Nur ein Wort

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1 Monat später...

Daryl betrachtete Jodie nachdenklich. Sie saß mit ihrer Gitarre auf ihrem Bett und spielte gedankenverloren, ganz leise eine Melodie vor sich hin. Auch wenn sie nie etwas sagte, mittlerweile verstand er sie auch schon fast ohne Worte. Dieses Verhalten jedoch wusste er nicht recht zu deuten. Sie war wieder völlig in sich gekehrt und niemand schien in diesem Moment an sie heran zu kommen. Als hätte sie sich völlig eingeigelt.

Das jagte ihm eine Scheißangst ein. Er dachte an die vergangenen vierundzwanzig Stunden zurück und fluchte innerlich. Warum war er nicht schneller da gewesen?

„Brauchst du irgendwas?", fragte er sie zögerlich. Vorsichtig. Sie lächelte ihn schwach an schüttelte den Kopf.

„Geh schlafen, Kleine", setzte er schließlich nur noch nach und ließ sie dann alleine. Als hätte der Fluchtinstinkt in seinem Körper wieder die Führung übernommen. In seiner Zelle setzte er sich schließlich auf die Pritsche und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Erneut kam die Erinnerung in ihm hoch. Unaufhaltsam und drängend schoben sich die Bilder wieder in seinen Kopf wie ein beschissenes Kopfkino und lenkten ihn auf den heutigen Nachmittag zurück.

*****

Er war mit Rick in einem Gespräch gewesen, weshalb er Jodie allein bei seinem Motorrad gelassen hatte. Alle im Gefängnis wussten, dass sein Bike für Daryl heilig war und er niemanden einfach so damit hätte fahren lassen. Aber Roderick, einer der Halbstarken, fand es dennoch so cool, dass er mit zwei seiner Freunde eine kleine Spritztour machen wollte. Jodie war dort gewesen und hatte mit einem Schraubenschlüssel die Radschrauben nachgezogen, so wie Daryl es zuvor getan und ihr gezeigt hatte. Roderick hatte das Bike nehmen wollen, worauf Jodie ihn ruhig aber bestimmt abgehalten hatte. Carl, der zufällig mit Judith auf dem Arm in der Nähe gewesen war, hatte alles beobachtet.

Als Roderick erkannte, dass Jodie ihm das Bike nicht einfach so überlassen würde, hatte er versucht sich einfach darauf zu schwingen, worauf Jodie ihn sanft aber bestimmt wieder weg geschubst hatte. Auch Carl war nun dazu gekommen und hatte Roderick gesagt, dass er und seine Freunde sich nicht einfach so Daryls Bike nehmen durften. Roderick hatte das ignoriert und riss das Lenkrad schließlich mit Gewalt an sich, worauf eine heftige Diskussion zwischen ihm, Carl, seinen Freunden und Jodie ausgebrochen war, die damit endete, dass Roderick auf Jodie losging, da sie ihm vehement den Zugang zum Motorrad verweigerte. Lautstark fluchte und schubste er sie, schmiss ihr hässliche Dinge an den Kopf.

„Du kannst dich glücklich schätzen, dass du Daryl hast, denn ohne ihn wärst du gar nichts und wir hätten dich schon längst fertig gemacht. Alle hätten dich verlassen, so wie deine Familie es getan hat. Ich sollte dich vertrimmen, so wie es dein Stiefvater immer getan hat!"

Bei diesem Satz verlor Jodie die Beherrschung, holte mit dem Schraubenschlüssel, der sich noch in ihrer Hand befand, aus und schlug ihn Roderick um die Ohren. Unter lautem Stöhnen blieben ihm die giftigen Worte im Hals stecken und er ging zu Boden.

Dummerweise hatte sein Vater Fred gesehen, wie Jodie ihm den Schraubenschlüssel ins Gesicht geschlagen hatte. Fred, der seinen Sohn ohnehin viel zu sehr in Schutz nahm und keine Fehler bei ihm sehen wollte, rastete aus und stürzte sich auf Jodie. Gott sei Dank, waren in diesem Moment Rick und Daryl zurückgekehrt und hatten die beiden schnell voneinander getrennt, wobei Jodie in ihrer Panik mit dem Schraubenschlüssel um sich geschlagen und dabei Fred an der Hüfte getroffen hatte. Vielleicht war es auch Absicht gewesen.

Dank Carl konnten sie die Situation zwar schnell klären, dennoch hatte Fred sich nicht beruhigen können. Er hatte Jodie angeschrien, gebrüllt, dass sie völlig wertlos sei und sich niemand um sie scheren würde und sie vollkommen durchgedreht wäre. Er verlangte von Rick, dass er Jodie fortschickte, was dieser natürlich ablehnte. Als Fred daraufhin brüllte, dass sie eine Bedrohung für alle sei, vor allem für seinen Sohn und die Kinder, hatte Jodie den Schraubenschlüssel fallen gelassen, sich ihre Armbrust geschnappt und war in den Wald gelaufen.

Silent FighterWhere stories live. Discover now