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Der Weg war schlammig von dem vielen Regen. Rona hörte wenig, nur das Geräusch des Windes und der Pferdehufe, die auf den matschigen Boden klatschten. Sie ritt in vollem Tempo auf dem Weg zur Hafenstadt um einige Kurven und geradere Stellen, dann an einige Felsen und dem nun wieder dichteren Wald vorbei, bis sie wieder an der Stelle zum Schilfgürtel des Sees war. Dort hielt sie an und gönnte der schnellen Stute eine kleine Pause, während sie das Tier vorsichtig einen Weg, den sie vom See aus entdeckt hatte, entlang führte bis sie am Wasser ankam. Dort ließ sie die Stute trinken und setzte sich daneben an die Uferkante und ließ die Füße etwas in das cyanfarbene Wasser baumeln. Aus der Tiefe des dunklen Wssers kamen plötzlich kleine kalt leuchtende Lichter auf sie zu. Sie war schon dabei die nackten Füße wegzuziehen, man weiß schließlich nie, was so in den tiefen Gewässern lauert, doch als sie die Reaktion der kleinen Lichter sah, die traurig auf ihrer Stelle schwebten, ließ sie diese wieder hinein gleiten. Sofort kamen sie wieder näher, diesmal aber langsamer. Rona hielt ihre Füße still während man langsam kleine Fische erkannte, deren Flossen leuchteten. Die Fische hielten sich von der Stute fern und kamen nur zu Rona, der sie vergnügt um die Füße schwammen und sie leicht streiften. Als sie dann dazu eine Hand ins Wasser hielt, kam einer der Fische zu ihr und knabberte an etwas Hornhaut. Als die anderen sich nach und nach auch trauten, kribbelte es an Ronas Füßen. Die Fische knabberten ihre Hornhaut ab, doch waren sie etwas verhalten und vorsichtig. Als Rona sich wieder bewegte, weil die Stute sich genug ausgeruht hatte, nahmen sie respektvoll Abstand und schwammen wieder zurück in die Tiefen des Sees. Rona trocknete ihre Füße, zog ihre halbhohen Stiefel wieder an und stieg auf. Ich sollte die Stute nicht so sehr hetzen. So kann ich vielleicht noch weiteres entdecken. , dachte Rona. Auf dem weiteren Weg passierte nichts sehr Aufregendes mehr, außer ein paar Rehe, die im Wald Rinde fraßen und sie anschauten. Dann waren da noch einige Frösche, von denen manche sogar giftig aussahen und viele Schmetterlinge in allen verschiedenen Größen und Farben. Nur weiteren Menschen begegnete sie keinen, was sie aber auch nicht verwunderte. Als sie genug gesehen hatte, legte sie wieder einen Zahn zu und galoppierte die Stute diesmal gemächlicher zur Stadt. An den Ausläufern der Stadt angekommen war, verlangsamte sie das Tempo zu Schritt und ritt langsam durch die Straßen zum zentralen Marktplatz mit dem blauen Marinestützpunkt. Dort stieg sie ab und band die Stute an einen Anbindering an einer äußeren Stelle des Platzes an und suchte sich etwas abseits ein Plätzchen, von dem aus sie ihre Umgebung gut überblicken konnte. Dies stellte sich heraus, war gar nicht so einfach, denn den Platz begrenzten die fast glatten Schieferwände der Häuser, die wie kleine Klippen auf den Platz ragten. Letztlich fand sie doch noch ein kleinen Ort. Sie hatte nämlich eine kleine Niesche zwischen zwei Häuser unweit ihrer Stute gefunden, in der sie, wenn sie sich gut anstellte, hoch auf eines der Dächer klettern könnte. Mittlerweile wollte sie das aber gar nicht mehr, da sie einige fremde, zwielichtige Gestalten entdeckt hatte, während sie sich umsah. Diese Männer gehören hier nicht her, irgendwie alarmieren sie meine Sinne... Sie sind gefährlich, ich sollte mich bedeckt halten. , dachte Rona, während Sorge um den Ernst der Lage ihre doch sonst eher angespornte Gefühlswelt überschattete, endlich hatte sie eine neue Beschäftigung und wenn es gefährlich war, reizte es sie  eigentlich nur noch ein bisschen mehr. Deshalb lief sie zügig, aber darauf bedacht, kein Aufsehen zu erregen zurück zu ihrer Stute und stellte sich neben ihr an den Pflock. Als sie wieder nach den Männern in weiß-grauen Anzügen suchte, konnte sie sie jedoch nicht mehr ausfindig machen. Mit einem unruhigen Gefühl, beschloss sie erstmal weiterzumachen und beobachtete die restlichen Leute auf interessante Handlungen.

Es waren einige Menschen, die über den Platz eilten. Teils kleine Gruppen, teils einzelne Personen und aus allen Schichten und Altersgruppen. Dort sah sie eine kleine Gruppe Mädchen ihres Alters zusammenstehend, gekleidet in feine Kleider, die über einen armen, alten Herrn in geflickter Hose tuschelten. Ein Marinesoldat stand an einem Fenster der Basis und besah sich den ganzen Marktplatz, die Situation ignorierend. Es waren auch noch ein paar Marktstände mit bunten Aushängen aufgebaut, obwohl das meiste schon wieder eingeräumt war. An einem Stand stritten sich Verkäufer und Käufer über den Preis, an einer anderen suchte man gerade die Waren aus. Alles wirkt so wie immer, keine Aufälligkeiten, bis auf die Anzugmenschen. Ich seh mal am Hafen nach, vielleicht gibt es ja dort noch ein paar interessantere Leute, die nicht so gefährlich scheinen. Rona band die Stute los und führte sie an den Zügeln durch ein paar Straßen zum Hafen. Auf dem Weg dahin sah sie viele Menschen, die entweder schnell aus der Richtung des Hafens kamen oder scheinbar genau dorthin wollten. Rona entschied kurzerhand aufzusteigen und blieb in der Mitte mit dem Pferd stehen, sodass sich die Masse bei ihr teilte. Während sie in Ruhe aufstieg und dann zu einem der Randstreifen ritt, wurde das Getümmel immer schlimmer. Was ist denn hier los? Ich wusste nicht mal, dass hier so viele Menschen leben. Rona ritt am Rand vorsichtig weiter, um niemanden umzureiten. Als sie endlich im Schneckentempo am Markt angekommen war, suchte sie sich einen Punkt aus, wo sie sich unbemerkt hinhocken konnte und das gesamte Geschehen beobachten konnte. Sie suchte sich einen Stapel Kisten an einem Stegaufgang aus, der an eine Gebäudewand gelehnt war. Während sie auch dahin durchdrückte und duckte, bemerkte sie, dass sie beobachtet wurde. Die Männer von vorhin? Oder eine weitere Partei? , überlegte die Braunhaarige. Als sie fast da war, drehte sie sich unauffällig um, als ob sie gestoßen wurde und sah ihren Verfolger kurz. Er hatte einen dunklen ledernen Hut tief ins Gesicht gezogen und war schätzungsweise um die 30 bis 40 Jahre alt. Gut gebaut, einige narben, keine Verletzungen, gebräunte Haut also oft an der frischen Luft. Außerdem einen braunen Trenchcoat und etwas abgenutzte Schuhe. Warte, da hängt eine Waffe! Eine Schrotflinte warscheinlich., war alles, das sie durch den kurzen Moment aufnahm. Leider hatte er sich fast sofort weggedreht. Rona wandte sich wieder zurück, als hätte sie nichts gesehen und schaffte es bis zu den Kisten. Als sie dort ankam und den Verfolger am Rand ihres Sichtfeldes bemerkte, hielt sie an, bevor sie hinauf kletterte und fragte ihn, ohne ihn anzusehen: "Hier?"

Endlich endlich [One Piece FF]Where stories live. Discover now