☆Light - 35☆

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Lethe konnte es nicht in Worte oder in Gedanken fassen, wie lange sie und die anderen durch die unzähligen Gänge der Hölle liefen. Nur eines stand für den rothaarigen Engel fest, ihr ging es von Sekunde zu Sekunde schlechter. Hätte sie geahnt, wie die dunkle Energie an ihrem Körper zerren würde, hätte sie nie auf den Himmel gehört und den beiden Menschen und dem Dämon begleitet. Insgeheim hatte sie sofort ein mulmiges Gefühl gehabt, als der Himmel so derartig komisch reagiert hatte. Wild diskutierend haben sie auf den Todesengel eingeredet. Ein solch merkwürdiges Verhalten kannte sie nicht von den obersten Befehlshabern. Seit Hunderten von Jahren waren sie immer stets einer Meinung gewesen, doch im Nachhinein verstand Lethe, wieso einige nicht begeistert waren, einen Engel in die Höhle zu schicken. Ihre Flügel, die durchaus da waren, aber mehr wie eine unsichtbare magische Kraft an ihren Schultern ruhte, brannten bereits einzelne Federn aus. Man konnte es nicht sehen oder hören, doch Lethe spürte, wie jede einzelne Feder langsam zu glühen begann und bis an den Kiel verschmorte.

Gefangen in ihren Gedanken, um den Schmerz einigermaßen zu ignorieren, bemerkte sie nicht, wie Andras vor ihr zu stehen kam und ihr einen Blick zu warf, den selbst die Bändigerin sofort deutete. Diese zog kurz, aber kräftig an Stephens Mantel und ruhig sahen alle Beteiligten sich an. Nervös blickte Andras um die Kurve, doch niemand war zu sehen.

"Alles in Ordnung Lethe?", fragte Jenna vorsichtig nach.
"Nichts ist mit ihr in Ordnung, das sieht man doch.", fuhr Andras um Jenna herum und deutete auf den Engel. "Wusstest du etwa davon, dass es ihr so schlecht gehen würde?" Skeptisch beäugte Stephen den Dämon und schließlich den Engel.

"Nein, wie denn auch? Es war noch nie ein Engel in der Hölle, außer halt ..."
"Außer was?", hakte Stephen nach. "Ja, außer er ist ein gefallener Engel natürlich, wie Vater oder paar ranghöhere Wesen hier." Andras zuckte mit den Schultern, während Lethe taumelnd halt an einen der Felsspalten suchte. Komischerweise schien sie als einzige derartige Probleme zu haben. Am Anfang hatte man den beiden Menschen ebenso die kräftezehrende Tortur angesehen, doch mit jeder Minute, die sie in der Hölle zu seinen schien, hatten die beiden sich an die Umgebung gewöhnt.
"Bring sie hier raus Andras.", forderte Jenna den Dämon auf und amüsiert stemmte dieser seine Hände in die Seite.  "Das kann ich nicht! Wir können von Glück reden, bis jetzt niemanden begegnet zu sein, aber der Weg zurück wäre jetzt viel zu weit.", rechtfertigte dieser sich.

"Lethe, dann musst du dich selbst rausholen, so wie du mich aus der Hölle gezogen hast!", schlug Jenna ruhig vor, wurde aber im nächsten Moment abgeblockt, als der Engel nur still mit dem Kopf schüttelte.
"Das geht nicht, ich habe nicht mehr die Kraft dazu und selbst wenn, würde das einen riesen Aufschrei geben, dann wüsste jeder bescheid wo ihr euch gerade ..."
"Psst!", wurde Lethe im Reden unterbrochen und augenblicklich zog Stephen seine Freundin in eine kleine Nische in Deckung. Schallende Schritte durchfluteten die Höhle, irgendjemand lief direkt auf die beteiligten zu. Andras deutete den anderen ruhig zu bleiben, während der Dämon sich ein klein wenig aus seinem Versteck löste und lässig seinen Anzug falten frei zog. Mit mehreren Schritten anlauf schlenderte Andras um die Ecke.

"Was machst du denn hier?", ertönte noch die überraschte Stimme der kleinen Dämonin, als diese von einem gurgelnden Geräusch untermalt wurde. Verwundert kamen die anderen beteiligten aus ihrer Deckung gelaufen, als im selben Moment Andras die silberne Klinge aus dem Hals der jungen Frau zog und diese keine Sekunde später zu Staub zerfiel. Entsetzt sah Jenna zu dem Blonden, der bloß verwundert mit den Schultern zuckte.

"Und das war jetzt nicht auffällig?", fuhr die Bändigerin Andras von der Seite an, doch dieser lächelte nur. "Was hätte ich denn machen sollen?", erklärte er sich trocken und Augenrollend wimmelte Jenna den Blonden ab. Sie wusste, dass er recht hatte, immerhin durften sie sich unter keinen Umständen zu schnell entdecken lassen.

"Trotzdem ist dieser Staubhaufen ganz schön auffällig!", mischte sich Stephen ein, der jedoch nur einen genervten Blick von dem Dämon erntete. Im Hintergrund kam Lethe taumelnd zu stehen und Andras Gesichtszüge entspannten sich ein wenig. "Lasst uns weiter." Strammen Schrittes stürmte der Dämon an Stephen vorbei und auch Jenna sah zu dem Engel, die jede weitere Sekunde schlechter aussah. Bevor Andras um die nächste Ecke verschwand, stoppten Jennas Worte den Dämon. "Ich bin dafür das Lethe hierbleibt!"
"Bitte? Sie kann nicht hierbleiben!", sprach Andras genervt und lief langsam zu den dreien zurück. "Andras, guck sie dir doch an, wenn wir weiter gehen, wird sie das nicht überleben!", erwiderte Jenna streng und als Stephen sich gerade einmischen wollte, ertönte eine schrille Stimme hinter ihnen.

"Ja wen haben wir denn hier!" Erschrocken drehte die Bändigerin sich um, als sie die kalte Aura hinter sich spürte. Eine Gänsehaut durchfuhr ihren Körper, während Jenna in eiskalte Augen sah. In tote Augen.
"Ruha.", sprach Andras den Namen seiner Schwester laut aus und als würde es etwas bringen, positionierte Jenna sich schützend vor dem Engel. Doch einen wirklichen Plan hatte sie nicht.

Lässig schunkelte Ruha von einem Bein auf das andere. Dabei fiel allen das schwarze Buch auf, das auffällig mit einem dicken Band an Ruhas Hüfte befestigt war. Kurz sah Stephen über seine Schulter zu dem blonden Dämon und für einen Moment verlor Andras sein sonst lässiges Lächeln. Sofort erkannte dieser das Buch, nach dem er die ganze Zeit gesucht hatte. Aber er hätte nie damit gerechnet, dass ausgerechnet der Tod die verbotene Schrift besaß. Das Buch wo drin stand, wie man tatsächlich den Teufel tötete, auch wenn Jenna es deutlich gemacht hatte, dass sie dies nicht tun durften, hatte Andras noch eine Rechnung mit seinem Vater offen.

Light (Dr.Strange FF - Buch 2)Onde histórias criam vida. Descubra agora