Gefängniskampf

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Jodie hatte eine Weile geschlafen, ehe sie von einem lauten Knall geweckt wurde. Sie schreckte hoch. Es hatte sich ganz nach einer Detonation angehört. Sie stand auf, verließ die Zelle und ging zum vergitterten Fenster im Trakt. Als sie auf den Hof sah, blieb ihr fast das Herz stehen.

Ein Panzer stand vor dem Zaun des Gefängnisses und um den Panzer war eine ganze Armee versammelt und als Jodie genauer hinschaute erkannte sie auf dem Panzer einen Mann, von dem sie schon lange nichts mehr gesehen hatte.

Der Gouverneur.

Er war wieder da. Und er hatte eine Armee um sich geschart.

Jodie wusste, was der Plan war, wenn es zur Flucht kommen musste. Sie lief in ihre Zelle, nahm den Rucksack und stopfte alles wichtige hinein. Sie wollte zum Bus laufen, wie vorgesehen, doch auf halben Weg stockte sie.

Sie sah das Gewehr in ihrer Hand. Sie war nicht wie die anderen Kinder und sie würde nicht davon laufen und Rick, Daryl und die anderen ihrem Schicksal überlassen, sie würde helfen.

Sie würde kämpfen.

Jodie lud klickend das Gewehr durch und lief in den Hof. Dort hatten sich Maggie, Beth, Daryl, Carl und die anderen bereits positioniert, zielten mit ihren Waffen auf die Leute vom Gouverneur, die vor dem Zaun standen. Rick stand innerhalb der Zäune und sprach auf den Gouverneur ein. Mit Schrecken erkannte Jodie auf die zwei Leute, die vor dem Panzer knieten.

Michonne und Hershel.

Jodie positionierte sich neben Daryl und Carl und zielte mit dem Gewehr auf die anderen Leute.

Daryl warf einen Blick zu ihr, der ihr ganz klar sagte: „Verschwinde von hier, bring dich in Sicherheit!" Doch Jodie blickte ihn nur eindringlich an und er verstand.

Sie würde hier nicht weggehen. Sie würde kämpfen. Um das Gefängnis und ihre Heimat.

„Schieß nur, wenn du ein sicheres Schussfeld hast, wir dürfen keine Munition vergeuden", raunte er ihr zu und sie nickte. Cole tauchte neben ihr auf.

„Jodie, geh zu den anderen Kindern. Wir müssen flüchten!", raunte er ihr zu. Doch Jodie schüttelte den Kopf. Niemals würde sie jetzt weggehen.

„Wie groß sind unsere Chancen?", fragte Cole dann Daryl.

„Die haben einen Panzer, wir haben Mauern und mehr Schutz. Mal sehen", brummte dieser nur.

Jodie verfolgte das Geschehen bei den Zäunen. Rick, der mit dem Gouverneur redete, auf ihn einsprach, bemüht alles in Ruhe zu regeln. Hershel und Michonne, die auf dem Boden knieten und der Gouverneur, der ausdruckslos zuhörte.

Schließlich hörte Rick auf zu reden, sah den Gouverneur erwartungsvoll an und sie sah Hershel, der Rick anblickte. Er war zu weit weg, als das sie seinen Gesichtsausdruck deuten konnte, aber sie war sich sicher, dass Hershel stolz auf Rick war. Stolz, dass er alles versucht hatte. Und Jodie war es auch. Einen Moment lang hielt der Gouverneur inne, Michonnes Katana in der Hand.

Dann ging alles ganz schnell. Er schlug mit dem Schwert gezielt zu und Hershel's Hemd färbte sich an seinem Kragen rot. Blut trat aus seinem Hals und bildete einen immer größer werdenden Fleck, der sich über sein Hemd verteilte. Hershel zuckte, sank zu Boden, zitterte.

Hershel. Nein. Jodie hatte das Gefühl, dass einen Moment lang ihr Gehör aussetzte. Sie sah Daryls, Coles entsetzten Blick, sah wie Maggie und Beth weinten und schrien, aber sie hörte nichts.

Erinnerungen durchfluteten sie für einen Moment. Hershel, der sie verarztet hatte. Hershel, der sie gütig anlächelte. Hershel, der sie getröstet hatte, als sie mal wieder von den anderen Kindern geärgert worden war. Hershel, der seine Töchter umarmte.

Silent FighterWhere stories live. Discover now