☆Light - 25☆

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Stundenlang saß Stephen hier, starrte verloren geradeaus auf den leblosen Körper seiner Freundin. Tony Stark hatte Mühe gehabt, ihn samt Jenna von der Straße zubekommen. Erst mit der Hilfe von Wong und den anderen haben sie es geschafft, den Magier zu überzeugen, gemeinsam ins Sanctum Sanctorum zurückzukehren. Und nun saß er hier alleine auf einem unbequemen alten Holzstuhl und verschwendete nicht eine Sekunde seine Freundin aus den Augen zulassen. Seine Augen, die sich immer wieder mit Tränen füllten, waren mittlerweile so gerötet, dass Stephen froh war, den Schmerz zu fühlen, um von seinem inneren Leiden abzulenken. Eine tiefe Wunde war in ihm entstanden und nun wusste er, wie es sich anfühlte, wenn man innerlich starb. Genauso alleine gelassen mit einem Loch in seinem Herzen und keinen Ausweg, diese Leere zu füllen. Doch so sehr sich Stephen im Moment nichts Sinnlicheres wünschte, als ebenfalls alles hinter sich zulassen, konnte er es nicht. Er musste für Sie stark sein, er hatte es ihr immerhin versprochen, na ja, insgeheim irgendwie. Sie würde es ihm niemals verzeihen, sollte er auf solch eine Art und Weise schwach werden, er müsste für sie da sein. Das zu Ende bringen, was beide angefangen haben. Er konnte nicht Aufgeben und die Menschheit ihrem Schicksal überlassen, doch vergessen konnte er den Schmerz nicht, sie konnte er nicht vergessen...
Weshalb er wusste, wie angreifbar er im Augenblick war.
Erneut rannten mehrere Tränen über Stephens Wangen und fielen stumm zu Boden. Erschöpft lehnte dieser seinen Kopf auf Jennas mittlerweile erkalteten Körper, hoffte, betete einen Herzschlag zuhören, doch vergebens. Die Dämonen hatten ihm alles genommen.

Stumm aus seiner Schattenwelt beobachtete Andras den Magier, wie er schon seit 12 Stunden einfach nur dasaß und über sein Versagen nachdachte. Ruhig lief der Dämon um die Liege, auf der man die junge Frau abgelegt hatte. Das Zimmer war dunkel und stickig. Beschrieb genau den Zustand wie sich alle beteiligten im Augenblick fühlten. Man hatte ihnen buchstäblich das Licht genommen, die Hoffnung, das Gleichgewicht. Etwas, was sich sofort auf der Welt bemerkbar machte. Denn obwohl heiligster Tag draußen war, färbte sich die Umgebung in ein Sonnenuntergang ähnliches Licht. Die Menschen sprachen von einem Wetter-Phänomen, was nur alle 100 Jahre auftreten sollte, doch die Zauberer und die Dämonen wussten, dass es gerade einmal der Anfang war. Der Anfang von etwas schlimmen und bis jetzt hatte niemand eine Idee, wie man dies aufhalten könnte.

Nachdenklich beobachtete der Dämon den Magier, bis noch jemand den Raum betrat und Andras ruhig an Stephen vorbei sah. Er musterte die blonde Frau, während sie auf Stephen Strange blickte, sie konnte den Dämon nicht sehen, dachte er zumindest.

Eine in Schwarz gekleidete Frau war hinter Stephen erschienen und als der Magier ihr Auftauchen bemerkte, verschwendete dieser nicht einmal seine Energie, um sich umzudrehen. Ihre Schritte halten durch den kahlen Raum und vorsichtig lief sie um die Liege herum, gefolgt von Stephens kalten Blick, der die Fremde zwar erkannte, aber keine Interesse zeigte, irgendetwas zu erwidern. Erst als Cadie ihren schwarzen Lederhandschuh auszog und beherzt ihre Hand auf Jennas kalte Stirn legte, horchte der Magier auf und sprang vom Stuhl.„Was soll das werden?", fuhr er sie direkt an, doch Cadie blieb ruhig und schloss für einen Moment ihre Augen. Stephen hielt gespannt den Atem an, konnte sie es wirklich schaffen Jenna wieder zum Leben zu erwecken? Der Gedanke war zu schön, um wahr zu sein, was sich in der nächsten Sekunden bestätigen sollte.

Cadie bemerkte nichts, nichts, was sie hätte zurückholen können. Die Seele hatte den Körper bereits verlassen und befand sich an einem Ort, dem es der Frau unmöglich machte, sie von dort zu befreien, das spürte CAT einfach.
„So verloren.", nuschelte die geheimnisvolle Frau, als sie ihre strahlend grünen Augen öffnete und ruhig zu dem Magier sah. Spürte, wie er ein Funken Hoffnung in ihre Kraft legte, doch auch verstand, dass Cadie nichts mehr tun konnte. Stephens Blick senkte sich zurück auf Jenna, als er begriff, dass es zu spät war. Wie Andras erklärt hatte, war es nicht möglich, eine Seele aus den Tiefen der Hölle zu befreien. Wenn er nur daran dachte, was Jenna gerade durchmachen musste. Abermals sammelten sich Tränen in Stephens Augen, als er schnellen Schrittes den Raum verließ, um nicht erneut in tiefer Trauer zu versinken.

Andras sah dem Magier hinterher und schließlich zurück auf die kurzhaarige blonde Frau, dessen Blick sich ebenfalls auf die Bändigerin gesenkt hatte. Bis Cadie plötzlich zu ihm aufsah und ihm direkt in die Augen blickte. Sie konnte ihn nicht sehen, oder etwa doch?
Ihre grünen Augen musterten ihn und langsam kam sie näher auf den Dämon zu gelaufen und streckte ihre zierliche Hand nach diesem aus. Kurz vor Andras stoppte sie und begann zu lächeln, sie konnte ihn zwar nicht direkt sehen, aber Cadies Instinkte und katzenähnliche Fähigkeiten hatten sie nicht getäuscht.

„Was macht ein Dämon hier?", sprach sie in den Raum und ohne Andras weiter Beachtung zu schenken, zog sie ruhig den Handschuh über, um sich schließlich entspannt in den Stuhl fallen zu lassen. Andras überlegte kurz nichts zu sagen, doch jetzt hatte die blonde Frau sein Interesse geweckt. Weshalb er seine Schattenwelt verließ und augenblicklich in voller Gestalt vor Cadie erschien. Seine Hände hatte er lässig in der Anzugjacke gesteckt und fragend lagen seine weißen Augen auf der Frau, die ihn verschmitzt anlächelte. Es freute sie, dass ihre Instinkte wieder einwandfrei funktioniert hatten.
„Verstehe, du bist der Dämon von vor 5 Jahren. Der sich unsterblich in unsere Freundin hier verliebt hat, habe ich recht?" Andras grinste süffisant, als er nachdenklich um die Liege lief und verträumt über Jennas kalte Haut strich.„Spricht sich das so herum?" Über seine Schulter hinweg sah er zu Cadie, die ihn genaustens beobachtete. Bis die blonde Frau von dem Stuhl aufstand und direkt auf Andras zu lief. Ihr schwarzes, eng anliegendes Lederoutfit betonte wunderbar ihren weiblichen Körper und hüfteschwingend kam diese vor dem Dämon zu stehen. Ihre grünen Augen musterten die Kreatur neugierig und Andras Mund schob sich zu einem kleinen Lächeln nach oben, als er zu ihr hinuntersah.

„Ehrlicherweise habe ich das aus Tonys Gedanken. Als ich in wiederbelebt habe, habe ich einiges aus seiner Vergangenheit gesehen."
„Ich weiß!", betonte der Dämon kühl und sah der Frau tief in die Augen, die ihn mit einem spielerischen Lächeln ansah.
„Ich habe einen Dämon noch nie aus der Nähe betrachtet, ehrlicherweise habe ich mir euch etwas, na ja, gefährlicher vorgestellt." Schnell drehte sich Cadie auf den Zehenspitzen um. Er verstand sofort, das diese Frau versuchte mit ihm zu spielen. Sie wollte etwas erfahren, was es war, wusste er noch nicht. Aber wäre er ein Mensch und würde ansatzweise Wert auf Verführungstechniken legen, hätte sie wahrscheinlich sogar Erfolg bei ihm gehabt.
„Und ich habe noch nie solch eine wieder wertiges Mischwesen gesehen wie dich.", fuhr Andras Cadie trocken an und lächelte dabei übertrieben. Ihre grünen Augen leuchteten auf und erwiderten die Geste des Dämons, als sie sich ihm wieder ein wenig näherte.
„Wieso Dämon? Wieso ausgerechnet bist du die große Ausnahme und kannst tatsächlich so etwas wie Liebe empfinden?" Cadie musterte Andras neugierig und während er über seine Antwort nachdachte, bildete sich ein kleines, aber feines Grinsen auf seinem Gesicht. Langsam beugte der blonde Dämon sich nach vorne, roch ihren süßlichen Duft und spürte ihre kurzen lockigen Haare an seiner blassen Haut.„Auch ich war mal ein Mensch!", flüsterte Andras ruhig in Cadies Ohr und als sie gerade etwas erwidern wollte, war Andras bereits in einer Rauchwolke verschwunden.

Mit einem nachdenklichen Ausdruck stand Cadie da und dachte über die Antwort des Dämons nach. Sie hatte sich vorgenommen, sich nicht noch einmal in die Angelegenheiten der Avengers einzumischen, doch mit dem Verschwinden des Lichts musste sie sich selbst vergewissern, dass die Bändigerin verstorben war. Was dadurch in Zukunft passieren sollte, wusste auch Cadie nicht, doch dass noch etwas Schlimmes auf die Menschen zukommen sollte, das wussten alle!

Mit wehendem Mantel lief Cadie durch die Gänge des Sanctum Sanctorum und verschwand genauso schnell, wie sie aufgetaucht war. Gerade als sie durch die Eingangstür nach draußen treten wollte, war es wie ein innerer Drang, der sie Zwang zur Seite zu schauen und dort stand er unmittelbar einige Meter von ihr entfernt. Tony Stark, der Mann, dem sie einmal so viel vertraut hatte und der Mann, der sie mehr verletzt hatte als alles andere auf der Welt.
„Cadie?", hörte sie ihn noch rufen, als sie auch schon die Tür hinter sich zu fallen ließ.
„Cadie, jetzt warte doch bitte!", mit den Worten folgte Tony ihr auf die Straße, wo von Cadie jedoch schon jede Spur fehlte.

Light (Dr.Strange FF - Buch 2)Where stories live. Discover now