Kapitel 19

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Pov. Damien

Es war jetzt eine Woche her seit meine Eltern mich offiziell verstoßen hatten. Vincents Eltern hatten mich sofort aufgenommen und behandelten mich wie ihren eigenen Sohn. Meine Laune besserte sich aber kein Stück. Schließlich wurde man ja nicht alle Tage von den eigenen Eltern rausgeschmissen. Die meiste Zeit des Tages verbrachte ich in meinem Zimmer um zu zeichnen und nachzudenken. Hätte ich auch so gehandelt wenn ich in der Position meiner Eltern gewesen wäre?

Vincents Geburtstag sollte in zwei Tagen stattfinden und deshalb hatten er und seine Eltern alle Hände voll zu tun mit den Vorbereitungen. Ich half da wo ich konnte auch ein wenig, allerdings war es nicht wirklich viel. Zu sehen wie alle anderen um mich herum hart arbeiteten, und ich nur still dasitzen konnte, gab mir wieder dieses Gefühl von Nutzlosigkeit. 

Ich wollte einen kurzen Spaziergang machen um mich abzulenken und den anderen nicht im Weg zu stehen. Also gab ich schnell bescheid und ging nach draußen. 

Seit meinem Unfall war ich nicht mehr im Wald gewesen, zumindest nicht alleine. Allerdings ging ich nicht allzu weit von der Siedlung weg. Ich achtet stets darauf das ich immer noch sie Häuser sehen konnte, weshalb ich mich relativ sicher fühlte. 

Die Vögel zwitscherten vergnügt und ich genoss die wenigen Sonnenstrahlen die hin und wieder meine Haut trafen. Die beruhigende Atmosphäre die der Wald bot war genau das gewesen was ich gebraucht hatte. Ich stoppte kurz weil ich ein Eichhörnchen sah, was an einem Baum hochkletterte. 

Im nächsten Moment hörte ich ein lautes Knacksen hinter mir und bevor ich mich umdrehen konnte wurde ich auch schon von den Beinen gerissen. Ich konnte ich noch etwas abfangen als ich zu Boden ging. Erschrocken hob ich den Kopf und blickte mich um, um den Verursacher für meinen Sturz zu finden. 

Ich erstarrte als ich sah was mich umgeworfen hatte, das konnte doch nicht wahr sein! Wie viel Pech musste jemand haben damit ihm so etwas im Leben passierte? 

Ein paar Meter neben mir lag ein Wolf, allerdings war dieser wesentlich kleiner als der, der mich angegriffen hatte. Außerdem war das Fell sauber und glänzte nahezu in einem hellen braun.          Der Wolf war auch gestürzt und rappelte sich gerade wieder auf die Beine.

Ich hatte unglaubliche Angst und die Bilder von meiner letzen Begegnung mit einem Wolf spielten sich wie eine Wiederholungsschleife in meinem Kopf ab.

Mein ganzer Körper zitterte und Tränen rannen über mein Gesicht. Das Herz schlug mir bis zum Hals als der Wolf mich direkt ansah und ich seine strahlend blauen Augen sehen konnte.                  Ich war mir sicher das ich das hier nicht überleben würde und hoffte einfach das es schnell vorbei sein würde.

Aber gegen meine Erwartung fing er nicht an zu knurren sondern winselte leise. Er kam einen Schritt auf mich zu, was mich aus meiner Starre befreite. 

Ich presste die Augen fest zusammen und hielt mir schützend die Arme vor das Gesicht.                    "Nein! Bleib weg!", rief ich verzweifelt. Wieder winselte der Wolf und kurz darauf hörte ich das raschelnde Laub als der Wolf anfing zu laufen. 

Ich dachte wirklich er würde verschwinden, doch dann hörte ich wie er auf mich zu lief. Mein zittern verstärkte sich noch mehr und ich rechnete mit dem schlimmsten. Als nächstes fiel etwas dünnes längliches auf meine Beine. Ich wartete, aber es passierte nichts weiter. Also nahm ich meinen Mut zusammen und öffnete mit pochendem Herzen leicht die Augen. Auf meinen Beinen lag eine meiner Krücken, die ich wohl beim Sturz verloren hatte. Der Wolf hatte sich vor mich hingelegt und sah mich wie ein begossener Pudel an.

Ich konnte meinen Augen nicht trauen als ich das sah. Es wirkte so surreal, wie in einem Traum.    Unsicher nahm ich die Krücke, während ich weiter den Wolf ansah.

"Ä...Ähm, danke?", sagte ich leise. Der Wolf setzte sich hin und schien irgendwie viel glücklicher zu wirken als noch vor ein paar Sekunden. Ich streckte vorsichtig die Hand nach ihm aus und  der Wolf schnupperte freudig daran, bevor er sie ableckte. 

Kurz darauf stand er auf um mir auch meine zweite Krücke zu bringen. Ich bedankte mich wieder und versuchte aufzustehen. 

Nach ein paar Versuchen klappte es auch. Der Wolf stand die ganze Zeit daneben und beobachtete mich interresiert.

Ich konnte es nicht begreifen, vor gerade mal gut einem Monat wurde ich von einem Wolf fast getötet, und jetzt traf ich wieder einen Wolf im Wald und er war zahm wie ein Hund.                            Mit einem nachdenklichen Blick sah ich zu dem Wolf.

"Du bist wohl nicht so ein Menschenfressendes Biest oder?", sprach ich eher zu mir selbst.              Aber kaum hatte ich den Satz ausgesprochen fing der Wolf an zu knurren. Ich zuckte erschrocken zusammen und ging einen Schritt zurück.                                                                                                                "Schon gut ich hab verstanden. Es gibt auch nette Wölfe unter euch und du bist einer davon", sagte ich schnell.

~Ja, allerdings. Wie kommst du nur auf den Gedanken mich mit diesen Streunern zu vergleichen~, hörte ich plötzlich eine aufgebrachte Stimme in meinem Kopf.                                            Perplex sah ich den Wolf an, bis ich realisierte wessen Stimme ich gehört hatte.

"Sam?!"

Gebrochen, Verachtet und Gerettet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt