzweiflung „Das kann so nicht weitergehen. Das funktioniert so einfach nicht mehr. Muss ich mich erst endgültig von ihm abwenden, bis er es verstanden hat?"

„Nein. Daran würde er sehr wahrscheinlich zerbrechen. Vielleicht will er nicht aufgeben. Was wäre denn, wenn du dich einfach mal mit ihm triffst und dann aus deinem Bauch heraus entscheidest? Ihm eine kleine Chance gibst?"

„Das ziehe ich nicht einmal ansatzweise in Erwägung. Malfoy ist und bleibt nur ein Freund für mich. Nur ein Freund. Nicht mein Freund." Beendete ich die Konversation und stand auf „Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet. Ich  sollte langsam zu meinem Unterricht." Und ohne eine weitere Antwort abzuwarten lief ich los und rannte genau in „Potter! Kannst du nicht aufpassen wo du hinläufst!"

„Woah, ist alles in Ordnung bei dir?"

„Ich wüsste nicht was dich das angeht." Zischte ich und wollte weiterlaufen, doch er hielt mich am Arm fest.

„Ist etwas zwischen dir und Malfoy passiert?"

„Was? Wie kommst du denn auf so etwas?"

„Seit ihr nicht zusammen?"

Entsetzt sah ich ihn an, was redete er da?

Malfoy und ich- Zusammen?

Als Paar?

Unvorstellbar.

„Nein. Wie kommst du denn auf sowas?"

„Es hat den Eindruck gemacht. Man sieht euch oft zusammen. Ihr beide seht sehr vertraut aus. Und man könnte denken- Ist doch auch egal. Wie wäre es, wenn wir gemeinsam zu Snapes Unterricht gehen? Du hast doch gleich bei ihm Unterricht, oder nicht?" Bevor ich etwas antworten konnte, lag sein Arm und meiner Schulter und er schob mich weiter durch den Gang.

———

„Heute lernen Sie etwas über einen der wohl gefährlichsten Zaubertränke unserer Welt. Amortensia." Snape sah scharf durch die Reihen „Kann uns jemandem erklären, weshalb dieser Trank so gefährlich ist? Mr Diggory?"

Der Hufflepuff Junge, welcher neben mir gesessen hatte, sah irritiert auf.

„N-Nein, Sir.." stammelte er verlegen und wurde augenblicklich rot.

„Statt in ihrem Heft rum zu kritzeln sollten Sie lieber dem Unterricht folgen." Ermahnend sah der Professor ihn an, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder anderen Schülern zuwendete „Mrs Granger?"

„Ja, Sir" schoss es sofort aus ihr heraus.

Pansy und ich warfen uns einen vielsagenden Blick zu. Wir Beide konnten dieses Mädchen nicht sonderlich gut ausstehen. Sie war wie ein altes, wandelndes Buch gewesen; Informativ und nett anzusehen, aber dennoch ziemlich unnötig.

„Dieser Trank lässt jemandem den Geruch von dem Menschen wahrnehmen, den man am meisten liebt. Auch wenn einem vielleicht noch gar nicht bewusst ist, dass man diese Person begehrt. Dieser Zaubertrank entlockt jedem seine wahren Gefühle. Er kann abhängig machen und die Sinne verführen. So sehr, dass man den Verstand verlieren könnte."

„Und ist dadurch mit ganz besonderer Vorsicht zu genießen. Sowohl in seinem Zweck, als auch in seiner Herstellung. Ganz recht.." Er stellte sich an die Tafel, seine Haare fielen auf seine Schultern und er sah, wie immer, unbeschreiblich gut aus „Doch die Frage, die Sie sich vermutlich alle Stellen; Lässt Amortensia jenen, der an ihm riecht, die wahre Liebe wahrnehmen? Kann es wirklich sein, dass wahre und tiefe Gefühle entlockt werden? Mr Malfoy?"

Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten; „Meines Erachtens ist dies nur eine Illusion, Professor. Man kann wohl kaum etwas riechen, was man begehrt. Vor allem wenn man es nicht weiß." Er klatschte Crabbe ab und ließ sich grinsend in seinen Stuhl zurückfallen, während er mich ansah und sich auf die Unterlippe biss.

„Wie kommen Sie auf diese Erkenntnis?" Snape stützte sich auf seinem Pult ab und ließ Draco nicht einen Moment lang aus den Augen.

Es wirkte, als würde er Malfoy anstarren.

„Nehmen wir an, man riecht jemanden den man liebt. Und nehmen wir an, es ist die wahre Liebe" fing er seine Erklärung an „Was wäre wenn ich jemanden rieche, der mich nicht begehrt? Fällt das Ganze dann immer noch unter die angeblich wahre Liebe? Ich denke nicht, Sir."

„Sie haben nicht ganz Unrecht." Stimmte unser Professor ihm nickend zu „Doch Sie alle werden den Geruch nach dem Menschen vernehmen, der Ihnen am meisten am Herzen liegt. Jemand, den sie zu tiefst begehren. Es ist wie mit dem Spiegel Nerhegeb. Er zeigt Ihnen, was Sie sich von tiefstem Herzen wünschen. Das mag selbst etwas sein, von dem Sie es niemals erwartet hätten. Unsere Welt birgt Geheimnisse. Und manche sollten vorerst verborgen bleiben." Sein Blick traf für den Bruchteil einer Sekunde auf meinen.

Seine Anspielungen waren deutlich gewesen.

Deutlich, zumindest für mich.

Severus Snape - Der, den ich nicht lieben durfteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt