The REMATCH!!!

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Der Rematchprozess ist ein Albtraum - vor allem, wenn man bei seiner Gastfamilie festsitzt. Da ich den Unfall gebaut hatte, war es mir nicht mehr erlaubt das Auto zu fahren und ohne Auto bist du hier in den USA aufgeschmissen. Die Busverbindung ist hier noch viel schlechter als in Oberreichenbach City. Kaum vorstellbar, aber es fährt hier ganz einfach kein einziger Bus.
So habe ich also die meiste Zeit meines eigentlich zweiwöchigen Rematchprozesses in meinem Zimmer verbracht.
Zu allem Überfluss wurde ich auch noch krank (bisschen zu viel in den Niagarafällen gebadet, würde ich sagen). Um ganz ehrlich zu sein, ging es mir in diesen 2, dann 3 Wochen nicht besonders gut. Sowohl körperlich als auch psychisch. Jedes AuPair im Rematch weiß, wie anstrengend das sein kann. Für Außenstehende mag das zwar nicht so schlimm klingen, doch es ist wirklich eine enorme Belastung.
Du bist in einem völlig fremden Land, die Leute, mit denen du am meisten Zeit verbringst, wollen dich nicht mehr haben. Sie sind unzufrieden, sie wollen dich loswerden. Ersetzen. Du fühlst dich wie ein absoluter Versager. Am schlimmsten war für mich der Gedanke, nach Hause fliegen zu müssen, wenn man in diesen zwei Wochen keine neue Familie findet.
Es war immer mein Traum hier in den USA zu leben, sollte dieser etwa schon nach drei Monaten zu Ende sein?
Dann es heißt warten. Warten bis sich eine Familie bei dir meldet. Du kannst rein gar nichts tun, nur auf eine E-Mail warten und hoffen, dass sich eine Gastfamilie für dich interessiert. Diese Ungewissheit und das Gefühl nichts tun zu können (und natürlich mein nicht endender Schnupfen) machten mich am meisten fertig.

Nach ein paar Tagen ohne eine passende Gastfamilie war ich schließlich verzweifelt genug um Rematch-Gruppen auf Facebook beizutreten und Bewerbungen per WhatsApp zu verschicken. Gebracht hat mich dieser Aufruf allerdings nur zu dem wahrscheinlich merkwürdigsten Gespräch meines Lebens. Eine (angebliche) Gastmutter fragte mich die merkwürdigsten Sachen und wollte danach ein Rollenspiel mit mir machen. Mir war zwar klar dass ich AUF KEINEN FALL zu dieser Gastfamilie gehen würde, dennoch war ich zu neugierig um das Gespräch zu stoppen. Schon das ich sie bei jedem Satz "Mommy" nennen sollte, war ein Grund warum alle Alarmglocken bei mir losgingen. Als ich in dem Rollenspiel schließlich ihre Schuhe ausziehen sollte und sie massieren sollte hats mir dann nun entgültig gereicht und ich sah mich gezwungen diese Person zu melden.
Das ging also schonmal schief. In der nächsten Woche meldeten sich dann zum Glück noch mehr Familien und ich konnte einige Interviews führen. Nach langem Überlegen musste ich mich zwischen zwei Familien entscheiden. 30 Minuten bis New York City vs Haus im Nirgendwo; nur die halbe Woche arbeiten vs Pool im Garten; kein eigenes Auto vs eine Herde Hühner im Garten. Schließlich entschied ich mich für einen alleinerziehenden Vater mit seinen zwei Kindern (6 & 8) in Plainfield, New Jersey. Ich sollte an meinem letzten Tag einen Flug von Dulles nach Newark antreten. Ich war so erleichtert endlich eine Familie gefunden zu haben und nicht nach Hause fliegen zu müssen.

Die schlechte Nachricht erfuhr ich am nächsten Tag von meiner Community Counslerin. Während ich mit Avery gemütlich in unserem Deckenfort lag, versuchte sie mich mehrere Mal zu erreichen. Als ich sie schließlich zurückrief teilte sie mir mit, dass mein Rematch aufgelöst wurde! Sie hatten anscheinend gerade von dem alten AuPair erfahren, was in dieser Familie wirklich los war. Was allerdings genau los war, konnte mir keiner erzählen. Es muss jedoch ziemlich schlimm gewesen sein, denn die Familie wurde aus dem Programm geschmissen und bis das passiert, bedarf es einiges an Fehltritten.

Ich war wieder bei Null. Koffer gepackt, abflugbereit aber kein Ziel in Sicht. Meine Community Counslerin gab mir eine weitere Woche Zeit um eine neue Familie zu finden. Das war schwieriger getan als gesagt. Die übrigen Familien, die sich für mich interessiert hatten, wollten natürlich nichts mehr von mir wissen, da ich ihnen mit allem möglichen Ausreden abgesagt hatte. So saß ich wieder da. Keine Familie die mich aufnehmen würde und nur eine Woche Zeit bevor ich die Heimreise antreten musste. Zu meinem Glück war meine alte Gastfamilie bereit mich eine weitere Woche aufzunehmen, arbeiten zu lassen und zu versorgen. Dies muss man ihnen hoch anrechnen, sie waren immer nett zu mir und behandelten mich wie ein Familienmitglied, obwohl sie mich gefeuert hatten. Die einzigen, die sich über den Rausschmiss meiner neuen Familie freuten, waren meine Gastkinder. Die beiden führten einen Freudestanz auf, nur weil ich eine Woche länger bei ihnen bleiben würde (jaaah, jemand mag mich).

Schließlich fand ich eine Familie nur einen Ort weiter ebenfalls in Virginia. Die Eltern schienen sehr nett, die Kinder würde ich allerdings erst bei meiner Ankunft kennenlernen. Da die beiden (Mädchen 6, Junge 9) nicht wussten, dass ihr altes AuPair die Familie verlässt. Am letzten Abend überraschte mich meine Gastfamilie mit einem Besuch bei unserem Lieblingsmexikaner (man kann dort seine eigenen Tacos machen!!!). Donnerstags ist dort Karaokeabend, dieses Mal war ich aber glücklicherweise nicht diejenige, die gesungen hat. Meine beiden kleinen Gastkinder starteten mit einem Dolly Parton Song und waren sofort Feuer und Flamme. Des weiteren unterhielten sie dann das ganze Restaurant mit wild durcheinandergewürfelten Songs wie Thriller, Y.M.C.A., Songs von Taylor Swift und Aladdin. Der Abend endete schließlich mit Käsedipp in meinen Haaren (Danke Avery) und einer geplanten Konzerttour von dem unschlagbaren Duo Cameron & Avery.
Um auf die Aussage meines Gastvaters "I'm sure Julia will miss you girls farting while sitting on her lap" zurückzukommen, Ja, ich werde meine beiden Troublemaker vermissen. Trotz des Rematchs hatte ich hier drei ziemlich chaotische, aber vor allem ziemlich schöne Monate. Ich bereue es nicht, mich damals für diese Familie entschieden zu haben.

American Horror Story - Mein Leben als AuPairWhere stories live. Discover now