May

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Dexter war mittlerweile wieder vertieft in ein Gespräch und schenkte mir durchaus wenig Beachtung. Ich konnte dem Gesprächsthema nicht folgen und versuchte es auf Grund dessen auch nicht weiter. Seit unserer Ankunft waren auch ein zwei weitere Damen in Begleitung aufgetaucht, was mich ein wenig behaglicher fühlen ließ. Eine dieser Frauen kam auf mich zu und reichte mir mit einem freundlichen Lächeln die Hand, "Hallo, ich bin May, schön dich kennen zu lernen.", ihre Stimme überschlug sich fast vor freudiger Erregung und ich gab ein perplexes, "Lillian, freut mich auch.", zurück. "Ich bin so froh, dass Dex sich endlich getraut hat, dir den Ring anzustecken, er hat mir schon so viel von dir erzählt.", begann sie und ich wusste nicht so recht was ich dazu sagen sollte. Ich legte mir in Gedanken schnell ein Konstrukt zusammen um irgendwie antworten zu können, auch wenn dieses nur aus Lügen bestand. "J-Ja ich war sehr überrascht und ich war so froh, dass er mich endlich gefragt hat, ich dachte schon er würde nie fragen.", gab ich nervös lachend zurück und May begann zu lächeln, es war ein warmes, ehrliches Lächeln. "Erzähl mal, wie habt ihr euch denn kennen gelernt. Von ihm bekomm ich darauf immer keine Antwort.", drängte sie höflich und mir wären beinahe alle Gesichtszüge entglitten, doch ich riss mich zusammen und dachte mir schnell eine Geschichte aus. "Naja, ich war geschäftlich in dieser Gegend unterwegs und hatte einen sehr schlechten Tag gehabt. Ich ging also in diese Hotelbar, setzte mich an den Tresen und bestellte mir einen Martini, keine zwei Sekunden später, setzte er sich neben mich und rief dem Bartender zu er solle zwei draus machen, es ginge auf ihn. Wir haben uns den ganzen Abend prächtig amüsiert und er hat meine Laune wirklich aufgebessert. Ich weiß nicht, irgendwie wusste ich ab dem ersten Moment, dass er etwas Besonderes ist, dass ich mein Leben mit ihm verbringen möchte.", es fiel mir leichter als erwartet mir etwas zusammen zu reimen. Dass ich einen Martini kannte, lag einzig und allein daran, dass meine Mutter ihn gern getrunken hatte, generell war das eher die Geschichte wie sich meine Eltern kennengelernt hatten und ich schämte mich dafür diese für Dexter zu opfern, da es in unserem Fall einfach nur gelogen war und dem Schauspiel diente. "Oh das ist so süß.", gab May von sich und ich sah aus dem Augenwinkel, wie angespannt Dexter uns zuhörte, sein eigenes Gespräch war ihm völlig egal. Er drehte sich plötzlich um und schlang seinen Arm um meine Taille. "Dex, warum hast du mir diese wundervolle Geschichte eures Kennenlerns nie erzählt?", fragte May ihn augenscheinlich eingeschnappt und Dexter zuckte nur mit den Schultern und sah mich an, "Sie kann das einfach viel besser als ich.", lächelte er, bevor er mir einen leichten Kuss auf die Stirn gab, ich schluckte kurz, bewahrte aber Contenance und lächelte ein bisschen mehr. "Schleimer...", murmelte ich und schlug ihm sanft gegen die Brust, woraufhin er anfing zu grinsen. Ich fragte mich, ob denn niemand bemerkte, wie jung ich eigentlich noch war, wobei ich tatsächlich älter wirkte mit dem Make-Up. Aber ich konnte doch nicht so viel älter aussehen, wegen etwas Make-Up, oder? Scheinbar schon, denn bisher hatte sich niemand nach meinem Alter erkundigt und es schien auch niemanden so recht zu interessieren. Als May zum nächsten Satz ansetzen wollte, hörte man vom obersten Treppenabsatz wie jemand leicht gegen sein Glas schlug und augenblicklich kehrte Ruhe im Raum ein, alle Blicke waren nach oben gerichtet. Zu sehen waren Jake, Alistair und Dimetri in Begleitung eines älteren Herrens, vermutlich um die 40. Jake sah zu uns herab und sein Blick bekam etwas lobendes, als er mich erreichte. "Sehr verehrte Damen und Herren, es freut mich, Sie in dieser Runde begrüßen zu dürfen. Wie Sie alle wissen, ist dies nicht nur eine reine Feierlichkeit, sondern vorallem ein Geschäftstreffen. Seit nunmehr 10 Jahren arbeitet mein Unternehmen in Kooperation mit der Mebus Corporation. Zuerst unter der Leitung von Edmund Venington und nun unter der Leitung seines ebenso ehrwürdigen Sohnes Jake Venington. Und es ist mir ein besonderes Vergnügen Ihnen am heutigen Abend mitteilen zu dürfen, dass unsere Zusammenarbeit auch weiterhin garantiert ist.", es setzte ein Applaus ein, der alsbald von dem Herren unterbrochen wurde, "Zudem habe ich eine weitere Ankündigung zu machen. Begrüßen Sie zusammen mit mir den großartigen Dexter Evans und seine liebreizende Begleitung Lillian Shaw. Kommt zu mir ihr Beiden.", ich war irgendwie verwirrt und ließ mich von Dexter mit nach oben ziehen, er gab dem Herren die Hand und dann war ich dran. Er griff nach meiner Hand beugte sich zu ihr hinab und hinterließ einen leichten Kuss auf meinem Handrücken, "Bastian Fitch, schön dich endlich mal kennen zu lernen.", ich war nicht fähig zu antworten und nickte stattdessen nur benommen, was mir einen bösen Blick von Jake einbrachte. Doch ich war einfach zu verwirrt um zu begreifen was hier vor sich ging. "Es ist mir eine wahre Freude, meinen langjährigen Freund und Geschäftspartner in den Händen einer so bezaubernden Dame zu wissen. Ich wünsche euch beiden von Herzen nur das Beste, auf dass eure Liebe ewig bestehe.", damit hob er sein Glas, die Menge am unteren Treppenabsatz tat es ihm gleich, ebenso die Jungs. Ich verstand nicht was hier passierte, oder was hier gespielt wurde aber es machte mir Angst. Jedoch versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen und als wir aufgefordert wurden, uns vor allen Augen zu küssen, tat ich genau das. Ich nahm Dexters Gesicht zwischen meine Hände, er legte seine an meine Hüften, zog mich näher sah mir tief in die Augen und küsste mich dann fast schon leidenschaftlich. Und wenn man es nicht gewusst hätte, hätte man diesen Kuss für ein wahres Werk reinster Liebe gehalten. Und für einen Sekundenbruchteil wünschte ich mir, es wäre wahr, doch genauso gut, wie ich wusste, dass das hier eine Farce war, wussten es auch Dexter und die Jungs. Als wir uns lösten, sah ich beschämt von der Menge weg und begegnete Jakes Blick, glücklicherweise fand ich darin keine Anzeichen von Wut oder Tadel, aber dieser Blick hatte auch nichts Gutes in sich, er wirkte einfach starr, angespannt. "Nun denn, genießen Sie die Feier, meine Damen und Herren, Sie sind herzlich eingeladen zu Speis' und Trank.", damit beendete Fitch seine Rede und die Menge löste sich wieder in Gruppen auf und auch wir begaben uns allesamt wieder nach unten. Vor mir Jake und Fitch, hinter mir Dim und Alistair und neben mir, immer noch meine Hand haltend, Dexter.

At the End of FallOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz