Trostlos

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Lillian P.O.V.

Ich hörte, wie Jake die Tür öffnete, sah aber nur verschwommene Bilder. Im nächsten Moment wurde ich hochgehoben und auf seinem Bett abgelegt. "Und warum genau hat das jetzt so lange gedauert?", hörte ich ihn fragen und dachte die Frage war an mich gerichtet. Demzufolge antwortete ich noch bevor Dexter es tun konnte mit leiser brüchiger Stimme, "Ich bin gelaufen...".

Jake P.O.V.

Ich drehte mich bei ihrer Aussage erstaunt zu ihr um und sah, dass sie gar nicht sah, dass ich mit Dexter gesprochen hatte. "Du hast sie in ihrem Zustand laufen lassen?", fragte ich ihn etwas entgeistert. Doch dieser zuckte nur mit den Schultern und ein weiteres Mal, bekam ich stattdessen eine Antwort von Lillian. "Ich wollte laufen...", murmelte sie, doch ich hörte, dass sie nicht die Wahrheit sagte. Ich wollte wissen warum, warum sie Dexter augenscheinlich verteidigte, denn es gab für mich keinen ersichtlichen Grund. "Okey, Dex du kannst gehen.", gab ich beiläufig von mir während ich auf sie zuging und mich neben ihr auf die Bettkante setzte. Ich bemerkte, dass sie den Verband abgenommen hatte und schüttelte seufzend den Kopf. Da half ich ihr schon und sie wusste es nicht mal zu würdigen. Erst nachdem Dexter die Tür geschlossen hatte, sprach ich sie auf das eben geschehene an. "Warum hast du Dexter verteidigt? Ich weiß, dass es nicht deine Idee war, hier hoch zu laufen, also lüg mich nicht an.", ich legte ihr meine Hand unters Kinn und hob es ein Stück an, sodass sie mir unweigerlich in die Augen sehen musste. Bei meiner Frage begann sie zu zittern und biss sich auf die Lippe. "Weil...weil ich weiß, dass...wenn du ihn zurecht gewiesen hättest er...er es früher oder später an mir ausgelassen hätte...", flüsterte sie panisch und ängstlich und ich musste zugeben, dass mich ihre Denkweise überraschte, denn genau das hätte Dexter vermutlich getan. "Du sollst mich doch aber nicht anlügen Süße...", tadelte ich sie und sofort verstärkte sich ihre Panik. "Tu mir nicht weh...es tut mir leid...", wimmerte sie und ich musste kurz lächeln, sie war so süß, wenn sie so ängstlich war.

Lillian P.O.V.

"Das werde ich nicht...", murmelte er, "Noch nicht...", fügte er leise bei und ich schloss verzweifelt meine Augen. Ich hatte es mir irgendwie denken können. "Du solltest dich erst einmal ausruhen, bevor wir hier weitermachen.", raunte er mir zu und schloss dann die Decke um mich. Mit dieser Geste hatte ich nicht gerechnet, allerdings dauerte es nicht lange bis ich tatsächlich einschlief.

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Zaghaft öffnete ich meine Augen und sah Jakes Gesicht ganz dicht an dem meinen. Er schien  zu schlafen und ich hatte nicht die Absicht ihn zu wecken. Er sah so friedlich aus, wenn er schlief, dass es fast undenkbar war, zu glauben, dass er tat, was er eben tat. Ich betrachtete seine markanten Gesichtszüge, und dachte, dass er, wenn er nicht der Mensch wäre, der er eben war, mit Sicherheit keine Probleme gehabt hätte, eine Frau fürs Leben zu finden. Ich fragte mich, wie man zu so einem Menschen werden konnte. Was musste einem Menschen wiederfahren um so zu sein?

"Es geht dich nichts an!", schrie er mich an und ich sah verletzt zu ihm auf. Wir führten dieses Gespräch nicht zum ersten mal. "Sie war meine Mutter...", schniefte ich und wischte mir dabei unbewusst über meine feuchten Augen. "Das kannst du mir noch so oft sagen, und es wird nichts daran ändern, das ich dir nicht erklären werde, warum ich sie umgebracht habe.", entgegnete er sauer und funkelte mich an. "Ich habe das Recht es zu wissen!", schrie ich zurück und fing mir im nächsten Moment von ihm eine heftige Ohrfeige. "Schweig! Du hast gar keine Rechte, du gehörst mir. Und ich erzähle dir nur das, wovon ich denke, dass du es wissen solltest. Und jetzt lass mich endlich in Frieden.", zischte er und drehte mir den Rücken zu. Ich war wütend und verletzt. Es war nicht das erste Mal, dass ich ihn nach dem Tod meiner Mutter gefragt hatte und jedes Mal hatte er entweder nur gesagt, dass es sein musste, oder dass es mich nichts anging. Ich hasste ihn dafür umso mehr. Ich drehte mich ebenfalls um und wollte den Raum verlassen, wurde aber von ihm aufgehalten. "Was glaubst du, wo du hin gehst? Wir sind hier noch nicht fertig, Süße.", sein Blick war markdurchdringend und ich wusste, worauf das hinauslaufen würde.

Damals wie heute beschäftigte mich die Frage danach, warum er sie mir genommen hatte. Was hätte sie denn machen sollen? Die Polizei wäre eine Option gewesen, aber hier hätte mich wohl niemand gefunden. Der Gedanke an sie machte mich traurig und ich wandte mich von Jake ab, drehte mich um, setzte mich schließlich auf. Mein verletztes Bein schmerzte, aber ich fühlte mich deutlich besser als zuvor. Leise atmete ich tief durch bevor ich aufstand und hinüber zur Glasfront ging. Draußen war es hell, wobei ich nicht wusste, ob der nächste Tag schon angebrochen war, ich hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren. Ich sah hinaus, sah den Wald, die wunderschöne friedliche Natur, die sich um mein Schicksal nicht kümmerte und einfach weiter machte, wie bisher. Ich sah die trostlose, viel zu hohe Mauer und das Tor, den einzigen Ausweg um hier lebend rauszukommen. Denn eines wusste ich ganz sicher, wenn ich nicht auf freien Fuß kam, war die andere Art dem hier zu entkommen, nur der Tod und ich wollte noch nicht gehen. Ich erhoffte mir immer noch wesentlich mehr von meinem Leben, als das, was hinter mir in diesem Zimmer lag. Ein Leben in Gefangenschaft und Erniedrigung. Der Wald schien mir fast schon höhnisch zuzulachen, denn da draußen war das Leben, die Freiheit, aber ich, ich war hier drin, getrennt von der Freiheit durch Glas und eine unüberwindbare Mauer. Ich hörte, dass Jake sich im Bett bewegte und drehte ihm meinen Kopf zu, sah dass er wach war. Er schien noch nicht ganz realisiert zu haben, dass ich tatsächlich aufgestanden war und das auch noch, ohne ihn zu wecken. Soetwas gelang mir eigentlich nie, da er mich sonst im Schlaf immer festhielt. Wir sahen uns einfach nur stumm an, bis er scheinbar wach genug war um die Situation zu realisieren, dabei gab es eigentlich keine richtige Situation, denn es war nichts passiert, ich war immer noch da. Er setzte sich auf und musterte mich, ich hielt seinem Blick nicht stand und sah letztlich wieder aus dem Fenster. Ich hörte, wie er aufstand und auf mich zu kam. Ich begann zu zittern, denn ich wusste, was mir bevorstehen würde.

At the End of FallNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ