Kapitel 15

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So vergingen einige Tage. Vermutlich waren es die schönsten Tage meines Lebens gewesen, denn Severus ließ sich immer etwas Neues einfallen, jeden Tag unternahmen wir etwas Anderes, genossen unsere vollkommene Freiheit.

An einem Tag machten wir eine kleine Bootstour über einen See, der nicht weit entfernt von seinem Haus war;

Die Sonne tauchte den Himmel in ein wolkenloses, strahlendes Blau und wärmte unsere blasse Haut. Das Wasser um uns herum glitzerte in ihrem Schein. Vögel zwitscherten und sagen ihre Lieder.

„Es ist so ruhig." Stammelte ich mit geschlossenen Augen während mein Gesicht der Sonne zugewandt war.

„Deshalb ist dies einer meiner Lieblingsorte."

„Kommst du oft hierher?"

„In den Sommerferien, durchaus. In anderen freien Tagen wohl kaum. Zur Winterzeit ist der See meistens vereist, nicht wieder zu erkennen. Ich bevorzuge die sommerliche Jahreszeit."

„Stören dich die Muggel garnicht?"

„Stören sie dich denn, Teuerste?"

Langsam schüttelte ich den Kopf und öffnete meine Augen „Nein. Ich finde sie faszinierend. Sie sind so anders als wir es sind."

„Das sind sie-" er spielte an den Knöpfen seines Mantels „Das unterscheidet sie so sehr von uns."

Seine schwarzen Augen trafen auf meine. Unsere Blicke verloren sich ineinander und bevor ich über etwas nachdenken konnte, küsste er mich. Es war wunderschön gewesen, denn hier konnten wir beide einfach wir sein- Das Paar welches sich bedingungslos liebte, trotz des Altersunterschieds.

An anderen Tagen picknickten wir auf einer Wiese, außerhalb der Stadt.

„Dies ist ebenfalls ein Ort von Bedeutung."

„Magst du mir erzählen, warum das so ist?"

„Hier lernte ich einst Lily kennen-" erklärte er sich „Hier habe ich sie das erste mal getroffen. An dem prachtvollen Baum da drüben." Mit seinem Finger deutete er in die richtige Richtung.

„Du hast sie sehr geliebt, nicht wahr?"

„Ich habe sie bedingungslos geliebt. Sie war das Licht in meinem finsteren Leben. Lily hat mich verstanden, wenn Andere dies nicht taten. Vielleicht wollten sie mich nie verstehen, meine Art und Weise. Doch sie tat es. Und ich schätzt sie dafür. Schätzte es, dass sie so gutmütig war. Dann verliebte sie sich und mir war bewusst, tief in meinem Inneren, dass ich nie gut genug für ihre Liebe war. Dennoch gab es nicht einen Tag- Nicht ein Tag ist zu jenem Zeitpunkt vergangen, an dem ich sie nicht liebte."

„Und was ist dann passiert?" Ich schob mir gespannt eine Weintraube in dem Mund während ich seiner liebevollen, dunklen Stimme lauschte.

„Dann lernte ich dich kennen."

Bin ich ihr ähnlich?"

„In gewissen Punkten. Beispielsweise in deiner Gutmütigkeit. Doch in manchen Sachen ähnelst du ihr nicht im Ansatz. Deine Sturheit und dein Ehrgeiz- Das macht dich besonders."

„Und dennoch liebst du mich?"

„Genau deshalb liebe ich dich. Du bist nicht sie."

In diesem Moment wurde mir klar, dass er mich nicht liebte, weil er eine Ähnlichkeit in mir und Lily sah, sondern weil ich nunmal ich gewesen war.

Es gab regnerische Tage, in denen wir Drinnen vor seinem Kamin kokten, gemeinsam auf einem Sessel und dabei eingekuschelt in eine Decke;

„Ich höre dein Herz" kicherte ich.

„Und was sagt es dir, Liebste?"

Ironisch verdrehte ich die Augen „Wenn Herzen tatsächlich reden könnten, dann wäre die Welt um einiges leichter. Menschen würden wissen, was sie wirklich wollen würden und nicht alles tausend mal überdenken."

„Doch das würde nicht bedeuten, dass jeder Mensch seinem Herzen trauen würde" offenbarte Severus mir seine Meinung während er mit seinen Fingern durch meine Haare strich.

„Wie meinst du das?"

„Meines Erachtens würde mancher Mensch sein Herz trügen. Ihm kein Vertrauen schenken oder sich dessen widersetzen, weil der Kopf etwas Anderes für richtig und angemessen hält."

Eine kleine Weile blieb es still und ich dachte über seine Worte nach. Es war jener Moment gewesen in dem ich bemerkte, wie tiefgründig er war und das teils Gedanken durch seinen Kopf schwebten, über die nicht einmal ich bescheid wusste. Mit diesen Worten lehrte und offenbarte er mir eine ganz andere Seite an sich, die ich vorher noch nicht einmal kannte.

„Teuerste- Ist alles in Ordnung?"

„Natürlich" lächelte ich „Nur habe ich das Gefühl, dass so viele Gedanken durch deinen Kopf gehen von denen du mir nie etwas erzählst."

„Das ist sehr richtig. Doch es bedarf nicht jeder Gedanke in meinem Kopf ans Licht zukommen. Manches bleibt besser im Verbogenen und manches sollte auf ewig ein Gedanke bleiben."

„Was meinst du damit genau? Hattest du schon einmal Gedanken, die du nicht haben solltest?"

Mit neugierigen Blick sah ich ihn an.

„Jeder auf dieser Welt wandelnde Mensch beisetzt solch Gedanken."

„Erzähl mir von deinen."

Er grinste; „Des ein oder anderen Abends schwebt wahlmöglich der Gedanke in meinem Kopf, weshalb ich unsere beider Beziehung zueinander nicht offenbare. Weshalb ich unsere Liebe, die wir für einander empfinden, nicht in ganz Hogwarts zeige und zu ihr stehe."

„Weil du sonst deinen Beruf verlieren könntest, Severus. Außerdem, wie würde das bei manch einem Schüler wirken; Ein Professor und eine Schülerin die eine intime Beziehung führen?"

„Aus diesem Grunde sollte es wohlmöglich immer ein Gedanke bleiben. Auch du scheinst dies nicht in Erwägung zu ziehen."

„Das tue ich. Nichts wäre mir lieber als das. Nur denke ich an deine Zukunft und was Dumbledore tun wird, sobald er es erfährt."

„Meines Erachtens würde er es verstehen. Doch ist dies nicht der richtige Zeitpunkt unserer Offenbarung. Wir sollten bis nachdem Krieg warten."

Tage redeten wir über den Krieg. Eines stürmischen Nachts, in der wir beide kein Auge zu bekamen, hatte er mir alles genauestens erzählt. Von seiner Rückkehr, seinen Plänen, seinem Vorhaben, Von dem Krieg der ganz Hogwarts erwartete und Potter's Zusammenhang mit alldem.

Es machte mir eine große Angst, doch Severus versprach mir, auf mich aufzupassen. Und dieses Versprechen war der Grund dafür gewesen, weshalb wir unsere Beziehung vorerst weiter geheim hielten, denn würde der dunkle Lord über mich bescheid wissen, dann würde er mich als Severus Schwäche ansehen und es bestand die Gefahr, dass er mich töten würde.

Natürlich wollte das keiner von uns beiden.

Weder er noch ich.

Doch nach einem unerwarteten und speziellem Besuch sollte sich das Ganze ändern. Einzig und allein aus meinem Versuch, ihn zu schützen..

Severus Snape - Der, den ich nicht lieben durfteWhere stories live. Discover now