☆Light - 12☆

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Gelangweilt beobachtete Andras seinen Vater, der gespannt den Spiegel musterte. Sollte seine Schwester es wirklich schaffen, Jenna zu töten, dann...
Der Dämon mit den hellblonden Haaren und markant weißen Augen ballte seine Hände zu Fäusten.
Dann würde er alles Erdenkliche mit ihr anstellen, was Dämonen eben taten. Ein gehässiges Lächeln bildete sich auf Andras Gesicht. Es war ihm egal, ob sie seine Schwester war. Es war ihm egal, dass dieser Mann, der keine 4 Meter von ihm entfernt stand, sein Vater war. Nie würden diese zwei Personen dem Dämon so viel bedeuten, wie es eben die Bändigerin tat. Genießerisch schloss der Dämon seine Augen und auch seine Hände entspannten, als er an sie dachte.
Seine Fantasie spielte mit ihm. Zeigte ihm die junge Frau in diesem wunderschönen Kleid, was er ihr einst geschenkt hatte. Erinnerte sich an die gemeinsame Zeit, die er erst zu genießen wusste, seitdem er hier in diesem Loch eingesperrt war. Er ließ die ungewohnte Wärme, die aufgrund seiner Gefühle in ihm hochkam, zu. Bis ein lautes Knacken seine Aufmerksamkeit beanspruchte und er langsam seine Augen öffnete. Das Erste, was Andras zu sehen bekam, waren die Augen seines Vaters. Die, so schien es, aufgeregt funkelten. Schnell löste sich der Dämon aus seiner Starre und lief auf Luzifer zu. Dabei riss der Spiegel immer weiter ein und gespannt musterten beide die Scheibe. Luzifer presste seine Hand gegen das Glas. Augenblicklich spürte er den starken Zauber auf dem Spiegel. Doch obwohl sein Fleisch von den Knochen brannte, drückte er fester gegen das Glas. Als die Scheibe der Spannung nicht mehr standhalten konnte, brach der Spiegel in tausend Teile und ein heller Lichtstrahl sog die beiden Untoten durch die Öffnung.
Es vergingen nur Sekunden, doch das helle Licht brannte sich auf Andras Netzhaut und schützend hielt der Dämon eine Hand vor dem Gesicht.
Er erkannte sein Altes zu Hause und verwirrt drehte er sich um, als er den zerstörten Spiegel sah.
Es war vorbei. Nakaa hatte es geschafft, er war zwar frei. Aber zu welchem Preis?

Wütend drehte er sich um, als er spürte, wie seine Schwester neben ihnen erschien. Sie sah erschöpft aus und trotzdem hatte sie dieses gehässige Grinsen auf den Lippen, während sie vor ihrem Vater zu stehen kam. Andras ballte seine Faust und seine Fingernägel bohrten sich tief ins Fleisch. Er spürte, wie die Wut ihn überkam und seine Augen seit langer Zeit anfingen, sich rot zu verfärben.
Am liebsten hätte er jetzt alles mit ihr angestellt. Ihr die Eingeweide einzeln herausgerissen, um ihr dann schließlich jeden Knochen zu brechen und sie wie ein Stück Dreck in die Ecke zu werfen, damit er sie nie wieder zu Gesicht bekommen sollte. Andras bekam eine Gänsehaut, als er daran dachte, dass seine Schwester vielleicht genau dies mit Jenna angestellt hatte, wodurch seine Wut nur noch schlimmer wurde.

Stolz legte Luzifer seine Hand auf Nakaas Schultern und gab ihr stumm zu verstehen, dass seine Tochter heute Großes geleistet hatte. Tief bohrten sich seine blutroten Augen in Nakaas Gesicht und drangen in ihre Gedanken ein. Er sah die Bilder des Angriffs auf die Bändigerin, bis zu dem Moment, wo seine Tochter ihr die Seele herausgerissen hatte. Die Seele könnte ihnen noch nützlich sein, um diesen Magier zu kontrollieren. Weshalb Luzifer seine Augenbrauen fragend zusammen zog und sich einige Schritte von Nakaa entfernte.

"Also Tochter." Während der Teufel sprach, sah er kühl zu Andras. Spürte die Wut in seinem Sohn und als er seine Gedanken las, fing der Dämonen Vater an zu grinsen. Etwas von ihm steckte wirklich noch in seinem Sohn. Sonst hätte er nicht diese brutalen Gedanken des Folterns. Luzifer wandte sich wieder Nakaa zu und führte sein Gespräch fort.
"Wo ist die Seele?" Nakaas Augen rissen weit auf und taumelnd ging sie einige Schritte zurück. Sie hatte Respekt vor ihrem Vater, das hatte sie schon immer. Doch wenn sie ihn enttäuschen sollte, spürte die Dämonin sogar das Gefühl der Angst. Kühl sah er sie an. Zuckte nicht mal mit den Liedern und konnte sich anhand der Reaktion seiner Tochter durchaus die Antwort vorstellen.

"Verstehe.", murmelte Luzifer und Andras Faust entspannte sich ein wenig. Nakaa hatte sie nicht! Also war Jenna gar nicht tot? Andras Augen fingen vor Hoffnung an zu leuchten, bis er sich wieder auf sein Vater konzentrierte. Dieser strich sanft über Nakaas Wange und sah sie schweigend an. Solange, bis sich der Ausdruck auf seinem Gesicht änderte und er mit der flachen Hand ausholte. Ein peitschendes Geräusch rauschte durch den Raum und aufgrund der Wucht des Hiebes fiel Nakaa hin und strich sich geschockt über die aufgeplatzte Lippe.
"Vater, ich...", versuchte diese zu erklären, doch schweigend zog Luzifer die blonde Frau an den Haaren hoch. Seine roten Augen funkelten böse und augenblicklich verstummte die vorlaute Dämonin.

Nakaa spürte den Atem ihres Vaters an ihrem Hals. Ihr Brustkorb hob sich unregelmäßig und feste kniff die Dämonin ihre Augen zu. Sie hatte Angst. Angst, was er als Nächstes mit ihr anstellen würde. Doch das einzige, was ihre Sinne vernahmen, war ein einziges Wort, was der Dämonen Vater ihr ins Ohr flüsterte."Enttäuschung!" Auf ihrem Körper bildete sich eine Gänsehaut und benommen nahm sie nicht einmal wahr, wie Luzifer sie fallen ließ. Erschöpft sank die Dämonin auf die Knie.
"Vater, bitte, ich.", versuchte Nakaa sich zu erklären und stumm beobachtete Andras seine Schwester. Ein unglaubliches Gefühl durchfuhr den Dämon, als er sie so am Boden liegen sah. Oder lag es an der Tatsache, dass Jenna vielleicht noch am Leben war? Oder beides? Doch reichen würde dies immer noch nicht, er wollte sie leiden sehen. So wie er gelitten hatte.

Andras sah von seiner Schwester auf, er spürte, wie sein Vater ihn anstarrte. Wahrscheinlich drang er wieder in seine Gedanken ein. Doch dies war dem blonden Dämon egal. Er konnte sich dagegen nicht wehren. Luzifer hatte sie erschaffen. Er war der Vater aller Dämonen und zwar nicht so, wie man sich vielleicht eine glückliche Vater-Kind-Beziehung vorstellte. Es war eher eine Beziehung auf eine absolut eigene, spezielle, fast schon perverse Art und Weise, die niemand so richtig erklären konnte. Aber König und Sklave beschrieb dies jedoch ganz gut. Doch vielleicht war dies die eine und sonst nie wieder stattfindende Ausnahme, wo Andras mal einer Meinung mit seinem Vater war. Luzifer nickte seinem Sohn zu. Ignorierte die schluchzenden Schreie seiner Tochter und verschwand aus der Tür. Er gab ihm sein Einverständnis. Gehässig blieb Andras vor Nakaa stehen und zog sie an ihren langen blonden Haaren hinter sich her. Bevor er aus dieser Welt für immer verschwinden sollte, hatte er noch einiges mit ihr vor. Lächelnd ignorierte Andras seine Schwester, die sich völlig ausgeliefert ihrem Schicksal ergab.

Light (Dr.Strange FF - Buch 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt