Spaziergang

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Sicht des Erzählers

Nahezu kraftlos und zutiefst verletzt lag Lillian im Bett, an Schlaf war für sie nicht zu denken. Immer wieder überdachte sie das Geschehene und fragte sich, wieso es ausgerechnet sie getroffen hatte. Natürlich wünschte sie niemandem in dieser Situation zu sein, doch sie selbst wollte es auch nicht. Sie fragte sich, was Jake wiederfahren sein musste, um zu werden, wie er war. Sie wälzte sich im Bett hin und her, war ihrer innerlichen Unruhe vollkommen verfallen und konnte letztlich nicht mehr liegen bleiben. Sie stand auf und ging hinüber zum Fenster, sah in die dunkle Nacht. Sie konnte ihre Reflexion sehen und ihr Zimmer. Sie legte ihre rechte Hand flach an das Glas und stützte ihren Kopf auf diesem ab, sie seufzte. Sie schloss die Augen und atmete tief durch, versuchte sich zu beruhigen, doch es gelang ihr nicht und es wurde nicht besser, als sie plötzlich zwei Hände an ihrer Hüfte spürte. Sie zuckte zusammen und drehte ihren Kopf, um zu sehen wer hinter ihr stand. "Na Kleines, kannst du nicht schlafen?", erklang Jakes raue Stimme. Er hatte jeden ihrer Schritte per Liveübertragung beobachtet nachdem er ihr Zimmer verlassen hatte. Er wusste genau, dass sie unruhig war, nicht schlafen konnte und genau das erfreute ihn, denn er kannte den Grund. Er spürte, wie sie zu zittern begann und ein kleines Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Er genoss die Macht, die er über sie hatte, es erfüllte ihn fast schon mit Stolz, doch viel größer war die daraus resultierende Erregung. Er schloss beide Arme fest um sie und drückte sie so mit dem Rücken an seine Brust, spürte ihre unregelmäßige Atmung und ihre Angst. "Nein...", flüsterte sie zaghaft um auf seine Frage zu antworten, es hätte aber genau so gut ihre Reaktion auf seine Umarmung sein können. "Ich kenne einen Weg, dich müde zu machen.", raunte er ihr ins Ohr und ihre Augen weiteten sich vor Panik. Sie antwortete nicht, blieb schockversteift. Seine Lippen legten sich sanft auf die Haut ihres Halses und wanderten Stück für Stück hinab, bis sie den Kragen ihres Shirts erreichten. Seine Hände fuhren währenddessen unter ihr Shirt und hinauf zu ihren Brüsten, welche er beide umschloss und leicht massierte. Sie war diese sanften Bewegungen von ihm nicht gewohnt, was ihr nur noch mehr Angst machte, doch sie wusste, dass sie kein Recht hatte, dem zu widersprechen. Mit einem mal drehte er sie zu sich um und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, presste seine Lippen stürmisch auf ihre und küsste sie heftig. Lillian war so überrascht, dass sie keine Zeit hatte zu reagieren und ihn einfach nur schockiert ansah. Er löste den Kuss und sah ihr tief in die Augen, so als würde er eine bestimmte Emotion suchen, doch er fand nichts, außer der Angst. Es machte ihn ein wenig wütend, dass sie so gar nicht reagierte, also hob er sie kurzerhand hoch, wodurch sie gezwungenermaßen ihre Beine um seine Hüften schlingen musste und ihre Hände auf seinen Schultern platzierte. Bei dieser plötzlichen Bewegung entfuhr ihr ein leises quieken und er schmunzelte, presste ihren Körper an sich und presste sie kurzerhand mit dem Rücken an das Fensterglas. Durch seine Nähe konnte sie ganz klar seine Erregung spüren und schauerte, was hatte er vor? Wollte er nur spielen oder wollte er mehr? Erneut fanden seine Lippen den Weg auf ihre und diesmal ließ sie es zu, eine andere Wahl hatte sie nicht und sie wollte nicht, das er erneut sauer wurde. Sie spürte, wie er mit der einen Hand langsam ihren Körper hinauf fuhr, die andere hatte er immer noch an ihrem Hintern. Seine rechte Hand glitt erneut unter ihr Shirt und umfasste erneut ihre Brust. Sie bekam eine unangenehme Gänsehaut und löste sich aus dem Kuss, er sah sie fragend und gleichzeitig warnend an. Er sah die Unsicherheit in ihren Augen, er wusste, dass sie etwas sagen wollte, doch sie wagte es nicht. Sie senkte den Blick, wollte die aufkommenden Tränen vor ihm verstecken, doch er wusste, was sie vorhatte. Er ließ von ihrer Brust ab und legte seine nun freie Hand unter ihr Kinn, sodass sie ihn ansehen musste. Sie spürte seinen Herzschlag an ihrer Brust, wusste nicht so recht, ob er nun sauer oder einfach erregt war. Sie spürte, wie ihr die erste Träne über die Wange lief, ohne, dass sie etwas dagegen hätte tun können. Er seufzte und ließ sie unerwartet herunter, ließ sie aber nicht los. "Lass uns eine Runde spazieren gehen.", gab er eher nachdenklich von sich und nahm ihre Hand, führte sie aus dem Zimmer ohne auf eine Antwort zu warten. Auf dem Weg nach unten kam ihnen Dexter entgegen, welcher Jake fragend ansah. "Wir werden nicht lange weg sein, schalt ihr Halsband ab.", wies er ihn kurz an und Lillian sah ihn überrascht an. Auch Dexter war überrascht, stellte aber keine weiteren Fragen. Sie verließen die Fabrik und Jake steuerte in mildem Tempo auf das große Tor zu. Lillian hingegen wurde immer langsamer, der Zweifel nagte an ihr. War das eine Falle? Letztlich blieb sie stehen und Jake wandte sich mit fragendem Gesichtsausdruck zu ihr um. "Jake, was machen wir hier?", fragte sie ihn vorsichtig und sah ihn ebenso an. "Ich dachte, ein wenig frische Luft würde dir gut tun.", gab er schulterzuckend von sich und sah sie an. "Ohne Bedingungen?", Lillian war sich unsicher, denn normalerweise bekam sie nichts ohne Gegenleistungen."Nein, keine, außer der, dass du danach endlich ins Bett gehst. Du musst dich ausruhen, morgen wird ein anstrengender Tag.", gab er ruhig zurück und legte ihr sanft eine Hand auf die Wange. "Erwarte nicht immer das Schlechteste von mir, du hast nichts falsch gemacht, also entspann dich.", flüsterte er ihr zu und legte anschließend sanft seine Lippen auf ihre. Ihr fehlten die Worte, was hätte sie darauf auch sagen sollen? Er hatte ihr bisher fast ausschließlich seine schlechtesten Seiten gezeigt, wieso sollte er dieses Vorgehen auf einmal ändern? Aber ihr blieb nichts anderes übrig, als dem Glauben zu schenken, was er sagte. Er nahm sie bei der Hand und führte sie durch das Tor hinaus in den Wald. Sie waren schon ein ganzes Stück von der Fabrik entfernt und alles in ihr schrie danach, sich von ihm loszureißen. Das Halsband war abgeschalten und es war dunkel, so schnell würde er sie nicht finden können. Sie sah zu ihm auf, er lief etwas vor ihr, hielt ihre Hand im lockeren Griff. Sie würde es wagen, koste es was es wolle, dies war die erste perfekte Chance, die sie je bekommen hatte.

At the End of FallWhere stories live. Discover now