Teil 35🎈

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PoV 3. Person

Mitte November war, Eddies Meinung nach, die schlimmste Zeit im Jahr.
Man konnte es mit einem Läufer vergleichen, der kurz nach dem Start noch ausreichend Puste hatte, um sich einmal kräftig abzustoßen und loszulegen, bevor er dann seine Kraft gleichmäßig verteilte.
So war es auch mir der Kälte.
Sie schoss auf Derry herab wie eine Kanonenkugel auf das feindliche Schiff und zwang die Stadt in die Knie.
Der Astmatiker war schon seit Tagen nur noch vor die Tür gegangen, um zur Schule und zurück zu gehen.
Richie und er lagen die meiste Zeit auf der Couch, sahen sich Filme an und machten dabei ihre Hausaufgaben.

Eddie hatte immernoch Merkmale von seinem letzen Aufeinandertreffen mit Patrick Hockstetter.
Auf seiner Schläfe verheilte ein Schnitt, der von einem hellgelben Hämatom umrandet wurde, doch es war schon dabei, wieder zu verschwinden.

"Eddsie!"
Eddie drehte sich zu seinem Freund um, der sich rücklings an die Arbeitsplatte gelehnt hatte und Eddie angrinste.
"Edd- was? Richie ich schwöre es dir, wenn du mich irgendwann nochmal so-"
Richie lachte.
"Komm mal runter, Eddsie. Es ist nur ein Spitzname."
"Nein, Richie! Wenn du diesen Namen noch ein Mal in den Mund nimmst, dann-"
Wieder wurde Eddie unterbrochen.
Dieses Mal von Richies Lippen auf seinen.
Der Kleinere schwieg sofort.
Etwas perplex verharrte er in seiner Position, bis Richie seine Hände an Eddies Hüften legte und ihn noch etwas nächer an sich zog.
Eddie vertiefte den Kuss und vergrub seine Finger in Richies weichen Haaren, zog vorsichtig daran und drückte sich an seinen Freund.
Richies Hände wanderten über den Rücken des Astmatikers, strichen ihm mal über Wangen oder Arme und fanden schließlich ihren Platz auf Eddies Beckenknochen.
Eddie fühle sich wohl, genauso, wie es jetzt war.
Er lächelte in den Kuss hinein, löste sich kurz und murmelte ein Ich liebe dich, Richie gegen dessen Lippen.
Die ihn durchströmende Wärme stieg noch etwas höher, als Richie kicherte und mit "Ich dich auch, Babe" antwortete.
Die kleinen Feuerwerke in seinem Bauch gingen alle gleichzeitig hoch und füllten sein Inneres mit einem so umbeschreiblich wohligen Gefühl, dass Eddie weich in den Knien wurde.

Irgendwann musste Richie sich lösen, drehte sich zur Seite und bekam einen häftigen Hustenanfall.
Eddie sah ihn erschrocken an, versuchte ihn zu beruhigen, doch das gelang ihm erst nach ein oder zwei Minuten.
"Rich, was ist los?"
Eddie sah seinen Freund immer noch erschrocken an.
"Alles gut, Eddsie. Ich habe mich neulich erkältet, sonst nichts."
Eddie nickte und ging zum Küchenschrank, um seinem Freund einen Tee zu kochen.

Später am Nachmittag stellte sich heraus, dass es doch keine kleine Erkältung war.
Richie lag im Bett, hustete und konnte vor Müdigkeit kaum die Augen offen halten.

Am späten Nachmittag war Richie endlich eingeschlafen und atmete ruhig im Schlaf.
Sein Freund, Eddie, saß auf der Bettkante und strich Richie sanft durchs Haar.
Er beugte sich nach unten, gab ihm einen Kuss auf die Schläfe, setzte sich an den, in dem sonst dunklen Zimmer sperlich ausgeleuchteten, Schreibtisch und machte seine Hausaufgaben.
Konzentrieren konnte er sich allerdings nicht.
Immer wieder schweiften seine Gedanken zu Dingen, über dir er seit Wochen oder Monaten nicht mehr nachgedacht hatte.
Würde meine Mutter zu meiner Hochzeit kommen? Wen auch immer ich heirate? Würde sie sich irgendwann wieder einkriegen und vernümpftig mit mir reden wollen?
Dinge wie diese hielten ihn von den Hausaufgaben ab.
Seine Mutter hatte ihn nie wirklich unterstützt, doch trotzdem war sie ein fester Bestandtteil seines Lebens und es hatte ihn sehr verletzt, als dieser Teil einfach aus seiner Welt gerissen wurde. Noch schlimmer: seine Mutter wollte nicht mehr in seinem Leben sein.
Die beiden wurden nicht getrennt, Sonia Kaspbrak hatte sich von Eddie abgewandt.
Von sich aus.
Eddie sah aus dem verdunkelten Fenster, sah den dunkeln Himmel und die dunkeln, asphaltierten Straßen unter dem Fenster.
Ihm kam Momentan nicht viel Licht in die Welt, nicht viel, aber Richie war da.
Ja, dachte er, Richie war immer da. Was, wenn er auch irgendwann weg sein würde? Wenn er keine Lust mehr auf mich hat? Weil ich zu langweilig bin.
Eine nach der anderen tropften Tränen auf seinen Englischaufsatz und verwischten die neue Tinte.
Er ließ seinen Kopf auf die Tischplatte fallen und begann zu weinen, ohne auf das Papier unter sich zu achten.
Es vergingen einige Minuten, Eddie konnte nicht aufhören, negativ zu denken.
Er konnte sich zu keinen positiven Gedanken zwingen.
Es fühlte sich für ihn so an, als würde ein Gewicht auf seinem Magen, seinem Herzen und Lungen lasten und alles ein wenig zusammendrücken, bis er irgendwann keine Luft mehr bekommen würde.

Als er ein Wimmern von Richies Bett hörte sah er endlich auf, die Augen rot und Wangen nass von den Tränen.
Richies Stirn war bedeckt mit Schweiß, sein Gesicht angespannt und er hatte die Hände in seiner Bettdecke verkrampft.
"Hey, shh- alles gut.", flüsterte Eddie und strich Richie über die verschwitzten Haare.
Er hatte augenscheinlich Fieber, fühlte sich heiß an.
Eddie wischte seine eigenen Tränen weg und ignorierte das Gewicht auf seinem Herzen.
Er ging in die Küche und holte Richie ein Glas Wasser.
Als er zurückkam sah er Richie aufrecht im Betg sitzen und schwer atmen.
"Hey. Alles ist gut, Richie. Du hast nur Fieber."
Richie nickte und lehnte sich gegen Eddies Arm.
"Ich habe nur schlecht geträumt. Irgendeinen Mist, ich kann mich nicht mehr erinnern."
Eddie nickte und reichte seinem Freund das Wasser.
"Wie fühlst du dich?"
Richie trank, dann sah er Eddie an.
"Krank", lachte er.
Auch Eddie musste kichern, es war einfach die Tatsache, dass Richie lachte.
"Kommst du zu mir?", fragte er mit großen Augen.
"Nein, du bist krank!"
Beide lachten wieder, doch schließlich schob Eddie die Bettdecke zur Seite und legte sich in Richies Arme.
"Wenn ich mir morgen auch die Seele aus dem Leibe huste, dann rede ich nie wieder mit dir!"
Richie kicherte, was sich allerdings schnell in ein ersticktes Husten verwandelte.
Er zog Eddie and sich un flüsterte in dessen Ohr: "Das könntest du nie, das wissen wir beide."
Eddie drehte sich um, sodass er Richie nun direkt ins Gesicht sah.
"Stimmt."
Sie lächelten sich an, bis der Astmatiker sich nach vorne lehnte und seinem Freund einen Kusa auf die Stirn gab.
"Ruh die aus, Rich. Dann geht es dir bald besser."
Richie nickte.
"Gute Nacht, Babe."
"Nacht", lächelte Eddie glücklich und kuschelte sich wieder an seinen Freund.
"Ich liebe dich, Eddsie."
"Ich dich auch."




































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Happy Pride-Month!!🏳️‍🌈❤

Hater or lover?♡ ~ReddieWhere stories live. Discover now