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Als alle in der Sporthalle eingetroffen waren, von denen der notgeile Lehrer als letztes auftauchte, begann der wirklich quälende Unterricht. Ihr Thema war zurzeit Reck und Barren, da konnte der Lehrer natürlich zuschlagen, sodass der Unterricht für Rona extra anstrengend war. Nicht wegen ihrem eigenen Körper, auch, aber hauptsächlich machte sie sich um ihre Mitschüler sorgen. Zum Glück konnte der Lehrer nicht die Jungsgruppe und die Mädchengruppe gleichzeitig beaufsichtigen, sodass eine weiterere Sportlehrerin dazu kam und half. Diese übernahm natürlich die Mädchen, sodass Rona immer wieder zu der anderen Gruppe schaute und aufpasste. Warum sie das tat? Sie ertrug es nicht, dass diese Kinder schon so früh geschädigt wurden und sah den Erfolg größer als den Aufwand an. So ging der Sportunterricht doch noch vorbei und als sie fertig waren, war Rona psychisch erschöpft, wegen der Doppelbelastung, war jedoch auch erleichtert, dass nichts Unerwartetes geschehen war. Jedenfalls soweit sie es mitbekommen hatte. Die Lehrerin hatte sich ständig bei der Mädchengruppe für den Lehrer entschuldigt, war jedoch nie eingeschritten, das hatte Rona die meiste Energie gekostet. Rona verstand nicht, wie man so unehrlich sein konnte. Wenn es die Lehrerin wirklich so sehr störte, wäre sie eingeschritten!

Rona zog sich, so wie immer, in einer der Toiletten um, damit sie ihr enganliegendes, langeärmiges Shirt, das sie für Spirt nutzte, gegen ihre dunklen Verbände tauschen konnte. Diesmal ging Rona einfach zügig an den anderen Mädchen vorbei, ohne auf Tomami zu warten, und verließ schnell den verhassten Ort. Als sie den Pausenhof erreichte, hätte sie gern etwas Zeit für sich gehabt, wollte sich aber bei Yasuo vergewissern, dass wirklich nichts Schlimmes passiert war, was aus dem, sowieso schon überstrapazierten, Maß fallen würde. Sie fand ihn bei einigen anderen Jungs, bei denen auch der immer noch schmollende Itsuki stand, und sprach ihn direkt an. "Hi Yasuo." Sie kam auch direkt zum Punkt, nachdem die braunhaarige seine Aufmerksamkeit gewonnen hatte. Die anderen Jungs waren verstummt und beobachteten ihre Interaktionen. "Irgendetwas?" Er wusste sofort was sie meinte und sein Ausdruck wurde weicher. "Nein, war noch alles drin." Rona nickte nur, blieb dann aber bei den Jungs stehen, nachdem sie gefragt hatte, worauf sie nur ein schweigendes Nicken geerntet hatte. Warscheinlich waren sie einfach nur zu gut erzogen, um sie abzuweisen, aber das war der Bandagierten egal. Eine peinliche Stille trat ein, die Rona gekonnt ignorierte. Die meisten der Jungs waren zu schüchtern oder wussten nicht, wie sie sich verhalten sollte, obwohl Rona das öfters machte. Letztlich machten dann doch einige der erwachseneren Jungs Änfange und unterhielten sich mit den anderen, die abgebrochenen Themen wieder aufnehmend. Während also diese verhaltene Gespräche ihre Anfänge nahmen, war Rona schon wo anders. Sie überlegte, wie sie den Lehrer vertreiben und bestrafen konnte. Auch wenn sie wuste, dass sie überreagierte, konnte sie es nicht so schnell ablegen. Sie stellte etwas erschrocken und bitter fest, dass sie sich für diese Kinder verantwortlich fühlte, da es die zuständigen Erwachsenen es scheinbar nicht taten. Nicht das auch noch, dabei wollte ich doch bald abhauen. Ich werde mich davon aber nicht aufhalten lassen!  Yasuo tippte ihr dann irgendwann kurz und vorsichtig auf die Schulter und merkte an, dass die Pause bald vorbei war und beide noch zum Schließfach mussten. Woher er das wusste? Er hatte scheinbar etwas beobachtet, als Rona in der letzten Pause bei ihrem Schließfach gewesen war und sich mit dem schönen Lehrer unterhalten hatte. Das bereitete Rona ein ungutes Gefühl, sodass sich ihr Bauch zusammen zog.

Nachdem beide sich von der Gruppe mit einen kleinen Nicken lösten und zusammen über den Schulhof liefen sprach Yasuo das Thema an, von dem Rona gehofft hatte, er würde es lassen. "Wer war dieser Lehrer, kennst du ihn?" , fragte er neugierig. Rona seufzte theatralisch: "Er war ein Fremder, ich kenne ihn nicht! Warum hast du mich nicht gerettet, wenn du zugegen warst?" Sie warf sich gespielt verängstigt die Hand an die Stirn und blickte ihn dann von der Seite an, in der Hoffung, er würde das Thema fallen lassen. Normalerweise war sie keine so überzogene Schauspielerin, aber sie hoffte, ihn damit vom Thema abzubringen. Doch er bohrte weiter. "Jetzt sei bitte wieder ernst, ich verstehe sonst nicht, was ironisch und was nicht sein soll. Was wollte er von dir, wenn ihr euch gar nicht kennt?" Rona glaubte, eine Spur Eifersucht erkannt zu haben. Ist Yasuo etwa eifersüchtig auf etwas, das gar nicht existiert? Warum kann er nicht seinen gesunden Verstand einsetzen, anstatt direkt so emotional zu werden? Er ist doch sonst nicht so, warum genau jetzt! , seufzte sie innerlich, obwohl sie die Antwort erraten konnte. "Ich hab keine Ahnung, was er wollte. Nochmal: Ich kenne ihn nicht. Er meinte, er hätte viel über mich gehört und würde sich deshalb ein eigenes Bild über mich machen wollen, aber das kann ja nicht alles gewesen sein." Rona drehte ihr Geischt nun vollständig zu ihm, doch er schwieg sie weiterhin an, schaute ihr nichtmal richtig ins Gesicht. "Soll das hier ein Verhör sein, oder was?" , fragte nun Rona leicht angesäuert. Doch Yasuo blieb stur und wandte sich immer noch nicht zu ihr. Damit war für Rona eins klar: Wenn er sich nicht mal mehr an normale Gesprächsregeln halten konnte, hatten sich scheinbar vorerst nichts mehr zu sagen. Er sollte sich erstmal wieder einkriegen, sie hatte nichts, rein gar nichts falsch gemacht. Vielleicht würde er es dann ja auch selbst erkennen.

Während Mathe musste sie sich mit dem Gerede ihrer Sitznachbarn zur Rechten rumschlagen, die über Oberflächlichkeiten diskutierten, und mit dem deutlich angenehmenren scheigenden Yasuo zur Linken, er hatte in diesem Raum den Fensterplatz, den sie sonst immer besetzte. Nicht das Oberflächlichkeiten ab und zu falsch sind, schließlich tut es auch mal gut, richtig einfältig zu sein und nicht wirklich nachdenken zu müssen, doch diese Schüler tuen das ihre ganze Zeit lang, irgendwann musste das doch auch mal langweilig werden, oder nicht? , fragte sich Rona während sie den entspannenden gleichmäßigen Geplapper ihres Mathelehrers zuhörte und sich nicht ein Krümelchen davon merkte. Durch die vielen Jahre hatte ihr Geist Einiges an Wissen aufgenommen und nicht so schnell wieder losgelassen, sodass sie es immer wieder aus den Tiefen ihres Gedächtnisses herauskramen konnte, wenn sie es brauchte.

Nach dem Unterricht hatte sie für heute Schulschluss und wollte eigentlich noch in die Stadt einkaufen gehen. Der Tag bis jetzt, und es war erst Halbzeit, war so anstrengend gewesen, dass sie überlegte, einfach nur zuhause zu bleiben, oder in den Wald zu gehen. Erst lief sie sowieso nach Hause und wollte ihre Tasche ablegen, sodass sie sich schnell aus der Klasse entfernte, nachdem es geklingelt hatte. Ihre Absicht nicht auf Tomami oder Yasuo oder irgendwen anders zu treffen, wurde sogar fast erhört. Statt einen Schüler zu treffen, ging nämlich auch der gutaussehende, blonde Lehrer von vorhin und winkte ihr freundlich zu. Innerlich seufzend, schlug sie seine Richtung ein und schloss zu ihm auf. Er hatte scheinbar gehört, wie sie die Schulpforte, alias das Gartentor, geöffnet hatte und sich umgedreht. Sie blieb kurz bei ihm stehen und wollte das Gspräch so kurz wie möglich halten, doch er fragte sie zuvorkommend: "Ist es gerade unpassend?" Eigentlich wollte Rona deutlich 'ja' sagen, war aber mal wieder zu höflich und antwortete: "Nein, nein. Alles bestens." Nach kurzem schweigen, fragte Rona wohlüberlegt: "Darf ich Sie nach ihrem Namen fragen?" Die Gesichtszüge des attraktiven Lehrers verzogen sich warm und er lächelte sie freundlich an, was ihn noch besser aussehen ließ."Wie unhöflich von mir, ich bin Shou Nakamura." "Welch schöner Name, Herr Nakamura." , erwiderte Rona freundlich, doch dachte sie sich: Er ist neu an der Schule, hat einen so häufigen Namen, dass man ihn in einen Raum werfen kann und sich vier Leute gleichzeitig umdrehen, und hat so eine gehobene Ausdrucksweise? Da stimmt etwas nicht, das passt nicht zusammen. Der Lehrer hob eine Hand, um sich zu verabschieden und zwinkerte Rona zu, nachdem er sich höflich von ihr verabschiedet hatte. Rona verbeugte sich höflich, lief den Weg nach Hause und hielt jedoch schon nach der nächsten Häuserecke an und betrachtete ihre Silberkette, genauer gesagt, den die blaue Edelsteinkugel in der Mitte. Sie leuchtete schwach, obwohl Rona im Schatten stand. Mit gemischten Gefühlen ging sie den restliche Weg nach Hause und dann schnell in den Anbau hinauf und direkt durch die erste Tür. Drinnen stieß sie erstmal völlig fertig die Luft aus. Wie sie es hasste, so lange unter Menschen zusein! Warum verschwand sie nicht einfach und ging ihren gewohnten Tätigkeiten allein nach? Sie meldete sich bei Ryuji an, der wie immer zu dieser Zeit in der Schmiede war. Er arbeitete gerade an ein paar Hufeisen und Wagenverstärkungen für einen Bauern der seinen Wagen und die zwei dazugehörigen Pferde von der anderen Seite an die Schmiede gefahren hatte. Ryuji begrüßte sie mit einem Winken von den rußigen Fingern und machte ihr ein Zeichen, zu ihm zu kommen. Sie stellte ihre Tasche an die kleine Treppe, die sie gerade hinunter gekommen war, nachdem sie durch die Tür getreten war. Dann ging sie erschöpft und sich einen Zopf bindend, zu dem schwitzenden Schmied an den Ofen. "Hallo Rona, meine Kleine. Schön das du da bist, kann ich dich kurz zu den Pferden schicken? Schau bitte nach, ob es ihnen gut geht und ob sie irgendetwas brauchen." Rona nickte schnell und verließ zügig die Schmiede, um dem Rauch und der Hitze des gefeuerten Ofen zu entkommen.

Draußen standen in der Auffahrt zwei starke Ackerpferde, eines mit braunem Fell und das andere mit schwarzem. Der Rappe sah sie aufmerksam aus seinen dunklen Augen an und wieherte leise, während dem anderem etwas Wasser aus dem gehobenen Maul tropfte, das er gerade getrunken hatte, bevor sie gekommen war. Ihre Stiefel klackte leise auf den großem Steinen des Kopfsteinpflasters, genauso wie es die Hufe der Tiere tuen würden. Die Pferde stellten sich an dem Anbinder so, dass sie die junge Frau richtig betrachten konnte. Sie näherte sich ihnen und ging vorsichtig zu ihren Köpfen, während sie anfingen unruhig zu schnauben. Sie ließ den Pferden Zeit, ihre Hände zu beschnüffeln und sie zu betrachten, wobei der Rappe sie leicht anstupste. Dann überprüfte sie die Futter- und Wasserschalen und wandte sich dann wieder den Pferden zu, die sie an dem Anbinder etwas länger machte, sodass sie sich auch kratzen und jucken konnten. In der Sonne des Nachmittags zeichneten sich  unter ihrem dichten schimmernden Fell die nötigen Muskeln ab, über die Rona strich, während sie gedankenverloren die Pferde streichelte. Sie hatten sich wieder entspannt und ließen den Kopf hängen oder knabberten an dem Anbinder. Das weiche Fell lockte Erinnerungen an längst vergessene Zeiten, in denen Rona noch zu Pferd auf dem Festland unterwegs gewesen war.

Endlich endlich [One Piece FF]Where stories live. Discover now