☆Light - 11☆

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Verdutzt betrat Stephen seine Wohnung, als er ein blaues Licht aus seinem kaputten Fenster huschen sah. Ohne nachzudenken, rannte dieser auf die zersprungene Scheibe zu und blickte vorsichtig hinunter. Er entdeckte Iron Man der über eine Person kniete. Augenblicklich wurde dem Doktor heiß und kalt zu gleich, als er kurz darüber nachdachte, dass Jenna vielleicht dort unten liegen könnte. Dieser Gedanke ließ seine Sinne schummrig werden und beinah hätte er das Gleichgewicht verloren. Obwohl er wusste, dass niemand solch einen Sturz überleben konnte, wollte er keinen weiteren Gedanken daran verschwenden, dass seine Freundin eventuell aus dem Fenster gesprungen war. Warum sollte sie das auch tun? Ja, er hatte sich verdammt dämlich verhalten, aber bitte, das war kein Grund!

Lächelnd hockte Nakaa in der Ecke, als der Magier an der Dämonin vorbeirannte und sie im Schutz des schwach beleuchteten Wohnzimmers nicht sehen konnte. Auch wenn Jennas Seele nur kurz den Körper verlassen hatte, war sie dennoch für mehrere Sekunden tot gewesen. Hoffentlich würde dies für das Brechen des Siegels ausreichen. Nakaa verschwand in der Schattenwelt, denn sollte die Bändigerin erwachen, wäre es für die Dämonin besser weit genug entfernt zu sein.

Stephen drehte sich um und formte ein Portal. In seinem Kopf pochte nur ein Gedanke. Ein letzter Wunsch in seinem Leben. Lass es bitte nicht Jenna sein! Doch bevor der Doktor überhaupt aus dem Portal ausgetreten war, konnte er die Bändigerin erkennen. Die braunen langen Haare hingen ihr wild übers Gesicht, während Tony Stark ihn verzweifelt ansah. Tonys Augen verrieten ihm genug, sodass Stephen verstand, wie ernst es tatsächlich um Jenna war. Eilig lief der Doktor auf die beiden zu. Warum lag sie überhaupt hier? Sollte seine Freundin tatsächlich aus dieser Höhe gefallen sein? Nein, dafür schien sie zu unverletzt. Außerdem konnte Jenna die Luft bändigen und sich unter normalen Bedingungen immer abfangen. Markante Flecken hatten sich um ihre blasse Haut am Hals gebildet. Würge Male hatte Stephen damals im Krankenhaus oft gesehen. Eben diese typischen Fälle von häuslicher Gewalt. Die Patienten mussten nicht einmal etwas sagen, doch die Ärzte wussten immer sofort, woher diese Verletzungen kamen. Doch wer hatte Jenna das in dieser kurzen Zeit antun können? Etwa ein Schüler? Ein Dämon? Oder eine neue Bedrohung, von der er nichts wusste? Dem Doktor blieb keine Zeit mehr groß Fragen zu stellen. Er musste sich auf das Wichtige konzentrieren. Er musste sich auf sie konzentrieren.

"Was ist passiert?", sprach Stephen ruhig. Obwohl sein Körper sich anfühlte, als würde er jeden Moment explodieren. Eilig kam er neben den beiden zu stehen und kniete sich hinunter. Seine zittrigen Finger strichen sachte um Jennas Hals, als der Doktor beiläufig Tony Stark zuhörte.
"Sie fiel aus dem Fenster, bis ich sie auffing. Herz-Kreislauf-Stillstand.", informierte Tony den Magier, der gleichzeitig nach Jennas Puls fühlte. Doch dieser war nicht erkennbar. Stephens Finger zitterten unkontrollierbar und er hätte am liebsten geschrien. Wie in Trance verfolgte er sein jahrelang gelerntes Wissen. Stützte seine Hände auf Jennas Brustkorb und begann mit der Herz-Druck-Massage. Stumm sah er in ihr Gesicht, während er in seinen Gedanken immer weiter zählte. Sachte legte er ihren Kopf in den Nacken und presste seine Lippen auf die ihre, während er ihre Lungen mit Luft füllte. Er betete, flehte innerlich und beinah hätte er die Hoffnung aufgegeben. Als ein grelles Licht auf ihren Körper zu flog und in ihr versank.
Panisch öffnete Jenna keine Sekunde später ihre Augen. Hustend rollte die Bändigerin zur Seite und feste umfasste Stephen ihren zitternden Körper. Den Streit hatte Jenna komplett vergessen und lehnte dankbar an Stephens Schoß. In solchen Momenten wurde ihr immer wieder bewusst, wie sehr sie ihn brauchte. Liebevoll streichelte er über ihren Rücken und erleichtert sahen der Doktor und Tony sich an. Stephen war nicht in der Lage, etwas zu sagen und vielleicht zum ersten und einzigen Mal würde Tony den Magier sprachlos erleben.

Stephen wurde bewusst, dass es hätte vorbei sein können. Er hätte die Frau verlieren können, die ihm so viel bedeutete. Die Gefühle in ihm weckte, die er nie für möglich gehalten hätte. Und trotzdem war er es, der sie verletzt hatte. Der ihr Mal wieder Vorwürfe gemacht hatte und dadurch nicht bei ihr gewesen war. Er hasste es, wie er sein konnte. Wie er nicht spürte, wann es gut war. Hätte er sich dieses eine Mal zusammengerissen und es Jenna in einem vernünftigen Ton gesagt, wäre er bei ihr gewesen. Dann wäre es zu all dem vielleicht niemals gekommen und falls doch, konnte er es wenigstens mit seinem Gewissen besser vereinbaren. Während Strange seinen verwirrten Gefühlen verfallen war, beruhigte Jenna sich einigermaßen. Ihre Hände hatte die junge Frau feste auf ihre Brust gepresst. Ihr Brustkorb schmerzte unglaublich und über ihren Hals wollte sie gar nicht erst sprechen. Bei jedem Atemzug hatte sie das Gefühl, ihre Rippen würden sich verschieben und umliegende Organe verletzen.
Jenna fühlte sich beschmutzt, ausgelaugt und einfach nur schwach. Am liebsten hätte sie auf der Stelle ihre Augen geschlossen und wäre in einem tiefen Schlaf versunken. Doch das Getuschel der Menschen, wobei welche dabei waren, das ganze Spektakel zu filmen, brachte sie von dem Gedanken ab. Keuchend versuchte sie etwas zu sagen. Doch ihrer Kehle fehlte es an Flüssigkeit. Trocken röchelte die Bändigerin, brachte jedoch keinen Ton über ihre Lippen.

"Ey Zauberer, Hallo? Doktor Strange!", forderte Tony den Magier vor sich erneut auf und endlich schien dieser zu reagieren. Fragend sah Stephen zu dem Milliardär und Tony verstand, dass die ganze Situation für den Doktor an seinen Kräften gezerrt hatte. Weshalb der sonst so kluge Stephen verwirrt keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte."Schaff sie hier weg!", befahl Tony den Doktor und deutete mit einem Kopf zucken auf die Masse, die sich mittlerweile versammelt hatte."Ja, danke Stark.", murmelte Stephen kühl und erwachte aus seiner Trance. Doch Tony wusste, dass diese Worte aufrichtig gemeint waren. Iron Man schloss seinen Helm und wandte sich der Masse zu, während Stephen ein Portal öffnete und zusammen mit Jenna im Arm durch dieses hindurchtrat. Um den Rest müsse sich der Milliardär kümmern.

Während das Portal verschwand, informierte er sich bei F.R.I.D.A.Y, ob seine Drohnen etwas aufgezeichnet hatten, jedoch vergebens. Es war reiner Zufall gewesen, dass Tony ausgerechnet hier unterwegs war. Doch er hatte gehofft, noch etwas über Jennas Mission zu erfahren. Da er schlicht weg auf Nick Fury keine Lust gehabt hatte. Außerdem würde der Ex Agent sowieso nichts verraten. Tony rümpfte mit der Nase und sah an dem modernen Gebäude empor. Er startete die Schubdüsen seines Anzuges und flog in Jennas und Stephens Wohnung, um eventuell etwas Verdächtiges ausfindig zu machen, doch vergebens. Mit immer wem oder was sie es zu tun hatten, würde hoffentlich Jenna ihnen erzählen können. Sollte diese sich erst einmal beruhigt haben.

Light (Dr.Strange FF - Buch 2)Where stories live. Discover now