Kapitel 25

830 37 1
                                    

Das Ankommen, wie Draco es nannte, fiel mir schwerer als gedacht. Zwar fanden all meine Mitbringsel ihren Platz, doch besonders heimisch fühlte ich mich dadurch dennoch nicht. Im Gegenteil; Das Anwesen, sein Aussehen und die darin herrschende Stille ließen mich unwohl fühlen, mehr als ich es vorher angenommen hatte.

Wie konnte ich mich als Kind an diesem Ort wohlfühlen?

Meine Frage sollte mir erheblich schnell beantwortet werden, nach einem gemeinsamen Abendessen am endlos lang wirkenden Esstisch der Malfoy's. Als ich noch ein Kind war, saßen wir zu viert an diesem Tisch und aßen in einer Atmosphäre, die mehr oder weniger harmonisch gewesen war. Doch die Zeiten hatten sich geändert und somit auch die Besucher des Anwesens; Einige Todesser hatten sich zu uns gesellt und der ein oder andere von ihnen beobachtete mich, als würde ich ihnen gleich einen heimtückischen Hinterhalt offenbaren. Somit blieb die harmonische Atmosphäre auf der Strecke und erneutes Unbehagen breitete sich in mir aus.

Somit war ich heilfroh, als ich einige Minuten später wieder auf dem Sessel in meinem Zimmer saß und dem Knistern des Feuers lauschen konnte. Doch meine Ruhe schien mir nicht lang gewährt zu werden, ein nur kurze Zeit später klopfte es energisch an meiner gut verschlossenen Tür.

Merklich zuckte ich zusammen und mein Atem stockte.

,,D/N?" Vernahm ich die beruhigende Stimme meines besten Freundes ,,Machst du mir auf?"

Eilig lief ich über die knarrenden Dielen des Bodens, zog ihn hastig in mein Zimmer und verriegelte die Tür ebenso schnell wieder, wie ich sie einige Sekunden zuvor geöffnet hatte.

Belustigt sah Draco mich an ,,Ist alles in Ordnung? Oder hast du etwa Angst, dass dich der ein oder andere Todesser besucht und mit Fragen löchert?"

Mir war jedoch gar nicht nach Scherzen zumute und so ließ ich mich, mit ernstem Gesichtsausdruck, auf die Kante meines Bettes fallen.

,,Was machen sie hier?" Presste ich mühevoll hervor.

Malfoy gab ein Geräusch von sich welches mir verdeutlichen sollte, still zu sein. Dann tippte er sich mit einem Finger gegen sein Ohr und zeigte anschließend auf die Tür. Wenig später zog er seinen Zauberstab und nuschelte kaum hörbar; ,,Cave Inimicum."

,,Ein Schutzzauber?" Irritiert sah ich ihn an.

,,Sie müssen doch nicht alles hören." Er zwinkerte mir zu und ließ sich dann neben mir fallen ,,Sie sind hier, weil meine Eltern sie teils beherbergen. Anordnung des dunklen Lords. Einige von ihnen streifen noch immer durch die Wälder und wenn sie in der Nähe sind, dann rasten sie hier." Er atmete hörbar aus ,,Ich hätte es dir sagen sollen, ich darauf vorbereiten sollen. Verzeih mir, bitte. Es ist bloß so; Ich selbst habe es schon als selbstverständlich genommen." Auf seine Worte folgte ein Schulterzucken ,,Sie trauen dir nicht über den Weg. Ebenso wenig wie Professor Snape."

,,Aber- Ich- Ich habe Dumbledore umgebracht." Stammelte ich ,,Und sie misstrauen mir immer noch?"

Draco schwieg einige Zeit, bis er mir direkt in die Augen sah ,,Lass uns über etwas anderes reden. Wir werden in den nächsten Tagen noch genug von dieser Finsternis abbekommen."

Zustimmend nickte ich. Er hatte recht gehabt; Es half nichts, noch weitere Fragen zu stellen, denn weder er noch ich würden jemals verstehen, was den dunklen Lord und die Todesser zu ihren Taten antrieb. Alles was wir wussten war, dass wir ein Teil davon waren, von ihnen, auch wenn keiner von uns das so recht wollte.

,,Du siehst müde aus." Holte er mich aus meinen Gedanken zurück.

,,Der Tag war auch ziemlich ermüdend. Wie so ziemlich alles in letzter Zeit. Manchmal glaube ich, dass es kaum noch Hoffnung gibt. Das all das Positive erlischt."

Alles, bis auf Severus.

,,Das stimmt nicht." Seine kalten Finger strichen kaum merklich über meine ,,Alles, bis auf du. Du gibst mir jeden tag die Hoffnung, das alles besser wird. Ein Gedanke an dich reicht und es scheint mir ertragbarer zu sein."

Seine Hand wanderte in jenem Moment zu meiner Wange hinauf und er drehte meinen Kopf in seine Richtung, sodass ich seinem Blick nicht ausweichen konnte, wie ich es zuvor getan hatte.

,,Du gibst mir als Einzige noch ein wirklich gutes Gefühl. Einen Hoffnungsschimmer. Zuversicht. Und deshalb bin ich so froh, dass du hier bei uns bist." Seine Stimme wurde immer leiser und sein Blick immer sanfter ,,Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr." Und dann küsste er mich.

Mein Kopf brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren, was passiert war. Doch dann stieß ich ihn energisch von mir weg und sprang entsetzt auf. Die Hände über meinem Kopf zusammen lief ich vor dem Bett au und ab.

,,Verdammt, Draco!" Fluchte ich dabei immer und immer wieder ,,Was soll das, verdammt?! Ich dachte, wir hätten dieses Thema in Hogwarts gelassen und damit hinter uns." Empört atmete ich aus ,,Ich dachte ich habe dir oft genug klargemacht, dass du mein bester Freund bist. Und nur mein bester Freund, nicht mehr und nicht weniger!"

,,Aber wieso?" Wollte er wissen und in seiner Stimme schwang eine Spur von Frust mit ,,Wieso bin ich nur dein bester Freund? Wieso empfindest du nichts für mich?"

,,Weil es jemand anderen gibt! Platzte es aus mir heraus, ehe ich darüber nachdenken konnte ,,Ich liebe ihn Draco! Ich liebe Severus Snape!"

---

Es war geschehen- Mein Geheimnis war kein Geheimnis mehr. Mein bester Freund, Draco Lucius Malfoy, er wusste nach all der Zeit darüber bescheid. Er wusste, dass ich in einen Professor, dass ich in Severus Snape, verliebt gewesen war. Erst schien er meinen Worten keinerlei Glauben schenken zu wollen; Er lachte spöttisch und hinterfragte meine Aussage nach ihrer Ernsthaftigkeit. Doch als ich tatsächlich weiterhin ernst blieb, realisierte er, dass dies kein Scherz meinerseits gewesen war. Und so ließ er sich ungläubig zurück auf mein Bett fallen, nachdem er, so wie ich, einige Schritte auf und ab gegangen war. Er stützte seine Ellenbogen auf seine Knie und faltete die Hände vor seinem Gesicht zusammen. Er verhielt sich komplett ruhig, während ich ihm alles erklärte; Von Severus und meinen ersten Anspielungen, den ersten verbotenen Treffen und unsere anfängliche Affäre. Von unserer Kennlernens-Phase und schließlich dem Beginn unserer wahrhaftigen Beziehung. Von unseren gemeinsamen Ferien und wie Severus war, wenn er nicht die Rolle des Professors spielte. Draco hinterfragte nichts, auch nicht, als ich mit meiner Erzählung am Ende angekommen war. Erst dachte ich, er würde mich hassen für all das, was ich ihm verschwiegen hatte. Doch zu meiner großen Überraschung entschuldigte er sich bei mir für die Tatsache, dass er mir nicht eher zugehört hatte und in den letzten Monaten kaum für mich da gewesen war. Abschließend umarmte er mich, lächelte mich mit voller Ehrlichkeit an, gab mir einen Kuss auf die Stirn und versprach mir, immer für mich da zu sein und so lange auf mich zu warten, wie es eben nötig gewesen war.

Und so saß ich einige Minuten später erneut auf dem Sessel und war in mein Buch vertieft, als mich plötzlich, wie aus dem nichts, eine Hand an meiner Schulter berührte.

,,Hast du mich vermisst, Liebste?" Flüsterte eine wohlbekannte Stimme in mein Ohr.

Grinsend sprang ich vom Sessel auf und fiel Severus wenig später um den Hals, der sich in mein Zimmer apperiert hatte.

Dann nahm ich sein Gesicht liebevoll in meine Hände, drückte ihm einen Kuss auf den Mund und flüsterte liebevoll;

,,Er weiß bescheid. Draco Lucius Malfoy weiß von uns, unserer Beziehung und unserer Liebe."

Severus Snape - Der, den ich nicht lieben durfteWhere stories live. Discover now