14. Thunder

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Gerade noch so schafften es beide, nicht durchnässt zu werden.
Beim Betreten entschuldigte sich Hinata, wie es sich eben in Japan gehört, für die Störung, da sagte Kageyama, dass seine Eltern über das Wochenende nicht zu Hause seien und er sich diese Floskel ersparen könnte. "Na und, ich zeige lieber einmal mehr Respekt als einmal zu wenig!", schaubte der Kleine, worauf der Jüngere die Augen verdrehte.

Sie hatten noch rechtzeitig Kageyamas Haus betreten gehabt, denn der Regen wurde Stärker und aus einem Fenster war kurz ein Aufblitzen zu sehen.
Es hatte geblitzt.
Hinata zuckte zusammen, während er seine Schuhe auszog.
Wie sollte er jetzt nach Hause kommen?
Er wollte doch nur seine Sachen abholen und so schnell wie möglich nach Hause.
"Uhm... Also... Du kannst hier bleiben, solange das Wetter schlecht ist.", bot Kageyama etwas verlegen an.
Diese Verlegenheit versuchte er so gut es ging zu überspielen, doch sein schnell rasendes Herz brachte ihn etwas zu sehr aus dem Konzept.
Hinata sah seinen Partner mit etwas geweiteten Augen an.
Ihm entging der leicht rote Schimmer auf Kageyamas Wangen nicht.
Die Bedeutung dieser Reaktion, konnte er aber nicht interpretieren. 
"Aber sobald es aufhört, nimmst du deine Sachen und wirst gehen!"
Zu früh gefreut...Da hatten wir unseren grimmigen König wieder. 
Hinatas Augen nahmen wieder normale Größe an, wurden sogar um einen Tick kleiner und er folgte zähneknirschend dem Gastgeber in sein Zimmer.
Das Haus war nicht allzu groß, vermutlich kleiner als das Haus in dem er mit seiner Familie lebte, aber es war schlicht und gemütlich eingerichtet.
Die Treppe, gleich links vom Eingang, führte auf die zweite Etage, wo sich vier weitere Türen befanden und auf eine davon steuerte Kageyama zu.
Die Tür wurde geöffnet und Hinata erblickte zum ersten Mal das Zimmer seines Rivalen.

Shoyo hatte sich ehrlich gesagt nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wie die Zimmer seiner Kameraden aussahen, doch seit sie auf den Weg zu Kageyama gewesen waren, stellte er sich zum ersten Mal die Frage : Wie sieht wohl das Zimmer eines solch präzisen Zuspielers, wie Kageyama es ist, aus?

Und da, da stand er nun mitten drin! 
Ganz schlicht in hellgrau, grau blauer Boden und hellgrau blaue, matte Vorhänge am Fenster, das sich auf der gegenüberliegenden Wand, von der Tür befand. Links unten vor dem Fenster stand ein schwarzes Bett, bezogen mit einem weißen und blauen Bettzeug und darauf lag ein Volleyball von der Firma Mikasa.
Den gleichen hatte Hinata auch zu Hause.
Am Bettende, auf dem Boden lagen Bücher gestapelt.
Bücher über Volleyball, und Sportkataloge waren in diesem Stapel zu erkennen.
Rechts vom Bett, an der anderen Wandseite, stand ein schwarzer Schreibtisch, passend zum Bett.
 Am Schreibtisch lehnte eine große dunkelgraue Fitnessmatte, die mit schwarzen Gummis fixiert war, damit sie sich nicht aufrollte.
Nebenan lag eine 10kg Hantel.
Über dem Bett war ein Brett montiert, worauf ganz viele Auszeichnungen eingerahmt standen und Staub fingen.
Ebenfalls an der Wand am Bett, hing ein großes weißes Papier, auf dem etwas gedruckt stand. Dem schenkte Hinata aber nicht so viel Beachtung.
Das Zimmer war klein und schlichter als er es sich vorgestellt hatte.
Richtig minimalistisch war es hier. 
"Wie lange willst du hier noch Wurzeln schlagen, setzt dich doch hin.", riss Kageyamas Stimme den kleinen Wirbelwind aus seinem Zimmerscann, weshalb er wieder erschrocken zusammen zuckte. 
Kageyama fühlte sich etwas unbeholfen.
Es war nie sein Plan gewesen, Hinata so weit in sein Revier eindringen zu lassen.
Er wollte ihm nur seine Tasche mit den Sachen geben und ihn danach "loswerden".
Das unerwartete Unwetter hatte ihm jedoch einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht und jetzt stand sein Rivale in seinem Reich und beäugte ganz detailliert sein Zimmer. Der Große konnte es sich nicht genau erklären, aber er fand den Anblick, wie Hinata am Türrahmen stand und mit diesem interessierten Glitzern in den Augen sein Zimmer scannte, zu süß.
Am liebsten hätte er ihm in die Wangen gekniffen und seine Haare durchgewuschelt...
Ein Schritt... Und er hielt inne.
Was machte er da, fragte er sich und drehte sich von dem Orangehaarigen weg, damit er seine rötlichen Wangen nicht sah.
Sich wieder beruhigt, legte er seine Tasche neben dem Schreibtisch ab und bot seinem Gast an, sich hinzusetzen.
Der Glanz in Hinatas Augen verschwand nicht, auch als er es sich auf seinem Bett gemütlich gemacht hatte.
"Whaaaa! Kageyama, dein Bett ist ja sooo weich! Ich habe nicht gedacht, dass du weiche Betten magst!", staunte die Nummer 10.
Kageyama knirschte mit den Zähnen.
Was hat das jetzt wieder zu bedeuten!? 
Bevor Kageyama aber etwas erwidern konnte, erklang ein sehr lautes Grollen gefolgt von einem Blitz und einem Stromausfall.
Hinata stieß einen nicht gerade männlichen Schrei aus und in einem Wimpernschlag war er auf Kageama gesprungen und klammerte sich zitternd an dem Jüngeren fest. 
Der Zuspieler war total überrumpelt von dieser Geste und stolperte ein paar Schritte zurück.
Das Gleichgewicht verlor er dabei wunderlicherweise nicht.
"O-OII BAKA! Was soll das?! Lass mich los!", er versuchte den kleinen Körper von sich zu schieben, doch vergeblich.
Als es wieder donnerte, verkrampfte sich  Hinatas Körper und sein Griff wurde stärker.
Egal was Kageyama versuchte und wie oft er ihn an maulte, nichts half.
Dabei übersah er im Dunkeln, dass der Ältere ganz und gar nicht in Ordnung war.
Es blitzte auf und erhellte ganz kurz den Raum und da sah er es!
Das kurze Glänzen in Hinatas Augenwinkeln.
Tränen! 
Sofort hielt er inne und tat das einzige, was er in dieser Situation für richtig hielt.
Seine Arme legten sich um seinen Körper und drückten ihn behutsam an sich. 

Ein weiterer Blitz gab ganz kurz zwei Gestalten zu erkennen.
Die größere Gestalt hatte seine Arme schützend um den Kleinere gelegt, während die kleinere Gestalt sich krampfhaft an dem Oberkörper des Größeren klammerte. 

Kageyama wusste, er würde diese Gestik später bereuen, aber gerade im Moment konnte er diesen Anblick des kleinen Wirbelwindes, der gerade eher einem verschreckten Welpen glich, nicht ertragen und ein, ihn bisher unbekannter Beschützerinstinkt meldete sich. 
"Hinata...", unterbrach Kageyama dann doch die Stille, "... Wenn du mich jetzt loslässt, gehe ich zum Stromkasten und mache wieder das Licht an." 
Hinata aber hörte kaum zu.
Seit er ein kleines Kind war, hatte er große Angst vor Gewitter, beziehungsweise dann wenn es Blitzte und Donnerte.
Diese Phobie hatte er einem Trauma in seiner Vergangenheit zu verdanken.
Was genau passiert war, daran erinnerte er sich nicht ganz genau, doch jedes mal wenn ein Blitz kam oder der Donner grollte, kamen vereinzelte Bilder wieder hoch, genauso wie die Gefühle und Ängste.
Normalerweise war seine Mutter immer zur Stelle,  bei solchen Schreckmomenten, wenn er sie erlitt und es irgendwie schaffte sie es immer wieder ihn zu beruhigen und für einen Augenblick ihm die Angst zu nehmen.
Doch gerade im Moment stand er mitten in einem ihm bisher fremden Zimmer und klammerte sich an das nächstbeste was, beziehungsweise wer, ihm bot. Nämlich Kageyama Tobio.
Seine Sinne waren wie benebelt und das einzige, was zu ihm durchdrang war eine stumpfe, verärgerte Stimme und das klare Grolle des Donners, was er als zu nah empfand. 
Sobald er aber unerwarteterweise zwei Arme um sich spürte, begann er sich allmählich zu beruhigen.
Der angenehme Geruch, seines Zuspielers, den er tief inhalierte, hatte etwas beruhigendes und vertrautes an sich.
Seine Sinne waren derart benebelt, dass er nicht mal mitbekam was sein Beschützer gerade zu ihm gesagt hatte.
Als er spürte wie sich der warme Körper von ihm entfernte, winselte er wie ein kleiner Hund. Sobald der Körper komplett von seiner Seite wich, sank er zu Boden und jaulte auf, als es wieder donnerte. 



21.04.2020
✔️Korrigiert✔️
13.01.2023, bearbeitet

Paragon Rivals [KageHina]Where stories live. Discover now