Kapitel 16: Die Flucht

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Zwei Männer waren in den Keller getreten. Einer von ihnen sagte: ,,Verflucht, in dieser scheiß Dunkelheit sieht man ja echt gar nichts. Hey, Gefangener. Wieder nichts gegessen? Von mir aus verhungere. Später spielen wir wieder, ja? Denk dran, hier hören dich deine kleinen Freunde eh nicht.". Lachend stellten sie sich vor das Gitter, welches sie von Kite trennte, und sahen auf ihn herab wie auf ein Tier im Zoo. Bakugo bemerkte, dass seine Hände gefesselt waren. Kite war recht groß und trieb regelmäßig Sport. Wäre er losgemacht und nicht hungernd in einem Keller eingesperrt, hätten die nicht mal zu zweit eine Chance gehabt.

Kite war vorsichtig genug, Midoriya und Bakugo nicht anzusehen, und ließ noch einige Beleidigungen über sich ergehen. Bakugo lehnte sich zu Midoriya, und sagte kaum hörbar: ,,Wir  greifen sie von hinten an. Auf drei, halt ihm den Mund zu, und pass auf dass er nicht beißt.". Als sie fertig gezählt hatten, spuckte einer der Männer gerade in Kites Richtung, bevor sich Bakugos Hand auf sein Gesicht schlug. Überrascht begannen sie so um sich zu schlagen, wie es kleine Kinder tun würden. Midoriya hielt seinen Gegner gerade so unter Kontrolle, während Bakugo seinen mit einem gekonnt gesetzten Hieb niedergeschlagen hatte. Midoriya kam nicht darum herum, sich zu fragen, wo er das so gut gelernt hatte. Sie mussten beide Selbstverteidigungskurse besuchen, aber das war ja schon übermenschlich.

Mit einem Messerhieb hatte er das Schloss von dem Gittertor entfernt, und war nun an Kites Fesseln. ,,Danke.", sagte er, bevor er auf den Mann zuging, welcher sich nun von Midoriya losgerissen hatte. Als er seinen Freund auf dem Boden sah, blickte er panisch umher, musste jedoch feststellen, dass er verloren hatte. Mit voller Wucht landete Kites Faust in seinem Gesicht, und er knallte gegen das Gitter hinter ihm. Kite ließ jedoch nicht locker und warf ihn ihn in die Zelle, in der er gesessen hatte.

Auch seinen Freund zog er hinein, bevor er die Gittertür zuknallte und gekonnt einen herumliegenden Schraubenzieher wie einen Riegel durch die kleinen Öffnungen an der Tür schob, an denen vorher das Schloss hing. ,,Wenn dein Freund aufwacht, sag ihm dass es verdammt ekelhaft ist, seine Fresse anzuschauen geschweige denn anzufassen.", fauchte Bakugo, bevor er in die Richtung der schweren Stahltür ging.

Midoriya und Kite folgten ihm, doch Kite drehte sich noch einmal um und sagte: ,,Wenn ihr Hunger bekommt, könnt ihr ja mein Essen essen. Denkt ihr, ich merke nicht was ihr da reingemischt habt? Brechwurzel erkenne ich aus 10 Metern entfernung. Hätte euch gepasst, was? Und übrigens, hier hören euch eure kleinen Freunde eh nicht.". Midoriya war zu unrecht besorgt um ihn. Kite nahm ihnen Übel, was sie zu ihm gesagt hatten, doch er hatte scheinbar keine großen Schäden davongetragen. Wie immer blickte er selbstbewusst nach vorn.

Bevor sie die Treppe hochgingen, sagte Bakugo: ,,Die Beiden stehen vermutlich wieder Wache. Wir sollten einfach den Überraschungsmoment nutzen und-", er wurde von einem Aufschreien unterbrochen. Auf der Treppe, die in den Keller führte, stand plötzlich ein weiterer Mann. Wütend rollte Bakugo mit den Augen. ,,Wär ja auch zu viel verlangt gewesen, wenn das hier glatt gelaufen wär.". Schon stürzte er nach vorn, um den Arlamierten zu überwältigen, doch während sie noch rangelten, hörte man schon Aufrufe und Getrampel im ganzen Treppenhaus. Auch die Vordertür war aufgeschwungen, und die beiden Wachen kamen, angelockt von dem Tumult, in den Flur.

Midoriya hatte das Gefühl sein Herz setzt aus, und rief: ,,Wir sitzen in der Falle! Wir müssen weg!". Er blickte zu Bakugo, welcher sich, allem Anschein entgegen, während seines bereits so gut wie gewonnenen Kampfes auf seine Umwelt konzentrierte. Er und auch Kite hatten es ebenso bemerkt. Hinter ihnen der Keller, vor ihnen zwei Wachen und mehr waren bereits von oben unterwegs. Anhand der Schritte ließ sich kaum feststellen wieviel, doch Midoriya wusste, dass es genug waren um sie hier festzuhalten.

Wie auf Kommando rannte Kite vor. Die überraschten Wachen ließen sich einfacher zur Seite stoßen, als man vermutet hätte. Auch Bakugo löste sich aus seinem Zweikampf und preschte hinterher, nicht ohne ,,Komm!", zu Midoriya zu schreien. Das brauchte er ihm nicht zweimal zu sagen. Midoriya folgte ihnen genauso schnell, doch die Wachen hatten sich mittlerweile bereits gefangen. ,,Sofort anhalten, sonst bringen wir ihn um!", schrie eine von ihnen, als er Midoriya um den Kopf gepackt hatte und ihm drohend ein Messer an den Hals hielt. Bakugo und Kite drehten sich schlagartig herum. Doch bevor sie irgendetwas tun konnten, hatte Midoriya bereits gehandelt.

Dieses Mal nicht! Er würde ganz sicher niemanden mehr aufhalten. Mit voller Kraft biss Midoriya in die Hand seines Angreifers, und hoffte einfach darauf, dass er aus Reflex das Messer fallen ließ. Das tat er wirklich, jedoch nicht ohne vor Schmerz laut aufzujaulen. Midoriya machte sich los, und rannte zu seinen überraschten Kameraden. Es waren keine Worte nötig, um zu wissen, dass sie jetzt rennen mussten.

Und das taten sie. Sie rannten, und genau wie bei all den Geräuschen schon zu erwarten, kamen ihnen mehr Zombies entgegen als üblich. Trotzdem kamen sie recht schnell hindurch, die Meisten einfach zurücklassen.

Als sie weit genug waren, ließen sich die Drei hinter einer Hausecke komplett außer Puste fallen. Midoriyas Verstand war vom Adrenalin vernebelt, doch nun, wo er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, sah er seine Freunde an. Bei dem Tageslicht ließen sich die blauen Flecken auf Kites Gesicht und Armen erkennen. Das getrocknete Blut ließ nur ahnen, was noch für Wunden unter seiner Kleidung steckten, doch Midoriya zwang sich an Kites Fähigkeiten und ihre Medizinvorräte zu glauben.

,,Danke Leute. Ich glaub, lange hätte ich es dort echt nicht mehr ausgehalten.", sagte Kite mit seinem typischen Grinsen. So kannte Midoriya ihn: immerzu ein Grinsen aufgesetzt war Kite niemand, der sich unterkriegen ließ. Er traf logische Entscheidungen. Wenn er etwas sagte, meinte er es. Und man mochte es ihm nicht ansehen, doch er war verdammt Klug. Vielleicht der Einzige, der auf Todorokis, wenn nicht sogar schon darüber, Level war.

,,Hör mit diesem dämlichen Grinsen auf, du dummer Idiot! Unglaublich... wir gehen jetzt sofort zurück, und dann-", Bakugos Worte wurden von unglaublich lautem, beängstigenden Geschreie unterbrochen. Es hätte aus einem Horrorfilm kommen können, aus einer Szene, in der das Opfer langsam bei lebendigem Leibe zerstückelt wird. Nur dass es hier nach mehreren Opfern klang. ,,Kommt das nicht aus der Richtung, aus der wir gekommen sind?", fragte Midoriya vorsichtig. Bakugo schwieg, und Kite antwortete: ,,Klingt so. Wir sollten gehen. Zeigt mir den Weg.". Keiner der Drei wollte wissen, was das für Schreie waren, und so ließen sie es einfach gut sein.

Auf dem weiteren Weg ignorierten sie die leiser werdenden Schreie, welche noch einige Minuten andauerten, so gut es ging, und begannen Kite die Lage zu erklären. Sein Gesichtsausdruck hellte sich kurz auf, als er hörte, dass Uraraka es zu ihnen geschafft hatte und gerade bei Todoroki war. Daraufhin wurde er still. Midoriya wusste, dass er vermutlich über seine Freundin nachdachte. Niemand wusste, wie sie zusammengekommen waren. Eines Tages begann er einfach von ihr zu sprechen, und man merkte, dass sie ein Herz und eine Seele waren. Viele machten Witze darüber, wie sie es mit ihm aushalten könne, doch Midoriya wusste, dass Kites spöttisches Genecke und seine unsensiblen Witze nicht seinen kompletten Charakter ausmachten. Er war intelligent, machte allen gute Laune und, das konnte Midoriya in seinen Augen sehen, wenn er von ihr sprach, er liebte Jo mehr als alles anderen.

<<Bald finden wir sie!>> sprach Midoriya zu sich selbst, und sah zu Bakugo. Die Person, die er liebte, war genau dort, doch auch wenn er seine Liebe nicht erwiederte, so reichte es ihm einzig und allein, dass er hier neben ihm lief. Entschlossen blickte Midoriya nach vorn. Sie müssen nur zu den Anderen, und dann würde alles gut werden. Sie würden fliehen, ohne dass sie Jemanden verloren hatten. Würden Jo finden, und dann einen sicheren Ort. Bakugo, Uraraka, Todoroki und Kite würden es alle aus dieser Stadt schaffen, komme was wolle.

Alles würde gut werden, dachte sich Midoriya.

Das Ende der Welt (Bakugo x Deku; Bakudeku)Where stories live. Discover now