I studied Niagara Falls

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Ja, ihr habt richtig gelesen. Ich habe die Niagarafälle studiert.

Es ist ja bekannt, dass man in den USA so einige merkwürdige Dinge wie zum Beispiel Ufologie studieren kann. Dagegen ist das Fach "Niagarafälle" ja noch einigermaßen normal. Zwar wird mir dieser Studiengang im weiteren Leben nicht mehr viel bringen, aber zumindest hatte ich meinen Spaß. Besonders bei dem Trip zu den Wasserfällen, wo wir unser gelerntes Wissen (nicht) anwenden konnten. Als AuPair ist es nämlich Pflicht zu studieren: Um das Programm erfolgreich abzuschließen, muss man 6 Credits erreichen. Organisationen wie Cultural Hi-ways versuchen dies so cool wie möglich zu gestalten, mit Angeboten wie der Niagara Falls Class.

Mein Studium bestand aus zwei Teilen: Ein Wochenende theoretischer Unterricht in Washington DC und einem Wochenendausflug zu den Niagarafällen. Für den theoretischen Unterricht fuhr ich am 14. & 15.9 nach DC zur Catholic University of America. Dort empfing uns unser Professor, ein sehr verpeilter Typ namens Sebastian. Meine Klasse bestand aus circa 25 AuPairs aus der ganzen Welt. Obwohl ich dort niemanden kannte, war es ziemlich einfach Anschluss zu finden, denn locker die Hälfte der Mädels kam aus Deutschland. Dass jeder nur wegen des Ausflugs hier war und der Unterricht wirklich völlig egal war, wusste auch der Lehrer.
So machten wir einige lustige Kennenlernspiele und gingen alle möglichen Vorurteile durch (Kolumbianer sind alle Drogendealer, Brasilianer duschen mindestens 5x am Tag, Thailänder bewegen sich nur auf Elefanten fort, alle Südafrikaner sind arm und gewalttätig und Deutsche sind blond und verstehen keinen Spaß). Besonders lustig war das Vorurteil "Alle Österreichen können Alphorn spielen", was der Lehrer absolut nicht verstand und irgendwas mit "Porn" an die Tafel schrieb. Die nächsten 20 Minuten versuchte ich verzeifelt meinen Lachkrampf zu unterdrücken, was nicht besonders gut klappte und ich nach Luft schnappend auf dem Tisch lag. Alles in allem übersprang der Lehrer die Hälfte des Stoffes, wir führten ein Theaterstück auf und durften am Ende 2 1/2 Stunden früher gehen. Mein erster Tag im Studium: Läuft!

Der zweite Tag war weitaus weniger unterhaltsam, jedoch fingen wir erst eine Stunde später an, da unser Lehrer einen "Fender bender" hatte. Dieses Mal, ausgestattet mit Pullis und Schals, fanden wir uns wieder in unserem Klassenraum ein. Ja, Amerikaner übertreiben es echt gerne mit ihrem Air Conditioning. Draußen waren es um die 35 Grad und drinnen herrschten Nordpol Temperaturen. Wir lernten einiges über Nikola Tesla, die Kanadischen Ureinwohner und durften schließlich auch wieder 2 Stunden früher gegen. Als Hausaufgabe mussten wir eins der gestellten "Assignments" machen, die sehr wichtig für das Bestehen des Kurses waren (Upsi).

Am 27.9 ging dann der Ausflug zu den Niagarafällen los. Um 4 Uhr morgens. Den Tag über verbrachten wir im Bus, man braucht von DC circa 10 Stunden bis nach Niagara Falls. Wir Europäer hatten den Vorteil ohne Visum nach Kanada einreisen zu können, während der Rest der Welt auf der Amerikanischen Seite bleiben musste.
Da die einzige Person, die ich kannte aus Südafrika kam und auf der Amerikanischen Seite bleiben musste, kannte ich keinen meiner Zimmernachbarn. Mit 3 völlig fremden Personen ein Zimmer teilen. Das schlimmste: Man musste sich auch ein Bett teilen! Das kann ja was werden, dachte ich mir.
Doch angekommen, sah ich einige Bekannte, zum Beispiel Jenny aus der Boston Crew, wieder. Auch das Zimmer teilen war kein Problem. Die drei übrigen Mädels nahmen mich sofort in ihr Squad auf.

Da in Kanada Alkohol ab 19 erlaubt ist, eine aus unserem Zimmer aber erst 18 war, beschlossen wir nicht feiern zu gehen. Stattdessen aßen wir Pizza und schauten uns Clifton Hill an.
Als ich erfuhr, dass es dort sowas wie einen Rummelplatz geben sollte, stellte ich mir ein paar Buden und einige Fahrgeschäfte vor. Was uns in Clifton Hill erwartete, war etwas völlig anderes. Die ganze Straße war voller Gruselhäuser, Spielhallen, Fahrgeschäften und sogar einer mehrstöckigen Kartbahn.

Jeden Abend um 10 Uhr startet ein Feuerwerk über den Niagarafällen. Dies war eins der schönsten Dinge, die ich je gesehen hab. Die gigantischen Niagarafälle, beleuchtet in allen möglichen Farben und buntes Feuerwerk, welches sich im Wasser spiegelt. Das dauerte zwar höchstens 5 Minuten, war aber ein wirklich besonderes Erlebnis.
Völlig übermüdet vom frühen Aufstehen beschlossen wir dann einfach schlafen zu gehen, denn am nächsten Morgen hatten wir Tickets für eine Bootstour. Eine Organisatorin der Gruppe würde uns um 9 Uhr zur Amerikanischen Seite begleiten. Typisch Deutsch waren wir natürlich viel zu spät und die Gruppe kam uns beim Essen holen schon entgegen (Was dauert denn bitte bei einem Wasser so lange, Starbucks?). Wir (ich war dagegen) beschlossen die Gruppe noch einzuholen und so sprinteten wir zurück zum Hotel und dann zum Grenzübergang, was eindeutig zu viel Sport für mich war.
Die Bootstour "Maid of the Mist" erreichten wir dann doch noch rechtzeitig. Mit einem Aufzug fuhren wir die Klippen hinunter, bekamen große blaue Regenponchos und gingen wie eine Herde Schlümpfe zusammen aufs Boot. Von unten sahen die Fälle noch viel größer aus und man konnte die Naturgewalt wirklich spüren.
Noch größer und schöner als die Amerikanischen Wasserfälle sind die Kanadischen "Horseshoefalls". Mit dem Boot fuhren wir in die Mitte und schon dort wurden wir ziemlich nass und konnten vor lauter Gischt nichts mehr sehen.
Dank des Regenponchos blieb ich auf dem Boot sogar relativ trocken. Das änderte sich, als wir die Treppe an den Wasserfällen hochliefen. Meine Schuhe waren durchweicht und sogar durch den Kragen meiner Regenjacke kam das Wasser. Ich Held hatte natürlich nur Wechselsocken und keine Wechselschuhe dabei.
Da wir aber sowieso ein Ticket für "Cave of the Winds" hatten, beschlossen wir einfach nass zu bleiben. "Cave of the Winds" ist ein Holzpfad der direkt zu den Wasserfällen führt. Man bekam sogar extra Flipflops, da unsere Schuhe aber sowieso schon nass waren, beschlossen wir uns keine zu holen. Mit 2 Regenponchos übereinander wagten wir uns dann zu den Wasserfällen. Ob 2 Ponchos und eine Regenjacke reichen?
Nein! Wir wurden alle klatschnass. Was es aber auf jeden Fall Wert war, denn wir konnten das Wasser der Niagarafälle wirklich ÜBERALL spüren. So machten wir uns also, komplett nass, auf den Weg zurück zur Kanadische Seite. Da wir alle keine Wechselschuhe dabei hatten, stellten wir unsere Lüftung auf ca. 30 Grad und ließen so unsere Schuhe trocknen. Dabei fühlte sich unser Zimmer eher wie eine Sauna an, als wie ein Hotelzimmer.

Endlich trocken beschlossen wir zumindest eine der Attraktionen von Clifton Hill auszuprobieren. Wir entschieden uns für Wizards Golf und freuten uns wie kleine Kinder, dass wir im Schwarzlicht leuchteten.
Nach ein paar drippin' dots (gefrorene Eiscreme) trennten wir uns. Selina und ich (die stolz eine Packung Cider kaufen durfte) machten uns auf den Weg ins Hotelzimmer, während die anderen beiden den Hotelpool austesteten. Nach 3 Flaschen Cider und einem Shot-Cocktail machten wir uns mit zwei weiteren AuPairs auf den Weg zu einer Karaokebar.
Völlig betrunken ließen Selina und ich uns überreden vor ca. 50-100 Kanadiern 99 Luftballons singen. Das Schlimmste war jedoch, dass der Gesang und das Video auf einen Bildschirm auf der Straße übertragen wurde und JEDER uns sehen und hören konnte. Auch konnte jeder andere, der dort auftrat, singen...was man von uns nicht behaupten kann. So grölten wir ein Deutsches Lied mit einem Haufen Leute, die rein gar nichts verstanden. Ziemlich peinlich.

Mit etwas Kater gings dann am nächsten Morgen wieder zurück nach Washington DC, wobei wir den Bus auch nur gerade so erwischten. Im Bus erhielten wir dann ein Zertifikat, was bewies, dass wir unser Studium erfolgreich abgeschlossen hatten.

American Horror Story - Mein Leben als AuPairWhere stories live. Discover now