Kapitel 35

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Pov. Damien

Langsam wachte ich auf. Ich war etwas verwundert und auch traurig als ich bemerkte das Ralis nicht hier war. Normalerweise lag er immer neben mir wenn ich wach wurde. Ich richtete mich mit einem seufzen auf und rieb mir die Augen. Plötzlich ging die Tür auf und Ralis kam vorsichtig mit einem großen Tablett ins Zimmer. 

"Guten Morgen mein kleiner Engel. Ich hoffe dir gefällt meine Überraschung", begrüßte er mich mit einem lächeln als er mich ansah. Ich war überrascht als ich sah was auf dem Tablett lag. Es war ein selbst gemachtes Frühstück, mit allem was dazu gehörte. 

"Hier, nur für dich. Als Entschuldigung für gestern. Ich hätte dich nicht anschreien dürfen, und das tut mir wirklich unendlich leid", meinte er ehrlich und auch etwas beschämt.   "Schon gut", murmelte ich nach ein paar Minuten.  

"Nein, ist es nicht", entgegnete er ernst, während er das Tablett auf den kleinen Nachttisch neben dem Bett abstellte. "Du hast gestern fast den ganzen Tag nur geweint, und das wegen mir. Obwohl du keine Schuld hattest. Und dann wirfst du mir auch noch an den Kopf das ich dich für schwach und nutzlos halte. Und glaub mir das tue ich ganz sicher nicht. Also was war gestern los mit dir?", fragte er besorgt. Nervös sah ich runter auf meine Hände.  "Nun...ich..", stammelte ich vor mich hin. Ralis gab ein seufzen von sich und setzte sich neben mich. Er hob mein Kinn etwas an, so das ich ihn ansehen musste. "Das was du gestern gesagt hast will mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Warum hast du so etwas gesagt?", fragte er mich und strich mir dabei über die Wange. 

Ich wusste nicht recht was ich tun sollte. Sollte ich ihm wirklich meine Geschichte erzählen? Aber was wenn er mich dann genauso wegwirft wie die anderen?  "Vertraust du mir?", riss er mich plötzlich aus meinen Gedanken. "Ja, natürlich", antwortete ich ohne zu zögern.  "Dann sag mir was los ist, bitte", meinte er einfühlsam.   "Aber... ich hab Angst", gab ich zu.   "Wovor denn?", fragte er ruhig.   "Das... Das du mich dann auch hasst", nuschelte ich leise.  "Ich werde dich nie hassen Damien. Egal was du gemacht hast. Versprochen", sagte er ehrlich.  "Wirklich?", fragte ich unsicher. Er gab mir ein stummes nicken. Ich überlegte noch kurz und atmete tief durch. 

"Nun, ich hab nicht immer bei Vincent gewohnt", fing ich schließlich an zu erzählen. "Ich hatte eine Familie, einen Vater, eine Mutter und einen kleinen Bruder." Für einen Moment sah ich ein Bild in meinem Kopf, wo wir noch eine glückliche Familie waren und musste kurz lächeln.  "Ich sollte Ben, meinen kleinen Bruder, vom Kindergarten abholen weil meine Eltern an dem Tag keine Zeit hatten, also tat ich das. Aber auf dem Weg nach hause ist Ben auf die Straße gelaufen um seinen Ball zu holen. Und wie es der Zufall so wollte kam genau in dem Moment ein Auto auf ihn zu. Ich konnte ihn gerade noch rechtzeitig zur Seite stoßen damit er nicht getroffen wurde. Jedoch wurde ich dabei getroffen und dabei wurde mein Bein so sehr beschädigt das es jetzt nicht mehr richtig funktioniert.  Als meine Eltern das herausfanden hassten sie mich auf einmal und verstießen mich. In der Schule fingen alle an mich zu hänseln und meine ehemaligen Freunde gingen sogar so weit mich zu verprügeln." Ich werde wohl nie vergessen wie einsam und verloren ich mich damals gefühlt hatte. Trauer breitete sich in mir aus. "Zuhause beachteten mich meine Eltern kaum noch und schrien mich für alles mögliche an. Dann kamen Vincent und die anderen an unsere Schule und sie waren die ersten die hinter mir standen und zu mir gehalten haben, obwohl wir uns kaum kannten." Ein kleines lächeln schlich sich auf mein Gesicht, aber so schnell wie es gekommen war verschwand es auch wieder. "Doch dann ist mein Vater mit mir in den Wald gefahren und hat mich einfach mitten im Wald ausgesetzt. Ich hab versucht aus dem Wald rauszukommen, aber selbst nach einigen Tagen hatte ich es nicht geschafft. Ich hatte mir eine Erkältung geholt und stand kurz vor der Erschöpfung. Dann hat mich dieser große Wolf angegriffen. Streuner nennt ihr sie, glaube ich. Ich habe versucht mich zu wehren. Jedoch ohne großen Erfolg. Er hatte es fast geschafft mich zu töten, doch Vincent kam gerade noch rechtzeitig um mich zu retten. Ab da war ich in ihrem Rudel, sie haben mich versorgt und mich bei sich aufgenommen. Und dann kamst du", beendete ich meine Erzählung. 

Ich sah wieder auf meine Hände und wartete angespannt auf seine Reaktion. Doch er sagt nichts. Stattdessen nahm er mich einfach in den Arm. Ein paar Minuten später spürte ich warme, nasse Tropfen auf meiner Schulter. "Ralis?", sagte ich leise.  "Es tut mir so leid", meint Ralis auf einmal.  "Was tut dir leid?", fragte ich verwundert.   "Du hast das alles nicht verdient. Ich wünschte ich hätte dich früher gefunden", sagte er leise schluchzend.  "Du bist so ein wunderbarer Mensch. Glaub nicht das was sie sagen. Du bist nicht schwach. Du bist nicht hilflos. Du bist stark, du hälst durch wo andere schon längst aufgegeben hätten. Ich liebe dich so sehr." Dieser Satz ließ mich lächeln.  "Ich liebe dich auch. Und ich bin so froh das du in mein Leben gekommen bist. Aber wenn man gewisse Dinge immer und immer wieder von den Leuten hört, dann fängt man irgendwann an diese zu glauben", meinte ich ehrlich.  "Ich werde dir beweisen das du nicht schwach bist", meint Ralis mit fester Stimme. "Und ich weiß auch schon genau wie."

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Und damit Herzlich Willkommen zu unserer ersten Lesenacht. Es werden insgesamt acht Kapitel hochgeladen. jeweils jede viertel Stunde eins. Ich hoffe ihr habt Spaß beim lesen und das ich diese Nacht noch Überlebe.

Eure Kirinshadow.

Gebrochen, Verachtet und Gerettet Where stories live. Discover now