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P.o.v. Nico

Mein Blick verfolgte den blonden Haarschopf, bis dieser außerhalb meines Sichtfeldes verschwunden war. Plötzlich nahm ich meine Umgebung wieder überdeutlich wahr. Das Publikum applaudierte und die Musik verklang gerade, weshalb ich mich beeilte auch von der Fläche zu kommen. 
Mir wurde hinter den Kulissen von allen Seiten auf die Schulter geklopft oder hinterher gerufen, wie toll unser Auftritt doch war. Doch das interessierte mich momentan herzlich wenig, sie behinderten mich nur auf meinem Weg zu dem Blonden.
"Nico das war mal wieder allererste Sahne", fiel mir Alex um den Hals.
"Alex gib mir bitte noch fünf Minuten. Ich muss da etwas richtig stellen", ich löste ihre Arme von mir.
"Er hat das falsch verstanden?", vermutete sie.
Mit leidend verzogenem Gesicht nickte ich ihr zu. Daraufhin schob sie mich lachend weiter. Ich kämpfte mich also weiter durch die Massen, die sich in den Gang drängten.
"William!", rief ich ihm nach, als ich ihn erspähte.
Zu meiner Überraschung blieb er tatsächlich stehen und ich konnte zu ihm aufholen.
"Ich hab' schon verstanden, Nico", sprach er, als ich zu ihm aufschloss.
"Das glaube ich nicht, denn hättest du es verstanden, würdest du dich anders verhalten", widersprach ich ihm.
Damit ich ihm ins Gesicht sehen konnte, umrundete ich ihn.
"Ach ja? Was soll man daran falsch verstehen, wenn du mich da draußen nicht küssen wolltest? Es ist in Ordnung, Nico. Ich war zwar etwas enttäuscht, dass du mich nicht vor all den Leuten...", ich schüttelte schon seit einigen Sekunden den Kopf, doch nun unterbrach ich ihn mit einem innigen Kuss. 
Etwas verwirrt, aber mit einem seligen Lächeln auf den Lippen löste sich der Jüngere von mir.
"Es ist mir völlig egal, wer oder wie viele uns dabei sehen. Von mir aus, soll die Welt doch wissen, dass ich dich liebe. Aber ich glaube, unser Auftritt hat das schon ziemlich offensichtlich gemacht", ich atmete kurz durch, "Doch auf dem Laufsteg gibt es für körperliche Nähe die Vorschrift, sich nicht auf sexuelle oder anderweitige Weise zu nah zu kommen und dieser Kuss wäre zu nah gewesen. Ich meine, wir haben uns die gesamte Zeit über haarscharf an der Grenze aufgehalten, nur der Kuss... Er hätte zur Disqualifikation geführt und dass wollte ich nicht riskieren. Entschuldige, ich hätte dir davon vielleicht vorher erzählen sollen, doch im Einzel ist es nicht wichtig und...", Williams Hand an meiner Brust ließ mich inne halten.
"Schon okay. Es tut mir auch leid, aber ich muss noch mal auf etwas zurück kommen, das du gesagt hast", er grinst zu mir hoch.
"Was genau?", meine Stirn legte sich in Falten.
"Der Part mit >du liebst mich< würde mich nochmal interessieren."
Erleichtert atmete ich aus, meine Schultern sackten aus ihrer angespannten Haltung nach unten und auch meinen Kopf ließ ich kurz erleichtert hängen. Ertappt grinsend sah ich wieder zu dem blonden Jungen auf.
"Ich dachte immer, dass das die Grundlage von einer Beziehung ist."
"Ja, aber du hast es eben noch nie ausgesprochen", erwiderte der Blonde.
"Du doch auch nicht.", gab ich zurück.
Seine Hand fuhr hoch in meinen Nacken und zog mich zu einem neuerlichen, kürzeren, sanfteren Kuss hinunter.
"Ich liebe dich auch, Nico."

ENDE

(AN: Halleluja nein, natürlich nicht... 
Naja, an alle, die jetzt nicht wieder ewig warten wollen:
Beendet es wirklich hier. Ich bin im Abschlussjahr und habe nicht das Gefühl, dass ich Zeit zum Schreiben finde. Zumal ich momentan an anderen Dingen aktiver schreibe.
Für alle andern: Ende der Werbeunterbrechungen)

Die Teams standen nun alle versammelt auf der Bühne und warteten gespannt auf die Verkündung des Ergebnisses. Freya redete seit geraumer Zeit über Gott und die Welt, doch kam nun endlich zu dem, was uns wirklich interessierte. Ein kleiner rundlicher Mann mit Brille übergab ihr einen goldenen Umschlag und verschwand sofort wieder. 
"Und nun... kommen wir zum Hauptpunkt der heutigen Veranstaltung, die Siegerehrung", sie unterbrach ihre Rede um den Umschlag zu öffnen.
Eine Hand verflocht sich mit meiner. Als ich meinen Blick zu der Person wandte, empfing mich das unsichere Lächeln Williams. Beruhigend drückte ich seine Hand, bevor ich der Frau vor uns wieder meine Aufmerksamkeit schenkte.
"Auf dem vierten Platz haben es heute die Outfits von "Liatha", "House of life", "Children of Rome" und "Orellesias" geschafft",
Die Frau legte eine erneute Pause ein, in der die genannten Vertreter vortraten, um ihre Urkunden entgegen zu nehmen und Will mich ansprach.
"Warum gibt es keinen fünften oder sechsten Platz?"
"Vierter Platz heißt quasi so viel wie, erfolgreich teilgenommen. In der Modewelt kann eine schlechte Show den Tod bedeuten", erklärte ich.
"Platz drei ergatterte sich mit Raffinesse und Potenzial... "God's Chois"", ernannte Freya den Nächstplatzierten.
"Aber warum nimmt man dann an so etwas teil?", hakte der Junge an meiner Hand nach.
"Wenn du gewinnst, gewinnst du, hast der Welt gezeigt, dass deine Kleidung einzigartig und hochwertig ist und das Preisgeld, das ausgeschrieben ist, ist auch nicht zu missachten. Das ist vor allem für neuere, kleinere Designer ein sehr attraktiver Weg an Bekanntheit zu gelangen."
"Ich möchte nun die beiden verbliebenen Gruppen zu mir nach vorn bitten", ließ Freya verlauten.
Blitzen löste sich aus der Reihe und führte seinen elfenhaften Freund mit sich neben die hochgewachsene blonde Frau nach vorn. Auch Bell sah kurz durch unsere Runde, ehe sie nach Reynas Hand griff und sich mit ihr dazu stellte. Trommelwirbel wurde eingespielt.
"Warum bist du nicht mit vorne?", wisperte Will.
"Du kennst doch mittlerweile meinen Drang unbekannt zu bleiben."
Er bestätigte mich mit einem Nicken. Freya zog die Karte nun endgültig aus dem Umschlag.
"Der Gewinner, des heutigen Preises ist... "Blitzen's best"!"
Tosender Applaus bricht aus. Ich löse meine Hand aus der Wills, um mit einzusteigen. Blitzen erhielt ein Mikrofon und begann seine Dankesrede. Nach wenigen Minuten nahm diese Rede allerdings eine Wendung, die mir weniger gefiel.
"Doch ich glaube, es ist uns allen bewusst, dass meine Models und ich nicht den grandiosesten Auftritt des Abends abgeliefert haben. Dieser ist ohne Zweifel meinem guten langjährigen Freund und Kollege zu zuschreiben. Und deshalb bitte ich dich nach vorn, auch wenn ich weiß, wie sehr du es verabscheust im Mittelpunkt zustehen, Nico", damit hatte er sich zu mir umgewandt und winkte mich nach vorn.
Verdattert sah ich ihm reglos entgegen. Das konnte er mir doch nicht antun.
"Jetzt lass dich nicht so bitten und komm her", forderte der untersetzte Mann erneut.
Als ich mich nun immer noch nicht zuckte, begann Reyna damit meinen Namen zu rufen. Das Publikum stimmte einen Augenblick später ein und Will schob mich leicht nach vorn. Ich wandte mich dem Blonden zu, formte mit den Lippen "Verräter", worüber er nur lachte. Bevor ich doch zu Blitzen trat, griff ich nach Wills Handgelenk und nahm ihn mit mir. Wenn ich da jetzt durch musste, dann mit ihm. Blitzen legte mir eine Hand auf die Schulter, ehe er weiter sprach.
"Dieser Mann ist die begabteste Person, die mir je unter gekommen ist. Er ist ein Genie und ich schätze mich glücklich, mich seinen Freund nennen zu dürfen. Deshalb bitte ich Sie um einen kräftigen Applaus für Nico."
Die Gäste kamen seiner Bitte nach. Verunsichert lächelte ich ihnen entgegen und plante schon, wie ich Blitzen am unauffälligsten umbringen konnte.
"Oh Gott, Nico", lachte er in das Mikrofon, "Verzeih mir, aber heute musste es einfach mal sein... Welt, das ist Nico di Angelo."
Unwohl verneigte ich mich und hoffte entlassen zu sein.
"Okay, okay, du kannst gehen", gab der kleine Mann mit einem unterdrückten Kichern von sich.

Design it ~ SolangeloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt