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Eine junge Frau hatte sich in einen teuren blauen Samtsessel gelümmelt, die in feine edele Strumpfhose gefassten Beine übereinander geschlagen. Sie hatte ihre Augen fast geschlossen und lauschte der Musik eines Quartetts. Der Raum, indem sie sich befand war reich eingekleidet, mit großen, bodentiefen Fenstern, goldener Borte und lächerlich detaillierten Ornamenten ausgestattet. In der Mitte lag ein fast schon unendlich großer Teppich aus weichem, weißen Pelz, der bis an ihr überdimensional breites Himmelbett reichte, das mit in blau und gold gefärbten Federkissen besetzt war. Die Wände waren mit tiefblauer Seidentapete bezogen, die sich unglaublich fein unter den Fingerkuppen anfühlte. Die junge Frau beschäftigte sich vergeblich ihrem Zimmer, und wartete ungeduldig auf ein bestimmtes Ereignis. Dann ging auf einmal eine große dunkle Holztür auf, die in ihr Zimmer führte, und man hörte Kleiderrascheln. Eine weitere Frau vielleicht ein bis zwei Jahre älter, betrat den Raum und sie fielen sich sofort um den Hals. "Ich hab dich so vermisst, wie lange bleibst du diesmal?" , fragte die zuvor gelangweilte Jüngere. Ihre Schwester seufzte und antwortete traurig: "Ich kann nur für höchtens zwei Tage bleiben tut mir leid, meine Kleine." Dann streichelte sie ihr über den Kopf und die frisierten Haare und fügte dann hinzu: "Ich muss noch Vater und Mutter und unseren Bruder besuchen, aber wenn du willst, können wir danach zu den Ställen gehen, ich hab dir was mitgebracht." Am Ende zwinkerte sie und die kleinere freute sich sehr. "Dann gehe ich schon mal zu den Ställen, große Schwester! Ich warte dort auf dich." Die Ältere willigte ein, unter der Bedingung, dass sie auch ihre Wachen mitnahm und die jüngere strahlte. Dann trennten sie sich wieder und die junge Frau rief nach ihren Dienerinnen, um sich passend einkleiden zulassen. Als sie fertig war und in einem enganliegendem Oberteil und einer weiterfallenden Hose steckte, legte sie noch dezenten Schmuck an und ließ sich ihre Frisur umgestalten, sodass sie auch während des Reitens halten würde. Dann legte man ihr noch ein kurzes leichtes Tuch mit einem Tigerwappen um. Sie stand auf und lief schwungvoll zu der Tür und verließ schnell ihr großes Zimmer. Draußen waren zwei Wachen vor ihrer Tür postiert, die ihr auch prompt folgten und so lief sie eilig aus dem Gebäude über den kleinen Innenhof durch die großen Hallen und direkt auf den Hauptplatz. Sie lief geschwind den am Hang liegenden Weg des Platzes hinunter, bis sie bei den Ställen angekommen war. Hier lag überall Stroh herum und immer wieder frisch zur Seite gelegtes Striegelwerkzeug. Sie ging in einen der Flügel des Stalls und betrat die Stallgasse. Man hörte das leise Atmen und Schnauben der Tiere und immer wieder auch kleine Mäuse und das stete Geräusch von raschelndem Stroh und trinkenden Pferden. Wo sie vorbei ging, hoben die Tiere kurz den Kopf und ließen ihn dann wieder hinabgleiten oder reagierten einfach gar nicht. An einer Box traf sie ein bekanntes Gesicht von einem Stalljungen. Sie sprachen kurz etwas und dann erwähnte der Junge einen Neuzugang und die Frau wollte ihn natürlich sofort sehen, wurde aber zurückgehalten und sollte sich den anderen Flügel anschauen, der mit den Schlachtrössern besetzt war. Nur widerwillig tat sie, was ihr von dem Stallmeister, der inzwischen dazu gekommen war, aufgetragen wurde. Während sie sich die anderen Pferde ansah und streichelte, wurde hinter ihrem Rücken das neue Pferd auf einen kleinen, abgelegenen Putzplatz gebracht und ordentlich aufpoliert. Ihre ältere Schwester kam mit dazu und sah bei der Arbeit zu, während sie darauf wartete, das schöne Tier endlich ihrer Schwester vorstellen zu können. Als die Stallknechte fertig waren und die Frau zufrieden war, ging sie in den linken Flügel und überraschte ihre Schwester, die es sich bei einer Katze und ihren Kätzchen im Stroh bequem gemacht hatte. Als sie von ihrer Überraschung erzählte und fragte, ob sie es sich gleich ansehen wollte, schwangen die Emotionen der Jüngeren schon wieder über. Sie liefen so schnell es in einem Stall möglich war nach draußen auf den privateren Putzplatz und die Jüngere war verliebt auf den ersten Blick. Das Pferd sah sehr elegant und schön aus und hatte Mähne und Schweif seiden und schwarz wie die Nacht, während das Fell graue Farbtöne hatte, die in allen Nuancen schimmerten und es im Licht schon fast flüssig aussah. Die Augen des Pferdes hatten ein stürmisches Grün wie die vom Wind gepeitschten Felder der Bauern im Regen. Sie trat langsam an die Schönheit heran und der Hengst schnupperte aufgeregt an ihrer Hand, die sie ihm hinhielt. Dann durfte sie ihn streicheln und legte ihm einen schwarzen Sattel mit einer blau-grünen Decke, die genau zu seinen Augen passte, auf. Während sie das Pferd dann auch noch mit passendem Zaumzeug auftrensen ließ, sah sie zu, wie ihrer Schwester auch ihr Pferd fertig gemacht wurde, ein Brauner mit dunklen verheißungsvollen Augen. Als sie fertig waren, wurden sie auf den normalen Platz geführt, wo sie sich elegant auf die Pferde schwangen und durch das große Tor in die dahinterliegende wogende Graslandschaft ritten, wo sie dann das Tempo anzogen und die Tiere in vollem Galopp laufen ließen. Anders als sonst, war die jüngere vorsichtig, sie fasste das neue Pferd schon fast mit Samthandschuhen an, als könnte es zerbrechen wie Glas. Auch bemerkte sie gar nicht, dass ihre Schwester sie beobachtete, zu sehr war sie damit beschäftigt, sich mit dem neuen Pferd zu verständigen.

Als sie am frühen Abend wiederkamen, wurden sie direkt begrüßt und gingen ihre Klamotten wechseln. Da heute ein Fest abgehalten wurde, das für die junge Frau bestimmt war, gingen sie in ihre Zimmer, um sich in andere Gewänder kleiden zu lassen. Während die Ältere schon alles zusammen gesucht hatte und sie dementsprechend kürzer brauchte und nicht so sehr aufgetakelt wurde, wurde der Jüngeren das volle Programm zuteil, schließlich wurde heute ihre Übernahme in die Welt des Adelshofs gefeiert und ihre neuen Tätigkeiten als Drittgeborene ausgesucht. Als sie fertig eingekleidet, geschminkt und frisiert war, setzte sie sich wartend auf eine kleine Couch, die in ihrem Zimmer stand und strich die Falten ihres ausgefallenen orange-blauen Kleid glatt. Etwas später wurde von einer der Wachen, die sie heute den ganzen Tag begleitet hatten, an die Tür geklopft und sie bat ihren Bruder herein. Er war der älteste der Kinder und würde deshalb das Land als nächstes regieren. Er sah sie sanft an, fragte nach ihrem Befinden und ihrer Hand, damit lud er sie ein, sich zum Fest zu begeben. Während sie alles beantwortete, breitete sich ein Gefühl der Wärme in ihr aus. Ihr sanfter Bruder war in letzter Zeit sehr beschäftigt gewesen und sie hatte ihn kaum gesehen oder gehört. Dann betraten sie zusammen die große Halle, die bis zum Rand voll mit Menschen gefüllt war, die sich nun alle für sie erhoben und klatschten.

Endlich endlich [One Piece FF]Où les histoires vivent. Découvrez maintenant