Kapitel 19

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Die kühle Luft umarmte meine Haut und ließ eine leichte Gänsehaut zurück. Meine dumpfen Schritte halten von den steinernen Wänden wieder, die mich auf meinem Weg zum Gemeinschaftsraum umgaben. Das Abendessen war noch nicht beendet gewesen, da die Einführungszeremonie der neuen Erstklässler länger gedauert hatte als angenommen, doch ich konnte nicht mehr still sitzen. Meine Gedanken ließen mir keinen Augenblick Ruhe, drehten sich andauernd um das selbe Thema;

Den bevorstehenden Krieg.

Die Leute, die in diesem Krieg sterben würden.

Die Menschen, die noch unwissend waren und-

Draco Lucius Malfoy, mein bester Freund, um dessen Willen ich einen unberechenbaren Schwur abgelegt hatte.

Und um seinetwillen-

Severus Snape.

Das alles stellte sich jedoch komplizierter da, als ich es jemals für möglich gehalten hatte, denn-

Weiter kam ich mit meinen sich drehenden Gedanken nicht, als plötzlich jemand nach meinem Arm griff und mich herumwirbelte.

Mein Herz pulsierte lautstark in meinen Ohren.

Mein Blut kochte und ließ meine Wangen erhitzen.

Zwei schwarze Augen sahen in meine-

Zwei Augen die mich sofort wieder ins Hier und jetzt brachten.

„Mrs D/N/N. Was machen Sie um diese Uhrzeit hier Draußen auf den Gängen? Das Festmahl ist im vollen Gange."

Ein kleines Lächeln spielte um meine Lippen.

„Entschuldigen Sie, Professor Snape. Ich konnte nicht länger ruhig sitzen, meine Gedanken haben mir einfach keine Ruhe gelassen. Ich dachte wenn ich mir ein wenig die Beine vertreten würde, könnte mir das helfen."

Auch er lächelte, wenn auch schwach.

„Ich würde Sie gerne begleiten, damit ich mir auch um diese späte Abendstunde ihrer Sicherheit gewiss bin."

„Sollten Sie nicht ebenfalls beim Festmahl sein?" Witzelte ich, doch die Ironie sollte mir schnell wieder vergehen.

„Ich sprach mit Professor Dumbledore und sagte ihm, dass ich für dieses bevorstehende Schuljahr noch einiges vorzubereiten hätte und somit willigte er ein, mit einem kleinen Augenzwinkern jedoch."

Und dieses kleine Augenzwinkern ließ in mir eine noch viel größere Hitze aufsteigen, als ich sie sowieso schon in mir verspürt hatte.

„Denkst du, er weiß über uns bescheid? Ich meine, dieses Augenzwinkern von den du sprichst- Hat das etwas zu bedeuten?"

„Dessen bin ich mir durchaus sicher."

Er reichte mir seinen Arm und ich hakte mich bei ihm unter, sodass wir zu zweit durch die Gänge von Hogwarts stolzieren konnten. Es war einer dieser Augenblicke gewesen, die ich über alles liebte; Wir beide liefen in aller Öffentlichkeit wie ein Pärchen beieinander, als wäre es das Normalste der Welt für uns gewesen. Doch das war es eben nicht. Dieser Moment war einmalig, da nur einmalig alle Gänge leer waren und trotzdem gab es ein gewisses Risiko, dass einer meiner Mitschüler nicht auf seinem Platz saß und uns aus purem Zufall sehen konnte.

„Worüber bist du dir durchaus sicher? Dass sein Zwinkern etwas zu bedeuten hat oder, dass er über uns beide bescheid weiß." Durchbrach ich die Stille um meinen Gedanken erneut zu entfliehen.

„Über das Zweite." Lautete seine stumpfe Antwort die tatsächliche so stumpf klang, als würde er über etwas völlig selbstverständlich sprechen-

Doch das war es absolut nicht.

„Was?" Ich räusperte mich „Du- Du denkst, dass er weiß was zwischen uns beiden ist?"

„Ich bin mir außerordentlich sicher, dass Professor Dumbledore weiß wie groß meine Liebe zu dir ist."

„Warum? Wie- Woher sollte er das wissen?"

Ich konnte schwören, dass meine Wangen glühten, trotz der Kühle des Abends.

„Dumbledore ist einer der größten Zauberer unserer Welt, meine Teuerste."

„Und-" stammelte ich weiter „Was soll das bedeuten?"

„Ein großer Zauberer-" wiederholte er sich „Ein sehr großer und mächtiger Zauberer kann Magie anwenden, ohne dafür seinen eigenen Zauberstab zu nutzen. Ein mächtiger Zauberer kann Gedanken lesen, wenn er dies für notwendig hält. Somit weiß und sieht er alles, was er wissen und sehen muss."

Oh-

Mein-

Dumbledore, der Schulleiter, wusste über meine Beziehung bescheid-

Über meine Beziehung zu einem Professor, der vermutlich so alt wie mein Vater gewesen war.

„Und du denkst, er hätte nichts zu dir gesagt, wenn wer es tatsächlich wüsste?"

„Meines Erachtens ist es sein Wunsch, dass wir beide glücklich sind. Dass wir beide unser Leben leben, in vollen Zügen. Er ist sich bewusst darüber, wie hart die nächsten Zeiten für uns werden würden und vermag uns diese Liebe."

Vermutlich hatte er recht-

Vermutlich.

Aber da gab es eine Frage, die mir noch immer auf meiner Zunge lag und meine Neugierde hielt;

„Aber wie sollte er davon wissen? Er müsste im rechten Augenblick unsere Gedanken gelesen haben, oder nicht?"

„Das mag sich nicht als sonderlich schwierig gestaltet haben, denn ich denke ununterbrochen an dich. Als ich soeben auf meinem Platz saß dachte ich nur an dich und darüber, wie du diesen Schwur an meiner Stelle zu deinem gemacht hast."

Da war es wieder; Dieses eine Thema was ich vergeblich zu verdrängen versucht hatte.

„Wir- Wir sollten nicht darüber reden. Nicht jetzt. Und vor allem nicht hier."

„Wenn nicht hier und jetzt, wann sollten wir uns dann darüber unterhalten? Meines Erachtens ist dies genau der richtige Zeitpunkt für dieses Gespräch."

Er wusste, dass er recht hatte, aber ich wollte nicht weiter auf dieses Thema eingehen da ich genau wusste, was er dachte und sagen wollte.

„Sage mir, weshalb du dein junges und kostbares Leben aufs Spiel gesetzt hast, anstatt mein gelebtes und altes Leben die Bürde tragen zu lassen. Diese Frage quält mich Tag und Nacht, Teuerste. Es ist und bleibt mir ein Rätsel wie du dich an meiner Stelle verpflichten konntest."

„Weil ich dich liebe-" schoss es ohne zu zögern aus mir heraus „Ich wollte nicht, dass du noch mehr belastetet wirst. Dein dunkles Mal, der dunkle Lord. Das alles ist genug."

„Verstehst du denn nicht, dass ich gerade deswegen diese Bürde übernehmen wollte? Um dein Leben in Sicherheit zu wissen? Bislang hattest du noch keinerlei Berührung mit dem dunklen Lord oder seinen Aufgaben. Und dies hätte so bleiben sollen."

Ich schwieg, wissend das diese Diskussion zu nichts führen würde. Wir beide waren hartnäckig und wahnsinnig stur. Zumindest wenn es darum ging die Menschen zu beschützen, die wir liebten.

„Ich bin müde-" wechselte ich das Thema „Ich denke, dass ich schlafen gehen sollten bevor die anderen zurück vom Fest kommen. Dann kann ich behaupten, dass es mir nicht gut ging und keiner wird Verdacht schöpfen. Es ist schon auffällig genug, dass wir beide nicht beim Fest sind."

„Du hast recht, Geliebte." Mit diesen Worten blieb er stehen „Der Tag war ereignisreich. Schlaf wird dir sicherlich gut tun." Mit seinen Fingern strich er einige Haarsträhnen hinter mein Ohr bevor er mir einen Kuss auf die Stirn gab „Ich verspreche dir, dass ich beschützen werde. Und wenn es mein Leben kosten wird.."

Severus Snape - Der, den ich nicht lieben durfteWhere stories live. Discover now