Homeless in the US

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Jap, ich bin obdachlos. Meine Gastfamilie macht Urlaub und ich darf nicht alleine im Haus bleiben. Und was macht man dann?? Einfach unter einer Brücke schlafen, wurde mir vorgeschlagen, da kommt man auch leichter an Drogen und Alkohol ran. Danke, aber nein danke.
Meine Lösung war etwas angenehmer: Ein Kurztrip nach Washington D.C. mit ein paar anderen AuPairs, die ich nie zuvor getroffen habe.

Aber davor war noch ein weiteres wichtiges Ereignis: Die Schulaufführung von "Charlie and the Chocolate Factory", in der mein Gastkind einige Rollen übernahm. Da eigentlich die Eltern beim Theaterstück mithelfen sollten, meine Gastmutter aber arbeiten musste, durfte ich das übernehmen. Das beinhaltet dann ungefähr 50 verwirrte Grundschüler in Oompa Loompas zu verwandeln. Als Dank durfte ich dann schon freitagmorgens die Show sehen. Und ja, ich war schon ziemlich stolz, als mein Gastkind alleine auf der Bühne den "Candy Man" Song sang (ich konnte mittlerweile alle anderen Rollen der Szene auswendig mitsprechen und singen).

Aber jetzt zurück nach D.C. und meiner Nicht-mehr-obdachlos-Situation: Freitagabends machte ich mich mit meinem kleinen Rucksack alleine auf den Weg zur Flixbushaltestelle in New York. Dieser hielt natürlich nicht, wie alle anderen Fernbusse, am Port Authority Busterminal, sondern irgendwo auf einem Parkplatz mit einem Container als Büro. Auf diesem Parkplatz war allerdings auch kein Bus zu sehen, der sehr kompetente Mitarbeiter meinte, er wäre irgendwie auf der Strecke verlorengegangen...sehr vertrauenserweckend.
Eigentlich sollte ich dort meine Mitreisenden treffen, doch keine von beiden war am Busparkplatz. Später erfuhr ich, dass sie an der falschen Bushaltestelle warteten und dadurch zwei Busse verpassten.

Gegen zwei Uhr (NACHTS!!!) kam ich am Hostel an, konnte zum Glück noch einchecken und auch die Leute in meinem Schlafsaal waren noch wach und begrüßten mich nett. Ich wollte nie in einem gemischten Schlafsaal übernachten, doch es war kein anderer Platz mehr frei. Leider hatte das System meine Begleiterinnen und mich in verschiedene Zimmer gesteckt, da wir alle getrennt gebucht hatten.
Am nächsten morgen traf ich meine "travelbuddies" dann zum ersten Mal. Zu meiner Überraschung waren es drei und nicht zwei, doch unsere Devise war je mehr, desto besser. Wir waren eine bunt gemischte Truppe: Yu aus China, Anna aus Deutschland, einem Mädchen aus Thailand mit dem passenden Namen Joy und natürlich meiner Wenigkeit.

Anna war gerade erst in den USA angekommen und auch die beiden anderen hatten noch nie die Hauptstadt besucht, deshalb beschlossen wir, mit den Hauptsehenswürdigkeiten anzufangen. Mit einem Uber zur National Mall also. Auf den Weg dorthin versuchte ich mich als Reiseführerin und verbrachte die ganze Fahrt und eigentlich den ganzen Trip damit, Yu zu erklären, dass nicht jedes weiße Gebäude das Weiße Haus war.

Unser Sightseeing begann am Washington Monument, meine Begleiterinnen wollten gerne hinauf, doch wir hatten keine Tickets. Die musste man sich nämlich früh morgens dort abholen, wobei eine Diskussion losbrach, ob wir denn wirklich morgens so früh aufstehen wollten. Der Park Ranger hatte anscheinend Mitleid mit uns und ließ uns ohne Ticket passieren. Während wir in der Schlange warteten und so schnell wie möglich unsere Sandwiches runterwürgten, wurde mir doch etwas mulmig zumute. Hohe Bauwerke und Aufzüge...keine gute Kombi für mich. Vor allem nicht mit "Spiderman: Homecoming" im Hinterkopf. Ich musste wohl oder übel einfach hoffen, dass Spiderman uns retten würde, falls die Aufzugseile reißen sollten. Oben angekommen waren alle Sorgen vergessen. Die Aussicht war einfach unglaublich! Ich hatte D.C. nie von oben gesehen, ich dachte das wäre langweilig, da Washington keine Wolkenkratzer wie New York hatte. Was hatte ich mich geirrt! Die Gärten, Teiche und Brunnen waren im Gesamtbild von oben noch viel eindrucksvoller. Sie waren angelegt, nicht natürlich, aber selbst im tiefsten Winter, natürlich schön. Die Monumente wurden vor Jahrhunderten erbaut und standen immer noch unverändert da. Denkmale für die Ewigkeit.
Weiter gings zum Lincoln Memorial ("Nope, still not the White House"), wir machten ein Fotoshooting mit dem Präsidenten (damit meine ich nicht die lächerliche Orange mit Perücke) und liefen durch die Constitution Gardens.

American Horror Story - Mein Leben als AuPairWhere stories live. Discover now