Hilflos

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Es kostete Daryl einige Stunden, um Jodie zu finden. Ihre Spur war nicht immer leicht zu verfolgen, da es zwischendurch geregnet hatte und Spuren verwischte. Dennoch war er sich ziemlich sicher, dass er die richtige Spur verfolgte.

Und nach etwa vier Stunden, fand er sie. Inzwischen war er der nächsten Stadt schon ziemlich nahe gekommen. Es war vielleicht vom Highway aus, nur noch ein halbe Meile und die Sonne begann bereits langsam zu sinken. Die Blätter und Bäume erstrahlten in goldenem Licht. Daryl wusste, dass Jodie diese Tageszeit am liebsten hatte und er mochte sie eigentlich auch. Zwar wurde es dann langsam zu spät zum Jagen, aber es war schön die Sonne so zu genießen. Wie sie alles in Gold tauchte und einen wärmte. Sie war nicht mehr drückend heiß, sondern nur noch warm und wohltuend.

Er hatte Jodie oft gesehen, wie sie einen Moment mit geschlossenen Augen zwischen den Bäumen gestanden hatte und ihr Gesicht der untergehenden Sonne entgegen gestreckt hatte. Ihre rotbraunen Haare hatten sich im Licht in Gold verwandelt und Daryl hätte es in diesen Momenten zu gerne berührt.

Und auch diesmal fand er sie so. Die Augen geschlossen, das Gesicht, der Sonne entgegen gestreckt, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.

Den Rucksack auf dem Rücken. Sie wirkte beinahe friedlich und fast schon fühlte Daryl sich schuldig, sie in diesem friedvollen Moment zu stören. Aber das Gefühl der Enttäuschung, dass sie ohne ein Wort verschwunden war, übersiegte und er polterte los.

„Kannst du mir mal verraten, was das werden soll? Haust einfach ab, ohne ein Wort zusagen und wir machen uns die größten Sorgen! Wo dachtest du, gehst du hin, hm?", fauchte er.

Jodie drehte sich zu ihm um, sah ihn an.

In ihren Augen spielten sich so viele Emotionen. Schmerz, Entschlossenheit, Angst...

Er begriff. Sie war gegangen, damit sie keine Angst mehr haben musste, dass jemand sie verletzten würde.

„Jodie, ich weiß, dass du Angst hast, aber du kannst nicht alleine hier bleiben. Wir brauchen dich im Gefängnis. Du bist ein wichtiges Mitglied und...hier bist du nicht sicher!"

Jodie amtete tief durch und sprach dann tatsächlich einen einzigen Satz.

„Ich bin nirgendwo sicher!"

Daryl verinnerlichte einen Moment, dass sie wieder gesprochen hatte. Für ihn, damit er verstehen konnte.

„Wir brauchen dich dort. Bitte, komm mit uns. Wir schicken Roderick und die Anderen weg und du brauchst keine Angst mehr zu haben."

Daryl bemühte, sich seine Stimme ruhig und sanft klingen zu lassen, um Jodies Zutrauen zu gewinnen.

Jodie schüttelte jedoch den Kopf und schrieb etwas auf ihren Arm.

Daryl griff sanft ihren Arm und las die Botschaft.

„Ich bin nicht hier sicher, aber auch nicht im Gefängnis. Und du kannst mich nicht rund um die Uhr beschützen."

„Wenn Roderick und die Anderen weg sind, muss dich niemand mehr beschützen. Keiner wird dir mehr etwas tun."

Doch Jodie schüttelte den Kopf.

„Es hassen mich bereits genug Leute im Gefängnis. Was wenn wieder jemand versucht mich zu töten? Was wenn es wieder passiert und diesmal kann mich keiner retten? Ich gehe lieber, solange ich noch die Chance dazu habe", schrieb sie auf ihren Arm.

„Und die Leute, denen du wichtig bist? Willst du Cole und die Anderen einfach so zurücklassen? Ohne ein Wort? Willst du mir nicht wenigstens...", weiter kam er nicht.

Ein lautes Brüllen war noch zu hören und dann stürzte sich plötzlich etwas seitlich auf Daryl.

Er wurde zu Boden gerissen und alle Luft wurde aus seinen Lungen gepresst, als er plötzlich zu Boden gepresst wurde und erneut ein lautes Brüllen erklang.

Silent FighterWhere stories live. Discover now